Zitat von paul_f:Hallo @bekannte,
ich freue mich auf die Diskussion, bin aber mit der emotionalen Art Deiner Antwort nicht ganz einverstanden.
Hast Recht. Für Dich muss sich das lesen als würde ich mich lustig machen. Tu ich nicht. Entschuldige bitte, dass ich das so formuliert habe. Mich erstaunt nur immer wieder, wie unterschiedlich die männliche und weibliche Wahrnehmung und Weiterverarbeitung der Information abläuft.
Das etwas nicht stimmt, war mir klar. Die Tragweite war mir nicht bewusst
Das scheint ein immer wiederkehrendes Muster zu sein, dass sich bei Frauen Kleinigkeiten zu einem Gesamtbild fügen, das Trennung als normale Option auftauchen lässt. Bei Männern scheint es eher ein großes / einschneidendes Ereignis zu sein, nach dem Mann sich trennt.
Für mich haben wir relativ isolierte Dinge diskutiert. Sowas wie isolierte Probleme in einer Partnerschaft kenne ich überhaupt nicht. Kann ich mir noch nicht mal in der Theorie ausdenken. Denn alles hängt doch mit allem zusammen. Jeder Umstand, jede Handlung zeigt doch eine dahinter liegende Haltung und eine Rangfolge von Wichtigkeiten.
Niemand trennt sich, weil der Partner Hornhaut an den Füssen hat. Aber die Hornhaut ist, wenn sie stört und angesprochen wird, doch nie ein isoliertes Problem, sondern zeigt Pflegezustand, Bemühen um den Partner, Zuhören, Wertschätzung sich selbst und dem Partner gegenüber, allgemeine Kommunikation, Grad des liebevollen Umgangs, etc.
Also ja, Frau KANN sich nach 2 Jahren des Hinweises auch wegen der Hornhaut trennen. Aber da ist nichts isoliert oder klein.
Eigentlich Kleinigkeiten, mit denen sie unzufrieden war, mit denen ich unzufrieden war. Die großen Dinge, die meine Frau nun als Begründung für Trennung genannt hat, hat sie mir erst um die Ohren gehauen, als sie sich wirklich getrennt hat.Die großen Dinge können ihre offizielle Begründung und totaler Humbug sein, weil wenige Frauen wie meine Freundin sind und sich trauen, 21 Jahre Ehe mit zwei Kindern im Teenageralter offiziell und wahrheitsgemäß aus einem einzigen Grund aufzulösen seine Unordentlichkeit. Da hätte es ja auch eine Lösung geben müssen. Und ihr Mann war völlig geplättet und hat beteuert, dass er, wenn er gewusst hätte, dass seine Familie daran zerbricht, öfter aufgeräumt hätte. Aber sie meinte, wenn ich 20 Jahre an jemanden ranlabere und es ändert sich nichts, ist das nicht der Mann, auf den ich die nächsten 20 Jahre setze. Die meisten Frauen hätten in dem Fall als offizielle Begründung angegeben, er hat mir überhaupt nicht zugehört, meine Bedürfnisse immer hinter seiner Bequemlichkeit angesiedelt und ich hab alles versucht, aber es geht nicht mehr. Und sie hätten damit nicht gelogen.
Möglicherweise sind die großen Dinge, die sie jetzt als Trennungsgrund angibt, die Quintessenz der kleinen Probleme, wegen der ihr in Therapie wart.
Ich halte es für möglich, dass die Therapie eine Möglichkeit meiner Frau war, um Klarheit für sich zu erlangen, dass sie sich aber im Prinzip schon vorher von mir abgewendet hat.Das ist gut möglich, dass sie in den letztes Zügen des Haderns war und die Therapie noch gemacht hat, damit sie sich später keine Vorwürfe machen muss, nicht alles probiert zu haben.
Ich habe meine Frau sehr geliebt und liebe sie immer noch. Gas gegeben hab ich immer. Sie hat wohl was anderes erwartet, aber ihre Erwartungen an mich nie klar kommuniziert, nur subtil. Warum kann man als Erwachsener Erwartungen nicht klar kommunizieren? Warum soll der Mann immer alleine drauf kommen? - Darum geht es mir.Ich hatte mal einen Langzeitverlobten, den ich kurz vor der Hochzeit verlassen habe, weil er den lose anvisierten Termin aus beruflichen Gründen verschob. Der Mann war fassungslos, meinte nur, wenn er gewusst hätte, dass mir das so wichtig ist, hätte er den Job doch sausen lassen. Ich hätte doch nur was sagen müssen. Auch mein Dad war schockiert. Ich hätte ihm doch nur was sagen müssen, dann hätte er meinen Verlobten angerufen und ich hätte meine Hochzeit gehabt.
Die haben es nicht verstanden. Es ging nicht um die Hochzeit. Von mir aus hätten wir überhaupt nie heiraten müssen, um glücklich bis zum Tod zusammen zu sein. Es ging darum, dass ich nicht mit jemandem den Rest meines Lebens verbringen wollte, der als Tiger springt und als Bettvorleger landet, der ewig lange Ankündigungen macht und dann immer was dazwischen kommt, sich die Prioritäten also ständig ändern und die Erwartungshaltung an mich ist, ich müsse laut meckern, um bei diesen Planänderungen Gehör zu finden. Und es ging darum, dass ich einen Mann, der mich irgendwann mal, wenns passt und nichts dazwischen kommt, heiratet, nie heiraten würde.
Was genau hätte ich diesem Mann zu welchem Zeitpunkt sagen sollen, damit er versteht?
