Ehe- und Familienberatung hat nichts gebracht

F
Nach fast 10 Jahren Ehe habe ich mich von meinem Mann getrennt - zunächst mal für 6 Monate. Der Gründe gibt es viele - wir haben auch versucht über eine Ehe- und Familienberatung diese zu lösen. Hauptproblem ist seine Form des Umgangs mit unserer gemeinsamen Tochter (8 Jahre).

In der Therapie wurde ich nach kurzer Zeit ziemlich nutzlos, weil ich angeblich nichts ändern kann. Bin total frustriert und denke, dass eine Ehe mehr ist, als ein bloßes Zusammenleben. Vor allem vor christlichem Hintergrund sehe ich sie als unlösbar an - ist schließlich ein Versprechen, und ich stehe zu meinen Versprechen. Aber was kann ich tun: zusehen, wie meine Tochter vor die Hunde geht? Kein Selbstbewußtsein hat, weil nichts gut genug ist? Man darüber nicht reden kann? Wir haben beide keine neuen Partner und wollen auch in nächster Zeit keine suchen. Und ich denke, es tut uns beiden weh. Aber gemeinsam war es einfach nicht mehr erträglich - und irgendwo muß man die Grenze dann auch ziehen. Meiner Tochter ging es schon nach zwei Wochen Trennung viel besser. Sie ist viel fröhlicher und weniger angespannt. Sonst stand sie schon zitternd vor der Tür und fragte, ob der Papa schon zu Hause sei. Trotz allem liebt sie ihn natürlich auch - vor diesem Hintergrund kann ich sie aber nicht allein mit ihm lassen. Er setzt seine Therapie fort - ich habe aber leider noch keine Veränderung bemerkt. Ich habe inzwischen auch eine Therapeutin gefunden und hoffe, aus meiner Isolation rauszukommen. Hat jemand (Mann oder Frau) Erfahrung mit so was? Gibt es noch eine Chance? Was kann ich tun (nach Ansicht der Therapeutin: gut für mich selbst sorgen - nur habe ich darin keine Übung, weil ich immer nur für die anderen da bin) und meine Grenzen akzeptieren (ich könne ihn nicht ändern). Fällt mir echt schwer und ich versuche das zu verdrängen - und nicht zu verarbeiten. Fällt mir auch schwer, wieder alte Bekannte anzusprechen und sich zu verabreden (frühere von uns beiden oder von mir). Sämtliche Bekanntschaften sind im Laufe unserer Ehe eingeschlafen (er ist ein ziemlicher Eigenbrötler). Zu seiner Familie gibt es keinen Kontakt - so blieb nur meine Familie übrig.

04.02.2005 23:10 • #1


E
Hallo fazerBS,

erst mal Gratulation zu Deinem Schritt. Auch die Veränderung Deiner Tochter zeigt Dir, das es richtig war.
Wie es weitergeht wird die Zeit zeigen. Wenn er ernsthaft an seinem Problem arbeitet kann die Auszeit von 6 Monaten hilfreich sein.
Sollte das nicht der Fall sein, sollte Dir Deine Tochter weiterhin wichtiger sein als ein Versprechen, das Du abgegeben hat. Auch Dein Mann hat es gegeben, und müßte deshalb um das Wohl der Familie bemüht sein.
Was Dir Deine Therapeutin sagt, trifft schon zu. Aber auch das braucht seine Zeit. Selbst wenn man den Wunsch hat rauszugehen kostet es viel Überwindung alte Kontakte aufleben zu lassen, oder neue zu knüpfen.
Vielleicht würde es Deiner Tochter und Dir gut tun eine
Mutter-Kind-Kur zu machen. Da gibt es auch Therapien die für Deine Tochter wichtig wären, denn auch sie hat etwas zu verarbeiten und das müßte kindgerecht geschehen.
Deine Therapeutin oder Euer behandelnder Arzt wird Dir da sicher helfen können.

Mach weiter so, Du bist auf dem richtigen Weg. :)

Gruß
Wuppi

04.02.2005 23:42 • #2


A


Ehe- und Familienberatung hat nichts gebracht

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E
Liebe fazer,

wir haben ja schon darüber gesprochen, dass diese Trennung momentan das Beste für deine Tochter ist, auch wenn ihr beide darunter leidet.

