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Ehe gescheitert - haben ihr 20 Jahre nichts bedeutet?

Y
Zitat von Polarstern72:
Und dafür möchte ich mich auch mal ganz herzlich bedanken! Was die Funktionen des Bord betrifft, so habe ich bisher noch nicht alles erkundet und was es mit dem Danke-Herzen auf sich hat, habe ich auch erst vor kurzem mitbekommen. Besonders ihr drei, du , Yonda und Kinbakubi bringt mich immer wieder zum nachdenken, weil ihr ja auch in vielen Punkten recht habt.


Das finde ich sehr nett von dir. Ich berichte hier von meinen eigenen Erfahrungen, vermengt mit dem, was ich gelesen, gehört und auch in der Therapie erfahren habe. Indem ich es dir und auch anderen schreibe, schreibe ich es irgendwie mir selbst. Helfe ich anderen, helfe ich mir selbst.

Es gibt ja immer wieder Muster, die sich bei fast jedem wiederholen. Wir Menschen sind uns halt doch ähnlich

Zitat von Polarstern72:
Ich bin nicht gerne alleine und vor Vereinsamung habe ich eine schei. Angst!

Was heißt Vereinsamung? Wie sieht es mit (d)einem Freundeskreis aus? Ich habe die Beobachtung gemacht, dass viele Männer ihre sozialen Kontakte ausschließlich über ihre Frau abwickeln. Für sie ist die Partnerin die einzige, mit der sie so was wie Nähe leben. Ist die Frau weg, ist auch der Freundeskreis weg. Warum pflegen Männer keine tiefen Freundschaften zu anderen Männern? Wieso gibt es bei ihnen keine besten Kumpels? Mag ja nicht auf dich zutreffen, aber mir fällt das immer mehr auf.

Da liegt bei mir auch der Hase im Pfeffer, wenn ich, was schon vorkam, jemanden kennengelernt habe. Der hatte niemanden in seiner Nähe zum Reden, das wäre dann allein ich gewesen. Wenn ich aber die einzige Vertraute im Leben eines Mannes bin, legt der mir eine ganz schöne Last auf, hat derartig viele Bedürfnisse, die ich (in meiner jetzigen Lebenssituation schon mal) gar nicht erfüllen kann.

Zitat von Polarstern72:
Die Vergangenheit kann ich nicht mehr ändern, da muss ich selber durch, da kann auch keiner so wirklich helfen, außer der Geist aus der Flasche vielleicht, oder ein gewonnener Eurojackpot. Aber das was in der Zukunft liegt, kann ich gestalten.


Was müsste der Geist aus der Flasche denn tun, um dich mit der Vergangenheit zu versöhnen?

Das liebe Geld ist fast bei den meisten Scheidungen ein großes Thema.

Zitat von Polarstern72:
Zitat: Letztendlich sind wir an uns gescheitert, an unserer mangelnden Kommunikationsfähigkeit, an Kompromissen, die auf Dauer offensichtlich nicht wirklich akzeptabel für beide waren, Gewöhnung, Selbstverständlichkeit und seiner fehlenden Empathie. Das ist schon alles sehr schade. Irgendwie finde ich mich in deinen Worten wieder, nur halt Rollenvertauscht, im bezug auf die Empathie.


Ich würde nichts darauf verwetten, das ich in meiner Ehe alles richtig gemacht habe. Ich war sicher nicht immer kommunikativ, nicht immer emphatisch, gewiss auch mal launisch und sparte nicht mit Vorwürfen. Ich fand meine Ehe zum Schluss extrem langweilig, diese bedrückende Stimmung war einfach furchtbar. Er kam abends nachhause, sah mich nicht an, ging mit einem knappen Gruß an mir vorbei und beschäftigte sich mit den Kindern. Ich war wie Luft. Vermutlich war ich für ihn in meiner Rolle als Hausfrau und Mutter auch nur noch die personifizierte Langeweile. Ich habe die meiste Zeit versucht, ihn nicht zusätzlich mit mir als Person zu belasten. Das sehe ich im Nachhinein als meine größten Fehler an. Dadurch bin ich in der Ehe verschwunden und den Platz hat er neu besetzt mit einer Frau, die noch Präsenz hat.

Aber diesen schleichenden Entzug von Aufmerksamkeit, Fürsorge, Liebe möchte ich NIE WIEDER fühlen müssen. Das ist seelisches Sterben auf raten.

Zitat von Polarstern72:
Für mich ist ein Schlüssel möglicherweise die Augen, die etwas Geheimnisvolles haben sollten und das Gesicht, welches Charakter vermitteln sollte und das ganze zu den inneren Werten. Näher kann ich es aber nicht mehr beschreiben. So wie Yonda es schon geschrieben hat, es muss Anziehung da sein. Stimmt, im persönlichen Kontakt bin ich erst einmal sehr ich mag den Begriff schüchtern nicht, aber er trifft es durchaus. Es dauert bis ich auftaue und lockerer werde und vor allem gesprächiger. Nein und so idealistisch bin ich sicher nicht um auf die Liebe auf dem ersten Blick zu bauen.


Nennen wir es doch einfach ... zurückhaltend?



Zitat von Polarstern72:
@yonda, das mit der Leere stimmt. Auch ich muss meine neue Marschrichtung erst einmal finden. Das ist aber ein Entwicklungsprozess, eine Transformation um es besser zu sagen, an deren Ende man meist ein anderer Mensch ist.


Und da fühlt man sich eine ganze zeitlang fremd mit sich selbst.

Zitat von Polarstern72:
Du ich habe in den letzten 2 Jahren genug negativ Erfahrungen gesammelt, Trennung, Tod des Schwiegervaters, Insolvenz, Sohn zu seiner Mutter gezogen und noch Tod meiner Mutter, das reicht dann erst einmal für die nächsten Jahre hoffentlich! Jetzt darf es gerne mal wieder ein paar positive Dinge in meinem Leben geben. Z.B. ein Flaschengeist der mir dass Frauen verstehen beibringt!


Ja, es gibt diese Horrorzeiten. In einem Jahr kam es für mich auch geballt. Das ist harter Tobak. Das kann ich nachfühlen.

Frauen verstehen? Ich dachte, du nimmst die Autobahn?


Zitat von Polarstern72:
Viele die sie von bestimmten anderen Seiten her kannte haben sich auch dort herum getrieben, auf der Suche nach einer schnellenDiese Typen, die es sicher drauf haben, das abschleppen, machen aber einen gewaltigen Flurschaden. Da wird man gar nicht mehr für voll genommen, bzw. unter Generalverdacht gestellt, als Mann. Natürlich beneide ich diese, aber sicher nicht wegen der vielen Frauen die sie abschleppe, sondern mehr dafür, das sie einen (wie auch immer) Weg gefunden haben, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und perfekt die Damen umgarnen. Ist in der Tat ein Haifischbecken! Nur sehe ich im Moment keine andere Möglichkeit um überhaupt jemanden kennen zulernen. Und an den Mythos mit der Kasse beim Aldi, ääähhmm glaube ich nicht dran. Dafür geht das einkaufen bei mir viel zu schnell!


