Die zufriedenheigeduld mit sich - erstmal gesunden

E
ich möchte die beiden themen zu neuen partnern gerne zusammenfassen:

- als selbstschutz vor neuen verletzungen hängen wir möglicherweise einerseits unsere ansprüche an neue partner zu hoch bzw. lassen uns ausstiegsszenarien offen (kann ja immer aussteigen)

- oder wir sind so froh (HP) über unsere wiedergefundene stabilität (neue wohnung, job, zurechtkommen mit kindern), dass uns die angst dies zu verlieren blockiert

- oder wir haben noch nicht richtig losgelassen von der dem/der ex (diese versuchen ja oft auch noch nach jahren ihre amipulationen oder das warmhalten im sinne einer machtausübung fortzusetzen)

- oder wir haben eine neue beziehung, zucken aber bei jedem kleinen streit oder aueinandersetzung zusammen im sinne (marylin) von minderwertigkeitskomplexen oder noch nicht richtig erstarktem selbstwertgefühl

- andererseits will man irgendwann auch dieses ganze thema nicht mehr hören und wünscht sich einfach nur wieder normal zu ticken

- was hier einige im forum auch erlebt haben: selbst auf kleinste freundliche signale oder zarte annäherungsversuche erfolgt oft schon panik und zurückziehen.....

für mich verdichtet sich das alles langsam zu einem gesamtbild:

- zu früh in eine neue beziehung stürzen ist höchst anstrengend

- die zufriedenheit über eine neue lebenssituation oder einen partner ist letztlich einstellungssache (ich verbaue mir möglicherweise selbst das glück)

- man idealisiert die gescheiterte ehe oder - beziehung (war das wirklich so unheimlich rosig oder nicht oft auch nur ein bißchen naiv und gab es da nicht auch tw. heftige auseinandersetzungen)

also sind wir wieder bei dem thema:
- zeit heilt ( nicht nur) alle wunden der gescheiterten ehe/beziehung
- wir brauchen auch zeit, um wieder fest auf den füßen zu stehen, man kann da nix abkürzen
- wenn wir wieder richtig gefestigt sind, stellen sich denke ich bestimmte verlustängste (eigenes leben) und hintertürchen (wenns nicht klappt steig ich aus) garnicht nicht mehr, weil man mit dem richtigen neuen partner ein neues lebensprojekt starten will (hierüber sollte man sich aber auch gegenseitig austauschen) - und auch hier haben wir doch alle zeit der welt

blöd ist nur dieses warten, bis man soweit ist, denn trotz aller freude an dem langsamen weg zu einer wiedergefundenen identität: keiner ist gerne alleine !

mick

27.06.2003 07:11 • #1


E
Hi Mick,

das war eine gute Idee von Dir, diese Zusammenfassung zu schreiben. Irgendwo ähneln sich doch die Threads sehr und gehen in eine gleiche Richtung.

Mit der Zufriedenheitsgeduld hast Du wahrscheinlich vollkommen recht. Aber mir stellt sich die Frage: Wie spürt man denn, dass man wieder soweit ist?
Das spürt man doch meist erst innerhalb einer neuen Beziehung an den eigenen Verhaltensweisen, die vorher nicht abzusehen sind. Und wenn man dann feststellt, dass man noch nicht 100%ig soweit ist, ist es quasi zu spät und man kann keine Bremse mehr ziehen, ohne die Beziehung ernsthaft zu gefährden.

Ich wusste eigentlich sehr gut, dass es bei mir noch etwas früh ist, aber was tun, wenn ER vor einem steht und man spürt, dass er zu einem passt? Wenn man sich verliebt?
Man sucht sich ja nicht unbedingt aus, wann ein neuer Mensch ins Leben tritt, also wird man diese Chance entweder verpassen oder mit den o.g. Verhaltensweisen umgehen lernen und innerhalb der Beziehung weiter gesunden, sofern möglich.

Grüße
maryleen













27.06.2003 08:21 • #2


A


Die zufriedenheigeduld mit sich - erstmal gesunden

x 3


E
Weisst du, lieber Mick, mir ist dieser eine Satz von dir so ans Herz gegangen.

