Menschen mit einer Borderline-Störung haben sehr früh - meistens aufgrund eines oder mehrerer traumatischer Erlebnisse - für sich selbst die Lösung gefunden, sich von schlimmen und belastenden Ereignissen abzuspalten. Das heißt: die einzige Überlebensstrategie (damals wie heute) war und ist, sich aus der Situation herauszunehmen (es ist alles nicht wahr, es passiert nicht wirklich mir). Deswegen kann es passieren, dass sie kurze oder auch längere Amnesien haben: das sind Zeiträume, in denen man real zwar gehandelt hat, sich aber nicht mehr erinnern kann. Siehe hierzu auch die Rubrik Dissoziation im Kuckucksnest. Während dieser Zeit, die hinterher nicht mehr erinnerbar ist, sind manche Borderline-Betroffene abwesend. Im Zusammenhang mit dieser Abspaltung vom Trauma wird auch die absolute Trennung in gut und böse verständlich, die sich natürlich im realen Leben nie bewähren kann, weil es eben nicht nur das absolut Gute oder das absolut Böse gibt. Kleine Kinder wissen dies aber noch nicht, und diese Trennung ist ihr einziger Schutz, um Gewalt, Mißbrauch oder unerträgliche Situationen zu überleben. Sie kennen die Ambivalenzen noch nicht und entwickeln diese Strategie der Bewältigung, an der sie und andere im späteren Leben leiden. Sie haben nie lernen können, dass das sowohl-als-auch gleichzeitig wahrnehmbar ist.
cu
02.04.2003 02:58 •
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