Diese Typen solltest du nicht beneiden. Die Methoden sind ehrlich und das Geschleime, was da abgesondert wird, ist einfach nur ... Geschleime halt. Da faselte einer von Seelenverwandtschaft blabla. Ich war im Nachhinein so abgestoßen, weil ich merkte, wie ich da umnebelt wurde mit dem Gefasel. Doch mein inneres Warnglöckchen klingelte ständig.

Ich wüsste ehrlich gesagt auch nicht, wo außer Singlebörsen ich jemand kennenlernen sollte. Im Alltag und auch beim Ausgehen passiert das einfach nicht. Ich glaube, in Singlebörsen sich unbeschadet zu bewegen ist wie Autofahren lernen: Am Anfang geht es nur mit höchster Konzentration und Aufmerksamkeit, da ist alles wichtig. Irgendwann hat man es gelernt, seinen Fokus zu setzen. Ein aussagekräftiges, persönliches Profil ist schon viel wert. Das ist der Führerschein .

17.05.2017 07:33 • x 1 #91


R
Guten Abend an @alle!

Das waren gestern sehr schöne (chinesische) Geschichten!

Liebe @Yonda, danke für das Kompliment, das gebe ich gerne zurück.

Bitte nicht falsch verstehen, ich nehme mich aus dem Scheitern meiner Beziehung gar nicht heraus. Ich bin schon manchmal ein schwieriger (oder sagen wir komplexer) Mensch und hab ganz sicher auch einiges falsch gemacht. Wir hätten das aber vielleicht klären können, wenn wir darüber gesprochen hätten. Nur hätte er dafür seinen Mund aufmachen müssen. Ich denke, soviel Ehrlichkeit darf man schon erwarten. Woher soll der andere denn wissen, dass ich unzufrieden bin und mir Veränderung wünsche, wenn ich nicht darüber rede. Einfach zu gehen, ist für mich der bequeme und feige Weg. Vielleicht war er ja auch nur zu hilflos, aber das macht es im Ergebnis nicht besser.

Was ich meinem Expartner aber wirklich übel nehme, sind die Art der Trennung und dass er gar keine Lösung unserer Probleme wollte. Es ging ihm am Ende nur darum, zu gehen und mir vorher größtmöglich weh zu tun. Unser Sohn stand faktisch ebenfalls mitten in der Situation, das hat er billigend in Kauf genommen, quasi als Kollateralschaden. Da fehlt dann wirklich jede Empathie.

Ich denke einfach, dass niemand das Recht hat (auch nicht, wenn es ihm schlecht geht), andere zu schikanieren oder zu erniedrigen, um sich selbst besser zu fühlen. Das möchte ich nie wieder erleben.

@Polarstern, kein Problem wegen der gefestigten Persönlichkeit, ich weiß ja, wie Du es meinst - also alles gut!

Danke auch für Deine lieben Worte (das geht runter wie Öl).

Vor späterer Einsamkeit hab ich auch große Angst. Das war nie mein Lebensmodell oder in meiner Vorstellung. Ich hab wie Du bislang noch nie alleine gelebt, bin ein absoluter Familienmensch und hab gerne andere um mich. Familie und Partnerschaft bedeuten für mich Geborgenheit und für einander da sein. Ich verwöhne und bemuttere gern und kann es umgekehrt auch genießen. Eben Streicheleinheiten für Körper und Seele. Es gibt da ein schönes Goethe-Zitat, was es ganz gut trifft: Geborgenheit ist ein stärkeres Wort für Glück.

Ich kann schon ganz gut auch mal allein sein und nehme mir auch Zeit für mich. Aber es ist ein großer Unterschied, ob man gelegentlich für eine kurze Zeit allein sein möchte oder ob man die ganze Zeit allein sein muss.
Die Angst vor der Einsamkeit versuche ich aber erst einmal beiseite zu schieben. Ich hab gerade genug andere Baustellen in meinem Leben, viele Veränderungen. Ich schaffe es aktuell einfach nicht, an allen Fronten zu kämpfen und alle Probleme auf einmal und gleich zu lösen. Also gehe ich die Dinge Schritt für Schritt an, wie ich es eben schaffe - das Wichtigste zuerst.

Im Moment fühle ich mich auch gar nicht allein. Zum einen ist dafür meine Trennung noch zu frisch (bis Weihnachten war ja noch alles gut - zumindest für mich bzw. in meiner Wahrnehmung), ich fühle mich gerade wie in einer Seifenblase. Natürlich weiß ich vom Kopf her, dass die Beziehung zu Ende ist, alle wesentlichen Dinge sind geklärt, was jetzt noch kommt, sind die gelegentlich erforderlichen Abstimmungen wegen unseres Sohnes oder dem Haus, das uns ja weiterhin beiden gehört. Da ich in einer Großstadt wohne und er in ein anderes Viertel gezogen ist, werden wir uns auch kaum über den Weg laufen. Alle weiteren Abstimmungen laufen schriftlich.
Aber bis die Erkenntnis so vom Kopf her tatsächlich im Bauch ankommt, dauert es wohl noch. Ich versuche, geduldig zu sein (nicht meine Stärke) und übe mich darin bzw. lerne, in vielen kleinen Schritten los zu lassen und meine Situation anzunehmen. Darüber zu reden, ist für mich ein ganz wichtiger Schritt. Die Dinge (Fotos, seine Geschenke an mich, gemeinsame Andenken ...), bei denen es mir Moment zu weh tut, sie an zu sehen, rücke ich nach ganz hinten im Schrank oder ich packe sie in den Keller. Den letzten großen Schritt will ich im Sommer machen, da habe ich Geburtstag, ich liebäugle mit einer Ballonfahrt und wenn ich dann ganz oben bin, werde ich seine Briefe an mich in lauter kleinen Schnipselchen (ich weiß, die arme Umwelt) heraus werfen. Das ist dann ein doppelter Befreiungsschlag für mich, ich bin nämlich nicht schwindelfrei. Quasi ein Schritt über die Angst heraus.

Zum anderen lebe ich ja momentan auch nicht allein. Mein Sohn wohnt bis auf Weiteres bei mir. Meine Mutter lebt praktischerweise auch in meiner Stadt, ich habe (zwar nicht viele, aber) gute Freunde auch in der Nähe und meine Arbeit und damit glücklicherweise ein eigenes soziales Umfeld. Es fällt mir nicht leicht, Freundschaften zu schließen, ich habe das eigentlich erst in den letzten Jahren geschafft und mich so auch ein Stück weiterentwickelt. Heute bin ich sehr froh, dieses Netz zu haben.

