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Ehe und Affäre / nun Trennung von echter Liebe

T
Zitat von SchlittenEngel:
kannste Dir ja gern einbilden....

Es ging ums mir etwas zutrauen, nicht ums wissen ;P

11.01.2023 13:47 • #106


Hola15
@PIPIstattANNIKA

Du bekommst hier ja deutlich gesagt, dass es allein in deiner Verantwortung liegt, wie du gehandelt hast. Das sehe ich genauso und ich denke da kannst du auch noch ein wenig zulegen. Immerhin hast du Menschen stark verletzt und einen Scherbenhaufen hinterlassen.

Ich würde nur gerne deine Gefühle und Bedürfnisse von deinem Verhalten trennen. Ich gehöre nicht zur Fraktion, die sagt, dass du deine Bedürfnisse ganz hinten anstellen sollst. Manche gehören nicht zum Partner, sondern resultieren aus Wunden der Kindheit, manche sind berechtigt beim Partner und manche kann man einfach nicht leben, weil gewisse Entscheidungen andere Dinge ausschließen. „Pay your price for your paradise“ würde ein Freund von mir sagen.

Ich glaube, dass „die Fehler“ bereits schon früher verortet sind.

Aufgrund der Schilderung deiner Kindheit
Zitat von PIPIstattANNIKA:
um meine Kindheit - kurz: mein Kindheitsdasein bestand darin lieb, brav und hübsch zu sein. Meine Eltern haben mich nie für voll genommen und wollten schon immer gern meine Entscheidungen treffen.

könnte ich mir vorstellen, dass du einerseits zu Sachen JA gesagt hast, die du nicht 100%ig wirklich wolltest.

Zitat von PIPIstattANNIKA:
2010 waren mein Mann und ich (damals noch ohne Kinder) in einer Krise. Er wollte Familie gründen, ich arbeiten. Wir gingen zur Paartherapie

Wie sieht es damit aus? Es ist zwar lange her, aber du wolltest damals keine Kinder und hast nun drei (!)

Andererseits zeigt dein Mann/ eure alte Beziehung ja Muster, die du von damals kanntest
Zitat von PIPIstattANNIKA:
Er zieht sich bei Problemen und Konflikten zurück. Macht alles mit sich aus. Spricht nicht. Ist tagelang unterschwellig schlecht gelaunt. Lässt seine Familie das spüren. Er macht es nicht mit Absicht, aber ändern kann er es auch nicht. Das ist er! Ich hingegen bin höchst emotional, auf Kontakt, Nähe und Kommunikation angewiesen.


Zitat von PIPIstattANNIKA:
Mein Mann war ähnlich bevormundet wie meine Mutter zu mir. Eigentlich wusste er immer besser als ich, was ich bräuchte.

(Ich meinte in erster Linie das untere Zitat)

Jetzt ist da also dieser Ehemann der sich ähnlich verhält wie deine Eltern damals. Dich bevormundet, dich vermutlich nicht sieht und dich mit Schweigebehandlung „bestraft“ bei Konflikten. Wie ging es dabei der „braven Annika“?
Ok, sie entschuldigt es - er kann ja nicht anders. Aber wie ging es dir wirklich?

Du schreibst, dass du zumindest lieber im Kontakt bleiben wolltest. Gefühle aussprechen etc.
Und dann kommt da ein Mann der das Gegenteil deines Mannes zu sein scheint.
Zitat von PIPIstattANNIKA:
Mein AM trägt sein Herz auf der Zunge. Er kann weinen, Themen und Probleme ansprechen, diskutieren und klären

Genau das, was dir bei deinem Mann immer schmerzhaft gefehlt hat. Dass da die Sehnsucht hingeht, kann ich mir vorstellen. (Nicht das anschließende Verhalten legitimieren)

Und dann ist da ja auch noch die gefühlte Befreiung aus dem „brav sein und folgen“. Deine Aktion wirkt ja sehr überkompensiert und dein Name hier scheint auch symbolhaft dafür. Einmal alle Ketten sprengen und sich nur um die eigenen Bedürfnisse kümmern, die sonst nie jemanden interessiert haben?

Du bist ja schon lange in Therapie und das wird nichts Neues für dich sein, aber könnten das nicht zumindest die Reste alter Muster und Wunden sein?


Zitat von PIPIstattANNIKA:
Unterschätzt habe ich die negative Energie einer Affäre.

Das verstehe ich nicht ganz. Klar gibt es da viel negative Energie, aber meist ist die positive - Seifenblasen- von allem Alltag befreite- Energie - doch das was es so besonders macht.

Zu deinem Mann:
Zitat von PIPIstattANNIKA:
Er war anders, besonders, interessant.

