Hallo alle zusammen,
ich befinde mich zur Zeit in folgender Situation und brauche einfach mal euren Rat oder einen Austausch:
In meinem Freundeskreis gibt es ein Ehepaar, seit ca. 7 Jahren verheiratet, ca. 10 Jahren zusammen, gemeinsames Haus und zwei Kinder, 5 und 7. Er und sie sind beide Lehrer (dazu gleich mehr).
Beide kenne ich schon viele Jahre, wenn auch ich ihn mehr kenne als sie. Und jetzt kommt die Geschichte. Hier ist aber, in meinen Augen, jeder Entwicklungsschritt wichtig:
Mein Kumpel hat mir vor 2 Jahren gesteckt, dass er sich in eine Arbeitskollegin (die AK ist mittlerweile auch Teil unseren Freundeskreises, was die Geschichte umso verstrickter macht) verliebt hat. Sie hatte damals noch einen Freund, weshalb sie vorerst nicht auf seine Avancen eingegangen ist. Er blieb aber dran. Zu dem Zeitpunkt war seine Ehe eher eingeschlafen, dh der Klassiker: Frau verweigert den S., konzentriert sich auf die Kinder, keine gemeinsamen Aktivitäten als Paar.
Seine Arbeitskollegin war dann irgendwann Single und dann ergriff er seine Chance: er legte seiner Frau einen anderen Stundenplan vor, sodass er sich mit seiner Geliebten treffen konnte. Er klingelte die Geliebte kurz an, dass sie zurückrief, sodass keine verdächtigen langen Gespräche auf irgendwelchen Rechnungen auftauchten. Zusätzlich war jeder von uns mal abwechselnd das Alibi, wenn sie sich am Wochenende trafen.
Ja, wir waren eingweiht, ja, wir unterstützten den Betrug. Wir hatten kein schlechtes Gewissen (es sind auch einige verheiratete unter uns und auch ich war es mal), weil wir einfach dachten, dass es nachvollziehbar und es nur kurzfristige Bedürfnisbefriedigung ist: die Krise zwischen ihm und seiner Frau war davor schon paar Jahre bestehend. Er hatte mehrere Versuche unternommen, seine Beziehung wieder aufzuleben, d.h. viele Gespräche mit seiner Frau, aber sie hat immer, auch vor uns, die gleiche Antwort gegeben: Sie ist müde durch das Familienleben und empfindet einfach kein Bedürfnis mit ihm zu schlafen. Sie hat auch zum ihm gesagt, dass sein S. Trieb, ja nur ein Trieb sei und er diesen Trieb ja genauso unterdrücken könnte.
Also ich fasse es bis dahin so zusammen: Wir deckten unsren Kumpel, weil wir seine unbefriedigende Situaition und seine unbefriedigenden Beziehungsrettungsversuche verstehen konnten. Wir hielten es zwar naiv von seiner Frau, zu glauben, dass ihr Mann unter diesen Umständen treu bleiben würde, aber im Kontext des ganzen, dachten wir einfach auch, dass es nur ein Phase ist. So nach dem Motto, besser so, als dass sie sich trennen.
Die Affäre ging also weiter. mein Kumpel ist jetzt total in diese Frau verliebt und sie ist es auch in ihn. Die Affäre dauert nun schon fast zwei Jahre. Seine Geliebte fing irgendwann auch an darunter zu leiden, weshalb sie ihn bat eine Paartherapie mit seiner Frau anzufangen. Ich hatte ja erwähnt, dass sie mittlerweile auch mit uns befreundet ist. Sie meinte, wenn er sich zwischen beiden nicht entscheiden kann, dann soll er auf den Anfang seiner Beziehung und den Anfang seiner Probleme zurückgehen und dann durch die Paartherapie erkennen, ob ihm das mit seiner Frau noch wichtig ist, oder ob es eben keinen Sinn mehr macht. Sie wollte wohl dadurch einfach die Klarheit zwischen den beiden bzw. allen dreien beschleunigen.
Jetzt ist es aber so, dass mein Kumpel auf dieses Drängen von seiner Geliebten - und seine Frau hatte auch zu der Zeit einen Paartherapiewunsch geäußert - einmal mit seiner Frau hingegangen ist und dann nicht mehr. Seine Frau geht nunmehr alleine hin. Seine Begründung ist, dass die Paartherapie ihm nichts bringt, weil er weiß, dass er die Familie bestehen lassen will und die Sitzungen nichts an seinem Bedürfnis zur anderen Frau ändern. Seine Frau nimmt hin, dass sie da alleine hingeht. Er hat ihr immerhin gesagt, dass er sich in eine andere verliebt hat, aber nichts von den Treffen etc erzählt. Daraufhin wurde seine Frau wachgerüttelt und fing wieder an S. Interesse an ihm zu zeigen. Er trifft sich aber weiterhin mit seiner Geliebten!