Wirklich schwer wird es für mich aber, wenn mein Sohn auszieht. Vermutlich werde ich mittelfristig auch beruflich umziehen müssen, sich dann nochmal ein neues soziales Umfeld schaffen zu müssen, wird nicht werden leicht.

Stimmt schon, dass man schrullig wird, wenn man lange allein lebt. Aber man kann auch in und mit einer Partnerschaft vereinsamen und seltsam werden, wenn man sonst keine sozialen Kontakte hat.

In einem Datingportal hab ich bislang weder nachgeschaut, noch mich selbst eingetragen. Ehrlich gesagt, hab ich im Moment auch keine Lust, mich dort anzumelden, und keine Ahnung bzw. Horror davor, ein eigenes Profil zu erstellen. Es liegt mir einfach nicht mich gut zu verkaufen (bitte nicht falsch verstehen).

Ich kenne noch zwei gute Orte, um jemanden kennen zu lernen: Volkshochschulkurse (aber man muss den richtigen Kurs wählen) und eine Reha-Kur.

Deinen Garten hätte ich sehr gern gesehen, aber ich kann es mir zumindest ein bißchen vorstellen. Es ist sehr schade und traurig, dass Du das alles aufgeben musstest und welche Schicksalsschläge Dich in den letzten Jahren getroffen haben. Ich drück Dir die Daumen, dass Du Deinen Flaschengeist und Deine wirkliche Seelenverwandte findest und wünsche Dir Kraft für Deinen Weg, aber Du wirst das schaffen!

Hallo @Kinbakubi: Wie war Dein Bewerbungsgespräch?

Habt alle einen schönen Abend und schlaft gut,
Rosalie

17.05.2017 21:01 • x 1 #92


A


Ehe gescheitert - haben ihr 20 Jahre nichts bedeutet?

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R
PS:

@Polarstern, ich habe noch die Antwort auf Deine Frage vergessen:

Zitat von Polarstern72:
Würdest du mit jemand eine Bindung eingehen, den du äußerlich völlig abstoßend findest, der aber sonst ganz nett ist?


Das kann ich ehrlichweise gar nicht sagen. Ich habe noch nie jemanden kennen gelernt, den ich nett fand, aber äußerlich komplett abstoßend. Dann war es eher umgekehrt, mich sprechen Menschen, die objektiv betrachtet schön sind, aber eben vom Wesen her unsympathisch, auch optisch nicht an. Ich hab kein Beuteschema und auch kein Schönheitsideal. Attraktivität hat für mich etwas mit der Ausstrahlung und dem Menschen dahinter zu tun. Schönheit ist ja ohnehin subjektiv (und vergänglich).

Aber ich gebe Dir recht, gänzlich unerheblich ist das Äußere nicht, das läuft wohl eher unbewusst.

Hab noch einen schönen Abend und morgen einen guten Tag!
Rosalie

17.05.2017 21:21 • x 1 #93


Polarstern72
@ ihr beiden......Ich antworte euch Morgen das Dauert bei mir immer eine Weile, heute bin ich zu müde. Aber ihr habe mich wieder etwas nachdenklich gemacht.

17.05.2017 22:14 • #94


Polarstern72
Zitat Rosalie7: Bitte nicht falsch verstehen, ich nehme mich aus dem Scheitern meiner Beziehung gar nicht heraus. Ich bin schon manchmal ein schwieriger (oder sagen wir komplexer) Mensch und hab ganz sicher auch einiges falsch gemacht. Wir hätten das aber vielleicht klären können, wenn wir darüber gesprochen hätten. Nur hätte er dafür seinen Mund aufmachen müssen. Ich denke, soviel Ehrlichkeit darf man schon erwarten. Woher soll der andere denn wissen, dass ich unzufrieden bin und mir Veränderung wünsche, wenn ich nicht darüber rede. Einfach zu gehen, ist für mich der bequeme und feige Weg. Vielleicht war er ja auch nur zu hilflos, aber das macht es im Ergebnis nicht besser.

Was ich meinem Expartner aber wirklich übel nehme, sind die Art der Trennung und dass er gar keine Lösung unserer Probleme wollte. Es ging ihm am Ende nur darum, zu gehen und mir vorher größtmöglich weh zu tun. Unser Sohn stand faktisch ebenfalls mitten in der Situation, das hat er billigend in Kauf genommen, quasi als Kollateralschaden. Da fehlt dann wirklich jede Empathie.

Ich denke einfach, dass niemand das Recht hat (auch nicht, wenn es ihm schlecht geht), andere zu schikanieren oder zu erniedrigen, um sich selbst besser zu fühlen. Das möchte ich nie wieder erleben.


Zitat Yonda: Ich würde nichts darauf verwetten, das ich in meiner Ehe alles richtig gemacht habe. Ich war sicher nicht immer kommunikativ, nicht immer emphatisch, gewiss auch mal launisch und sparte nicht mit Vorwürfen. Ich fand meine Ehe zum Schluss extrem langweilig, diese bedrückende Stimmung war einfach furchtbar. Er kam abends nachhause, sah mich nicht an, ging mit einem knappen Gruß an mir vorbei und beschäftigte sich mit den Kindern. Ich war wie Luft. Vermutlich war ich für ihn in meiner Rolle als Hausfrau und Mutter auch nur noch die personifizierte Langeweile. Ich habe die meiste Zeit versucht, ihn nicht zusätzlich mit mir als Person zu belasten. Das sehe ich im Nachhinein als meine größten Fehler an. Dadurch bin ich in der Ehe verschwunden und den Platz hat er neu besetzt mit einer Frau, die noch Präsenz hat.

Aber diesen schleichenden Entzug von Aufmerksamkeit, Fürsorge, Liebe möchte ich NIE WIEDER fühlen müssen. Das ist seelisches Sterben auf raten.