Was meinst du damit?

Zitat von PIPIstattANNIKA:
Mein Mann hat mich einzigst beschimpft und verhöhnt. „Du bist ekelhaft“ hat er mir 3x leise ins Ohr geflüstert. „Wir rationalisieren dich weg. Als wärst du nie da gewesen.“ hat er gesagt. „Besuchsmutti wirst du.“ - all das in einer Situation, in der ich ihn angefleht habe, uns eine Pause zu geben, weinend förmlich vor ihm zusammengebrochen bin. Er sagte in der Situation selbst von sich, er sei ganz bei sich. Ich habe meinen Mann über Wochen immer wieder gebeten, mich nicht mehr zu beschimpfen. Er ist regelmäßig abends, als die Kinder schliefen, ausgerastet.
Mein Mann hat mich bedrängt, angefasst und mit einer Kamera überwacht. Er teilte mir das Geld zu und lässt mich im öffentlichen Leben mit gesperrten Karten auflaufen.

Ganz ehrlich: ich trug auch eine unsagbare Wut und Verletzung in mir und die ist in Teilen immer noch vorhanden.
Ich habe auch fast zwei Jahre meinen Ex beschimpft. Aber (!) ich habe das nur gemacht, wenn er es sich abgeholt hatte (ich hab ihm sofort seine Sachen vor die Tür gestellt und er fand immer einen Weg für Kontakt und wenn er vor meiner Tür stand)
Es kommt nicht so ganz raus, aber in der Beziehung verbleiben und dann diese Sachen sind für mich einzig Ausdruck von Macht und Unterdrückung.
So wie du das beschreibst, fühlt sich das für mich echt gruselig an. Und wohlgemerkt- Schmerzen, Verzweiflung, Wut - alles schön und gut und legitim. Aber mit dieser Macht- Komponente?

Was ich eigentlich sagen möchte: Ich möchte weder deinem Mann irgendeine Verantwortung oder Schuld dafür geben. Die hat er nicht. Aber vllt. wäre es sinnvoll zu gucken, wo du vorher die Weichen schon falsch gestellt hast und hinzuschauen, welche Bedürfnisse wer wo erfüllen soll und ob diese richtig adressiert sind.

Das deine Ehe kaputt ist, muss ich wohl nicht sagen und das deine AF eine Luftnummer ist, auch nicht.

11.01.2023 14:22 • x 15 #107


A


Ehe und Affäre / nun Trennung von echter Liebe

x 3


Elfe11
Am besten setzt du dich jetzt mit dem Thema Trennung und allen Konsequenzen in Ruhe auseinander. Dein Leben wird dir nun nicht mehr durch eine Affäre und einen befreundeten AM versüsst. Du knallst hart auf den Boden alleine! Bleibt fair und trennt Euch ordentlich. Das haben vor Euch schon Andere geschafft.

Und wenn alle Karten und das Konto gesperrt sind, dann kann man eben nicht zum Shoppen oder Einkaufen gehen...

11.01.2023 19:40 • x 3 #108


W
Zitat von Jetti:
Aber ich glaube eben, dass es auch nicht grad einfach wäre, würde alles freier sein.


Zitat von VictoriaSiempre:
Aber das rechtfertig für mich nicht, niemals, dass man in das eigene Gefühlschaos andere über längere Zeit mit reinzieht und sich derweil die Rosinen pickt. Um sich dann zu beschweren, dass sie einem nicht schmecken, während der Rest mit den trockenen Krümeln da sitzt.


