guten Morgen, Michael!
Hab eben nochmal meinen beitrag von gestern durchgelesen, der ist so durcheinander. Ich merke, wie alles raussprudeln möchte und das so lange Zeit danach.
eines noch: Ich hab mich auch als 2. wahl gefühlt, weil die erste freundin 400 km weit weg wohnte.
ich hatte immer im hinterstübchen, dass, wenn es für ihn leichter gewesen wäre, diese affäre zu leben, er wahrscheinlich schon weg wäre.
eben wollte ich auch eine auszeit, eine räumliche trennung, damit ich mir selbst klar werden kann, was ich will und er sich klar werden kann, was er will. er hat so vehement versucht, an mir rumzuschrauben, wollte auf biegen und brechen selbstständig werden, hat sich für das alte haus geschämt bei anderen leuten, gab immer wieder unterschwellige kommentare ab, was wer besser hätte.
und ich erhoffte mir durch die räumliche trennung, dass, wenn er sich dann für mich bzw. uns entscheidet, er das mit voller überzeugung, aus vollem herzen macht.
leider hat er sich geweigert, vorübergehend in das we-haus seiner mutter zu gehen (eh nur 3 orte weiter und er war ohnehin nicht viel da), stattdessen meinte er, ich solle mit den kindern gehen, wenn ich schon meine, eine räumliche trennung zu brauchen.
alle drei wurden in dieser zeit auch nacheinander krank, ein magen-darm-infekt und es lief weiter wie bisher, denn mich hatte es nur gestreift und ich wollte so wie du die starke spielen.
das war sicher ein großer fehler, nicht darauf zu bestehen bzw. tatsächlich selbst eine auszeit zu nehmen, aber ich sah mich damals nicht darüber aus, zu dritt wo unterzukommen bzw. stand der wechsel vom kiga in die schule an.
beim zweiten mal vor drei jahren, nachdem ich wieder mal nicht schlafen konnte (hatte da auch noch nichts verschreiben lassen) und durchs haus geisterte, war er selbst auch unten im wohnzimmer.
ich sprach ihn darauf an, warum er mich so hintergangen hätte und nicht vor dem betrug offen mit mir redete, ist er nur wütend geworden, hat ein paar t-shirts genommen, seine hosen waren schon gar nicht mehr hier, und ist noch in der nacht mit den worten: du kannst einfach nicht ruhe geben, jetzt kannst du den kindern erklären, warum ich gehe, gegangen.
hätte ich meinen mund gehalten, wäre er noch dageblieben (was natürlich humbug ist - danach hab ich erst bemerkt, wieviel von seinen sachen schon fehlte).
dabei sind da erst knapp zwei monate vergangen, dass er mir eröffnete, dass er seine freiheit braucht und die enge der familie nicht mehr ertragen kann und erst zwei wochen, dass ich erfahren habe, dass es doch schon jemand anderen gibt.
und bei meinem freund war es so, dass sie, während er arbeiten war, so viele kleinigkeiten schon in die neue gemeindewohnung packte und an diesem samstag dann das kinderzimmer noch siedelte.
er war damals auch schon wieder am besserwerden, hatte aus der tagesklinik und dem projekt dort raus arbeit gefunden, seine frau hatte die ganze zeit schon seit beginn der erkrankung unterstützung für sich und die kinder in form einer familienhelferin, die wochentags jeden nachmittag für drei stunden kam.
alles schien für ihn, dass es wieder aufwärts geht, nie wollte sie für sich selbst hilfe in anspruch nehmen, weil sie ja nicht die depperte wäre.
er hat erst im nachhinein gemerkt, wie abwertend das ganze für ihn war, weil er sich selbst schon wunderte, dass es einfach nicht so schnell besser wurde und er in kurzen abständen heftige schübe bekam.
ah, und was ich noch schreiben wollte: ich hab mich gesundheitlich auf sämtliche geschlechtskrankheiten durchchecken lassen, weil ich so angst hatte damals und dann wieder.
damals war er ja offensichtlich ohne Kond. intim und als ich bat, dass er sich bitte auch untersuchen lässt, bekam ich zur antwort, dass, wenn ich nichts hätte, er ja auch nichts hat.
die wartezeit bis zum endgültigen ergebnis war die hölle für mich, aber ich stieß auf völliges unverständnis.
so im nachhinein weiß ich, wie ich bewusst gedemütigt wurde und wie ich mich selbst erniedrigt habe.
