Liebe Pucki,
kaum zu glauben, dass sich das Leben mit all seinen Abwegigkeiten immer wieder wiederholt. Ja, unsere Geschichten ähneln sich schon sehr. Ich weiß nicht, wie es bei Euch dazu kommen konnte. Meine Frau sagt, dass ich mir jahrelang keine Gedanken um unsere Partnerschaft gemacht habe. Ich hätte meinen Kopf gehabt und Dinge, die nicht nach meinen Vorstellungen liefen, hätten Frust bei mir ausgelöst. Da mag sie Recht haben, insbesondere in meinem (und ihrem) Unvermögen, daraus irgendetwas vorwärts Treibendes zu machen. Darüber mache ich mir heute viele Gedanken und will es weiter für diese Partnerschaft tun, sofern sie eine Chance auf Fortbestand hat. Momentan kreist bei mir alles um diesen Gedanken.
Einerseits beschäftigt mich die Affaire, wie es dazu kommen konnte, mit welchen Gefühlen die beiden sie leben, ob und wie es einen Schlussstrich darunter überhaupt geben kann..., andererseits hinterfrage ich auch mich, wie ich mit einer zurückkehrenden Ehefrau umgehen würde, was meine Eifersucht auf das ewig Unbekannte mit mir machenn würde, ob und wann wir beide einander verzeihen könnten und ob ihre Liebe wieder erwachen könnte. Momentan kann ich damit umgehen, dass ich mit dem, was sie mir von ihrem Innersten mitteilt, mich zufrieden geben muss. Früher habe ich mehr gebohrt. Hier bin ich bescheidener geworden. Ob das so bleibt? Ich werde immer mehr Vertrauen schenken müssen, als es die Situation und das Leben eigentlich angemessen erscheinen lassen.
Im Moment ist aber ja noch alles offen. Sie hat sich noch nicht entschieden. Ja auch sie sagt mir, dass sie sich verlaufen hat. Sie hat dort etwas gefunden, was sie bei mir seit Langem vermisste. Statt sie rauzuschmeißen, denke ich darüber nach, wie ich es ihr zurück geben kann. Ja auch in einer Ehe - und insbesondere da - muss man dem Anderen das Leben bleibenswert machen. Immer. Oder Wieder - und dann für immer. Fr mich hat diese Beziehung einen so hohen Wert, dass ich das Unverständnis der Mitwissenden in Kauf nehme, die Verletzungen und Demütigung des betrogen werdens noch ca. 1 Monat aushalten werde. Durch Behandlung, Gedankenaustausch, Medikamente hat sich das Gefühl der Fallgeschwindigkeit abgeschwächt. Dies ist mir im Moment hilfreich. Die Medis will ich möglichst rechtzeitig vor dem Entscheidungstag absetzen, damit ich bei wachem Verstand bin, wenn sie/ich/wir die entscheidende Weiche für die Zukunft stellen.
Ich bin froh, dass ich das Leid und den Schmerz spüren kann, ohne Hass, ohne den Gockel des verletzten Stolzes und ohne das beleidigte Gefühl, gedemütigt worden zu sein.
Sie ist und bleibt meine geliebte Frau. Vielleicht reicht das nicht, um gemeinsam weiter leben zu können. Hier liegt die Entscheidung ganz klar bei ihr: Sie kennt die Bedingungen, die zunächst sie erfüllen muss, um mit mir neu anfangen zu können. An einem festen Entscheidungstermin halte ich fest. Wenn sie mit mir weiterleben möchte, muss sie die Affaire 100% ig beenden. Sollte sie sich für das Fortführen der Affaire entscheiden, wird sie auch die räumliche Trennung in Kauf nehmen müssen, d. h. sie wird ausziehen. Dann wird die Zeit zeigen, ob sich unsere Wege wieder kreuzen.
Danke für Deine einfühlsamen Worte. Ich werde mit meiner Geschwindigkeit und mit meinem Empfinden, was zu tun ist, da durch gehen. Ich wünsche Dir eine für Dich weise Entscheidung und die Kraft, sie dann zu tragen - und einen Ehemann, dem die Scheuklappen von den Augen abfallen und der seinen Weg hinterfragt. Sowas soll es auch geben.
LG Ulle
16.03.2016 08:44 •
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