Hallo zusammen,
ich möchte euch hier meine Geschichte schreiben. Ich warne euch vor, sie ist lang und ich hätte niemals in meinem Leben gedacht, dass mir so etwas passiert und ich so viel anrichte. Vielleicht dient es auch dem einen oder anderen als Warnung, vielleicht hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht.
Ich (m, 45) bin verheiratet und war zum Beginn der Affäre mit meiner Frau 12 Jahre zusammen. Ich habe nie einen Gedanken an eine Trennung verschwendet, wir sind eingespielt, der Alltag ist beruflich bedingt bei uns sehr stressig aber wir haben uns darauf eingestellt. Die Unterhaltungen sind hervorragend, ich fühle mich verstanden. Die Charakterzüge meiner Frau sind nicht oft genug herauszustellen, ein so angenehmer und entspannter Mensch ist mir in meinem Leben nicht untergekommen. Hört sich jetzt sicher nicht nach dem großen Feuerwerk an aber sind wir ehrlich wie beschreibt man eine Beziehung im Laufe der Zeit? Sie entwickelt sich, es zählen für mich grundsätzliche Werte.
Vor 5 Jahren habe ich durch einen Arbeitgeberwechsel meine spätere Affäre kennengelernt. Vom ersten Tag an war ich von ihrer Art, ihrem Aussehen und Wesen stark angesprochen. 19 Jahre jünger, alleinerziehend mit 2 Kindern, nicht in meiner Abteilung. Wir hatten hier und da Kontakt, der 2017 mehr wurde. Eine lange Zeit über WhatsApp bis hin zu einem Treffen, wo wir abends unterwegs waren. Es war fast klar, dass wir uns an dem Abend näher kommen, es war nicht zu stoppen.
Man muss zu ihr sagen, dass die Kinder von 2 verschiedenen Vätern sind, die sie beide verlassen haben. Als wir uns trafen war sie auch noch in einer on/off Beziehung mit einem Mann, der sie geschlagen hat wie sich später herausstellte. Furchtbare Geschichte. Aber, und das gehört eben auch zu diesem Desaster in dem alles endet, es war für sie eine teuflische Beziehung weil sie nicht von ihm loskam, wo jeder Außenstehende (man hat leicht reden) behauptet, verlass ihn einfach. Sie war ihm tatsächlich hörig, abhängig von ihm, wollte nicht ein drittes Mal alleine sein.
So standen wir nun da. Für mich hatte die Affäre keinen S. Hintergrund, auch wenn der S. sicher unglaublich schön war. Da war für mich Interesse und Begeisterung an dieser Frau, ihrem Leben und ihren Kindern. Dennoch habe ich nie ernsthaft in Erwägung gezogen meine Frau zu verlassen, diesen Gedankengang habe ich nie verfolgt. Man kann das glaube ich nicht erklären. Durch unsere Jobs aber auch durch den Alltag meiner Affäre ließ sich das miteinander "vereinbaren", ein echtes Doppelleben. Und man meint, dass man es immer noch im Griff hat, es beenden kann und hat kein Unrechtsbewusstsein. Vielleicht im Hinterkopf, durch mein Verhalten gegenüber meiner Frau habe ich mich so reingehängt, dass sie nichts gemerkt hat.
Mit meiner Affäre war ich Wochenenden weg, bei ihr und es waren zum Teil turbulente Treffen. Sie war regelmäßig davon getrieben, dass ich mich nicht dauerhaft für sie entscheide, sie wieder wie Dreck behandelt wird und nie die 1a-Lösung sein wird. Es flogen zum Teil Schimpfworte, die noch kein Mensch zu mir gesagt hat, es waren schlimme Ausraster dabei aber eben auch sehr schöne Momente und ich habe das auch alles verstanden ich war derjenige, der hier was falsch macht.
2018 habe ich den Arbeitgeber gewechselt, sie ebenso, so wirklich zu einer Lösung bin ich nicht gekommen. Meine Affäre drängte nun darauf, dass es einen Schritt weiter geht. Ich war ernsthaft am Wanken, jedoch war es für mich utopisch mich zu trennen, alleine die Vorstellung war absurd. Aber auch sie konnte ich nicht gehen lassen. Es spitzte sich zu. Bei ihr kam der nächste Schicksalsschlag, ein Todesfall in der Familie, der sie für den Rest des Jahres noch mehr aus der Bahn warf.