Wenn Du, @VictoriaSiempre , auch schon einige Jährchen auf dem Buckel hast, dann wirst Du vermutlich noch selber den Umgang zu früheren Zeiten mit gleichgeschlechtlich1 und gleichgeschlechtlich1 erlebt haben und die generelle Einstellung dazu.
Und wenn ich hier einmal über einen dieser häufigen Affärenthreads stolpere und ein bisschen lese, dann fällt mir unweigerliche diese Zeit mit ihrer Homoexuellen-Aufregung und -Verpönung und -phobie ein. Im Prinzip war es dasselbe. Schroffe Ablehnung, Argwohn, Niedermachen, Ausgrenzen, beschimpfen, sich maßlos aufregen, sogar bestrafen, alles abartig ... dann natürlich auch noch unerhört verlogen, diese Leute verbergen ja noch dazu ihre widerliche Abartigkeit, ja haben bisweilen sogar ein reguläres Familienleben zwecks Tarnung vorgetäuscht.
Affären, mal ein Fremdgang usw. waren damals mehr oder weniger wurscht, eine Zweitagesaufregung im innersten Zirkel vielleicht, weiter außen eher Amüsement.
Heute hingegen ist, bis vielleicht in letzten Talwinkeln, die ihr Vorgestern unmöglich verlassen können, Homo und sonst etwas völlig wurscht. Dafür aber regen Affären und jede Art außerplanmäßiger Liebesgeschichten geradezu ausufernd auf.
Das halte ich doch für recht erstaunlich, und mir scheint, der Mensch hat nach wie vor eine ziemlich ambivalente Einstellung zur S.. Auf der einen Seite kann man den Lustfaktor wohl kaum gänzlich verleugnen, ist man in der Regel ja selber davon irgendwie betroffen oder war es zumindest; auf der anderen Seite bedarf es zum Ausgleich aber auch dieser Empörung eben über irgend etwas S.. So dass in dieser Ambivalenz doch eine Art Gleichgewicht gehalten werden kann.
Blöd nur, auch etwas frech für meine Begriffe, dass das immer auf Kosten anderer geschieht. Man macht sich ja höchstens mal in Ausnahmefällen selber nieder, sei es, weil man sich in vollen Zügen auslebt, sei es, weil man sich gar nicht auslebt.
Jedenfalls ist das ein für mich wirklich erstaunliches Phänomen, diese Aufgeregtheit in Zusammenhang mit etwas so vergleichsweise Harmlosem wie S. und S.. Da scheinen mir noch irgendwo ein paar splitterfaserna*ckte Hunde begraben zu sein, die aufheulen, aufknurren und losbellen, wenn sie mal an einem impertinenten Spiegel vorbeilaufen.

12.01.2023 01:40 • x 1 #109


W
Zitat von Jetti:
Beinhaltet aber das Risiko zu verbrennen.
Dauerhaft glücklich, wenn immer wieder neu entflammt?
Ich denke, Menschen wünschen sich durchaus auch Beständigkeit. Und das ist nicht mit Stillstand und Langeweile gleichzusetzen.


Ja, das stimmt. Menschen wünschen sich auch Beständigkeit.
Manchen, die offenbar eine besondere Begabung oder Neigung aufweisen, gelingt es sogar, beides unter einen Hut zu bringen. Also die Beständigkeit und das immer wieder mal In-Flammen-Stehen. Das muss ja nicht notwendig ein Widerspruch sein. Kommt halt auf den Bezugsrahmen an.
Zudem: Beständigkeit hat doch ohnehin immer etwas Trügerisches an sich. Eine Beziehung - und alles sonst, inkl. dem Leben selbst - kann an allem Möglichen scheitern, nicht allein an außerpartnerschaftlichen Aktivitäten und Aufwallungen.
Außerdem waren die Zeiten, zu denen dieses Lebenskonzept vielleicht da und dort halbwegs mit der Realität des Lebens vereinbar war, ganz andere. Krasse Abhängigkeiten, vielerlei bedrängende Nöte, ein insgesamt durchschnittlich kurzes Leben. (Wo es damals geendet hat, fängt nun eben erst das zweite oder dritte Leben an.)
Ich fürchte also, man wird irgendwann an ein paar Schräubchen drehen müssen, um sich nicht bei jeder Liebesgeschichte das Unglück gleich mitzuerobern. Obwohl ab und zu so ein süßer, schwermütiger, melancholischer Tiefhang durchaus auch etwas sehr Schönes und Ergreifendes an sich haben kann. Aber manche zerfetzt es ja regelrecht.

Ja, langweilig muss es auch bei Beständigkeit nicht unbedingt werden.
Ich denke mir das Leben allerdings als unaufhörlichen Fluss, und sich dann an irgendeiner Stelle, vielleicht an einer romantischen oder sonstwie vielversprechenden, an einem reinhängenden Ast oder einem aufschießenden Fels festzuklammern, wird in jedem Fall so einiges entgehen lassen. Aber als langweilig muss das, wie gesagt, nicht notwendig erlebt werden. Immerhin, ist der Fluss wild genug, schlenkert es einen ja fortwährend hin und her, und da und dort zerrt es an den Füßchen, man hat damit zu kämpfen, nicht fortgerissen zu werden, und manchmal schlägt man vielleicht sogar mit ziemlicher Wucht gegen einen Uferquarz oder gegen Treibholz. Langweilig ist das dann sicher nicht. Aber sehr weit kommt man halt auch nicht gerade.
Vermeidung ist das sicherste Mittel zur vorzeitigen seelischen Mumifizierung. Glaube ich halt. Aber ich weiß es nicht, zum Glück.