*Gemeinsames Lebensprojekt*

Ich denke auch, solange wir noch immer an uns als Einzelperson denken, ob noch als Single oder wieder in einer Partnerschaft, ist dies nicht der glücklichste Weg.
Ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, irgendwann einmal wieder einen Menschen zu finden, der meinen Ansprüchen genügt (furchtbare Ausdrucksweise, entschuldigt bitte!) und dem ich ebenso *recht* bin.

Ich hoffe, ich bin eines Tages wieder in der Situation, dass ich WIR denke, und auch einen etwas weiteren Blick in die Zukunft wagen kann. Ein gemeinsames Lebensprojekt angehe. Sei es Kinder, Haus oder sonstiges. Eben Dinge, die man *gemeinsam* tut. Und so muss ich erst wieder denken, dann kann ich danach handeln.
Nur wann es soweit sein wird... muss ich abwarten.

Viele liebe Grüsse Nicole

27.06.2003 10:00 • #3


E
Hallo mick,

hmm, ja hört sich alles ganz gut an, was du da schreibst, und scheint mir auch der vernünftigste Weg zu sein.

Aber wie Maryleen schon schreibt, man kann es sich nicht aussuchen , wann ein neuer Partner vor dir steht.

Sollen wir jetzt also doch besser warten, bis wir wieder ganz gesund und gefestigt sind? Oder lieber doch zwischendurch den Sprung ins kalte Wasser wagen, wenn sich die Möglichkeit ergibt? Ich mein, man geht ja auch mit einem bisschen Schnupfen arbeiten, nicht wahr? ;D

Nein, ernsthaft jetzt, Geduld mit sich selbst muss schon sein, aber wenn man bedenkt, dass es ja immer wieder vorkommt, dass man gesundet (= sich verliebt) und auch dass man kränkelt (= sich trennt), scheint mir das doch ein ewiges auf und ab zu sein.

Und wieviel Zeit haben wir denn (in unserem Alter!) noch, um solange rumzutrödeln, bis wir wieder ganz gefestigt sind?? Ist es nicht auch möglich, dass man zuviel nachdenkt und analysiert, und dabei Gelegenheiten verpassen könnte?

Und sind es nicht beim nächsten Mal vielleicht andere Fehler, die wir begehen, und die ganze Selbstanalyse vom vorherigen Mal hat uns nix genützt?


Ich denke, man sollte es einfach probieren, wenn sich die Möglichkeit ergibt, egal ob wir schon wieder ganz gesund und gefestigt sind.
Schliesslich tut es uns doch auch gut, jemanden bei uns zu haben.

Und ich schliesse mich da Maryleen an, man kann auch in einer neuen Beziehung gesunden, mit Hilfe des Partners, solange man nur ehrlich zueinander ist .


LG

Thilde

27.06.2003 11:52 • #4


S
Hallo Mick und alle anderen,
ich bin gerade dabei zu gesunden, sprich: ich habe mich wieder verliebt. Die Trennung von meinem Ex habe ich überwunden, es tut nicht mehr weh. Die Beziehung zu meinem neuen Freund kam unerwartet und in meinen Augen auch ein wenig zu früh, aber - und da kann ich mich auch nur maryleen anschließen - man kann sich nicht aussuchen, wann und in wen man sich verliebt.

Ist man schon reif für eine neue Beziehung? Wann ist man das denn eigentlich? Wenn man überhaupt nicht mehr an den Ex-Partner denkt? Aber solange man allein ist, wird der Ex wohl immer irgendwie im Kopf sein, denn das ist eben der Mensch, mit dem man die letzten gemeinsamen Erlebnisse hatte. Und wenn dann ein anderer Mensch vor einem steht, soll man dann sagen Nein, ich bin noch nicht soweit.?

Ich habe diese Entscheidung einzig und allein von meinem Bauch abhängig gemacht. Vielleicht war ich mit dem Herzen und dem Kopf noch ein bißchen bei meinem Ex, aber ich habe es gewagt, mich auf diese neue Beziehung einzulassen. Und es funktionierte! Sicher hätte es auch daneben gehen können, aber niemand ist gern allein und wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Man muß sich nicht voller Enthusiasmus in eine neue Beziehung stürzen, man kann es auch ganz langsam angehen und erst einmal sehen, wie sich die Gefühle entwickeln.

