Ok, jetzt erzähle ich was von meiner Erfahrung...
...damals dachte ich, dass ich meinen Ex, den Vater, meines Sohnes, lieben würde. Aber ich weiss nicht, ob ich mich heute noch mal in ihn verlieben würde, d.h., ob er mir aufallen würde.
Es ist gar nicht so einfach in dem Zusammenhang jetzt von Liebe zu sprechen, weil es schon lange her ist und eigentlich gehört da meine Therapie dazu. Denn dabei, erfährt man ja erst, warum man z.B mit jemanden zusammen war. Das hat ja Gründe.
Im nachhinein würde ich in bezug auf meinen Ex sagen, dass merkwürdige Dinge eine Rolle gespielt haben. Ich empfand es damals als Glück mit ihm zusammen zu sein, als ein Glück, dass ich nicht verdient habe. Der mich! So ein toller Mann, mich?
Ich weiss nicht, ob ich ihn wirklich gesehen habe und ob ich nicht meine Anteil zum Scheitern der Beziehung beigetragen habe, durch meine Art. Es gibt vieles an ihm, was ich heute sehe, wo ich mich frage, mein Gott, warum hast du das eigentlich nie gesehen? Ich glaube , dass ich ihn glorifiziert habe und mich habe ich dauernd schlecht gemacht. Er war das Positiv, ich war das Negativ. Er war so souverän und rational, ich war emotional. So habe ich das gesehen. In Extremen.
Ich habe erst später bemerkt, dass er emotional nie beteiligt war.Im Grunde war alles sehr flach und unenagiert bei ihm.
Für mich hat sich durch diese Erfahrung meine Vorstellung von Beziehung sehr verändert.
Ich habe lange gebraucht um alles irgendwie zu durchschauen. Was er war und warum er so war. Er hatte im Grunde sehr viel Macht über mich. Er hatte die Macht ein Werturteil über mich zu fällen
In dieser Erniedrigung habe ich lange gelebt. Um das zu erkenne und herauszufinden, brauchte ich eine Therapie.
Ich habe ja auch in den fast zwei Jahren seit der Trennung von meinem Ex keine neue (feste) Beziehung gehabt, weil ich über diese ganze Erfahrungen mit ihm erst einmal klarwerden wollte. Z.B. wollte er das Kind auch, er hat die ganzen Vorbereitungen mitgemacht, Schwangerschaftgymnastik und so. Nach der Trennung, hat er zu mir gesagt, er habe das gar nicht gewollt und dich liebe ich nicht mehr. Und dann ging das hin und her, mal wollte er das Kind, dann wieder nicht. Jeder Tag war für mich wie eine Prüfung und ich bin daran fast zerborchen. Ich fühlte mich wie verzerrt. Er war sozusagen immer gleichbleibend in seiner Emotion, freundlich, aber ablehnend. Ich habe das allles irgendwie nicht begriffen. Ich hatte auch keinen innerlichen Schutz. Ich habe alles als meine Schuld, meinen Fehler gesehen.
Wenn man es so will, hat das natürlich mit Liebe nichts zu tun.
Und am Ende meiner Beziehung habe ich mich nur gefragt: wer bin ich? So zerstörerisch darf doch Liebe eigentlich nicht sein. Ich habe mich sehr demütigen lassen und durch das Kind fühlte ich mich sehr geschwächt. Ich weiss nicht, ob ich mich nicht vorher hätte lösen können, wenn ich das Kind nicht gehabt hätte. Im Grunde genommen wurden bei uns Probleme der Beziehung mit der Geburt des Kindes besonders sichtbar. Und als es so schwierig wurde zwischen uns, habe ich zunächst immer gedacht, da müssen wir durch. Du musst ihn zu Seite stehen, gerade als es für ihn mit seiner Arbeit schwierig wurde und ich das Geld verdienen musste.
Für mich ist das grundsätzlich keine Aufopferung, wenn man Schwierigkeiten gemeinsam durchsteht. Ich dachte damals, okay, jetzt ist es so, das ziehen wir jetzt durch. Es kann nur besser werden. Und ich habe es mir ganz einfach vorgestellt. Ich wollte einen Mann, der mich liebt und den ich liebe und mit ihm eine Beziehung zu führen. Aber der Crux lag schon drin und ich habe gedacht, so eine Beziehung zu halten, bist du nicht fähig.
Damals habe ich glaube ich unter Liebe verstanden, einen Menschen alles zu geben. Vielleicht ist das auch ein Problem in der Liebe, dass das Geben und Nehmen ungleich verteilt ist. Ich glaube heute, dass ich unter Zwang gestanden habe, immer nur zu geben. Das würde ich heute als mein Problem sehen, dass ich immer nur gegeben habe und nicht merkte, dass ich dabei leergelaufen bin.Ich habe den Unterschied nicht gemerkt zwischen Geben und Aufgeben: Vielleicht ist das der Punkt.
Die Stärke, sich selbst zu lieben ist nötig, um sich nicht aufzugeben. Das habe ich, glaube ich auch schon am Ende unsere Beziehung gesehen und ich habe meinen Ex oft gebeten, dass wir es gemeinsam versuchen. In andere Form. Ich habe gesehen, dass jeder von uns seinen Raum braucht: Freiraum.
Ich fand das es eigentlich unnötig, das wir uns damals so radikal getrennt haben, weil ich dachte genau hier setzt so eine Situation, in der eine Beziehung geboren werden kann. Eigentlich!
Irgendwie kann ich es bis heute noch nicht über Bord kippen. Es ist ein Teil meines Lebens und dazu stehe ich.
Aber ich glaube heute, verstehe ich unter Liebe was anders.
Den andere sein lassen, wie er ist. Nicht in dem Sinne: der ist nun mal so. Sondern schon in dem Sinne, dass Veränderungen möglich sind. Aber sie müssen freiwillig sein. Nicht, dass der andere sich ändert, weil ich das so will oder brauche. Das geht wahrscheinlich nicht von selbst, sondern ist mit viel Arbeit verbunden.
Im Prozesss der Auseinandersetzung und der Trennung hat es für mich eine Entwicklung gegeben, wo ich meine Wahrheit finden wollte und vielleicht auch zum Teil endeckt habe, denn es waht nicht meine Wahrheit, was ich mit meinem Ex gelebt habe.
Es war auch der Schmez, galube ich, der mich an meine Ursprünge geführt hat. Deshalb könnte ich heute nicht sagen, ich hasse meine Ex, weil er mir das und das getan hat. Das zu sehen und zu empfinden ist galube ich auch Liebe...
Mirja
10.07.2003 21:41 •
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