Da bin ich wieder ihr beiden. Ich habe mal eure beiden Selbstanalysen zusammen untereinander gepackt und sie verglichen. Yonda, du sagtest ja da gibt es ein Muster. Ich nehme mal an, so zumindest liest es sich für mich, dass ihr den wahren Grund, für das Scheitern eurer/ meiner Ehe/n genauso wenig wisst, wie ich. Wir nehmen etwas an, was eventuell der Grund gewesen sein könnte, aber so richtig klar ist es nicht. Das Wörtchen sicher steht eigentlich für, ich weiß es selber nicht genau. Ergo lebt man letztlich immer mit einer gewissen Ungewissheit. Nun habe ich mir mal Gedanken gemacht, um mal eine etwas andere Perspektive, auf die Sache zu bekommen. Der Begriff Liebe, ist im Grunde ein sehr weit gefasster Begriff, der viele Abschnitte einer Partnerschaft umfasst. Eine Partnerschaft selber ist eine dynamische Sache, mit zyklischen Verhalten. Den Anfang macht die Verliebtheitsphase, mit einem Zeitraum von 3 bis 4 Monaten etwa. Das ist wohl mit der interessantesten Phase, weil sie wie ein Rausch wirkt. Danach festigt sich die Partnerschaft. Die erste Delle kommt nach etwa 3 Jahren, da hat man alles ausprobiert, weiß was der Partner mag und was nicht. Die nächste Delle kommt nach 7 Jahren etwa. Aller 7 Jahre verändert der Mensch Charakterliche Züge, oder einfach, er verändert sich. Also weitere 7 Jahre, dann ist man schon bei 14 Jahren usw. Sind Kinder im Spiel, kommt noch etwas anderes dabei. Bei Nachkommen gibt es einen 3 Jahres Rhythmus, man bleibt also etwa 3 Jahre zusammen. Da kommen Bindungshormone ins Spiel. Wie gesagt alles etwa, Ausnahmen bestätigen die Regel. Das sind schon mal grob die einzelnen Phasen. Meine Partnerschaft lief genau nach diesen Phasen ab. 94, 96, 98, 2001/2, Haus, Krise, 2006 und so weiter. Das mit dem zyklischen Verhalten, kann man sich etwa so Vorstellen, wie Wellen im Wasser. Passt die Ebene, gehen beide Partner mit der Welle mit, gleicher Wellenschlag. Verändert sich auch nur etwas, auch noch so kleines, fangen die Wellen sich an zu brechen. Yonda, dein Beispiel gibt das sehr gut her, sorry das ich das so sage. Bei euch beiden hat sich die Wahrnehmung verändert, du hast dich zurückgezogen und er hat sich zurückgezogen. Beide seit ihr in eine Delle reingekommen und habt da nicht mehr zusammen rausgefunden. Da ist der Wellenbrecher, die Dynamik in der Beziehung. Die Kommunikation verändert sich, die Partner sprechen nicht mehr auf einer Ebene, nicht mehr auf Augenhöhe. Was der eine sagt, ist nicht dasselbe was er meint und auch nicht dasselbe was der andere hört (Empfängt). Der Ansatz zur Kommunikation, muss daher viel früher stattfinden, nämlich da, wo sich die Partner noch auf Augenhöhe befinden.
Und der, der weniger Liebt, bricht dann aus. Aber nicht ohne einen neuen Partner am Start zu haben.
Yonda, über deine Sätze habe ich lange nachgedacht. Neben dem was ich oben schon beschrieben habe, gibt es auch noch weitere wichtige Punkte in einer Partnerschaft, deren man sich bewusst sein sollte, wenn man eine Bindung eingeht. Ich rede jetzt schlau, habe das so vorher auch nicht bewusst beachtet. Das Glück zu zweit, unterliegt einem gewissen verschleiß, es tritt sozusagen ein Gewöhnungfaktor ein. Sprich, es wird langweilig. Dazu noch der Alltagsstress und die Giftsuppe ist perfekt. Dann passiert das, was ich mit den Wellen versucht habe zu erklären. Wenn das beiden bewusst ist, das es so kommen könnte, dann können beiden, so das sie es wollen, dagegen steuern. Quasi durch eine gleichlaufende dynamische Entwicklung.
Rosalie7, was deine Meinung zu dem Trennungsprozess an sich betrifft, so gehe ich voll mit dir mit. Bei mir ist letztlich auch der Eindruck geblieben, dass sie nur noch weg wollte und mich bewusst Demütigen und Verletzen wollte, ihr war am Ende alles S. egal. Sie war da klar in der Position der Stärke! Nein das muss ich nicht nochmal erleben.

Teil 1

18.05.2017 20:42 • x 1 #95


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Zitat von Polarstern72:
Yonda, du sagtest ja da gibt es ein Muster. Ich nehme mal an, so zumindest liest es sich für mich, dass ihr den wahren Grund, für das Scheitern eurer/ meiner Ehe/n genauso wenig wisst, wie ich. Wir nehmen etwas an, was eventuell der Grund gewesen sein könnte, aber so richtig klar ist es nicht.


Wir waren ja vor dem großen Knall ein Jahr in der Paartherapie. Da habe ich wenigstens mal einen kleinen Einblick in sein Seelenleben bekommen. Im Januar 2014 wollte ich mich von ihm trennen: Aus Resignation, aus dem Gefühl, nicht mehr geliebt zu werden. Ich wollte so in dieser emotionalen Kälte nicht mehr leben. Wir gaben unserer Ehe noch eine Chance durch die Paartherapie. Ich bewegte mich wieder auf ihn zu, er rückte immer wieder von mir ab. Von seiner Seite kamen immer negative Reaktionen, Ablehnung, auf meine Annäherungen. Im Nachhinein kommt mir dieses Jahr vor, als hätten wir uns permanent fehlgedeutet. Und im Januar 2015 war die Next am Start.


Zitat von Polarstern72:
Eine Partnerschaft selber ist eine dynamische Sache, mit zyklischen Verhalten.
...
Das mit dem zyklischen Verhalten, kann man sich etwa so Vorstellen, wie Wellen im Wasser. Passt die Ebene, gehen beide Partner mit der Welle mit, gleicher Wellenschlag. Verändert sich auch nur etwas, auch noch so kleines, fangen die Wellen sich an zu brechen.


Dann sollte man lernen, die Welle zu reiten. Dieses wellenförmigen Auf- und Abs sind mir auch aufgefallen. Ich fand, nach der Geburt unseres 2. Kindes war das Tal besonders tief. Irgendwie blieb es so. Kinder verändern eine Partnerschaft sehr. Bei uns zum Nachteil. Mein Ex hatte ein paar Mal unkontrollierte Wutanfälle, jedesmal ging was zu Bruch. Unser kleiner Sohn war jedesmal Zeuge. Noch Jahre später sprach er immer wieder davon, der Papa hat dies und das kaputt gemacht. Da merkte ich, wie dünn die Decke nur noch ist beim Ex, wie sehr es in ihm brodelt. Ich kam nicht mehr an ihn ran. Er hat es einfach geleugnet. Und ich war diejenige, die wieder nur Probleme macht, weil ich so was herbeirede, das was wäre etc. Wenn ein Mann mit geballten Fäusten vor mir steht, nachdem er die Kinderzimmertür eingetreten hat, die fast unsern Sohn getroffen hätte als sie aufflog, da kann wohl kaum von Probleme herbeireden sprechen, dann ist eines da. Er hat es geleugnet.

Wenn die Kommunikation von einer Seite verweigert wird, bekommt die Ehe ihr schleichendes Todesurteil. Das wird nicht wieder gut.


Zitat von Polarstern72:
Yonda, dein Beispiel gibt das sehr gut her, sorry das ich das so sage. Bei euch beiden hat sich die Wahrnehmung verändert, du hast dich zurückgezogen und er hat sich zurückgezogen. Beide seit ihr in eine Delle reingekommen und habt da nicht mehr zusammen rausgefunden. Da ist der Wellenbrecher, die Dynamik in der Beziehung. Die Kommunikation verändert sich, die Partner sprechen nicht mehr auf einer Ebene, nicht mehr auf Augenhöhe. Was der eine sagt, ist nicht dasselbe was er meint und auch nicht dasselbe was der andere hört (Empfängt). Der Ansatz zur Kommunikation, muss daher viel früher stattfinden, nämlich da, wo sich die Partner noch auf Augenhöhe befinden.