Die Geduld, die man mit sich selbst haben muß, wird oftmals unterschätzt, denke ich. Und auch für einen neuen Partner ist es oft nicht einfach, mit den Ängsten des anderen umzugehen. Schließlich kann der Neue nichts dafür, daß man eine geschundene Seele hat. Aber wenn man den richtigen Menschen findet, wird dieser Verständnis und auch Geduld mit einem haben.

Ich habe einen Menschen gefunden, der meine Vorsicht versteht und uns Zeit läßt. Genauso viel Zeit, wie ich brauche, um unsere Beziehung wachsen zu lassen und die Vergangenheit hinter mich zu lassen. Und ich wünsche jedem in diesem Forum von Herzen, daß er auch irgendwann einmal so jemanden findet!!! :) :)

Liebe Grüße
Shannon

27.06.2003 21:58 • #5


E
Hallo Mick,

ich kann mit den ersten beiden Teilen deiner ZUsammenfassung sehr gut mithalten.

Zum dritten Teil, indem du davon ausgehst, dass man mit der Zeit heil wird und irgendwann wohl fertig ist möchte ich folgendes hinzufügen:

Ich bin der Meinung, dass die Zeit und das Verarbeiten alleine nicht zur Genesung ausreichen. Um dies darzulegen möchte gehe ich von folgendem aus:

Die-drei-Stufen-der-Heilung

1. Vom Expartner geheilt ist man aus meiner Sicht, wenn man im Alltag in der Regel nicht mehr das Bedürfnis verspürt, ihn - in welcher Weise auch immer - zu Kontaktieren.

2. Allerdings ist dadurch noch nicht das Ego geheilt. Je nach persönlicher Konstitution kann dies auch noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

3. Auch dann ist man jedoch noch nicht von der gescheiterten Exbeziehung geheilt. Diese Heilung vollzieht man in meinen Augen auch nicht, solange man Single ist... das liegt wohl daran, dass man nicht etwas heilen kann, was noch nicht ausgebrochen und als krank erkennbar geworden ist.



Und aus diesem 3. Grund braucht es irgendwann den Sprung ins kalte Wasser.... in eine neue Beziehung.
Dann plötzlich tauchen erst bestimmte Ängste auf, mit denen man so nicht gerechnet hat.
Dann wird das wiedergefundene Selbst auf die Probe gestellt, weil man dann an die Grenzen zwischen faulen und wahren Kompromissen gerät.
Dann erst beginnt man sich mit dem Vertrauen gegenüber einem neuen Partner auseinanderzusetzen. Der Partner ist neu, aber unsere in der Exbeziehung erlernten beziehungsspezifischen Verhaltens- und Gedankenmuster sind alt. Nun gilt es, den Sprung in das Neue praktisch zu schaffen.... die Gefahren dabei hast du (und auch die anderen) ja schon aufgeschrieben.
[an Nicole: Und nur wenn man den Sprung schafft, entwickelt man ein Wir-Gefühl, dieses Gefühl ist ja nicht einfach da, wenn wir auf einen Menschen treffen (allerdings war die allmähliche Wir-Gefühlentwicklung aus meiner Sicht auch in meiner Ex-Beziehung nicht anders)].  

Die Warterei bis man jemanden findet, bei dem man den Sprung wagen möchte ist allerdings echt nervig... da kann ich dir nur zustimmen.


Liebe Grüße
Susa3

28.06.2003 21:51 • #6


E
Hallo Susa3,

ein sehr interessanter Beitrag, über den ich nun einige Tage nachgedacht habe und der mir sehr geholfen hat, mich selbst und mein Verhalten in der neuen Beziehung zu verstehen.

Ich schließe mich Deiner Meinung an: Wagt man den Sprung ins kalte Wasser und hat man jemanden gefunden, für den sich das lohnt und der mitspringen will, fängt auch ein ganzes Stück weitere Arbeit an.
Ich habe mir alles einfacher vorgestellt am Anfang meiner neuen Beziehung: Ich dachte mir, jetzt heilt auch der Rest ganz automatisch und problemlos
Etwas naiv wohl, aber man möge es mir nachsehen, da es sich bei mir erst um die 2. ernsthafte Beziehung in meinem Leben handelt.

Okay, ich habe nun durch die Beiträge einiges reflektiert und aktzeptiert, dass ich eben noch nicht ganz fertig bin, dass ich für meine Entwicklungen usw. noch Zeit brauche und dass es somit vielleicht auch ab und an mal bestimmte Probleme in der Bezieung gibt.
Das muss ein neuer Partner aktzeptieren, sonst wäre er den Versuch nicht wert.