Ich kenne ja den Hintergrund der Geschichte, warum dein Mann Probleme mit eurer Tochter, es wäre wohl sinnvoll, hier auch für die anderen Forumsteilnehmer hinein zu setzen, welcher Art eure Probleme sind.
Für den Nichteingeweihten liest es sich ehr nach Pubertätsproblemen ;) und nicht nach Krankheit deiner kleinen Tochter.

Ich wünsche dir alles Liebe und viel Kraft für die nächste Zeit

Thilde

05.02.2005 09:53 • #3


F
Also, nochmal zur Präzisierung, wie Thilde anmahnt.

Besagte Tochter ist 8 Jahre alt (wird im April 9). :) Die Probleme mit ihr hat mein Mann, seit sie mit gut 15 Monaten an Epilepsie erkrankte - und in der Folge Medikamente nehmen mußte, die ihr einige körperliche und entwicklungsmäßige Probleme eingebracht haben. So hat sie u.a. Gleichgewichtsprobleme, hatte als Kleinkind Gangunsicherheit (torkeln), hat einen Tremor (bei Streß richtig heftig), Wahrnehmungsstörungen und Entwicklungsverzögerungen. :( Sie hat natürlich schon viel Therapie gemacht (Krankengymnastik, Ergotherapie, Logopädie; teilweise 3 Termine pro Woche), hat sogar Fahrrad fahren gelernt, läuft inzwischen meilenweit (im Bayerischen Wald ist sie im letzten Sommer bis zu 15 km gelaufen, und das bergauf und bergab!), geht in die Regelschule (tut sich da allerdings schwer, weil sie halt langsamer ist, nicht aber dümmer, wie wir vor Schulbeginn festgestellt haben). :P
Inzwischen haben wir nur noch die Nebenwirkungen, keine Anfälle mehr. Sie ist ein fröhliches und eigentlich recht unkompliziertes Kind (höre ich von allen, ob das KiGa war, jetzt Schule, Betreuung usw.), allerdings sehr sensibel.

Mein Mann konnte mit diesen Problemen offenbar nicht zurecht kommen und stellte ziemlich hohe Anforderungen an sie - die sie nicht erfüllte. Er ist sehr emotional mit ihr, schreit sie bei kleinsten Kleinigkeiten an (z.B. Kleckern beim Essen, Trinken verschütten, usw. - aber mach das mal einer mit Tremor!). Hat sie auch als Kleinkind öfter mal beiseite gestoßen (dabei hat sie sich auch schon verletzt), grob angefaßt (blaue Flecke) oder ihr einen Klaps gegeben. Ich selber bin gegen körperliche Gewalt und die erste Therapie war in sofern erfolgreich, als er sie kaum noch so behandelt hat. Stattdessen wurde dann psychischer Druck ausgeübt. Wenn du so weitermachst, landest du auf der Sonderschule - bleibst du sitzen - steck ich dich in ein Kinderheim! Oft wurden Drohungen ausgesprochen. Gelobt wird nicht - sie soll halt funktionieren. Selbst die 15 km Tour war nichts Besonderes für ihn (sie blieb doch glatt zwischendrin stehen, um Heidelbeeren zu pflücken, Picknick zu machen oder nur die Gegend anzusehen)! Und auch 40 km Radfahren nicht (zu langsam).

Mit ihm darüber reden ging nicht, denn er ist überzeugt davon, für sein Kind das Beste zu tun. Sie müsse an sich arbeiten sonst würde nichts aus ihr. Sie solle nicht so faul sein. Dabei ist sie sehr ehrgeizig und fleißig. Viele Dinge muß sie mehrfach probieren, bevor Sie einen für sich gangbaren Weg findet. Und so schnell gibt sie nicht auf! ;D Natürlich habe ich sie auch immer motiviert und viel gelobt, wenn mal wieder was Neues funktionierte. Ich traue ihr auch was zu und nehme ihr nicht einfach alles ab - man muß halt mehr Zeit einplanen. :( Aber sie ist sehr hilfsbereit und kommt von sich aus.

Die zweite Therapie hat bisher noch keine Veränderung gebracht. Es verging kein gemeinsames Essen ohne ständiges Genörgel (seinerseits). Kein Wochenende oder Urlaub ohne Streß.