Ach Polarstern, es hat sich eigentlich sehr schnell gezeigt, das wir keine gute Kommunikation haben, weil er so extrem verschlossen ist. Ich war halt gutgläubig und heiratete ihn trotzdem. Er ist in allen Dingen sehr egoistisch, das konnte ich fast bis zum Schluss nicht wirklich sehen, weil ich ihn idealisiert habe. Dies oben beschriebene Ereignis war eines, was bei mir ein Umdenken bewirkte. Ich war wochenlang schwer geschockt über diesen Ausbruch.

Zitat von Polarstern72:
Und der, der weniger Liebt, bricht dann aus. Aber nicht ohne einen neuen Partner am Start zu haben.


Ich hab mir immer versucht vorzustellen, wie es für mich sei, wenn ich einen Mann aus einer Ehe herauslösen wollte, der käme dann wirklich warmgewechselt zu mir. Alle 14 Tage kommen dann seine mehr oder weniger verstörten oder ablehnenden Kinder vorbei. Ansonsten ist er viel beschäftig mit den Trennungsmodalitäten und hat immensen Gesprächsbedarf zur Aufarbeitung seiner Trennung. Und das landet dann alles bei mir. Muss ja der Himmel auf Erden sein Oh ne, dann doch lieber einen leicht verkorksten Single , aber sauber getrennt, der sein Inneres schon ansatzweise aufgeräumt hat.

Zitat von Polarstern72:
Yonda, über deine Sätze habe ich lange nachgedacht. Neben dem was ich oben schon beschrieben habe, gibt es auch noch weitere wichtige Punkte in einer Partnerschaft, deren man sich bewusst sein sollte, wenn man eine Bindung eingeht. Ich rede jetzt schlau, habe das so vorher auch nicht bewusst beachtet. Das Glück zu zweit, unterliegt einem gewissen verschleiß, es tritt sozusagen ein Gewöhnungfaktor ein. Sprich, es wird langweilig. Dazu noch der Alltagsstress und die Giftsuppe ist perfekt.


Der Alltag frisst ja viele Paare auf. Ich finde an der Gewöhnung erstmal nichts Schlechtes: Das ist doch das Vertraute, wo man sich fallen lassen kann. Langeweile, Desinteresse, emotionale Abstumpfung. Das passiert in Langzeitbeziehungen hin und wieder. Ich glaube, da hängt viel an der eigenen Disziplin, dass man sich da hängen lässt. Da verliert man auch noch das Ziel aus den Augen: Ich will dafür sorgen eine glückliche Ehe zu führen..

Zitat von Polarstern72:
Rosalie7, was deine Meinung zu dem Trennungsprozess an sich betrifft, so gehe ich voll mit dir mit. Bei mir ist letztlich auch der Eindruck geblieben, dass sie nur noch weg wollte und mich bewusst Demütigen und Verletzen wollte, ihr war am Ende alles S. egal. Sie war da klar in der Position der Stärke! Nein das muss ich nicht nochmal erleben.


Mein Ex hat mich, glaube ich, nicht bewusst verletzen wollen, er war rücksichtslos im Durchsetzen seiner Wünsche. Next ist kurz nach meinem Auszug gleich zu ihm gezogen. Kurz danach war Schulfest in der Grundschule meines Sohnes. Ich bat ihn, dass sie nicht mitkommt. Natürlich ging sie mit. Dafür musste sie auch aushalten, dass sie von allen angeglotzt wurde. Da bewies er wie ums andere mal wieder Fingerspitzengefühl wie eine Abrissbirne.

18.05.2017 22:00 • x 1 #96


Kinbakubi
Yonda,
Ich sehe sehr erstaunlich viele Parallelen zwischen Deinem und meinem Mann. (Noch-Mann).

19.05.2017 13:26 • x 1 #97


Polarstern72
Teil 2:

Zitat Yonda: Was heißt Vereinsamung? Wie sieht es mit (d)einem Freundeskreis aus? Ich habe die Beobachtung gemacht, dass viele Männer ihre sozialen Kontakte ausschließlich über ihre Frau abwickeln. Für sie ist die Partnerin die einzige, mit der sie so was wie Nähe leben. Ist die Frau weg, ist auch der Freundeskreis weg. Warum pflegen Männer keine tiefen Freundschaften zu anderen Männern? Wieso gibt es bei ihnen keine besten Kumpels? Mag ja nicht auf dich zutreffen, aber mir fällt das immer mehr auf.

Da liegt bei mir auch der Hase im Pfeffer, wenn ich, was schon vorkam, jemanden kennengelernt habe. Der hatte niemanden in seiner Nähe zum Reden, das wäre dann allein ich gewesen. Wenn ich aber die einzige Vertraute im Leben eines Mannes bin, legt der mir eine ganz schöne Last auf, hat derartig viele Bedürfnisse, die ich (in meiner jetzigen Lebenssituation schon mal) gar nicht erfüllen kann.

Das ein Mann sich dann, wenn er eine Familie kümmert, ist normal, gerade für unseren Kulturkreis. Und natürlich möchte ich nur mit einer Frau die gewisse Nähe haben, denn vom anderen Ufer bin ich jetzt nicht gerade. Die Partnerin erfüllt sozusagen mehrere Funktionen in einer Person, Partnerin und bester Freund. Natürlich gibt es bei Männern beste Kumpels, aber das kannst du vielleicht nicht mit Frauen Freundschaften vergleichen. Männer können im Team, wunderbar zusammen arbeiten und auch richtig was bewegen. Ich würde mal behaupten, sie sind Teamfähiger als Frauen. Aber Männer sind auch permanent Konkurrenten und gerade dann wenn es um Frauen geht. So manche Männerfreundschaft ist zerbrochen wegen einer Frau. Also die Ebene Mann und Frau ist eine andere als Kumpel und Kumpel. Dann gibt es in der heutigen modernen Zeit, eine zunehmende Arbeitsverdichting und ein Mann kann sich nun mal nicht auf viele Sachen gleichzeitig konzentrieren. Die Partnerin braucht Aufmerksamkeit (hast du auch beschrieben) die Kinder brauchen Aufmerksamkeit und der Alltag/der Job fordert. Wo siehst du da noch Luft, für Sauftouren mit den Kumpels? Ergo, das ist mit zunehmendem Alter ein ganz normaler Prozess. Schau genau hin! Vertraute sein, bedeutet Vertrauen haben!


Zitat @yonda: Was müsste der Geist aus der Flasche denn tun, um dich mit der Vergangenheit zu versöhnen? Mir eine Zukunft geben!