Und eines noch: Weil das so vorbei an der TE klingt und Du das auch beklagst: Ich glaube, so eine allgemeinere Sicht der Dinge kann bisweilen und im Einzelfall durchaus auch nützlich sein, weil es den Fokus, in dem es ja doch nur schmerzlich sticht und brennt, etwas aufsplittert und ihn zerfließen lässt und man so vielleicht, je nach Rezipienten, etwas hinausblicken kann über das akute Leid und vielleicht auch für sich selbst neue Perspektiven entdeckt. (Man glaubt dem Leben seine Weite ja so gut wie nie.)

12.01.2023 02:15 • x 2 #110


L
@whynot60 klar, haben wir alle diese S. Seite, das ist ja auch menschlich. Aber du kannst doch nicht den ethischen Aspekt aussortieren. Das macht uns Menschen ebenso aus.
Vielleicht kann man es einfach darauf reduzieren/vereinfachen: Sobald das was ich tue für mich, oder für die mir nachstehende Person verletzend ist, ist es nicht ok. Es braucht nun mal gewisse Regeln und Grenzen, auch in der Liebe. Sonst funktioniert das einfach nicht. Und sei es, dass man Polyamor lebt. Aber das sollte nie über den Kopf des Partners hinweg gehen. Wozu gehe ich denn sonst eine Partnerschaft ein, wenn ich eh mache, wonach mir der Sinn steht ohne Rücksicht auf Verluste? Betrogene sind zum Teil heftig traumatisiert und haben lange mit der Verarbeitung zu tun. Das lässt sich nun mal nicht leugnen.

12.01.2023 02:24 • x 2 #111


VictoriaSiempre
Zitat von whynot60:
Wenn Du, , auch schon einige Jährchen auf dem Buckel hast, dann wirst Du vermutlich noch selber den Umgang zu früheren Zeiten mit gleichgeschlechtlich1 und gleichgeschlechtlich1 erlebt haben und die generelle Einstellung dazu.

Nö, das habe ich tatsächlich nicht. Also: Nicht in meinem Umfeld, den generellen Umgang der Gesellschaft mit gleichgeschlechtlich1 schon. Mein Onkel war gleichgeschlechtlich, jeder wusste das und sein „guter Freund und Mitbewohner“ war auf jeder Familienfeier dabei. Okay - geknutscht haben sie da nicht

Zitat von whynot60:
Dafür aber regen Affären und jede Art außerplanmäßiger Liebesgeschichten geradezu ausufernd auf.

Affären - von anderen! - regen mich sowas von überhaupt nicht auf. Soll sich jede/r das da holen, was er oder sie mag. Was mich vielleicht nicht aufregt, aber meinem moralischen (jaja… ) Empfinden widerspricht, ist, wenn Dritten (in der Regel der unwissende „offizielle“ Partner) Betrug und Verlogenheit aufgezwungen wird. Muss doch nicht sein; jedenfalls dann nicht, wenn man den @rsch in der Hose hat und zu seinen Bedürfnissen steht

Zitat von whynot60:
Auf der einen Seite kann man den Lustfaktor wohl kaum gänzlich verleugnen, ist man in der Regel ja selber davon irgendwie betroffen oder war es zumindest; auf der anderen Seite bedarf es zum Ausgleich aber auch dieser Empörung eben über irgend etwas S..

Ich kann zu meinem durchaus noch vorhandenen Lustfaktor stehen, ganz ohne mich über S. Aktivitäten anderer zu empören. S. oben: Es kann jede/r machen, was er/sie mag. Aber ich darf - weil ich es kann - es nicht gut finden, wenn jemand ohne Rücksicht auf Verluste lügt und betrügt.
Oder sich - wie im vorliegenden Fall - noch wundert, dass es keinen Applaus für das eigene Verhalten gibt.

Zitat von whynot60:
Blöd nur, auch etwas frech für meine Begriffe, dass das immer auf Kosten anderer geschieht.

Genau (wenn auch von Dir anders gemeint): Es ist blöd, wenn man seine eigenen Wünsche und Vorstellungen auf Kosten anderer lebt.

Zitat von whynot60:
Jedenfalls ist das ein für mich wirklich erstaunliches Phänomen, diese Aufgeregtheit in Zusammenhang mit etwas so vergleichsweise Harmlosem wie S. und S.. Da scheinen mir noch irgendwo ein paar splitterfaserna*ckte Hunde begraben zu sein, die aufheulen, aufknurren und losbellen, wenn sie mal an einem impertinenten Spiegel vorbeilaufen.

Zumindest bei mir entsteht die „Aufgeregtheit“ nicht im Zusammenhang mit S.. Sondern einzig und allein in Bezug auf den Umgang und die Absprachen dazu mit einem Partner/einer Partnerin, mit dem/der möglicherweise etwas anderes vereinbart wurde.