Innerhalb der gesamten Zeit seitdem gab es natürlich auch Tage, an denen er nett war. Das war meistens nach einem richtig großen Krach der Fall. Aber das hielt leider immer nur ein paar Tage oder Wochen an. Danach verschlechterte sich das immer rapide. Vor 4 Jahren war ich mit ihr zu einer Mutter-Kind-Kur und schon damals riet die Psychologin dort mir zu einer räumlichen Trennung. Allerdings war er nach der Kur eine Weile sehr nett zu uns - und irgendwie hab ich mich nicht dazu durchringen können. Ich dachte auch immer, dass ein Kind beide Eltern braucht. Zum Schluß wurde es aber so schlecht, dass sogar die Lehrerin mich angerufen hat, weil die Kleine in der Schule Schauermärchen erzählt hat.

So, jetzt habe ich hoffentlich alles erwähnt, nichts beschönigt (auch nicht meine eigene Unentschlossenheit) oder verschlechtert (hoffe ich).

05.02.2005 19:41 • #4


E
Hi fazer,

hat Dein Mann Dir mal erklärt, warum er so reagiert?
Vielleicht werden ihm durch die Therapie die Augen geöffnet. :-/

Habe mir sowas schon bei Deinem ersten Eintrag gedacht. Ich weis aus eigener Erfahrung wie schwer es in unserer Gesellschaft ist, wenn man nicht der Norm entspricht. Bei mir ist es mein ältester Sohn.
Gerade deshalb glaube ich das Deine Tochter Hilfe braucht. Sie merkt wie Du unter der Trennung leidest und gibt sich vielleicht die Schuld dafür. Die momentane Besserung kann sich dann ganz schnell ins Gegenteil verwandeln. Außerdem muß sie auf eine eventuelle Rückkehr ihres Vaters vorbereitet werden.
Kinder verarbeiten das in der Therapie durch malen und musizieren. So können sie ihre Gefühle rauslassen, weil sie das Alles noch nicht in Worte fassen können.

Du hast schon sehr viel für sie getan, und Du kannst stolz auf Dich sein.

GLG
Wuppi

05.02.2005 20:23 • #5


F
Klar habe ich meinen Mann danach gefragt - es kam aber nie etwas verwertbares raus. Er wolle Frieden beim Essen (hätte er haben können, wenn er den Mund gehalten hätte), die Kleine solle es zu was bringen, usw.

Die erste Therapie hat nichts in der Hinsicht gebracht. Der Therapeut meinte zu ihm, er habe Angst. Das hat er aber kategorisch abgelehnt.

In der zweiten Therapie ist er seit einem Jahr. Er hat da mit dem Therapeuten mal eine Reise in die Vergangenheit gemacht und festgestellt, dass es mit der Krankheit anfing (das wußte ich aber schon vorher, weil ich es ja erlebt hatte).

Ich vermute, er ist mit der Situation psychisch und menschlich überfordert.

Eventuell macht er sich auch selber Vorwürfe. Das könnte daran liegen, dass uns ein Arzt gesagt hat, die Neigung zu Anfällen sei vererbbar - und mein Mann hatte in Folge einer Meningo-Enzephalitis im Jugendalter (ca. 20 Jahre war er da) auch Anfälle. Aus dem Grund haben wir uns auch nicht getraut, noch ein zweites Kind zu haben - es hätte sich alles wiederholen können und ich war mit einem kranken Kind und meinem Job schon mehr als ausgelastet! Dazu habe ich ihm zwar schon einiges gesagt, aber entweder will er es nicht hören oder nicht wahrhaben. Wir wußten es vorher auch nicht - also sind irgendwelche Schuldzuweisungen völlig fehl am Platze.

06.02.2005 20:22 • #6


E
Mir hat ein Arzt mal gesagt, das nicht mein Sohn das Problem ist, sondern das ich ein Problem mit meinem Sohn habe.
Ich konnte ihn einfach nicht so nehmen wie er ist.
Leider hilft es Dir nicht wie ich das Problem gelöst habe, da es Deinem Mann nicht weiter hilft.
Habe mir die Schuld am Zustand meines Sohnes gegeben, obwohl es Schicksal war. Mein Problem war auch das ich versucht habe die Erwartungen Anderer zu erfüllen. Ich fühlte mich für alles verantwortlich, und das verlangen Andere heute noch von mir, obwohl er schon 26 ist.

Es tut mir Leid, das sich das Alles auf Eure Ehe ausgewirkt hat.
Vielleicht schafft es Dein Mann doch sein Verhalten in den Griff zu bekommen. :-/

Gerade diese Kinder sind es wert das man sie liebt, denn sie geben einem so viel zurück.

