Dreifachbelastung durch Trennung, Job und Mutter

_Matt_
Hallo zusammen,

ich bin am Ende und habe Panik, jederzeit zusammenzuklappen.
1) Ich bin vor ein paar Jahren zu meiner alten Mutter ins Haus gezogen. Sie wird zunehmend dement und ich habe Angst, dass sie alleine im Haus Unsinn macht (Bügeleisen/Herd brennen lassen etc.), während ich in der Arbeit bin.
2) Der Stress belastet auch meinen Job, zu dem noch ein einfacher (!) Pendelweg von 96 km kommt. Bin also weit über 2h im Auto pro Tag.
3) Meine zugegebener Maßen sehr viel jüngere Partnerin hat mich vor einer Woche nach 5 Jahren verlassen, weil kein gemeinsames Leben möglich war so. Ich muss dazu sagen, dass wir durch gemeinsames Musizieren in der Band und die Tatsache, dass mein Bruder, ihr Vater und ich schon seit fast 20 Jahren diese spezielle Musik in einer Band spielen, einen gemeinsamen Lebensraum hatten, der in meinen vorherigen Beziehungen, nicht mal ansatzweise so vorhanden war. Mit 18 kam sie dazu und hat sich in mich verknallt. Ich war damals 37 und habe lange versucht, es zu verhindern. Sie fuhr nachts zu mir und ließ nicht locker. Entgegen besseren Wissens lief es fast 5 Jahre gut. Meine zunehmende Belastung, daraus resultierende Probleme mit mir selbst und im Verhalten ihr gegenüber, führten schließlich dazu, dass sie vor ein paar Wochen auf ein Date-Angebot eines nur 6 Jahre älteren Arbeitskollegen einging. Sie weinte und überlegte hin und her und entschied sich schließlich für ihn. Das Hauptproblem: Ich kann keinen Ton spielen ohne an sie zu denken. Hab keine Ahnung, welches andere Hobby/Interesse ich mir suchen soll und muss aber noch Gigs mit ihre spielen (z.B. am kommenden WE).

Das Nicht-Wahrhaben-Wollen hab ich hinter mir (Hatte mich eh gewundert, dass sie 5 Jahre blieb und anschmiegsam war). Bin sogar schon soweit, dass ich sie gar nicht mehr haben wollte, auch wenn ich sie noch liebe und im Moment unglaublichen Trennungsschmerz verspüre, weil alles, was mir etwas bedeutete, in unserer Beziehung eingebettet war.

Der Weg in die Arbeit an ihrem Wohnort vorbei, die Gegend, wo die Firma liegt... ALLES erinnert mich an sie! Ich habe momentan keine Kraft mehr, mich zu finden, mich um Mutter zu kümmern bzw. Schritte einzuleiten, zwecks Pflege etc., unsere gemeinsame Musik-Szene zur Abwechslung zu besuchen, einen näheren Job zu finden, eine Wohnung...

Weiß nicht, wo ich anfangen soll. Bin ich jetzt ne Memme und sollte mich einfach nur nach und nach durchbeißen oder kann so etwas wirklich gesundheitlich gefährlich werden?

Danke euch.
LG
Matthias

11.05.2017 14:05 • #1


D
ach je...meist kommt alles auf einmal....
wegen deiner dementen mutter würde ich mir erstmal hilfe suchen und mich beraten lassen..
.(internet / hausarzt fragen...vielleicht auch ein klinikaufenthalt um alles mal abklären und medizinisch einstellen zu lassen, die beraten dort meist auch über möglichkeiten
und helfen bei der organisation (sozialarbeiter in klinik).

am besten du bekommst dein eigenes leben erst mal wieder in den griff, denn daran hapert es ja bei dir,
denn am ende hat niemand etwas davon, daß du dich aufopferst....

11.05.2017 15:03 • #2


A


Dreifachbelastung durch Trennung, Job und Mutter

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E
Du bist keine Memme und ich kann dich super gut verstehen. So Situationen gibt es zu häufig, ich beschreibe dir mal kurz, was bei mir in den letzten Jahren so abgegangen ist:

1. Mutter bekam vor 10 Jahren Parkinson, sehr schwere Verlaufsform. 5 Jahre später noch Demenz dazu.
2. Bruder 1 verliert ein Bein.
3. Bruder 2 wird schwer krebskrank.
4. Vater, der psychisch schwer krank ist, wird von Ehefrau (nicht meine Mutter) verlassen. Unter Schock nimmt er seine Zuckermedikamente nicht mehr, verliert ein Bein. Kann nicht mehr alleine für sich sorgen, muss betreut werden. Meine Schwester taucht unter. Ich werde mit der Situation allein gelassen
5. Lebensgefährte bekommt lebensbedrohende Diagnose.
6. ich muss mit meinem erneuten Kinderwunsch abschließen.