Zitat @yonda: Nennen wir es doch einfach ... zurückhaltend? jep

Zitat@Rosalie7: Den letzten großen Schritt will ich im Sommer machen, da habe ich Geburtstag, ich liebäugle mit einer Ballonfahrt und wenn ich dann ganz oben bin, werde ich seine Briefe an mich in lauter kleinen Schnipselchen (ich weiß, die arme Umwelt) heraus werfen. Das ist dann ein doppelter Befreiungsschlag für mich, ich bin nämlich nicht schwindelfrei. Quasi ein Schritt über die Angst heraus. Ich fand das mit den Puppen und den Nadeln interessant, hat leider nicht geklappt. Nein, ich habe für mich alle Bilder mit ihrer Person darauf gelöscht und vernichtet. Das war mein Befreiungsschlag. Ihr Bild in mir verlasst zusehends!

Zitat@Rosalie7: Stimmt schon, dass man schrullig wird, wenn man lange allein lebt. Aber man kann auch in und mit einer Partnerschaft vereinsamen und seltsam werden, wenn man sonst keine sozialen Kontakte hat. Finde schrullig ist ein schöner Begriff für eigenartig, nur Männer verwahrlosen halt.

Zitat@Rosalie7: Deinen Garten hätte ich sehr gern gesehen, aber ich kann es mir zumindest ein bißchen vorstellen. Es ist sehr schade und traurig, dass Du das alles aufgeben musstest und welche Schicksalsschläge Dich in den letzten Jahren getroffen haben. Ich drück Dir die Daumen, dass Du Deinen Flaschengeist und Deine wirkliche Seelenverwandte findest und wünsche Dir Kraft für Deinen Weg, aber Du wirst das schaffen! Hatte es sogar geschafft, eine Orchidee, die ich mal gerettet hatte bei Baumaßnahmen, in meinem Garten anzusiedeln. Sie hat es mir gedankt, in dem sie jedes Jahr einen Blütenstengel mehr hervorgebracht hat. Der jetzige Besitzer, ist zu einfach gestrickt um diese Besonderheiten wert zu schätzen.

Zitat Yonda: Frauen verstehen? Ich dachte, du nimmst die Autobahn? Man nennt das unverbesserlich.

Zitat Yonda: Da faselte einer von Seelenverwandtschaft blabla. Upps, das hat er zu ihr auch gesagt. So etwas gibt es aber in Wirklichkeit gar nicht, löst aber gut Emotionen aus. Oder übersetzt bedeutet dasBaby ich bin heiß auf dich, ich will dich..

Zitat@Rosalie7: Ich drück Dir die Daumen, dass Du Deinen Flaschengeist und Deine wirkliche Seelenverwandte findest und wünsche Dir Kraft für Deinen Weg, aber Du wirst das schaffen! Ich glaube zwar nicht an Seelenverwandtschaft, aber ich weiß was du meinst. Danke, das wünsche ich dir auch, Rosalie7

Zitat@Rosalie7: Ich kenne noch zwei gute Orte, um jemanden kennen zu lernen: Volkshochschulkurse (aber man muss den richtigen Kurs wählen) und eine Reha-Kur. Gute Idee, hatte ich auch schon daran gedacht. Mal sehen was es für Kurse gib, die mich auch interessieren.

@rosalie7, Zitat: Vor späterer Einsamkeit hab ich auch große Angst. Das war nie mein Lebensmodell oder in meiner Vorstellung. Ich hab wie Du bislang noch nie alleine gelebt, bin ein absoluter Familienmensch und hab gerne andere um mich. Familie und Partnerschaft bedeuten für mich Geborgenheit und für einander da sein. Ich verwöhne und bemuttere gern und kann es umgekehrt auch genießen. Eben Streicheleinheiten für Körper und Seele. Es gibt da ein schönes Goethe-Zitat, was es ganz gut trifft: Geborgenheit ist ein stärkeres Wort für Glück.

Ich kann schon ganz gut auch mal allein sein und nehme mir auch Zeit für mich. Aber es ist ein großer Unterschied, ob man gelegentlich für eine kurze Zeit allein sein möchte oder ob man die ganze Zeit allein sein muss.

Das ist es auch bei mir, deshalb habe ich mein Sohn mit begleitet in eine neue Region. Das hat sozusagen mehrere Gründe gehabt. Aber der Gedanke, erst Familie zu haben, Haus und Garten und dann plötzlich nichts mehr, ist für mich der Horror gewesen. Jetzt habe ich sozusagen nochmal eine Schonfrist von etwas mehr als noch 2 Jahren, bis dieser Zustand tatsächlich Realität wird. Aber das sind alles so kleine Details, die dann wirklich die Wut aufschäumen lassen, weil man in etwas hineingedrängt wurde, was man/ich so nicht gewählt habe. Und man steht als Verlassener, alleine da, mit seinen Ängsten und Verletzungen. Auch eine Therapie kann da nicht so viel daran ändern, außer an der Art und weiße wie man die Last trägt.

Zitat Yonda: Wir waren ja vor dem großen Knall ein Jahr in der Paartherapie. Da habe ich wenigstens mal einen kleinen Einblick in sein Seelenleben bekommen. Im Januar 2014 wollte ich mich von ihm trennen: Aus Resignation, aus dem Gefühl, nicht mehr geliebt zu werden. Ich wollte so in dieser emotionalen Kälte nicht mehr leben. Wir gaben unserer Ehe noch eine Chance durch die Paartherapie. Ich bewegte mich wieder auf ihn zu, er rückte immer wieder von mir ab. Von seiner Seite kamen immer negative Reaktionen, Ablehnung, auf meine Annäherungen. Im Nachhinein kommt mir dieses Jahr vor, als hätten wir uns permanent fehlgedeutet. Und im Januar 2015 war die Next am Start. Da war die gleiche Ebene nicht mehr da und er wollte nicht mehr. Die Paartherapie war Zeitverschwendung.

Zitat Yonda: Wenn ein Mann mit geballten Fäusten vor mir steht, nachdem er die Kinderzimmertür eingetreten hat, die fast unsern Sohn getroffen hätte als sie aufflog, da kann wohl kaum von Probleme herbeireden sprechen, dann ist eines da. Er hat es geleugnet.

Wenn die Kommunikation von einer Seite verweigert wird, bekommt die Ehe ihr schleichendes Todesurteil. Das wird nicht wieder gut. Gewalt ist etwas was ich immer abgelehnt habe. Ich habe nie meine Kinder geschlagen, noch dieser Nochfrau Gewalt angedroht..und Ergebnis..Mann wird trotzdem in den Ar. getreten. Ihr Terminus zu ihm das lässt sich nicht mehr kitten, nie wieder, hmmm was sie damit wohl gemeint hat? Es ist aber schon krass was du erlebt hast und von der Seite her kann ich dich durchaus verstehen. Nur sind nicht alle so!