W.

06.02.2005 23:11 • #7


F
Hallo Wuppi55,

das trifft den Nagel auf den Kopf: nicht das Kind ist das Problem, sondern der Erwachsene, der mit dem Kind nicht klar kommt.

Teilweise habe ich den Eindruck, dass die Tochter die Erwartungen erfüllen soll, die mein Mann selbst nicht erfüllt hat - sie also so eine Art Projektionsobjekt für die eigenen Wünsche ist :(.

Obwohl es vielleicht nicht hilft :-/ wäre es doch interessant zu erfahren, wie Du das Problem in den Griff gekriegt hast :). Aber nur bei Interesse und ggf. auch via Mail. Und evtl. welcher Art das Problem mit Deinem Sohn ist / war.

Danke für die Anteilnahme.

07.02.2005 20:22 • #8


E
Hi frazer,

die einzige Erklärung die wir erhalten haben ist, das mein Sohn bei der Geburt unter Sauerstoffmangel gelitten hat. Deshalb wird er unter der Kathegorie Minderbegabung geführt.
Äußerlich kann man ihm also nichts ansehen.

Ich habe immer versucht die Erwartungen der Schule zu erfüllen,was meinen Sohn total überfordert hat. Mir hat der Wechsel von der normalen Schule auf eine Sonderschule geholfen. Es war eine Ganztagsschule und dadurch wurde das Problem mit den Hausaufgaben für mich gelöst. Außerdem waren an dieser Schule Therapeuten, die sein Selbstbewußtsein stärkten.
Mein Sohn ist nicht dumm, aber er benötigt viel Unterstützung.
Er hat seinen Schulabschluss, eine Ausbildung und jetzt auch einen guten Job. Und das war das Einzige was ich erreichen wollte, das er einmal auf eigenen Beinen stehen kann.

Mein Mann hatte weniger Probleme mit ihm, weil er nicht so viel Zeit mit ihm verbracht hat. Das Interesse für seinen Sohn hält sich heute noch in Grenzen. :(

LG
Wuppi

07.02.2005 21:50 • #9


D
Hallo fazerBS und Wuppi,

ich lese mit euch mit und möchte jetzt auch etwas schreiben.
Mein Sohn erlitt bei der Geburt auch einen Sauerstoffmangel - Folge: eine Halbseitenlähmung.
Wir haben von klein auf an die ganze Palette der Therapien hinter uns gebracht (von Ergo bis Hipo, Frühförderung ect). Zur Zeit reicht Krankengymnastik aus.
Betroffen ist die rechte Körperhälfte, besonders die Feinmotorik in der rechten Hand.
Aber - er hat es ganz gut im Griff. Zwar wird er nie die Beweglichkeit erreichten, die 100% bedeuten, jedoch ist es okay.

Der Vater hat sich nicht wirklich damit auseinander gesetzt. Fakt war, es war und ist mein Ding.
Ich glaube, er war einfach überfordert. Und krank sein ist ja eh immer noch ein großer Makel - für einige!
Als dann die kleinere Schwester zur Welt kam, ging ich mit beiden Kindern zu den Therapeuten. Das war nicht einfach.
Oft wollte ich Vater und Sohn zusammen bringen, aber leider ohne Erfolg.
Ich kann nur immer wieder sagen: ich kann dich nicht ändern, nur mich selbst!
Mein Sohn hing mit einer Affenliebe an seinem Vater und bettelte förmlich um Zuwendung, so dass ich oft hätte losheulen können. Oft hab ich ihn gebeten etwas mehr Zeit mit dem Jungen zu verbringen, aber die Tür blieb zu. Immer nur etwas. So wie er es wollte. Die Gefühle der Kinder liefen an ihm vorbei.
Ja und dann war der Ofen für mich aus.
Die Trennung hatte zwar auch noch andere Gründe, aber ich war ja sowieso alleine mit den Kids.
Plötzlich war alles nicht mehr so schlimm, es war aber zu spät.

Mein Sohn ist heute 15 und besucht die Realschule. Im Moment besucht er die 8te Klasse das zweite Mal, ist aber OK, und kein Problem für mich.
Der Kontakt zum leiblichen Vater ist so lala.

