Liebe Brienne,
ich hoffe, es ist dir recht, wenn ein Fremder ein paar Gedanken in dein zartes Seifenblasenuniversum einstreut?
Zitat:ja, wir haben eine tolle zeit, wenn er da ist.
er sagt ja selber: wenn ich bei dir bin, dann vergesse ich die zeit. ich fühle mich so wohl und geborgen. doch gehe ich dann heim zu mir, dann zieheich mir meine kumpels rein, damit ich dich aus mir rausbekomme, ich will dich und die gefühle für dich wegachieben. und dann bist du weg. und dann taugt mir mein leben mit den kumpels total.
Zitat:ich lass dir deine kumpels, will doch nur, dass du ab und an, wenn du bei deinen kumpels warst bei mir vorbeikommst und dann hier schläfst, damit wir ein bisschen mehr zeit haben. mehr zeit, als alle vier, fünf tage für stunden treffen. aber das ist dir schon zuviel.
ich will dir meinen Eindruck euerer Liebesgeschichte mitteilen. Das ganze Problem zwischen euch zeigt sich m.E. in diesen beiden Absätzen.
Ihm liegt sehr viel an dir. Er braucht gerade deine warmeherzige Zugewandtheit und gleichzeitig muss er sich immer wieder aus ihr lösen, um sich das Gefühl der Autonomie zu erhalten.
Jeder bindungsängstliche oder bindungsunwillige Mensch macht das auf andere Art und Weise. Er löst es für sich, indem er zu seinen Kumpels geht und dich in diesen Momenten ausblendet.
Du schreibst, dass Du ihm seine Kumpels garnicht nehmen möchtest...sondern nur....Doch genau dieses nur muss er ja umbedingt vermeiden, um sich seine Freiheit zu bewahren. Es geht hier ja nicht um praktische, oranisatorische Fragen, wie die, dass er sich nach einem Kumpelabend auch noch Zeit für dich nehmen könnte.
Es geht nicht um die Zeit. Es geht um den wiederholten Abbruch der Bindung zwischen euch, die ihm eine gewisse Sicherheit verschafft.
Die Kumpelabende sind ja nur ein Symptom von vielen möglichen.
Deinen letzten Absatz könnte man auch so übersetzen:
Ich verstehe ja, dass Du immer wieder Distanz zwischen uns aufbauen musst aber Du könntest dabei ja auch mehr Nähe zulassen.
Und das geht eben nicht- für ihn nicht. Vor allem nicht, solange es ihm emotional nicht möglich ist oder er es einfach nicht will.
Dieses Wandern zwischen den Extremen- Verschmelzung mit dir und Fortgehen, ist die Art, wie es ihm möglich ist Nähe auszuhalten.
Bezogen- unbezogen- bezogen....
Solche (nicht)Bindungs-Strategien sitzen tief und werden sich kaum ändern...
Wenn Du dich jemals wieder auf ihn einlassen solltest, dann sollte daran nicht der Traum gebunden sein, dass diese Wechselbäder aufhören. Du musst entscheiden, ob Du damit leben kannst oder nicht und ich habe den Eindruck, dass diese Entscheidung eigentlich längst gefallen ist.
Es ist schwer, sich von solchen Menschen zu lösen denn einerseits scheint es der einzige Weg um sich vor wiederholten Verletzungen und dem Kontaktabbruch zu schützen. Aber andererseits ist die zeitweilige intensive Nähe echt. In solchen Menschlein schlummert ebenfalls ein tiefer Wunsch nach Nähe, sonst würden sie sich Partner suchen, die ein genau so großes Distanzbedürfnis wie sie selbst haben. Diese tiefe Sehnsucht nach Nähe und Verbundenheit spürt man und verliert sie immer wieder....
Ich für mich frage mich, warum auch ich jetzt zum dritten Mal in meinem Leben eine solche Beziehung führe. Führte. Ich habe wenige Beziehungen gehabt, bin selbst ein zurückhaltender, stiller Mensch. Drei Mal verliebte ich michsehr intensiv und jedes Mal erlebte ich dieses Muster.
Als ich noch jünger war, versuchte ich, die Grenzen meiner Partner zu durchdringen, doch natürlich gelang es mir nicht. Ich machte mir unendlich viele Gedanken über die Unfähigkeit meiner Partner, konstant Nähe zuzulassen.
Heute frage ich mich, was das Ganze mit mir zu tun hat.
Mein Verdacht ist dieser- in Gegenwart eines distanzierten Mannes kann ich emotional sicher sein, dass man mir nicht zu nahe tritt. Und so kann ich mich öffnen, meine Sehnsucht nach Nähe spüren...und an seine, statt an meine eigenen Wände klopfen Öffne doch bitte!.
Das heißt, seine zeitweilige Distanz ermöglicht mir selbst einen gewissen Freiraum- unter dem ich dann doch wieder leide. Aber eigentlich ist es auch mein eigener Wunsch nach einer gewissen Distanz. Und dann wieder die Sehnsucht nach Nähe. Ganz genau wie bei ihm auch und wie bei deinem Liebsten auch.
Einmal versuchte ich es mit einem Mann, der mehr Nähe zulassen konnte...Und ich musste feststellen, dass ich selbst in die Rolle der Distanzierten geriet. Es war mir zu viel und ich zog mich immer wieder zurück.
All das ist wohl kaum ein Trost aber solltest Du dich in diesen Gedanken ein bisschen wieder finden, dann kann die Einsicht helfen, dass man selbst garnicht soooo anders als der Partner ist...
liebe Grüße