Wie gesagt, für mich waren es isolierte Punkte, die wir mit der Paartherapeutin diskutiert haben. Dinge, an denen wir lange alleine geknabbert haben. Für mich war das der Anfang, dass es uns wieder besser geht. Wir haben die letzten Jahre viel zusammen durchgemacht. Wir hatten auch viel Stress miteinander, das hat sich aber über die Jahre nicht wirklich geändert. Wir hatten bis zuletzt noch extrem schöne Zeiten miteinander.
Daher kam das für mich sehr überraschend.Und für mich nicht.
Wie gesagt, geht mir das Konzept isolierter Probleme völlig ab. Im Kleinen das Große ist doch nirgends so wahr, wie in Beziehungen. Und schöne Momente können, müssen aber nicht den Rest aufwiegen. Paartherapiebedarf ist Hadern mit Schiedsrichter. Lange Jahre des Stresses davor. Da hatte sie vermutlich noch die Hoffnung, dass es einen Schlag tut und sich eure Paardynamik so grundlegend ändert, dass ihr ein anderes Niveau erreicht, von dem aus wieder Aufbauarbeit möglich ist. Aber kleine Schritte der Verbesserung reichen in dem Stadium doch nicht, um den langjährigen Verschleiß zu reparieren.
Meine Frau hat mir nie auf eine Art und Weise, die ich verstehe, kommuniziert, dass sie ein so grundlegendes Problem sieht und über Trennung nachdenkt. Im Gegenteil, kurz vor der Trennung hat sie mir noch gesagt, wie sehr sie mich liebt. Nach einer 2-wöchigen Dienstreise war dann alles anders, wahrscheinlich, weil sie sich in dieser Zeit in jemand anderen verliebt hat.Gut möglich, dass das die Trennung beschleunigt hat.
Aber die Paartherapie nicht als Aufforderung zum großen Sprung nach vorn zu sehen, ist in meiner Welt eben undenkbar.
Ich sehe aber, dass Du da völlig anders gestrickt bist und es daher wirklich nicht hast kommen sehen.
Eine klare Kommunikation der Tragweite aus ihrer Sicht wäre aus meiner Sicht die Grundlage gewesen, um gemeinsam zu überlegen, ob etwas zu retten ist.Nee, too little too late.
In dem Stadium ist gemeinsam überlegen, ob und mehrere Termine für das Wie nicht das, was die Hoffnung und Gefühle wieder aufflammen lässt. Da hätte allenfalls noch eine große Geste geholfen. Aber wenn Du die Distanz nicht gespürt hast, ihr inneres Bilanzziehen und probeweises Koffer packen, dann hättest Du auch nicht das Gespür dafür entwickeln können, mit welcher Geste Du das Ruder noch rumreissen kannst. Sie ist Dir einfach entglitten. Vermutlich über einen langen Zeitraum jeden Tag ein kleines Stück.
Ich hätte mir gewünscht, dass sie sagt, dass sie über Trennung nachdenkt. Ohne Ultimatum. Dann hätte ich das gerne gemeinsam mit der Paartherapeutin und auch alleine mit ihr aufgearbeitet.Um noch genügend Geduld für gemeinsame Aufarbeitung zu haben, hätte sie 2-3 Jahre früher kommen müssen. Da gab es aber vermutlich noch keine konkreten Trennungsgedanken.
Die Trennungsgedanken ohne Ultimatum anzukündigen, kann gar nicht funktionieren. Bis Du an den Kern des Problems rangekommen wärst, wäre sie weg gewesen und Du davon eben auch überrascht worden.
Stell es Dir wie eine immer dünner werdende Arterienwand vor. In dem Moment, in dem die Beziehung als solches diskutiert wird, ist die Arterie geplatzt. Keine Zeit für die Frage, wie es dazu kommen konnte, und mit kleinen Maßnahmen Aufbauarbeit zu leisten. Da hilft, wenn überhaupt, nur noch die große Geste, mit maximalem Anpressdruck das Ausbluten zu stoppen.
Wenn meine Frau in gewissen Bereichen klare Erwartung formuliert hätte, hätte ich darüber nachgedacht, etwas zu ändern. Genau wie erwartet hätte, dass sie darüber nachdenkt, auf meine Erwartungen Rücksicht zu nehmen. Dann hätten wir weiterschauen können.
Nach über 8 Jahren Beziehung halte ich sowas nicht für zuviel verlangt.Wenn Deine Frau wie ein Mann funktioniert hätte, wäre es so passiert und ihr wärt heute noch zusammen.
Ich als Deine Frau hätte während einer akuten Beziehungskrise, in der man sich noch zu einer Paartherapie aufrafft, erwartet, dass während einer 2wöchigen Dienstreise jeden Tag ein anderer Lieferservice vor der Tür steht (Blumen, Pralinen, etc.), damit ich mich daran erinnere, was ich an meinem Mann habe und wir nicht Gefahr laufen, dass mir in seiner Abwesenheit auffällt, wie anders ich mich ohne ihn fühle und überlege, ob ich mich die nächsten 8 Jahre nicht lieber anders fühlen möchte.
Rate mal, wie häufig meine Männer Lieferservices in Abwesenheit beauftragt haben? In den Anfangsmonaten der Beziehung schon. Während akuter Krisen oder läuft gerade so okay-Zeiten nie.
Finde ich auch nicht zuviel verlangt, um mein Herz zu behalten. Macht bloß kaum ein Mann.
Unterschiedliche Wahrnehmung der Ausgangssituation und der Heilungsmöglichkeiten. Leider.