Als ich damals ging, merkte auch ich, das die Kinder nach einiger Zeit ruhiger und ausgeglichener wurden. Auch mein Sohn stand nicht mehr so unter Druck.
Er musste um nichts mehr betteln, das er nicht bekommen konnte. Meine Familie half mir sehr. Mein Vater kümmerte sich sehr um ihn. (Vielen Dank an meine Eltern und Schwester!)

Darum denke ich, deine Entscheidung der Trennung auf Zeit ist richtig. Ob es endgültig sein wird, wirst du merken. Beobachte deine Tochter. In umserem Fall besteht der Kontakt zum Vater selten. Aber auch das ist inzwischen für meine Kinder besser zu verstehen, als zu der Zeit, in der wir ihn gebraucht hätten!

In unserem Bekanntenkreis gibt es auch jemanden, der unter Epilepsie leidet. Er nimmt Tabletten und hat seine Krankheit ganz gut im Griff was nicht heißt, es gibt sie nicht.
Ich weiß was zu tun ist und das ist wichtig. Nicht wissen was los ist, kann viel schlimmer sein.

Fazer du kannst nichts erzwingen. Es muß schon freiwillig kommen.
Vielleicht ist es nicht verkehrt über die räumliche Trennung eine gute Basis zu setzen.

Und Wuppi dein Sohn ist glaube ich 20 Jahre? Was hat er gelernt? Mein Sohn möchte in die KFZ Branche.

Machts erst mal gut
liebe Grüsse
MonivB

08.02.2005 08:07 • #10


E
Hi MonivB,

mein Sohn hat einen Metallberuf erlernt, nennt sich Werkzeugmaschinenzerspaner.
Das hat er aber nur gemacht, weil er zur Bahn wollte. Da hat er aber leider die Konzentrationsprüfung? nicht geschafft.

Was er jetzt macht ist zwar nicht so toll, aber er macht es gerne und verdient jetzt auch gut. Er fährt Taxi. Ihm gefällt der Umgang mit Menschen. Außerdem hatte er immer Schwierigkeiten in einem Team zu arbeiten. Hier kann er machen was er will, und das gefällt ihm sehr.
Mein Sohn ist 26 und hat schon einen kleinen Sohn. Mein Enkel ist 2 und ein ganz süßes Kerlchen.
Die Freundin von meinem Sohn hat dieselben Syntome und ich hatte Angst, das sich da was vererbt. Für uns ist jetzt eigentlich klar, das es wirklich der Sauerstoffmangel war und dass das nicht doch erblich bedingt ist.
Das war schon eine große Erleichterung.

Ich war auch mit der ganzen Sache total überfordert, insbesondere weil ich noch 2 weitere Kinder habe. Das ganze Ausmaß seiner Erkrankung hat sich erst nach der Geburt der Beiden herausgestellt.
Ich habe auch die ganze Palette mit Ärzten, Logopäden und allem was es sonst noch gibt, durch.
Mein Mann hat sich in die Arbeit geflüchtet. Das ist immer eine gute Ausrede. :(
Abgesehen davon, war er aber kein schlechter Vater. Er entpuppt sich erst jetzt als ein richtiger Sch...k...! (Sorry, bin im Moment nicht gut auf ihn zu sprechen)

Wenn meine Kinder unter der Situation gelitten hätten, hätte ich mich von ihm getrennt. So war es aber nur eine Sache zwischen uns beiden.

Gruß
Wuppi

08.02.2005 10:22 • #11


F
Hallo Wuppi55,
was war das genau für eine Sonderschule, auf der man dann auch einen Schulabschluß machen kann? Meine Tochter zählt laut Intelligenztest vor Schulbeginn zu den normal begabten Kindern (und das, obwohl ich mich bei dem Test gefragt habe, wo síe ihren Kopf gelassen hat  ;)). Es ist aber vielleicht nicht verkehrt (wegen der Probleme mit der Konzentration bei Tests speziell) auch darüber nachzudenken. Zu Hause schafft sie ganz normale Leistungen - unter Streß versagt sie dann  :(. Meiner Meinung nach könnte die Lehrerin da auch was tun - aber die ist damit überfordert  :(. Z.B. könnte man sie Tests in 2 Etappen schreiben lassen, anstatt 4 Din A4 Seiten auf einmal (in der 3. Klasse!) und 4 Tests in einer Woche - und dann wieder wochenlang nichts.
Sauerstoffmangel bei der Geburt hatte sie nicht. Sie war danach voll fit - Apgar-Werte, pH-Wert der Nabelschnur: alles bestens. Könnte allerdings bei den Krämpfen passiert sein.
Gruß,
fazer

08.02.2005 19:43 • #12


F
Hallo MonivB,
wie geht denn die Schule mit den Problemen Deines Sohnes um? Wird er da von den Lehrkräften unterstützt?