Zitat Yonda: Er ist in allen Dingen sehr egoistisch, das konnte ich fast bis zum Schluss nicht wirklich sehen, weil ich ihn idealisiert habe. Dies oben beschriebene Ereignis war eines, was bei mir ein Umdenken bewirkte. Ich war wochenlang schwer geschockt über diesen Ausbruch. Das idealisieren ist ein Problem und ja man lernt seinen Partner erst in der Trennung richtig kennen. Das sie kühl, berechnend und skrupellos ist habe ich auch erst dann realisiert, aber diese negativen Eigenschaften hat sie schon immer gehabt, nur habe ich sie für mich ausgeblendet und oder mit ihr nicht über das eine oder andere Ereignis gesprochen. Vielleicht auch aus Angst über das Ergebnis, was sich durch ein solches Gespräch ergibt.

Zitat Yonda: Der Alltag frisst ja viele Paare auf. Ich finde an der Gewöhnung erstmal nichts Schlechtes: Das ist doch das Vertraute, wo man sich fallen lassen kann. Langeweile, Desinteresse, emotionale Abstumpfung. Das passiert in Langzeitbeziehungen hin und wieder. Ich glaube, da hängt viel an der eigenen Disziplin, dass man sich da hängen lässt. Da verliert man auch noch das Ziel aus den Augen: Ich will dafür sorgen eine glückliche Ehe zu führen.. Und genau das wird dann in der gestörten Wahrnehmung ausgeblendet. Er schläft auf dem Sofa abends ein, statt mit mir zu sprechen = er liebt mich nicht mehr..usw. der Alltag verändert wirklich sehr viel!

Zitat Yonda. Mein Ex hat mich, glaube ich, nicht bewusst verletzen wollen, er war rücksichtslos im Durchsetzen seiner Wünsche. Nichts passiert unbewusst! Und das hatte ich schon mal geschrieben, der Expartner wird dann nicht mehr als Mensch gesehen, sondern als Gegenstand, den man entsorgt hat. Er wird dann ausgeblendet und fertig!

So ich bin dann mal weg, eine Woche Steine sammeln in Slovenien. Machts also erst einmal gutPolarstern

19.05.2017 14:09 • x 1 #98


U
Zitat von Yonda:
Was heißt Vereinsamung? Wie sieht es mit (d)einem Freundeskreis aus? Ich habe die Beobachtung gemacht, dass viele Männer ihre sozialen Kontakte ausschließlich über ihre Frau abwickeln. Für sie ist die Partnerin die einzige, mit der sie so was wie Nähe leben. Ist die Frau weg, ist auch der Freundeskreis weg. Warum pflegen Männer keine tiefen Freundschaften zu anderen Männern? Wieso gibt es bei ihnen keine besten Kumpels? Mag ja nicht auf dich zutreffen, aber mir fällt das immer mehr auf.


Das hängt auch damit zusammen, dass sich Männer in Beziehungen sehr auf die Partnerin einschießen, die vorherigen Freunde und die dazugehörigen Kontakte schlafen ein. Frau wird mehr als nur Geliebte, sie wird Partnerin, bester Freund, Ansprechpartner Nr. 1. Dazu kommt (glaube ich zumindest als Mann), dass Männer Angst haben, dass die Partnerin sich ausgegrenzt fühlt, wenn der Partner freundschaftliche Beziehungen führt bzw. der Partner vermutet dies.

Ferner lieben es viele Frauen, wenn sich ihr Partner gut mit ihren Freunden versteht und an ihrem Leben teilnimmt. Später wird es dann negativ betrachtet, der Partner hätte seinen Freundeskreis vernachlässigt oder gar verlassen. Da eine gesunde Balance zu finden, ist schwer.

19.05.2017 14:37 • x 2 #99


Y
Zitat von Kinbakubi:
Yonda,
Ich sehe sehr erstaunlich viele Parallelen zwischen Deinem und meinem Mann. (Noch-Mann).


Irgendwo muss ein Nest sein ...

Ja, ich habe auch schon mehrere dieser Art gesehen bzw. von gelesen. Scheint ein Typus zu sein.

19.05.2017 20:32 • x 2 #100


Y
@Polarstern72
@udi74

(Machen Männer irgendwie gern, ihren Jahrgang an den Nickname zu hängen. Bei mir hieße das dann Yonda69, das hat echt was anzügliches )

Ich bin heilfroh, dass ich meine Freundschaften gepflegt habe, denn sie helfen mir die Krise zu überwinden. Meine Freundinnen geben mir Rat, Schulter, Verständnis, hin und wieder ein Taschentuch und dazu einen Kaffee. Sie sparen aber auch nicht mit Kritik und Aufrichtigkeit, wenn ich auf dem Holzweg sind. Ich kann sie immer fragen, wenn mich was bewegt und das können sie auch bei mir. Mein Ex hingegen hat nichts von alldem getan, was meine Freundinnen für mich sind.

Wir Frauen treffen uns untereinander, organisieren zusammen aber auch Feste und Ausflüge mit unseren Familien. Die Männer lernten sich dadurch untereinander kennen, wo auch Freundschaften unter diesen entstanden. Wir schenkten ihnen gemeinsam sogar mal einen Ausflug --- nur für Männer und sie hatten viel Spaß dabei. Den Männern wäre nie auch nur die Idee gekommen, mal selbst die Organisation in die Hand zu nehmen und uns Frauen dazu einzuladen, geschweige denn uns einen gemeinsamen Ausflug zu schenken. Sie sind in der Beziehung sehr passiv.

Wenn wir dann alle zusammen waren, kam es mir oft so vor, als dass wir Frauen den Kern bildeten, die Kinder wuselten um uns herum, die Männer dümpelten irgendwo in der Peripherie oder drückten sich mit einer Flasche B. in der Hand um den Grill herum. Wir organisieren bald wieder ein größeres Fest für deutlich mehr Familien. Mein Kern ist mir erhalten geblieben, der eine Mann am Grill ist verschwunden (mein Ex). Der hat jetzt einen anderen Kern, um den er kreist.

Die Bedeutung von Freundschaft ist so eine Sache, wo mir der Unterschied im Verhalten von Männern und Frauen so deutlich auffällt. Ist es kulturelle geprägt oder bestimmt uns da die Genetik? Keine Ahnung ich hab.

19.05.2017 21:49 • x 2 #101


Y
Zitat von Polarstern72:
Teil 2:
Hatte es sogar geschafft, eine Orchidee, die ich mal gerettet hatte bei Baumaßnahmen, in meinem Garten anzusiedeln. Sie hat es mir gedankt, in dem sie jedes Jahr einen Blütenstengel mehr hervorgebracht hat. Der jetzige Besitzer, ist zu einfach gestrickt um diese Besonderheiten wert zu schätzen.

Zitat Yonda: Frauen verstehen? Ich dachte, du nimmst die Autobahn? Man nennt das unverbesserlich.


Polarstern, einfach unverbesserlich! Zurückhaltender Steinesammler und humorvoller Orchideenretter. Das macht dich zu einem ganz besonderen Menschen.



