Hallo,
seit ein paar Tagen komme ich wieder auf diese Seite und heute bin ich so weit, dass auch ich meine Geschichte erzählen kann und will.
Zunächst bitte ich alle, die auf diesen Beitrag antworten möchten, den moralischen Zeigefinger stecken zu lassen. Ich weiß, ich befinde mich hier außerhalb der gesellschaftlichen Moralvorstellung, aber auch in dieser Zone gibt es Gefühle, Liebe und Trennung.
Ich bin seit 20 Jahren verheiratet, habe ein 10-jähriges Kind, das chronisch krank ist und seit ca. 8 Jahren in meiner Ehe keine ero. und S. mehr. Warum und weshalb ist ein anderes Thema, aber dieser Umstand war und ist für uns kein Grund, unsere Familie zu sprengen, da wir beide sehr aneinander hängen und unserem Kind die Familie bewahren möchten.
Vor ca. 1,5 Jahren habe ich einen Mann kennen- und dann auch lieben gelernt, der nach nahezu 30-jähriger Ehe wohl ähnliches suchte, wie ich. Gefühle, Zärtlichkeit und S.. Wir gingen eine Beziehung ein, die mit der Zeit sehr innig und gefühlvoll wurde. Wir tauschten unsere Alltagsprobleme miteinander aus und lebten eine zweite Beziehung neben unseren Lebenspartnern.
Ich habe ihm nach anfänglichem Mißtrauen mehr und mehr vertraut, vor allem nachdem er auch ein verlässlicher Zuhörer und Trostspender war, als es meinem Kind wieder einmal sehr schlecht ging und es operiert werden musste. Er war für mich da und so diese schwere Zeit schweißte uns zusammen.
Durch diese Umstände war es von Beginn an klar und ausgesprochen, dass eine gemeinsame Zukunft - wenn überhaupt - dann mittelfristig möglich ist. Er wusste und akzeptierte das, denn auch er war ja in seiner Familie eingebunden. Aber nach seinen Worten, spielte es für seine Liebe zu mir keine Rolle und ich wäre seine große Liebe und er glücklich und dankbar, dass wir unsere Liebe wenigstens ein wenig leben können.
Der erste Bruch kam, als ich Ende August von einem Familienurlaub zurückkam, eine fehlgeleitete sms an eine andere Frau von ihm bekam, die sehr eindeutig war. Da bis zu diesem Zeitpunkt kein Wölkchen am Beziehungshimmel war, glaubte ich ihm, dass diese sms seine erwachsene Tochter geschrieben hätte, um ihn zu kompromittieren. Er hat eine sehr gute und offene Beziehung zu ihr und hatte ihr wohl von mir erzählt.
Ein paar Tage stellte sich dann durch Zufall heraus, dass dies eine Lüge war, er tatsächlich diesen Kontakt für Verbalerotik durch das Internet hatte und mich belogen hatte, um mich nicht zu verlieren. Es schmerzte zutiefst, denn unsere S. war offen und intensiv und wenn er gerne etwas Neues ausprobiert hätte, dann hätte er es mit mir machen können oder zumindest mich zunächst fragen können. Ich war sowieso offener als er.
Egal - ich verzieh' ihm und wir schafften es nach ein paar gemeinsam verbrachten Tagen im September auch wieder in unsere Beziehung zurück zu finden. Zumindest dachte ich das.
Anfang Oktober hat er sich dann aus heiterem Himmel von seiner Frau getrennt. Er hatte mir das vorher auch nicht gesagt oder mit mir darüber geredet. Während dieser Trennungsphase hatte er sich über 3 Tage kaum gemeldet und ich wusste nicht, was passiert war. Er erzählte mir dann telefonisch davon und ich verstand, dass es ihm nicht gut ging und er auch viel allein sein wollte, um mit dieser Situation zurecht zu kommen. Er wollte mich auch in dieser Zeit nicht sehen, nur noch sporadisch telefonieren und ich versuchte, geduldig zu sein.
Ganz verstanden habe ich es nicht, denn zuvor war es ihm immer wichtig, dass wir wenigstens einmal täglich telefonieren, aber ich wollte ihn nicht bedrängen, zumal er auch von großen finanziellen Engpässen sprach, die ihn sehr belasten würden.
Nach ca. 2 Wochen bin ich spontan zu ihm gefahren (ca. 170 km entfernt) und er erzählte mir dann, dass er seit der Trennung mit einer anderen Frau Kontakt hat, mit ihr stundenlang telefoniert und sich von ihr verstanden fühlt. Als er mir dann noch sagte, er hätte sie auch schon einmal getroffen (auch sie wohnt über 200 km entfernt), bin ich aus allen Wolken gefallen. Es wäre zwar nichts vorgefallen, aber er hätte das Bedürfnis sich wieder verlieben zu wollen.