Eine Klassenwiederholung würde ich auch nicht als tragisch ansehen - steht aber momentan nicht zur Debatte, weil sie sich in Diktat und Mathe bei 3-4 rumschlägt. Könnte aber mit Unterstützung wesentlich besser sein, da sie bei Mathe regelmäßig weniger Aufgaben schafft - die aber (fast alle) richtig. Es liegt also nicht am Prinzip, sondern an der Zeit. Und da braucht sie aufgrund der motorischen Probleme mit dem Tremor und der Wahrnehmungsstörungen entschieden länger!

Und dass eine Krankheit für manche ein Makel ist, habe ich ja auch erlebt. Zumindest scheint mein Mann das so zu sehen :(. Vielleicht sind Männer in der Beziehung einfach anders als Frauen. Komischerweise finde ich das nicht so schlimm, weil meine Tochter eben auch ein sehr fröhliches und ausgeglichenes Kind (ohne Streß zumindest) ist.

Danke,
fazer

08.02.2005 19:50 • #13


E
Hi fazer,

ich weis nicht wo Du lebst, ich wohne in der Großstadt und hier gibt es viele Möglichkeiten.
Mein Sohn hatte Glück das seine Schule gerade die Genehmigung bekommen hatte das BB10 anzubieten. Das wird dem Hauptschulabschluss gleichgesetzt.

Die Anregung zum Schulwechsel kam von uns. Die Lehrer wollten ihn nicht mal sitzen lassen, sondern ihn weiter durchschleppen, weil die Wiederholung der Klasse keinen Erfolg versprach. So unglaublich es ist, aber mein Sohn stand in Mathe bei 2, und alles Andere konnte man vergessen.

Der Weg an die Sonderschule sollte wirklich der letzte Ausweg sein. Die Schulen bemühen sich zwar sehr, mitlerweile werden dort auch Fremdsprachen angeboten, aber der Ruf besteht teilweise zu Recht.
Meinem Sohn hat der Wechsel sehr geholfen. Er wurde auch bei der Ausbildungsplatzsuche unterstützt, hat sich dann aber für ein Berufsbildungswerk entschieden.
Dort findet die Ausbildung und die Berufsschule unter einem Dach statt. Und das Alles wird auch noch betreut.
Auskünfte darüber erhält man beim Arbeitsamt. Das sind sogenannte Reha-Maßnahmen. Abhängig vom Einkommen der Eltern werden sogar Ausbildungsvergütungen gezahlt. Außerdem verfügen viele über Internate für die Kinder, die nicht täglich nach Hause fahren können.

Du solltest vielleicht noch einmal mit der Lehrerin sprechen, ob eine Wiederholung der Klasse für Deine Tochter nicht sinnvoll wäre. Ansonsten ist der Schulpsychologische Dienst für Beratungen zuständig.

Bei uns gibt es an vielen Schulen schon Integrationsklassen. Sie haben weniger Schüler und unterrichten gesunde und behinderte Kinder gemeinsam. Das beinhaltet nicht nur Lernbehinderungen sondern auch körperliche. Die Kinder lernen dort den ganz alltäglichen Umgang miteinander.

Den richtigen Weg für sein Kind zu finden ist ein hartes Stück Arbeit. Man muß allem hinterher rennen und bekommt nirgends freiwillig Auskünfte. Wenn man Glück hat, und ebenfalls betroffene Eltern kennen lernt, bekommt man manchmal Tipps.

Was ich aus der ganzen Sache gelernt habe ist, wenn man hinter dem Kind steht und ihm das Gefühl gibt das es alles schaffen kann was es will, dann können sie über sich hinauswachsen und sind zu Dingen fähig, die man nie von ihnen erwartet hätte.

@ MonivB
Wenn Dein Sohn in die KFZ-Branche will unterstütze ihn. Irgendwo gibt es jemanden der ihn ausbilden will.