Die endgültige Heilung setzt also erst mit dem Austesten und Ausloten in einer neuen Beziehung ein. Wirklich interessanter Aspekt, dem ich mich nun auch anschließe.
Aber auch Mick hat recht: Vergeht mehr Zeit zwischen Trennung und neuer Beziehung, ist es wahrscheinlich für alle Beteiligten etwas einfacher.
Aber wählen wir nicht alle manchmal gerne den komplizierteren Weg?
Und es lohnt sich ja auch!

Ich danke Euch für diesen Beitrag - er hat mir wirklich unheimlich geholfen !!

VlG
Maryleen



01.07.2003 11:15 • #7


E
Schade, dass dieser Thread aufgehört hat.
Meinungen und Erfahrungen von Menschen, die den ersten Trennungsschmerz überwunden und einen Weg begonnen haben, ihr Leben neu zu ordnen, höre ich sehr gerne. Klar ist dieses Forum dazu gedacht, ein virtueller Treffunkt für die zu sein, die im tiefsten Loch nach einer Trennung sind.
Doch wäre es vielleicht für einige wichtig, zu lesen, wie es dem einen oder anderen so ergangen ist... nachdem er erst im Forum gelandet ist und irgendwie versucht hat, sich mit seiner Situation zu arrangieren.

Meine persönlichen Erfahrungen mit Menschen in meinem Umfeld lassen mich mehr und mehr glauben, dass die ANGST eine ganz wesentliche Ursache dafür ist, dass zumindest der Eindruck entsteht, dass wir in zunehmendem Alter immer weniger bereit oder fähig sind, uns auf jemanden einzulassen. So manch einer glaubt, aufgrund seiner leidvollen Erfahrungen begründeten Egoismus entwickeln zu dürfen. Und durch die menschlichen und intellektuellen Erfahrungen glauben wir immer genauer zu wissen, was wir wollen und was nicht. Das sehe ich teilweise genauso. Nur kann es dann leicht passieren, dass man Erfahrungen mit ängstlicher Arroganz verwechselt und viel zu schnell die Flinte ins Korn wirft, wenn im Vorfeld einer Bekanntschaft irgend eine Kleinigkeit vom angestrebten Idealfall abweicht.
Natürlich ist es wichtig, seine Erfahrungen zu machen, umzusetzen und dabei zu lernen, wer man selbst ist und was man sich vom Leben bzw. einer Partnerschaft WÜNSCHT. Erst dann kann man sich über sein Verhalten bewusst sein, seine Ziele stecken und versuchen, sie zu erreichen.
Jedoch gehört Mut dazu. Der Mut, jemanden so zu lieben, dass es ein wahrer Verlust wäre, ihn zu verlieren. Ebenso gehört soviel Eigenliebe dazu, um zu spüren, was uns gut tut und was vielleicht eher in Richtung Einsamkeitsabwendung oder Altruismus geht.

Was Trennungen angeht, so hat sich meine Meinung nicht verändert. Ob damals als einsamer Single oder heute mit einer glücklichen und erfüllenden Beziehung: Eine Trennung ist der BEWEIS, dass etwas nicht gepasst hat. Waren es äußere Einflüsse, die zu einer Krise oder Trennung führten, kann es Wege geben, noch die Kurve zu kriegen und eine angeknackste Beziehung zu retten. In so gut wie allen übrigen Fällen hat die Zeit der Beziehung gezeigt, wie es faktisch ist: Es war nicht möglich, es hat nicht sollen sein. Entweder, weil sich einer oder beide verändert haben, oder dass die Zeit notwendig war, um sich so zu erkennen, wie man ist. Wenn erstmal die rosa Brille ab ist, kann einiges passieren..... oder wenn einer oder beide noch nicht die Lebenserfahrung besitzen, die nötig sind, um eine erwachsene und reife Beziehung zu führen. Ich bin der Meinung: Liebe und Kaffee sollte man nicht aufwärmen. Obwohl es definitiv Menschen gibt, die sagen: Nichts schmeckt so gut, wie aufgewärmter Kaffee
Die Menschen sind verschieden und das ist auch gut so. Aber gerade deshalb ist es so wichtig, herauszufinden, wer wir sind und wer der andere ist. Um zu entscheiden und zu ermöglichen, dass wir den zu uns passenden Menschen finden bzw. von ihm gefunden werden können.