An dieser Stelle, habe ich zu ihm gemeint, dass er sich das alles zu einfach macht. Er meinte aber, dass er ja erst mal gucken muss, was mit seiner Frau noch möglich ist. Ich meinte widerum (ich betonte, dass ich ja auch mal verheiratet war), dass ich da verstehe, ja, ein Unschuldslamm, bin ich auch nicht, aber meine Meinung war eben die, dass er sich erstmal konsequent auf eine Schiene einschießen muss, also sich einfach mal nur auf seine Frau konzentrieren soll, weil er erst so alte Probleme aufarbeiten kann. Er meinte dann wiederum, dass es so aber ok ist, weil er ja mit seiner Frau ein tolles Familienteam darstellt, was den Kindern zu Gute kommt und seine Frau ja auch nicht leiden müsste, aber nie im Leben den gleichen geistigen und innigen Austausch haben könnte, wie er es eben mit der Geliebten hat. In meinen Augen ist das aber kein problemlösungsorientiertes Verhalten, sondern Bequemlichkeit oder bin ich da zu streng im Urteil?
Hinzu kommt, seine Frau hat seit einem Jahr einen Verdacht, dass da etwas nicht stimmt. Sie ahnt, dass etwas mit einer Arbeitskollegin läuft, lässt sich aber immer abspeisen mit einfachen Erklärungen. Uns ist es oft nicht nachvollziehbar, was die Frau alles glaubt. Sie ist ja aber auch ein Teil von uns, weshalb wir das eigentlich nicht so hinnehmen können. Ihr ehrlich etwas sagen, wäre wohl aber auch moralisch nicht richtig.
Unsere Meinung ist, dass er mit sich aufräumen muss, dass er seine Bedürfnisse erkennen muss und dann konsequent dafür einstehen kann. Wie gesagt, einige von uns sind in langjährigen Beziehungen, und Krisen sind immer mal da, aber ich selbst wurde betrogen und habe das durchs aufarbeiten versucht, aber was ich merken musste, ist, dass Bedürfnisse einfach da sind (leider von meiner ex ausgehend, aber immerhin ehrlich).
Und jetzt die Bredouille: Ich will meinem Freund helfen. Aber ich habe das Gefühl, dass er keine KLarheit schaffen will. Eigentlich wäre es egal, ABER ich bin mit beiden Frauen, wenn auch weniger als mit ihm, befreundet. Seine Ehefrau ahnt etwas und seine Geliebte will einfach Klarheit. Ich habe ihm gesagt, dass ich unter der Situation leide, aber er meint immerzu, dass unser Leid nichts im Vergleich zu dem Leid ist, was seine Frau erleiden müsste, wenn sie es wüsste.
Seine Geliebte lasse ich mal außen vor, aber dass seine Frau (unsere Freundin!) etwas ahnt und immer wieder damit zu kämpfen hat, macht mich fertig. Ich habe dies einige Male vor ihm so ausgesprochen, er hatte Mitgefühl, aber meinte, dass es so richtig sei (s.o.).
Ich habe dann gesagt,dass es richtig wäre, ehrlich seine Bedürfnisse vor seiner Frau zu kommunizieren. Ihr zu sagen, dass er eine andere Frau liebt, aber eben mit ihr zusammen sein möchte wegen der Kinder, Familie etc. So wäre es eine faires Spiel vor der Frau und sie hätte die Gewissheit, dass das mit der Familie bleibt, aber sie etwas machen könnte, aber dann auch entsprechend die Entscheidung hätte. Ich meinte an dieser Stelle, dass seine Frau seit 2 Jahren ein falsches Leben lebt und dass er das mit seiner Frau nicht aufarbeiten kann, solange dieses Zweitleben besteht, aber er meint immer nur 'ja gut, mal sehen'
In meinen Augen, hat dieses Eheleben keinen Bestand, dazu weiß ich, dass Ehe viel mehr Aufopferungsbereitschaft bedarf, als er bereit ist zu geben. Er macht immer zu. Äußert Dinge die nicht realisierbar sind, so nach dem Motto, ewig die Geliebte und die Ehe. Seine Frau leidet und bohrt nach. Seine Geliebte leidet und will Klarheit, aber er lässt beide hinhalten. Bei Konfrontation sagt er immer, mal schauen.
Wir kriegen ihn nicht vorwärts, schätzen ihn aber als Freund.
Was tun? Wie weit darf man sich einmischen, wenn reden nicht hilft?
04.03.2020 18:34 •
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