Zitat von sadandbroken: Mich würde interessieren, wie ihr es geschafft habt wieder zueinander zu finden.
Das war bei uns der einfache Teil. Als mein Mann die Affäre beendet hatte, ich aber noch keine Kenntnis davon hatte, dass es eine gab, konnte ich bei ihm eine große Erleichterung feststellen. Und eine darauf folgende Veränderung. Als ich es dann Monate danach erfuhr, war es zwar ein großer Schock und ein wahnsinniger Schmerz, aber auch eine Art der Erleichterung, denn endlich wusste ich, dass mein Gefühl die ganze Zeit Recht hatte. Das bedeutet, dass wir genau genommen bereits wieder zusammengefunden hatten, bevor ich alles erfuhr. Mir war sehr schnell klar, dass ich das, was wir wiedergefunden hatten, nicht einfach so würde aufgeben wollen. Jetzt, wo er endlich der Mann war, den ich immer in ihm gesehen hatte! Das heißt nicht, dass es leicht war. Aber wir waren uns nur für etwa 2 Stunden fern - als ich weg war, um mir Klarheit zu verschaffen. Danach haben wir tage- und nächtelang geredet, geweint, uns festgehalten und waren uns einfach nah. Ich gab damals das Tempo vor. Und ich war ausgehungert nach Liebe, nach Körperlichkeit und Wahrheit. Und das forderte ich ein. Die ersten Tage nach Auffliegen waren geprägt von der Erfüllung meiner Bedürfnisse. Ich wollte erst einmal sehen, wie Ernst er das mit uns meinte. Ich wollte sehen, wie es in MIR aussieht und herausfinden, was ICH will. Und darauf aufbauend rückten wir immer mehr zusammen.
Weißt du, es ging hier nicht mehr darum, dass er Klarheit bekommt, was er will. Die hatte er da schon seit Monaten. Es ging nur noch darum, ob ich das auch wollte. Und da ich ihn immer noch wie verrückt liebte und liebe und begehre, war das eigentlich relativ einfach. Zumindest dieser Teil. Hier rate ich dazu, viel darüber zu reden, was jeder braucht, erwartet, will, fühlt. Und ich rate zu körperlicher Nähe. Wir tankten uns damals gegenseitig auf mit Liebe und Nähe. Und das machen wir seither immer wieder an jedem Tag.
Zitat von sadandbroken: wie du es geschafft hast, das deinem Partner zu verzeihen.
Das habe ich irgendwann so für mich entschieden. Ich wollte nicht mehr über die Vergangenheit grübeln. Er kann es nicht ungeschehen machen. Er kann nur daraus lernen. Und da ich bereits die Entscheidung getroffen hatte, dass ich ihn nicht verlassen will, habe ich ihm vorrangig meinet- und nachrangig unseretwegen verziehen.
Das war der rückwärtsgerichtete Teil....
Zitat von sadandbroken: Das Vertrauen wieder aufzubauen
Hier geht es um den vorwärtsgerichteten Teil und der ist in meinen Augen der schwierigste.
Keine Ahnung, ob ich da bereits bei 100% bin. Manchmal erwische ich mich noch dabei, dass eine rote Warnleuchte angeht. Aber meistens sieht er das und findet stets die richtigen Worte, um sie zum Erlöschen zu bringen. Ich behaupte, dass ich ihm grundsätzlich vertraue. Und ich bin bestimmt auch wieder auf dem Level, auf dem ich vor seiner Affäre war. Allerdings bin ich nicht der Mensch, der zu 100% vertraut. Das konnte ich mal. Aber mein Leben hat mich gelehrt, dass ein gewisses Maß an Skepsis der Realität angemessen ist.
Allerdings reicht das Level an Vertrauen von meiner Seite sowohl für mich als auch ihn, um eine glückliche Ehe zu führen.
Hier hilft zum einen, sich darüber klar zu werden, welches Maß an Vertrauen braucht man selbst, um nicht ständig auf Hab Acht zu sein? Und dann gilt es Absprachen zu treffen, was benötigt wird, damit der mit zu wenig Vertrauen, nicht den Verstand verliert. Und ob der andere damit zurecht kommt.
Und dann braucht es natürlich Zeit. Einerseits ist auch Vertrauen eine Entscheidung. Allerdings ist der eigene Glaube an seine Entscheidung vielleicht nicht von Beginn an gefestigt und benötigt einfach mehr Zeit.
Letzten Endes kann man nur ins Risiko gehen. Und erst im Rückblick wird man vielleicht wissen, ob es das Risiko Wert war.
Für mich war und ist entscheidend, dass ich ihn liebe und ich immer noch ein Kribbeln spüre, sobald er mich auch nur anlächelt. Und dass ich seine Liebe zu mir wieder fühlen kann.