2019 passierte das, was passieren musste. Meine Frau hat durch einen Zufall alles aufgedeckt und ich habe dort tragische Szenen erlebt, die mir bis heute nahe gehen. Meine Frau so zu verletzen und traurig zu sehen hat mich tief getroffen, ich habe mich geschämt, mich gehasst. Meine Frau hatte jedoch die Größe, dass sie alles ergründen und nicht einfach wegwerfen wollte, wir sind zur Paar-Therapie gegangen. In der ersten Zeit alle 3 Wochen. Es hat uns sehr geholfen, besonders ihr. Für mich war es eine Erleichterung zu sprechen, auch wenn vieles nicht einfach war. Sie hat mir eine Chance gegeben und ihr Umgang mit dem Thema ist wieder das, was ich an ihr liebe. Ihr Wesen. Nur allzu verständlich wäre es, wenn sie regelmäßig mir Vorhaltungen macht, die ich bis heute von ihr nicht bekomme. Sie arbeitet mit mir gemeinsam auch, sieht auch ihre Rolle. Aber letztlich bin ich hier der Verursacher, das ist unbestritten.
Den Kontakt zu meiner Affäre hatte ich sporadisch noch. Sie hatte sich mittlerweile über einen Nebenjob den sie ausübt, mit türkischen Imbiss-Besitzern angefreundet und denen ihr Herz ausgepackt, ihre Trauer wegen uns und allem was passiert ist. Ein verhängnisvoller Fehler, sie ist an Narzissten geraten. Sie haben sie auf Schritt und Tritt kontrolliert, angerufen, vor ihrer Wohnung aufgelauert. Sie musste sich für jede (!) Fahrt rechtfertigen, hat sich von ihnen fertigmachen und beleidigen müssen. Sie wollten, dass sie von nun an nur noch sie im Blick hat. Kaum zu glaube aber wahr, sie hat sich bis heute nicht von diesen "Menschen" lösen können. Sie wird in Autos gezerrt und angeschrien und das unvorstellbare ist wahr geworden, sie hat mit dem Haupt-Typen geschlafen, wie sie sagt aus Machtspielen heraus. Sie ist schwanger geworden, wurde dann per Gewalt dazu gebracht abzutreiben. Mit Gewalt meine ich übelste Schläge. Sie wollte das Kind gerne behalten. Sie redet (ich weiß das weil ich sie getroffen haben zufällig) darüber sehr seltsam, bricht Kontakt zu allen ab die ihr sagen, dass es (vorsichtig) die richtige Entscheidung war das Kind nicht zu bekommen.
Sehr viel, ich weiß, sehr tragisch und zu diesen "Menschen" fällt mir auch nichts ein. Unfassbar. Sie tut mir sehr leid und ich fühle mich zum Teil mitschuldig. Das nagt sehr an mir. Auf der anderen Seite ist sie selbst für sich verantwortlich und so etwas habe ich in meinem Leben auch noch nicht erlebt. Sie vertritt den Standpunkt, dass wenn es mit uns geklappt hätte, wäre ihr all das erspart geblieben.
Ich selbst bin mit meiner Frau im Reinen, wir arbeiten weiter an uns. Oft, und gerade durch diese Ereignisse die meiner Affäre passiert sind, verfalle ich in Gedanken, fühle mich doppelt schuldig. Ich kann es nicht gut haben was passiert ist und oft in Gedanken.
Fazit:
Ihr seht, was für ein Chaos das alles auslösen kann und am Ende gibt es (fast immer) 3 Verlierer in so einer Angelegenheit, nichts Neues, ich weiß. Manchmal kann man auch nicht verhindern, dass sich Gefühle entwickeln, dafür muss man sich nicht verurteilen. Der Umgang damit ist entscheidend und der war bei mir grottenschlecht. Man sollte von Beginn an die Augen öffnen und sich die Realität anschauen und besinnen, was man hat und was man aufgeben würde. Die Herausforderin ist in der einfacheren Situation, man verfällt in eine Schein-Realität. Richtig bewusst ist mir das geworden, als es rauskam. Und wenn man aus heutiger Sicht sieht, wo das Ganze hingeführt hätte, ist meine Entscheidung an meiner Ehe zu arbeiten absolut richtig gewesen.
Ich bin für Meinungen dankbar, danke fürs Lesen!
Christian
06.09.2021 09:40 •
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