Meine Mutter wird inzwischen in einem Heim gepflegt, mein Vater ist im betreuten Wohnen untergebracht.

Wie es mir dabei geht, interessiert niemanden. Alle sind mit sich selbst beschäftigt. Nebenbei muss ich natürlich auch mein eigenes Leben wuppen, ich arbeite voll, meine Tochter ist Gott sei Dank bereits erwachsen und führt ihr eigenes Leben.
Alle paar Tage bekomme ich eine erneute Hiobsbotschaft präsentiert. Immer wenn ich denke - nun ist gut - es kann nicht schlimmer kommen - werde ich eines besseren belehrt.

Ich versuche so gut es geht für alle da zu sein. Bin hauptsächlich mit meinem Vater beschäftigt. Ich kann mich aber nicht zerreißen und muss darauf achten, dass ich nicht durchdrehe und am Ende auch noch krank werde.
Ich habe gelernt das alles nicht mehr zu sehr an mich ranzulassen - geht nicht anders. Leider führte das aber auch dazu, dass ich für normale Probleme anderer, kaum noch Verständnis habe. Das meiste ist für mich Pipifax. Beliebt macht mich das nicht.

Weiterhin nehme ich mir ab und zu freie Wochenenden und schalte alle Telefone konsequent aus.

In deinem Fall würde ich mir überlegen ob es nicht besser wäre deine Mutter in einem Heim unterzubringen. Du kannst sie ja regelmäßig besuchen. Und dies rechtzeitig tun. Da gibt es diverse Beratungsstellen wie es in deinem Fall finanziell zu regeln wäre.
Alleine wirst du die Pflege in Kombi mit deinem Job nicht geregelt bekommen. So eine Demenz kann sich in kurzer Zeit verschlimmern, muss aber nicht sein.

Und deine Ex? Das würde ich erstmal ausblenden. Möglicherweise kannst du ihr deine Lage schildern und darum bitten der Band erstmal fernzubleiben. Wenn das nicht geht würde ich mich dort vorerst nicht blicken lassen. Macht dich ja nur fertig.

11.05.2017 15:29 • #3


_Matt_
Danke euch beiden!
Wow! Ich bewundere Dich, Elisabeth.
Es ist unglaublich, was Du da stämmst und meisterst. Meinen größten Respekt. Du gibst mir Aufwind!
Den Kontakt zur Ex muss ich vorerst ertragen bei Proben und Auftritten. Wir können Veranstaltungen etc. nicht absagen bzw. mit mangelnder Besetzung spielen...

12.05.2017 09:48 • #4


Sway82
Gibt es die finanzielle Situation deiner Mutter her, dass du eine Pflegerin ins Haus holst? Welche Pflegestufe hat deine Mama? Gibt es bereits irgendeine Hilfe? Wer achtet auf sie, wenn du auf der Arbeit bist?
Meine Oma ist auch Demenzkrank und seit dem Tod meines Opas vor 2 Jahre lebt eine Pflegerin mit ihr im Haus. Die Option sie in ein Pflegeheim zu geben, wollten wir so lange wie möglich umgehen und sie im Familienbund und in ihrem Zuhause lassen.
So schlimm die Trennung ist, die Sache mit deiner Mutter ist ne größere Baustelle, finde ich. Es ist gefährlich und unverantwortlich eine demenzkranke Person ohne Aufsicht zu lassen. Das solltest du angehen. Und wenn das gelöst ist, ist mehr Zeit und Raum für dich.

12.05.2017 09:57 • #5


_Matt_
Danke Sway! Leider ist das wirklich die größte Baustelle, die ich zu spät in Angriff genommen hatte, weil es bisher irgendwie lief... Ich fange hier bei Null an.

12.05.2017 10:02 • #6


Sway82
Zitat von _Matt_:
Danke Sway! Leider ist das wirklich die größte Baustelle, die ich zu spät in Angriff genommen hatte, weil es bisher irgendwie lief... Ich fange hier bei Null an.


Ist ja ok. Dann musst du es jetzt angehen. Auch wenn du gerade wegen Trennung und Job sicher keine Kraft dazu hast. Aber es ist wichtig. Ich gehe davon aus, dass niemand aus der näheren Familie dich da unterstützen kann? Egal wie die Hilfe für deine Mutter aussehen kann, das braucht ja alles etwas Zeit.
Hast du eine Vorsorgevollmacht für deine Mutter?

12.05.2017 10:07 • #7


_Matt_
Ich habe Geschwister im Umkreis. Ich hoffe, ihnen wird die Sache jetzt auch klarer, damit sie mir helfen.

12.05.2017 10:11 • #8


Sway82
Hol dir Hilfe bei deinen Geschwister.
Das solltet ihr als Familie entscheiden und die Last könnt ihr zusammen tragen.

12.05.2017 10:21 • #9


_Matt_
Danke!

12.05.2017 10:52 • #10


A


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