Gruß
Wuppi

08.02.2005 21:24 • #14


F
Hallo Wuppi55,
wir wohnen auch in einer Großstadt. Und vor der Schule hatte ich einen Antrag auf Feststellung des sonderpädagogischen Förderungsbedarfs und einen Antrag auf gemeinsamen Unterricht (Integrationsklasse) gestellt. Die Entscheidung für die Regelschule habe ich mir nicht leicht gemacht. Eine Integrationsklasse wurde vom Schulamt abgelehnt - angeblich gab es in unserem Stadtbezirk keine in dem Schuljahr und die im Nachbarbezirk sei für geistig Behinderte gedacht. Dabei weiß ich, dass aus der Nähe Kinder per Taxi täglich in die Schule des Nachbarbezirks gefahren werden! Und es sind dort auch körperlich behinderte Kinder (z.B. kenne ich einen Jungen mit einer verkrüppelten Hand, der dort hingeht und ansonsten völlig normal ist). Sie sollte dann auf die Sprachheilschule. Dort haben wir auch den Test gemacht - und man sah eigentlich keine Begründung für diese Schule. Auch die Logopädin hatte keine Empfehlung dafür geschrieben. Dort wäre sie dann hingekommen, wenn wir nicht vorher noch im SPZ (sozialpädiatrisches Zentrum) einen Sprachtest gemacht hätten, der völlig OK war für ihr Alter und man uns dort bescheinigt hat, dass sie auf die Regelschule kann.
Sie hat dort inzwischen eine Einzelintegration. D.h. einmal pro Woche kommt ein Sonderschullehrer für 2 Schulstunden - und spielt mit ihr. 1 Schulstunde ist er im normalen Unterricht und reicht ihr die Stifte an oder was auch immer und 1 Stunde hat sie dann mit ihm allein (d.h. natürlich je 45 Minuten).

Trotz Erkundigungen habe ich noch keine Schule für Behinderungen hier gefunden, die auch einen Abschluß anbieten. Alle unterrichten hauptsächlich geistig Behinderte (auch die Körperbehinderten Schule). Halbwegs normal intelligente Kinder würden da völlig unterfordert. Und man sagte mir vor der Einschulung schon, dass es für solche Kinder in Deutschland keine Schule gibt! Was für ein Armutszeugnis! ???

Die Krankengymnastin kommt aus Holland - sie macht eine Mischung aus Ergotherapie und KG mit meiner Tochter - und erzählt, dass es dort Schulen für wahrnehmungsgestörte Kinder gibt und man es sogar bis zum Abitur dort schaffen kann! Die Klassen sind kleiner und die Kinder werden optimal gefördert. Auch sind dort unterschiedliche Leistungsstände in verschiedenen Fächern möglich. So kann man z.B. in Mathe in Klasse 3 sein - im Lesen und Schreiben aber noch in Klasse 2.

Naja, da hätten wir ein Sprachproblem. Und so bleibt eigentlich nur: Augen zu und durch! Ich schaue momentan Schuljahr für Schuljahr, wie es läuft. Eine längerfristige Planung ist nicht möglich. :(

Die Lehrerin hat mir allerdings gesagt, dass meine Tochter kein Sorgenkind für sie wäre - sie hätte da schlimmere Fälle. Und ich solle mal froh sein, dass sie eine 4 und keine 5 bekommen hätte! Na, so kann man es auch sehen. :-/

Aber wie Du auch schreibst: solche Kinder wachsen mit den Anforderungen. Und wenn sie etwas wirklich wollen, dann schaffen sie das auch (mit entsprechender Unterstützung). So hat meine Tochter trotz Gleichgewichtsproblemen (sie fiel beim Laufen über die eigenen Füße!) mit 4 1/4 Jahren radfahren gelernt - weil sie es wollte (natürlich mußte sie vorher Roller fahren lernen!). Der Kinderarzt ist bei der U fast vom Hocker gefallen und wollte es nicht glauben. Sie hatte das Rad aber mit und hat es ihm dann vorgeführt ;D. Ist dann quasi aus dem Buggy auf den Roller und dann aufs Fahrrad umgestiegen. Inzwischen läuft sie auch - hat letzten Sommer beim Schülerlauf über 1,6 km mitgemacht und war gar nicht schlecht. Und wandern kann sie inzwischen auch stundenlang und kilometerweit.
Liebe Grüße,
fazer

09.02.2005 09:11 • #15


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