Beziehung (und das Leben allgemein) ist nichts statisches. Da gibt es immer Änderungen, wäre ja sonst auch langweilig. Was spricht dagegen, Wünsche anzusprechen und sein Leben zu verändern, wenn es nicht mehr gemeinsam paßt?

Genau das fehlt mir in vielen Affärenthreads: Verantwortung samt möglicher Konsequenzen für sich zu übernehmen. Für sich und seine Bedürfnisse einzustehen, auch wenn es hier und da vielleicht unbequem wird.

Es geht doch nie (korrigier mich, wenn Du andere Threads findest) um S. Selbstbestimmung, das fände ich ja super gut. Sondern darum, möglichst bequem und einfach - und da soll auch Bitteschön niemand irgendwas kritisieren - von der einen irgendwann-mal-Liebe zur nächsten jetzt-ist-es-die-wirklich-wahre-Liebe zu hoppen. Ist für mich ganz weit weg von „ich mach halt das, was MIR Spaß macht!“

12.01.2023 02:42 • x 14 #112


simana
@VictoriaSiempre

12.01.2023 22:22 • #113


W
Zitat von Lelia:
Vielleicht kann man es einfach darauf reduzieren/vereinfachen: Sobald das was ich tue für mich, oder für die mir nachstehende Person verletzend ist, ist es nicht ok.


In diesem etwas abgewandelten Kantschen Imperativ verbirgt sich aber ein kleiner Haken. Wenn etwas für die nahestehende Person verletzend ist, darf man es also nicht tun, aus ethischen Gründen, wie Du meinst.
Dann kann ich Dir nur wünschen, dass Dir nie ein Mann nahesteht, den es verletzt, wenn Du auch nur aus dem Fenster schaust. Denn das verbietet sich Dir ja von selbst, und es bliebe nichts, als die Raummitte und den zu Boden hängenden Blick nicht zu verlassen.


Zitat von Lelia:
Aber du kannst doch nicht den ethischen Aspekt aussortieren. Das macht uns Menschen ebenso aus.


Für mich machen uns Menschen vor allem die Gefühle aus. Das ist im Großen und Ganzen auch das einzige Wahrhafte, das wir haben.
Diese ethischen Aspekte sind nichts anderes als klammheimliche kulturelle Übereinkünfte, die dann im Hirn oder auch, noch fataler, in der Seele zu Schranken oder gar Mauern werden.


Zitat von Lelia:
Es braucht nun mal gewisse Regeln und Grenzen, auch in der Liebe. Sonst funktioniert das einfach nicht. Und sei es, dass man Polyamor lebt.


Also wenn man Polyamorös lebt, dann muss man ja die herkömmlichen Regeln und Grenzen schon überschritten haben, die es dann eben nicht mehr gibt (wobei es aber andere geben mag). Und bei jenen, die ihrer Natur auch einen freieren Lauf lassen, scheint das dann ja sogar sehr gut zu funktionieren, wie man hört.
Was mir auch nur logisch erscheint, weil dadurch ja erst gar nicht dieser Druck in eine Beziehung kommt, den jede Art der Gefangenschaft nun einmal mit sich bringt. Und allein das ist ja schon eine Entkrampfung und Erlösung.

Zitat von Lelia:
Wozu gehe ich denn sonst eine Partnerschaft ein, wenn ich eh mache, wonach mir der Sinn steht ohne Rücksicht auf Verluste?


Also ich gehe eine Partnerschaft, wenn schon, deshalb ein, weil ich zum einen diesen Menschen liebe und ihm innig verbunden bin und ich bereit bin und mir wünsche, den Weg (oder ein Stück davon) eben gemeinsam zu gehen, zu möglichst viel gegenseitiger Erbauung.
Mit dieser Treue, von der hier die Rede ist, hat das allerdings gar nichts zu tun. Sondern mit Treue meine ich etwas ganz anderes, nämlich dieses Zueinanderstehen, komme, was wolle.
Bei mir ist es ja sogar so: Wenn ich eine Frau kennenlerne und es zu einer vertieften Annäherungen kommt und dann irgendwann auch diese (S.) Treuegeschichte zur Sprache, so sage ich gleich von mir aus, falls sie mal, meinetwegen in fünf oder zehn Jahren, anderwärtige Gelüste bekommen sollte, so verstünde ich das und es wäre für mich absolut kein Trennungsgrund, wenn sie diesen nachgibt (ich halte das nämlich für völlig natürlich). Im Fall, dass dann zugleich die große Liebe ausbricht, wird sie üblicherweise ohnehin selber Leine ziehen. Und aufhalten werde ich sie auch sicher nicht. Ist ja ihre Glückseligkeit.

