Wow, so langsam kommen wir zum Kern des Themas!
@kaetzchen: Die Idee mit dem Ritual finde ich an sich gut, glaube aber nicht, dass ich das so tun könnte. Wir haben schon so oft miteinander geredet und ich habe mir gesagt, ich mache keine Vorwürfe. Nach einigen Tagen kommen sie aber im Stillen wieder und finden nach und nach ihren Weg nach außen.
Ich weiß auch, dass es mit Fremdgehen meinerseits nicht getan wäre. Ich fürchte eher, das kompliziert das Ganze nur noch mehr. Obwohl mir meine Frau gesagt hat, dass ich das tun soll, wenn es mir hilft. Solange sie nichts davon mitbekommt, ist es ihr weitgehend egal. Auch wenn es ihr natürlich weh tut, hat sie Verständnis für mein Problem. Aber genau mit dieser Einstellung kann ich das eben nicht - ich bin ein zu guter Mensch, ich will und kann ihr nicht weh tun - auch nicht, wenn sie es nicht erfährt. Bisschen flirten, chatten - ja, ok, aber wirklich fremdgehen, ich glaube nicht, dass ich dazu in der Lage bin. Trotz meiner gefühlten Defizite.
Eine (in engem Rahmen) offene Ehe lehnt meine Frau strikt ab - diesen Vorschlag habe ich schon gebracht. Wie gesagt, sie würde mir ein paar Fehltritte durchgehen lassen. Aber dann auch nur inoffiziell, indem sie von nichts weiß. Wir sind zuhause im Bett natürlich nicht wirklich spießer und haben uns schon überlegt, mal Sachen wir Dreier oder Partnerwechsler auszuprobieren, aber diese Gedanken kommen und gehen auch wieder. Bisher hat sich da nichts ergeben.
Und ja, unsere Ehe war sehr statisch, fast jeder Tag gleich. Im Fall meiner Frau war nicht S. der entscheidende Faktor, sondern das Gefühl, als Frau beachtet zu werden. Und in diesem Dilemma befinde ich mich momentan auch - ich möchte als Mann wahrgenommen werden, nicht als Papa oder gehörnter Ehemann.
@bekannte:
Zitat:Gab es den Gedanken schon vor der Entdeckung des Betrugs? Hast Du damals den Gedanken an andere Frauen oder mehr Erfahrung oder andere Erfahrungen mit dem, was Du in der Ehe hast, abgewogen und bewusst verzichtet?
War damals die Ehe qualitativ höherwertig als dieser Wunsch? Und ist sie es jetzt, durch den Betrug, nicht mehr?
Genau so ist es, besser hätte ich es nicht schreiben können. Klar hatte ich auch mal den Gedanken von Seitensprung (so rein theoretisch, ohne an eine bestimmte Person zu denken, einfach der Spannung wegen), habe meine Erfüllung aber immer in der Ehe gesehen und bewusst jeglichen Kontakt zu anderen Frauen gemieden - nichtmal geflirtet oder gelächelt habe ich. Durch den Betrug ist diese Seifenblase zerplatzt - mir wird klar, dass das Leben eben mehr bietet als ewige Treue, gepaart mit Langeweile im Bett.
Zitat:Würdest Du bei einer anderen Frau wissen wollen, ob Du im Bett gut bist und dadurch mehr Sicherheit gewinnen wollen, was den Vergleich mit dem AM angeht? Hast Du also echte Sorge um Deine Platzierung im Bett-Ranking oder ist das die allgemeine Demütigung des Betrugs, die Dich so klein fühlen lässt?
Beides würde ich sagen. Aufgrund fehlender Erfahrung muss ich mich auf die Aussage meiner Frau vertrauen, dass ich gut im Bett bin...und das ist nach dem Geschehenen für mich nichts wert. Sie würde ja sicher lügen, um mich zu schonen. Aber die Demütigung seht natürlich auch im Raum. Beim S. sehe ich mich sehr oft in der Rolle des AM und frage mich, wieviel anders ich bin, hat er dieses oder jenes gemacht, etc.
Zitat:Würden Dich Erfahrungen mit anderen Frauen wirklich größer fühlen lassen?
Zitat:Möchtest Du von einer anderen Frau nur die Betterfahrung oder geht es auch darum, als Mann gesehen und begehrt zu werden?
Nein, aber vielleicht würden sie mir ein Gefühl der Sicherheit bieten. Ich weiß es nicht. Sicher ist, dass ich gerne mehr Mann wäre, einfach um Anschluss an meine Frau zu finden. Sie war auch vor der Ehe schon etwas erfahrener im Bett, aber durch die Affäre ist die Lücke leider deutlich größer geworden.
Zitat:Ist da auch ein Anteil von auf die Augenhöhe Deiner Frau aufschliessen mit dabei? Stimmt also etwas an dem Machtgleichgewicht zwischen euch noch nicht, das ja jeder Betrug zugunsten des Fremdgegangenen verrückt?
Das definitiv. Darauf sind wir in unseren Gesprächen auch schon gekommen, dass ihre Reife als Frau damit einen enormen Sprung nach vorne gemacht hat, während ich unerfahren zurückbleibe. Ehrlicherweise muss ich sagen, dass meine Frau durch die Affäre allgemein sehr viel Reife gewonnen hat, sie wirkt auf mich nicht mehr wie das Mädel das ich geheiratet habe, sondern eine echte Frau. Leider habe ich das Gefühl, hinterher zu hinken. Ich habe mittlerweile mein Kleidungsstil völlig geändert, um reifer und attraktiver zu wirken. Leider sehe ich mit knapp 37 aus wie 26/27, was nicht gerade mein Selbstwertgefühl verbessert.
Zitat:Gibt es den Gedanken, dass die Ehe durch den Betrug so entwertet würde, dass Deine Treue auch nicht mehr absolut sein muss?
Ja, das auch. Treue gibts nur einmal in der Beziehung und unsere ist einfach weg. Das Kind ist schon in den Brunnen gefallen...
Zitat:Wieviel Anteil hat die Sehnsucht nach einer unvorbelasteten Beziehung, die jetzt mit dieser Frau ja für Dich erstmal nicht möglich ist?
Einen nicht zu kleinen. Für mich war unsere Ehe immer was Besonderes, auch wenn sie nicht immer glücklich war. Ich war zufrieden, glücklich mit dem, was ich hatte. Alle Sehnsüchte und Wünsche waren nur Spinnereien, Kopfkino.
Ich weiß nicht, ob das mit einer Kur funktioniert. Ich habe, seit ich davon letztes Jahr im Sommer erfahren habe, immer nur einzelne Tage in der Arbeit gefehlt, wenn es psychisch garnicht ging. Ansonsten funkioniere ich ja, wie ich soll. Klar, ich bin in der Arbeit oft nicht bei der Sache, aber bisher merkts kaum einer. Gesundheitlich geht es mir bis jetzt hervorragend. Nur irgendwie ist das Gefühl, Glück zu empfinden, abhanden gekommen. Egal was ich mache, bei dem ich immer Spaß hatte - die Freude, wenn sie überhaupt kommt, ist von kurzer Dauer und kurz danach fühle ich wieder eine Leere und Lustlosigkeit.