Zitat von FrühAmMorgen:dass der andere Partner plötzlich den Kontakt abgebrochen hat, ohne Aussprache. Es gab keine Erklärung und auf Nachfragen und SMS, Emails etc. wird auch gar nicht mehr eingegangen.
Kurzum, die Person ist einfach weg und wie vom Erdboden verschluckt. Für immer.
Natürlich ist sowas erst mal ein Schock. Zum Glück sind solche Fluchtszenarios aber eher die Ausnahme, also für echte Beziehungen (bei Affairen und ONS kommen sie deutlich häufiger vor).
Was mir jedes Mal sehr leid tut an solchen Geschichten ist zu lesen, daß die Verlassenen sich wochen-, monate- oder manchmal auch jahrelang fragen, was sie falsch gemacht haben. So, als träfe sie irgendeine Schuld, daß der andere so plötzlich und endgültig die Reißleine gezogen hat. Dabei ist allein das schon so mies, daß derjenige sich als Partner definitiv disqualifiziert damit.
Ich kann solchen Menschen nur ans Herz legen, etwas großzügiger mit sich selbst zu sein. Es ist weder ihre Schuld, noch haben sie es zu verantworten, wenn der abgehauene Partner seine wahren Gefühle vor ihnen verborgen und weiter einen auf Schönwetter gemacht hat, obwohl er längst von Zweifeln zerfressen war.
Sie müssen auch nicht unbedingt etwas falsch gemacht haben. Wahrscheinlicher ist, daß der Entschwundene entweder längst heimlich eine Affaire begonnen oder aber für sich gemerkt hat, daß die anfängliche Verliebtheit verflogen und nicht in eine gefestigte Liebe übergegangen ist. Gut möglich, daß man für einen anderen Menschen der liebenswerteste Partner auf der Welt wäre - aber bei diesem hier war halt leider irgendwann der Ofen aus. Es hat dann eben nicht gepasst, was aber noch lange nicht bedeuten muß, daß mit einem selbst grundsätzlich was nicht stimmt.
Eine andere Erklärung kann sein, daß der Partner von außen unter Druck geraten ist. Manchmal betreiben Familienmitglieder oder Freunde üble Nachrede, um ihn von einem selbst ab- und mit jemand anders zusammenzubringen, den man lieber in die Familie einheiraten sehen würde. Natürlich ist das unfair, aber ich denke, an einem Partner, der lieber den (falschen) Anschuldigungen Außenstehender glaubt, als einen selbst zu derlei Aussagen auch nur anzuhören, hat man ggfs. nicht viel verloren.
Mir persönlich ist sowas in einer Partnerschaft noch nie passiert. Wohl aber mußte ich vor rund 20 Jahren erleben, daß eine Sandkastenfreundin (Nachbarskind) von mir, die ich bis dato gemeinsam mit meinem damaligen Mann regelmässig alle ein bis zwei Monate am Wochenende getroffen hatte, von einem Tag auf den anderen plötzlich nichts mehr von mir wissen wollte. Es führt jetzt zu weit, die Details hier darzulegen. Unterm Strich zeigte diese Freundin mir ohne jeden Anlaß oder Begründung von einem Tag auf den anderen die kalte Schulter.
Meinen Mann fragte ich mehrfach, ob ich etwas falsch gemacht habe - denn er war bei den letzten Treffen stets dabei gewesen - wir hatten uns stets zu viert getroffen, nicht allein. Doch auch er konnte es sich einfach nicht erklären. Monate später erzählte er mir von einer zufälligen Begegnung mit ihrem eigenen Partner. Wie sich herausstellte, war der mittlerweile ihr Ex und hatte sie irgendwann gefragt, warum sie sich nicht mehr mit uns treffen wolle. Doch angeblich habe sie sehr merkwürdig reagiert und so zog der Ex es vor, nicht weiter auf dem Thema rumzureiten.
Fazit: Auch er hatte keine Idee, was sie zu diesem Kontaktabbruch veranlaßt hatte. Er war mittlerweile umgezogen und hatte meinem Mann seine neue Addresse für mich mitgegeben; meinte, wir könnten gern in Kontakt bleiben. Obwohl ich ihn stets sehr mochte, zog ich es jedoch vor, dies nicht zu tun, denn er war auch mit meiner Freundin weiterhin in Kontakt und ich wollte dieses Kapitel jetzt auch von meiner Seite her wirklich schließen.
Noch ein paar Monate später erzählte mir meine Mutter, sie habe die Nachbarin (also die Mutter meiner Freundin) gefragt, ob sie vielleicht wisse, was los sei. Gleiche Antwort: Die Mutter hatte nachgefragt, die Tochter merkwürdig reagiert und so blieb es weiterhin ihr Geheimnis.
Vor wenigen Jahren begegnete ich ihrem Vater auf der Straße. Er grüßte nicht nur freundlich, sondern hielt extra mit dem Fahrrad an, um zu fragen, wie es mir geht, sagte sogar, er habe sich sehr gefreut, mich wiederzusehen und das komme von Herzen. Ungewöhnlich, denn sonst war er eher kurz angebunden. Es war das letzte Mal, daß ich ihn sah - er ist mittlerweile verstorben. Immerhin deutete dieses kurze Treffen darauf hin, daß auch er ahnungslos war, sonst hätte er mich sicher ignoriert (oder zur Rede gestellt, wobei ich nach wie vor keinen Schimmer habe, was ich ihr angetan haben soll).