Ich fuhr verstört wieder nach Hause und wir blieben aber in Kontakt. Dann kam mein Geburtstag, ein Treffen und eine weitere Aussprache. Seine Beteuerungen, dass er mich immer noch über alles liebt, aber dass er derzeit einfach eine Rückzugsmöglichkeit braucht, um die Trennung zu verkraften und die finanziellen Probleme zu lösen. Er wäre einfach momentan emotional auf dem Nullpunkt und nicht in der Lage, Emotionen zu zeigen oder zu fühlen. Auf meine Frage hin, ob wir es wieder miteinander versuchen sollten, beteuerte er mir, wie wichtig ich für ihn sei und er mich nicht verlieren möchte. Als ich nach der anderen Frau fragte, verneinte er den weiteren Kontakt. Und wieder glaubte ich seinen Worten.
Lange Rede, kurzer Sinn. An seinem Verhalten änderte sich nicht viel. Wenig Kontakt, keine Treffen, keine Wärme und Nähe mehr. Ich bot ihm meine Hilfe und/oder Gespräche erfolglos an. Sein Handy war immer öfter ausgeschaltet, so dass sms ins Nirwana verschwanden bzw. er sie besser ignorieren konnte. Ich bat ihn immer wieder, mir offen zu sagen, wenn er die Beziehung mit mir nicht mehr will, wenn er eine neue Beziehung aufbauen will. Er tat es nicht!
Kurz vor Weihnachten - er schrieb in seinen mails und sms immer noch von Liebe zu mir - habe ich ihn noch einmal auf den Kopf zugesagt, dass ich davon überzeugt bin, dass eine andere Frau im Spiel ist. Und dann endlich hat er es zugegeben, natürlich auch nur per sms, denn einem Gespräch ist er weiterhin aus dem Weg gegangen.
Und da wurde mir klar, dass er mich Monate nur belogen und hingehalten hatte. Auf meine Fragen, warum er mir das nicht gesagt hat, warum er mich hingehalten hat, weiter von Liebe sprach und warum er so mit mir gespielt hat, bekomme ich bis heute keine Antwort von ihm. Höchstens ein ich weiß es nicht!
Mir ist klar, man kann sich verstellen, um ein Ziel zu erreichen. Aber dass ein Mensch sich um 180 Grad drehen kann, war mir selbst mit meinen 44 Jahren nicht bewusst. Ein Jahr holt er mir die Sterne vom Himmel und dann von heute auf morgen, eiskalt lügend, benutzend und feige davonlaufend. Nicht einmal den Mut zu haben, mir das Ende persönlich oder wenigstens telefonisch mitzuteilen. Wochenlang mit mir Katz und Maus spielen, obwohl er doch schon seine neue Freundin hatte. Was hat es ihm gebracht, mich noch weiter an der langen Leine zappeln zu lassen. Sadistisches Vergnügen, wenn man zusehen kann, wie der andere leidet?
Ich verstehe es nicht. Liebe ist doch auch Respekt und Achtung vor den Gefühlen des anderen. Und ich kann doch nicht von Liebe und Freundschaft sprechen und ein solches Spiel fortsetzen. Kann man sich so in einen Menschen täuschen?
Gibt es sie wirklich die Dr. Jekylls und Mr. Hydes?
Ich sitze da, lese in den hunderten von mails, die wir einander geschrieben haben, und verstehe es nicht. Und das Schlimme ist, ich kann nicht loslassen, solange ich es nicht verstehe. Ich will nicht glauben, dass ich über ein Jahr nur verar... worden bin. Es tut unendlich weh, die Tage ziehen sich wie Kaugummis dahin und der Schmerz tobt in meinem Herzen. Ich funktioniere nach außen hin, muss ich ja auch, denn ich kann meinen Kummer durch meine Familiensituation nicht ausleben und innerlich zerreißt es meine Eingeweide.
Ich muss loslassen, aber ich weiß einfach nicht wie. Ich habe ihn geliebt und auch jetzt noch, obwohl ich sein perfides Spiel erkannt habe, liebe ich ihn noch und ich vermisse ihn unsagbar.
Ist das nicht perv., dass man genau weiß, was der andere getan hat und trotzdem verschwinden die Gefühle und die Sehnsucht nach ihm nicht? Man denkt ständig an die schönen Stunden und Momente, die man zusammen verbracht hat und dann daran, dass es jetzt Vergangenheit ist. Dass man niemals wieder einen solchen gemeinsamen Moment haben wird...
Blackie
P.S.: Ich würde mich wirklich freuen, wenn ihr eure Meinung schreibt, denn ich habe sonst keine Möglichkeit, darüber zu reden. Und ich muss darüber reden, sonst habe ich das Gefühl, dass es mich innerlich zerreißt.
02.01.2008 15:39 •
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