Was ja, wenn es um dieses Thema geht, praktisch gar nie thematisiert wird, ist, dass Menschen ganz offensichtlich sehr unterschiedliche Gefühlstiefen haben. Sei es Liebe, sei es Leidenschaft, sei es Glücksempfinden, sei es Melancholie, egal.
Das heißt, manche sind halt viel mehr Verstandesmenschen und regeln entsprechend auch alles über den Verstand oder sind generell etwas unterkühlt oder abgeschwächt in ihren Gefühlen und Empfindungen. Etwas wie Liebe oder Leidenschaft lässt sich ja nicht ermessen, und man wird also nicht etwas wie ein Voltmeter an die betreffende Person anlegen können und dann meinetwegen bei der einen 2V ablesen, bei der anderen 300V. Aber dass es hier ganz gewaltige Unterschiede gibt, steht ja wohl außer Frage. Beide mögen zwar von Liebe, Leidenschaft, Entflammung usw. reden, die Worte sind dieselben, aber die Empfindungen dahinter sind eben gar nicht zu vergleichen.
Und daher hat ein Verstandesmensch, der alles diesem kalkulierenden Verstand unterordnet und damit alles im Griff hat, halt leicht reden und kann es gar nicht nachvollziehen, was in anderen, gefühlsgeprägten Menschen da vor sich gehen kann. Das ist ja gänzlich unkontrollierbar, ein Orkan, könnte man sagen.
Und daher finde ich diese Urteile und Verurteilung, von denen immer wieder mal zu lesen ist, ganz einfach für anmaßend. Mir offenbaren sie jedenfalls nichts anderes als eine Gefühlsschwäche und Verstandeskontrolle. Soll so sein. Aber aus diesem ganz anderen Zustand heraus dann seine - oft vernichtenden - Urteile abzugeben, das halte ich für völlig unangebracht und, wenn Du willst, auch für unethisch.

Wie es mir vorkommt, ihren Worten nach zu schließen, gehört die TE eben zu diesen tieferen Gefühlsmenschen (was ich, nebenbei gesagt, für sehr erfreulich halte, denn gerade die sterben ja ohnehin schon aus allmählich).
Ich kenne das ja von mir selber. Ich habe letztes Jahr ganz zufällig eine Frau gesehen, abends beim Essen im Gastgarten eines Restaurants, und war auf der Stelle vollkommen ergriffen und verzaubert. Wohlgemerkt: Ich habe sie nur gesehen (und da ging es nicht einfach um ein anziehend Aussehen oder solche Oberflächlichkeiten, die mich ja gar nicht ansprechen), ich habe kein Wort gewechselt mit ihr (sie war auch mit ihrem Mann oder Freund dort), auch kaum mal einen Blick - aber dennoch: Wenn die allein unterwegs gewesen und mich angesprochen hätte, wäre ich im Augenblick verloren gewesen. Weshalb, weiß ich selber nicht. Aber mir kann das Wesen eines anderen Menschen (also konkret einer Frau), dermaßen einfahren, dass ich gar nicht dazu komme, noch irgend etwas zu bedenken. Passiert mir zwar nur ausgesprochen selten, aufs ganze Leben gerechnet waren das vielleicht drei, vier Male; aber wenn es passiert, reißt mich das so weit fort, dass ich ja gar nichts mehr weiß von einer Welt und noch weniger von ihren Ethiken und Etiketten und Maßstäben und So-hats-zu-sein-Blinddarmblähungen.

Jedenfalls sollte man das vielleicht auch einmal bedenken, dass es ganz unmöglich ist, Gefühle anderer zu bewerten und dann auch noch das, was sich daraus ergibt, zu beurteilen.
(Wobei ich damit aber nicht gesagt haben will, dass es bei diesen Affärengeschichten immer um die großen Gefühle gehen muss. Nicht selten wird es einfach die Langeweile sein, und dann kann den einen und die andere schon mal ein kleines Gefühlchen aus dem Dämmerschlaf holen.)


Zitat von Lelia:
Betrogene sind zum Teil heftig traumatisiert und haben lange mit der Verarbeitung zu tun. Das lässt sich nun mal nicht leugnen.


Ja, das ist wahr. Und zugleich, für mich, geradezu unfassbar und schockierend. Was alles muss denn da schiefgelaufen sein, wo anfänglich muss ein Mensch steckengeblieben sein, dass er nach einem Betrug sogar eine Therapie benötigt, womöglich eine jahrelange Traumatherapie?
Psychisch so ausgerüstet, würde ich ja nicht einmal das Näschen irgendwo ins wirkliche Leben zu stecken wagen, geschweige denn eine Beziehung einzugehen. Das liegt unter diesen Umständen eben außerhalb der Reichweite, und dann ist es besser, etwas so Waghalsige wie eine Beziehung erst gar nicht anzupeilen.