weißt du, ich hab mir auch so viele vorwürfe gemacht, dass ich dies und jenes tun oder lassen hätte sollen, energischer auf seine launen reagieren hätte sollen usw. . bei mir kam leider auch hinzu beim ersten mal, dass ich mir immer winter sehr kompliziert das waden- und schienbein brach und ich auf hilfe angewiesen war, die eh nur in form von meiner mutter und meinen freundinnen kam. ich war da drei monate außer gefecht und selbst das hab ich mir im nachhinein vorgeworfen beim zweiten mal.
es war dann so, dass ich die putzjobs lassen musste, weil es wirklich eine blöde geschichte war mit meinem bein, ich aber einen tollen angemeldeten job für vormittags angeboten bekam, bei dem ich die ferien auch frei hatte. optimal eigentlich, hab es auch angenommen, obwohl er zu mir sagte, dass ich mich selbst darüber aussehen müsste, er würde mir am we nicht helfen, weil er eben so viel arbeiten ist.
ich hab das geduldet, obwohl ich heute weiß, dass er ja nur so viel weg war, gearbeitet hat er wie jeder andere auch von den stunden her, nur konnte er mit seiner freizeit nicht umgehen und hat sich selbst so gesehen.
er wollte mich auch nicht unterstützen mit den kids, als ich eine fortbildung in der neuen sozialen richtung machen wollte, da hätte er am samstag da sein müssen bzw. er halt das mit den kids regeln müssen.
ich hab's natürlich immer wieder rausgeschoben, weil ich meiner mutter nicht zumuten wollte (mein vater war Alk.), außer freitag nachmittag die kids auch noch samstags zu haben.
bei unserem ende, als ich meinte, er hätte mir, wenn er ja wusste, dass er gehen will, wenigstens noch bei der ausbildung helfen können, damit wir dann nicht so dastehen mit wenig geld, sagte er, ich wäre selbst schuld, ich hätte es halt einfach tun sollen und als ich fragte, wie ich das alles schaukeln hätte sollen mit vormittagsjob (ca. 400 euro), freitag und samstag colleg und lernen und haushalt und kids ab mittag, sagte er, ich würde ja so viele leute kennen, ich hätt halt die fragen sollen.
bei meinem freund war's ähnlich, jeder schritt in ein weiterkommen wurde ziemlich erschwert, über fortschritte durfte er sich kaum freuen, weil seine frau sich dann in ihrer freiheit eingeschränkt sah.
ihr war es nicht unrecht, dass er viel zuhause war, dort nach möglichkeit mithalf bzw. die kinder hütete, damit sie ihre wohlverdiente freizeit nehmen konnte (nichtmal ironisch gemeint).
sein erster job war eine hausmeistertätigkeit von zeitig in der früh bis vormittags und er ist ein sehr häuslicher typ, hat anfallende haushaltsarbeiten dazu übernommen, obwohl er was anderes vor der erkrankung ausübte und sie hat sich dafür geschämt.
sie war auch unzufrieden, dass es, wenn urlaub möglich, den nur noch mit der bahn gab (er musste das auto verkaufen damals wegen des geldes) und als er ihr vorschlug, dass sie auch stundenweise arbeiten gehen könne, die kinderbetreuung wäre ja durch ihn gesichert, meinte sie, dass sie das sicher nicht tun würde, weil sonst die begünstigungen durch seine krankheit wegfallen würden und sie außerdem nicht in den 70ern wären.
ganz oft hat er sie gebeten, mit zur therapeutin zu kommen, damit sie sich gemeinsam über die nun ständig ändernden umstände auszutauschen und neue wege zu finden, er wäre den weg seiner gesundung und die damit verbundenen fortschritte und rückfälle gerne mit ihr gegangen, aber sie wollte das nicht, weil er ja der kranke wäre und nicht sie.
das vertrackte dabei ist aber, dass, egal welches ereignis (ob krankheit oder sonst ein einschneidendes erlebnis) und die veränderungen dabei, immer beide partner betrifft.
durch ignorieren zieht man das nur unnötig in die länge oder maximiert sogar.
ich hoffe auch, dass du dir verinnerlichst, dass diese krankheit wirklich nicht selbst gewählt ist, genau so wenig, wie andere schlimme krankheiten oder unfälle, die meist sogar noch eine depression nach sich ziehen.
vielleicht schaffst du es, deine frau von dieser unterschwelligen schuldzuweisung abzubringen und eure tatsächliche ehe anzuschauen, vielleicht auch schon die vor der depression?
sodala, ich muss jetzt los, die zeit verrinnt so erschreckend schnell.
baba, zuversicht