Zitat von Polarstern72:
Zitat Yonda: Da faselte einer von Seelenverwandtschaft blabla. Upps, das hat er zu ihr auch gesagt. So etwas gibt es aber in Wirklichkeit gar nicht, löst aber gut Emotionen aus. Oder übersetzt bedeutet dasBaby ich bin heiß auf dich, ich will dich..


Ja, genau das bedeutet es. Als er dann ziemlich deutlich wurde, hatte ich es dann auch endlich geschnallt. Er trollte sich dann gleich nach meinem Nein, danke.

Zitat von Polarstern72:
Zitat@Rosalie7: Ich kenne noch zwei gute Orte, um jemanden kennen zu lernen: Volkshochschulkurse (aber man muss den richtigen Kurs wählen) und eine Reha-Kur. Gute Idee, hatte ich auch schon daran gedacht. Mal sehen was es für Kurse gib, die mich auch interessieren.


Rosalie, nicht dein Ernst! VHS-Kurse? Ich war kürzlich in zweien mit recht hohem Männeranteil (Rhetorik und Wordpress). Mein heftiger Hustenanfall sorgte dann endlich für die ersehnte, männliche Aufmerksamkeit. Ach, ich bin schon tief gesunken!


Zitat von Polarstern72:
Jetzt habe ich sozusagen nochmal eine Schonfrist von etwas mehr als noch 2 Jahren, bis dieser Zustand tatsächlich Realität wird.


Weißt du heute wirklich schon was in zwei Jahren ist? Wusstest du vor zwei Jahren, dass du zu dieser Zeit in einem Trennungsschmerzen-Forum mit wildfremden Frauen deinen Seelenschmerz teilst? In zwei Jahren können Welten einstürzen und wieder auferstehen. Wir treffen uns in zwei Jahren hier in diesem Forum, dann machen wir Datenabgleich.

Zitat von Polarstern72:
Die Paartherapie war Zeitverschwendung.


Widerspruch! Ich habe viel gelernt dort über mich. Von daher eines der besten Erfahrungen für mich.

Zitat von Polarstern72:
Zitat Yonda: Der Alltag frisst ja viele Paare auf. Ich finde an der Gewöhnung erstmal nichts Schlechtes: Das ist doch das Vertraute, wo man sich fallen lassen kann. Langeweile, Desinteresse, emotionale Abstumpfung. Das passiert in Langzeitbeziehungen hin und wieder. Ich glaube, da hängt viel an der eigenen Disziplin, dass man sich da hängen lässt. Da verliert man auch noch das Ziel aus den Augen: Ich will dafür sorgen eine glückliche Ehe zu führen.. Und genau das wird dann in der gestörten Wahrnehmung ausgeblendet. Er schläft auf dem Sofa abends ein, statt mit mir zu sprechen = er liebt mich nicht mehr..usw. der Alltag verändert wirklich sehr viel!


Woran merkt man, dass man vom Partner geliebt wird? Das er einfach noch da ist?
Woran merkt mein Partner, dass ich ihn liebe?

19.05.2017 22:30 • x 2 #102


U
Zitat von Yonda:
Die Bedeutung von Freundschaft ist so eine Sache, wo mir der Unterschied im Verhalten von Männern und Frauen so deutlich auffällt. Ist es kulturelle geprägt oder bestimmt uns da die Genetik? Keine Ahnung ich hab.


Ich glaube, Freundschaften unter Männern laufen schon anders ab als unter Frauen (wenn sie jeweils unter sich sind). Die Art, wie Deine Freundinnen mit Dir umgehen, reden und handeln und ebenso umgekehrt ist glaube ich nicht die typisch männliche Art. Warum das so ist? Ich vermute, dass Männer Freundschaften etwas anders ablaufen und interpretiert werden. Du hast das schon, denke ich, treffend beschrieben.

20.05.2017 07:42 • x 2 #103


Y
@udi74

Die typisch männliche Art macht Männer nach dieser Beschreibung ziemlich einsam. Und Frauen auch, wenn sie sich einzig auf ihren Mann beziehen.

20.05.2017 08:09 • x 1 #104


R
Hallo Yonda,
DANKE, Du hast mir den Tag gerettet! Ich hänge seit Donnerstag ein bißchen durch (solche Tage gibt es halt auch, manchmal reicht schon eine Erinnerung oder schlechte Träume vom Ex), aber dann kam ja das:

Zitat von Yonda:
Rosalie, nicht dein Ernst! VHS-Kurse? Ich war kürzlich in zweien mit recht hohem Männeranteil (Rhetorik und Wordpress). Mein heftiger Hustenanfall sorgte dann endlich für die ersehnte, männliche Aufmerksamkeit. Ach, ich bin schon tief gesunken!


Ich hab es vor sehr vielen Jahren auch mal versucht (ich war noch sehr jung und sehr naiv) und einen Kochkurs gewählt, das hatte ich in einem (Frauen)Buch gelesen. War jedenfalls auch nicht so toll, Männer waren schon da, aber es sprang keine Funke über. Positiver Nebeneffekt, ich habe besser kochen und neue Rezepte kennengelernt. Deswegen: Augen auf bei der Kurswahl. (Ein Rhetorikkurs ist ganz schlecht, da wollen die Männer doch reden und nicht zuhören oder ?! Dann vielleicht doch eher ein Kurs zum Grillen oder Cocktails mixen.)

Übrigens auch Danke für Dein Outing zum Alter, willkommen im Club.

Ich hab in einem anderen Thread noch ein bißchen von Dir gelesen. Ich finde es ganz toll, wie Du Dein Leben anpackst und umkrempelst und wünsche Dir dabei weiterhin viel Kraft und Mut.

Hinsichtlich der Freundschaftspflege bei Männern und Frauen, weiß ich nicht, ob die wirklich so verschieden ist, es kommt wohl auf die Person selbst an. Ich bin z.B. im echten Leben nicht sehr kontaktfreudig und habe auch nicht viele enge Freunde. Ich habe eigentlich erst in den letzten Jahren wirklich Freundschaften aufgebaut. Man ist also nie zu alt dafür. Heute bin ich sehr froh, dass ich mich diesbezüglich in den letzten Jahren sozusagen emanzipiert habe. Einige dieser Freundinnen und (platonische) Freunde habe ich im Rahmen meiner Reha-Kur (das mit der Kur war kein Scherz) sowie der anschließenden Nach-Therapie kennengelernt. Ähnlich wie hier im Forum lernt bei einer Kur Menschen kennen, die sich in der gleichen oder einer ähnlichen Situation befinden, man kann sich ganz anders öffnen und kommunizieren. Für mich ist leichter einen Rat von jemandem anzunehmen, der ganz genau weiß, wie ich mich fühle.

So und jetzt mach ich mich wieder an meinen Papierkram, hab einen schönen Samstag!

Rosalie

20.05.2017 11:45 • x 1 #105


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