13.01.2023 02:55 • x 2 #114


simana
@whynot60

Viel Theorie in deinen Beiträgen.

13.01.2023 03:07 • x 1 #115


W
Zitat von VictoriaSiempre:
Nö, das habe ich tatsächlich nicht. Also: Nicht in meinem Umfeld, den generellen Umgang der Gesellschaft mit gleichgeschlechtlich1 schon.


Dann hattest Du Glück mit Deinem Umfeld, lovely Viktoria.
Vielleicht bist Du städtischer Herkunft, auch dann war es grundsätzlich doch ein wenig anders, alleine schon wegen der Anonymität.
Aber ich, als Land- bzw. Waldmensch, habe das noch ganz anders erlebt. Allein der Verdacht hat genügt und jedes soziale Leben des Unglücklichen war vorbei, sogar mit (beklatschten) offensiven Attacken jeder Art war zu rechnen. (Wenn ich mich nicht irre, war gleichgeschlechtlich1 ja nicht allein moralisch, sondern auch gesetzlich strafwürdig. Das muss man sich ja erst einmal vorstellen! )


Zitat von VictoriaSiempre:
aber meinem moralischen (jaja… ) Empfinden widerspricht, ist, wenn Dritten (in der Regel der unwissende „offizielle“ Partner) Betrug und Verlogenheit aufgezwungen wird.


Ja, das hört man ja immer wieder: Der Fremdsex ist nicht das Schlimmste, sondern eben der Betrug und die Verlogenheit.
Dazu die erste Frage: Wo oder was genau ist denn da der Betrug? Hat man irgendwo eine Verpflichtung unterzeichnet mit dem eigenen Adernblut? Und worum wird man betrogen? Und was ist dann, wenn man einfach so verlassen wird, ohne diesen Betrug im Hintergrund? Einfach keinen Bock mehr. Das müsste dann ja auch unzulässig sein, hat man einmal ganz andere Abmachungen getroffen.
Und die zweite: Was erwartet man sich denn, wenn, ist man offen und ehrlich, gleich das ganze Leben auf dem Spiel steht? (So irre das in meinen Augen ist.) Man müsste ja geradezu ein Kamikazegemüt haben, um dann nach dem ersten Schäferstündchen heimzukommen und gleich davon zu erzählen. Das wird man wohl nur dann riskieren, wenn man, zumindest insgeheim, ohnehin alles in die Luft sprengen will. Das aber will ja nur selten jemand, schon gar nicht in diesem noch ganz ungewissen Anfangsstadium. Wenn Du Dich jetzt so beginnend verlieben würdest oder auch nur mal gewissermaßen einen Selbstausrutscher hättest, würdest Du es wohl auch nicht gleich mit dem nächstbesten Blasrohr hinausposaunen. Und das, obwohl all das bei Dir gegenwärtig, vermute ich, ja ganz regulär wäre und so gar nichts auf dem Spiel stünde.


Zitat von VictoriaSiempre:
Aber ich darf - weil ich es kann - es nicht gut finden, wenn jemand ohne Rücksicht auf Verluste lügt und betrügt.


Ja, natürlich darfst Du das!
Wir haben scheinbar halt etwas unterschiedliche Aufregungsquellen - und ich darf, weil ich es kann, mich halt über die Aufreger aufregen (meistens aber doch eh ganz sanft und mildblütig).


Zitat von VictoriaSiempre:
Sondern einzig und allein in Bezug auf den Umgang und die Absprachen dazu mit einem Partner/einer Partnerin, mit dem/der möglicherweise etwas anderes vereinbart wurde.


Also seien wir doch mal echt ehrlich: Welche anfänglichen, rauschgeborenen Absprachen und Vereinbarungen werden dann denn eingehalten? Wenn es auch nur eine mehr als keine einzige ist, wäre es schon erstaunlich viel.
Was gilt dem Leben (und noch mehr der Liebe) das Wort von gestern? Noch dazu, wenn dahinter ein vielleicht gewaltiger Ausnahmezustand steckt, der gar nicht aufrechtzuerhalten ist?
Ich bin kürzlich auf eine Sms von meiner Exex gestoßen: Bitte versprich mir, dass Du mich nie verlassen wirst! - Na wer, denkst Du, hat dann wen verlassen, nach einem recht kurzen Nie, und das noch dazu in einer wahren Nacht- und Nebelaktion?