Liebe Grüße

Hubert

10.07.2003 19:15 • #8


M
Ok, jetzt erzähle ich was von meiner Erfahrung...

...damals dachte ich, dass ich meinen Ex, den Vater, meines Sohnes, lieben würde. Aber ich weiss nicht, ob ich mich heute noch mal in ihn verlieben würde, d.h., ob er mir aufallen würde.
Es ist gar nicht so einfach in dem Zusammenhang jetzt von Liebe zu sprechen, weil es schon lange her ist und eigentlich gehört da meine Therapie dazu. Denn dabei, erfährt man ja erst, warum man z.B mit jemanden zusammen war. Das hat ja Gründe.
Im nachhinein würde ich in bezug auf meinen Ex sagen, dass merkwürdige Dinge eine Rolle gespielt haben. Ich empfand es damals als Glück mit ihm zusammen zu sein, als ein Glück, dass ich nicht verdient habe. Der mich! So ein toller Mann, mich?
Ich weiss nicht, ob ich ihn wirklich gesehen habe und ob ich nicht meine Anteil zum Scheitern der Beziehung beigetragen habe, durch meine Art. Es gibt vieles an ihm, was ich heute sehe, wo ich mich frage, mein Gott, warum hast du das eigentlich nie gesehen? Ich glaube , dass ich ihn glorifiziert habe und mich habe ich dauernd schlecht gemacht. Er war das Positiv, ich war das Negativ. Er war so souverän und rational, ich war emotional. So habe ich das gesehen. In Extremen.
Ich habe erst später bemerkt, dass er emotional nie beteiligt war.Im Grunde war alles sehr flach und unenagiert bei ihm.
Für mich hat sich durch diese Erfahrung meine Vorstellung von Beziehung sehr verändert.
Ich habe lange gebraucht um alles irgendwie zu durchschauen. Was er war und warum er so war. Er hatte im Grunde sehr viel Macht über mich. Er hatte die Macht ein Werturteil über mich zu fällen
In dieser Erniedrigung habe ich lange gelebt. Um das zu erkenne und herauszufinden, brauchte ich eine Therapie.
Ich habe ja auch in den fast zwei Jahren seit der Trennung von meinem Ex keine neue (feste) Beziehung gehabt, weil ich über diese ganze Erfahrungen mit ihm erst einmal klarwerden wollte. Z.B. wollte er das Kind auch, er hat die ganzen Vorbereitungen mitgemacht, Schwangerschaftgymnastik und so. Nach der Trennung, hat er zu mir gesagt, er habe das gar nicht gewollt und dich liebe ich nicht mehr. Und dann ging das hin und her, mal wollte er das Kind, dann wieder nicht. Jeder Tag war für mich wie eine Prüfung und ich bin daran fast zerborchen. Ich fühlte mich wie verzerrt. Er war sozusagen immer gleichbleibend in seiner Emotion, freundlich, aber ablehnend. Ich habe das allles irgendwie nicht begriffen. Ich hatte auch keinen innerlichen Schutz. Ich habe alles als meine Schuld, meinen Fehler gesehen.
Wenn man es so will, hat das natürlich mit Liebe nichts zu tun.
Und am Ende meiner Beziehung habe ich mich nur gefragt: wer bin ich? So zerstörerisch darf doch Liebe eigentlich nicht sein. Ich habe mich sehr demütigen lassen und durch das Kind fühlte ich mich sehr geschwächt. Ich weiss nicht, ob ich mich nicht vorher hätte lösen können, wenn ich das Kind nicht gehabt hätte. Im Grunde genommen wurden bei uns Probleme der Beziehung mit der Geburt des Kindes besonders sichtbar. Und als es so schwierig wurde zwischen uns, habe ich zunächst immer gedacht, da müssen wir durch. Du musst ihn zu Seite stehen, gerade als es für ihn mit seiner Arbeit schwierig wurde und ich das Geld verdienen musste.
Für mich ist das grundsätzlich keine Aufopferung, wenn man Schwierigkeiten gemeinsam durchsteht. Ich dachte damals, okay, jetzt ist es so, das ziehen wir jetzt durch. Es kann nur besser werden. Und ich habe es mir ganz einfach vorgestellt. Ich wollte einen Mann, der mich liebt und den ich liebe und mit ihm eine Beziehung zu führen. Aber der Crux lag schon drin und ich habe gedacht, so eine Beziehung zu halten, bist du nicht fähig.
Damals habe ich glaube ich unter Liebe verstanden, einen Menschen alles zu geben. Vielleicht ist das auch ein Problem in der Liebe, dass das Geben und Nehmen ungleich verteilt ist. Ich glaube heute, dass ich unter Zwang gestanden habe, immer nur zu geben. Das würde ich heute als mein Problem sehen, dass ich immer nur gegeben habe und nicht merkte, dass ich dabei leergelaufen bin.Ich habe den Unterschied nicht gemerkt zwischen Geben und Aufgeben: Vielleicht ist das der Punkt.
Die Stärke, sich selbst zu lieben ist nötig, um sich nicht aufzugeben. Das habe ich, glaube ich auch schon am Ende unsere Beziehung gesehen und ich habe meinen Ex oft gebeten, dass wir es gemeinsam versuchen. In andere Form. Ich habe gesehen, dass jeder von uns seinen Raum braucht: Freiraum.
Ich fand das es eigentlich unnötig, das wir uns damals so radikal getrennt haben, weil ich dachte genau hier setzt so eine Situation, in der eine Beziehung geboren werden kann. Eigentlich!
Irgendwie kann ich es bis heute noch nicht über Bord kippen. Es ist ein Teil meines Lebens und dazu stehe ich.
Aber ich glaube heute, verstehe ich unter Liebe was anders.
Den andere sein lassen, wie er ist. Nicht in dem Sinne: der ist nun mal so. Sondern schon in dem Sinne, dass Veränderungen möglich sind. Aber sie müssen freiwillig sein. Nicht, dass der andere sich ändert, weil ich das so will oder brauche. Das geht wahrscheinlich nicht von selbst, sondern ist mit viel Arbeit verbunden.
Im Prozesss der Auseinandersetzung und der Trennung hat es für mich eine Entwicklung gegeben, wo ich meine Wahrheit finden wollte und vielleicht auch zum Teil endeckt habe, denn es waht nicht meine Wahrheit, was ich mit meinem Ex gelebt habe.
Es war auch der Schmez, galube ich, der mich an meine Ursprünge geführt hat. Deshalb könnte ich heute nicht sagen, ich hasse meine Ex, weil er mir das und das getan hat. Das zu sehen und zu empfinden ist galube ich auch Liebe...