Ich bin dieser Frau dann viele Jahre nicht mehr begegnet. Letztes Jahr war ich an unserem gemeinsamen Heimatort auf dem Friedhof unterwegs, um das Grab meiner Eltern zu besuchen. Da kam sie mir mit ihrer Mutter und einem kleinen Kind (offensichtlich ihres, denn es war ihr wie aus dem Gesicht geschnitten) entgegen. Weder die Mutter, noch sie erwiderten meinen Gruß, sondern beide schauten nur betreten und hasteten rasch weiter.
Für mich sind beide seither endgültig gestorben. Sollte sie mir nochmal über den Weg laufen - was wenig wahrscheinlich ist, da wir in zwei weit voneinander entfernten Städten leben - werde ich sie ebenso wie Luft behandeln, wie sie es umgekehrt mit mir machte, an jenem Tag.
Zitat:Aber aufgrund dieser Geschichten war ich schockiert und möchte niemals in so eine Situation geraten, in der der andere plötzlich wortlos weg ist!
Auch wenn es in meinem Fall nur um eine normale Freundschaft ging, tat es verdammt weh. Ich möchte gar nicht wissen, wie es sich anfühlen muß, wenn ein Partner oder gar ein Ehemann sowas tut. Leider ist das Tückische an solchen Situationen, daß man sich überhaupt nicht darauf vorbereiten kann. Nicht nur ich, auch mein damaliger Mann, ihr damaliger Partner und selbst ihre eigene Mutter hatten das zu keiner Zeit kommen sehen und konnten sich die plötzliche Aversion auch Jahre später nicht erklären.
Irgendetwas muß sie insgeheim massiv gestört haben. Was immer das war, es hat offenbar gereicht, auf unsere auch damals schon rund 20jährige Freundschaft rundweg zu verzichten. Da ich mich beim besten Willen nicht entsinnen kann, jemals fies zu ihr oder ihrem damaligen Partner gewesen zu sein, bin ich mir keiner Schuld bewußt. Im Gegenteil: Mir schwant, sie hat selbst Zweifel an ihrem Grund und nennt ihn deshalb nicht. Ansonsten hätte sie sich auch nicht so gesträubt, ihn wenigstens ihrer eigenen Mutter oder ihrem damaligen Partner zu nennen. Da ich ansonsten wenig Kontakte in meiner Heimatstadt habe, mit denen nie über sie oder ihren Partner sprach und sie diese Leute auch nicht näher kennt, ist im Grunde auch ausgeschlossen, daß mich jemand hintenrum bei ihr angeschwärzt haben könnte.
Wie Du siehst, bin ich dennoch in diese Situation reingeraten.
Zitat:Deshalb an die Verlassenden: Seit ihr euch wirklich sicher, dass ihr nichts übersehen habt? Ihr schreibt, dass ihr euch so zerrissen fühlt und das alles nicht verstehen könnt. Aber war wirklich immer alles in Ordnung? Oder verdrängt ihr nur den eigentlichen Grund?
Mir scheint, daß in Deinem letzten Satz viel Wahrheit steckt. Vielleicht konnte sie mich im Grunde einfach nicht mehr leiden und wollte mich los werden. Da ich ihr nie konkret was Böses gesagt oder getan habe, hat sie es dann buchstäblich einfach geknickt. Und jetzt ist sie so sauer auf mich, daß sie das tun mußte, daß sie nicht mal mehr grüßt... LOL
Jenu, ich muß nicht alles verstehen. Mein Leben ist inzwischen über 20 Jahre weitergegangen und das gar nicht mal schlecht. Vermißt habe ich sie seit vielen Jahren nicht mehr, wir haben uns auch in völlig unterschiedliche Richtungen entwickelt und womöglich wäre diese Freundschaft deshalb auf Dauer sowieso eingeschlafen. Eigentlich bin ich dem Schicksal dankbar, daß ich diese lehrreiche Erfahrung (daß es sowas tatsächlich gibt, auch ohne jedes Anzeichen) nur mit einer Freundin machen durfte, statt auf die ganz harte Tour, nämlich mit einem Lebenspartner oder gar Ehemann.
Zwar habe ich zu meinem damaligen Mann seit der Scheidung auch keinen Kontakt mehr, aber immerhin grüßen wir uns auf der Straße noch und wechseln ein paar Worte miteinander, zudem beruht dieses Einschlafenlassen der Kommunikation auf gegenseitigem Konsens. Hätte er so einen Stunt mit mir abgezogen wie die Freundin damals, das wäre echt der endgültige Hammer für mich gewesen. Die Scheidung fiel auch so schon schwer genug.
Niemand braucht oder wünscht sich so ein Erlebnis. Aber gefeit ist man davor nicht - es sei denn, man wird zum Eremiten und läßt niemand mehr an sich heran, was wohl auch nicht der wahre Jakob ist. Trösten kann ich Dich höchstens insofern, als ich Dir versichere, daß mir sowas in fast 50 Jahren nur dieses eine und einzige Mal passiert ist, mit jemand, der mir (vermeintlich) nahestand. Darüber hinaus eigentlich nur mit Leuten, zu denen der Kontakt eher flüchtig war, so daß es eigentlich nicht weiter überraschte und mich auch nicht so traf.
Das Leben ist leider kein Ponyhof und auch kein Kindergeburtstag. Insofern muß man da wohl durch.