Zitat von VictoriaSiempre:
Beziehung (und das Leben allgemein) ist nichts statisches. Da gibt es immer Änderungen, wäre ja sonst auch langweilig. Was spricht dagegen, Wünsche anzusprechen und sein Leben zu verändern, wenn es nicht mehr gemeinsam paßt?


Ja, da hast Du Recht.
Aber es ist ja durchaus nicht immer so, höchstens in den seltensten Fällen, dass es (so gar) nicht mehr passt. Meist ist es doch so, dass alles so ruhig, beschaulich, gewohnt dahinläuft , und dann wird jemand plötzlich von einem Seitenblitz getroffen. Da kann man ja nicht sagen, alles passte nicht mehr und dann klärt man das mal. Emotional und auch lustmäßig unterscheidet sich eine Beziehung nach einiger Zeit (seien es Jahre, seien es Jahrzehnte) doch kaum noch vom Solozustand. Und so, wie man sich eben auch aus diesem Solozustand, der durchaus passen mag, heraus unversehens verlieben oder zumindest begehrlich werden kann, ist es auch im abgeflauten Beziehungszustand. Ist das tatsächlich so unverständlich?


Zitat von VictoriaSiempre:
Es geht doch nie (korrigier mich, wenn Du andere Threads findest) um S. Selbstbestimmung, das fände ich ja super gut. Sondern darum, möglichst bequem und einfach - und da soll auch Bitteschön niemand irgendwas kritisieren - von der einen irgendwann-mal-Liebe zur nächsten jetzt-ist-es-die-wirklich-wahre-Liebe zu hoppen. Ist für mich ganz weit weg von „ich mach halt das, was MIR Spaß macht!“


Das sehe ich eben nicht so. Darum, von einer Beziehung in die nächste zu hoppen, scheint es in vielen Fällen eben gerade nicht zu gehen, sonst wären die sogenannten Affärenmenschen ja höchst erfreut und nicht unglücklich. Gerade das Nicht-Hoppen ist doch oftmals das Problem. Nicht Hoppen, sondern pop. (falls das zensiert werden sollte, was ich sagen wollte, reimt sich nahezu perfekt auf Hoppen), könnte man häufig wohl sagen. Eine solche Hopperei, wie Du sie wahrzunehmen meinst, wäre doch genau das, was sich die meisten Affärenmenschen wünschen. (Der Geliebte der TE scheint ja auch irgendwo im halben Sprung eingefroren zu sein und zittert nun im Irgendwo herum, und das ist doch das Verhängnis.)

13.01.2023 03:44 • #116


W
Zitat von simana:
Viel Theorie in deinen Beiträgen.


Ja, leider - mehr als Theorien habe ich nicht mehr drauf in meinem entlegenen Waldversteck.
Und an irgend etwas muss der Mensch sich doch vergnügen, oder? (Eine weitere Theorie - kann auch sein, dass Vergnügungen jeder Art schon völlig out sind und man eine Art leicht wütende digitale Existenz allgemein vorzieht.)

13.01.2023 03:51 • #117


BrokenHeart
Zitat von whynot60:
lovely Viktoria.

oha .....



sorry ..................

13.01.2023 03:52 • #118


VictoriaSiempre
Zitat von whynot60:
Vielleicht bist Du städtischer Herkunft

Nope. Dorf. Norddeutsch und evangelisch pragmatisch

Ich verstehe grade nicht, was Du mir sagen willst. Natürlich ist ein Ehevertrag (oder insgesamt eine Beziehungsrahmenvereinbarung #DrSheldonCooper) nicht mit Aderblut unterschrieben; wir sind ja nicht bei Karl May.

Klar hat jede/r das Recht, Konventionen zu durchbrechen. Meiner Meinung nach aber auch die Pflicht, das seinem Partner/seiner Partnerin mitzuteilen. Jupp, ich bin da Spießer Ansonsten: Machen, nicht jammern, nicht bereuen.

In diesem Thread geht es jedoch nicht um Deine oder meine moralischen Betrachtungen. Es hat ne Frau geschrieben, die sich anderweitig verliebt hat (passiert), super S. hatte (Glückwunsch), auf ein ganz und gar spießiges „Okay, ich bin bereit!“ des Lovers gewartet hat und zum xten Mal erlebt, dass er das nicht ist.

Wenn doch alles so locker, ohne Ansprüche und polyamor laufen kann, dann mag es ja schön sein. Ist es aber hier ja nicht.

13.01.2023 04:20 • x 10 #119


BrokenHeart
So sieht es aus ......

Bin sowieso aus der norddeutschen Provinz

heißt aber nicht: Unerfahren ......

13.01.2023 04:48 • #120


A


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