Mirja

10.07.2003 21:41 • #9


N
Hallo,
ich bin auf eure Beiträge gestoßen, weil ich mich mit dem Thema Neuanfang nach Trennung gerade sehr intensiv beschäftige! Und zwar nicht als Verlassene oder Verlassende, sondern als die Neue.
Ich habe meinen Freund, wenn man das was uns verbindet schon als Beziehung sehen kann, vor einem Monat über eine Anzeige (hab ich aufgegeben) kennengelernt. Es war für uns beide das erste uns einzige Blind Date unseres LEbens und es hat gefunkt! Wir haben so viel gemeinsam und auch die Gefühle sind da!
Der Haken an der Sache ist nur, dass er vor 2 Monaten von seiner Freundin verlassen wurde mit der er 9 Jahre zusammen war und die beiden wollten Anfang September heiraten! Wir reden sehr offen über unsere Gefühle und dass er gerade einfach noch nicht für eine feste Beziehung bereit ist und Zeit braucht! Die möchte ich ihm auch geben, da ich weiss, dass er es wert ist!
Es ist nur so furchtbar schwierig mit der Angst umzugehen ihn doch zu verlieren! Ich möchte ihn damit auch nicht noch zusätzlich belasten wenn wir uns sehen und lebe deshalb mit einer ständigen Anspannung!
Ich weiß auch gar nicht, was ich ihm alles an Liebesbeweisen und Zärtlichkeiten geben darf, und was zuviel ist! Man kann halt doch nicht alles zerreden!
Ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen, was ihr für Erfahrungen und Bedürfnisse habt!

Gruß Nadi

05.08.2003 08:36 • #10


A


x 4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag