Hallo liebes Forum,
ich schreibe seit langer Zeit mal wieder, weil ich einfach das Bedürfnis habe.
Im November 2015 hat sich in meinem Leben irgendwie alles verändert. Ich habe herausgefunden, dass mein damaliger Freund mich betrügt.
Mir hat es damals den Boden unter den Füßen weggerissen. Ich weiß noch genau, wie ich mich fühlte, es war die Hölle. Ich war komplett haltlos, konnte nicht mehr schlafen, ganz wirre und dunkle Gedanken. Emotionen, welche sich minütlich geändert haben. Gefangen zwischen Hass, Wut, Trauer, Unverständis, Kummer. Es war alles dabei.
Ich habe Schluss gemacht, war aber inkonsequent, habe mit meiner Entscheidung gehadert. Ich habe ihn doch so sehr geliebt, sollte diese wunderbare Beziehung zu Ende sein? Aber er hat mich gebrochen, er hat da was kaputt gemacht, was er nie wieder hätte reparieren können. Ich kenn mich, ich hätte es ihm immer wieder vorgehalten, weil es für mich einfach zu krass war. Wir wären beide zusammen nicht mehr glücklich geworden.
Jetzt sind wir im April 2019, also 3,5 Jahre später. Der Betrug und der daraus resultierende Schmerz sind immer noch da und ich denke, dass es nie ganz weg geht aber ich habe es angenommen. Meine Geschichte. Es hat sich viel verändert, auch ich habe mich dadurch geändert. Ich war immer sehr offen, sehr kommunikativ, das ist leider nicht mehr so. Vielleicht spielt zunehmendes Alter auch eine Rolle aber vorallem auch ein grundsätzliches Misstrauen, was ich entwickelt habe. Ich bin zurückgezogener, teilweise in mich gekehrt, nachdenklicher und ich weiß, dass es alles das Ergebnis dieses Betruges war.
Ich habe in meinem Leben noch nie so geliebt wie damals, war auf Wolke 7, sogar wenn es Streit gab. Ja, es war meine absolute Traumbeziehung, sehr intensiv.
Wahrscheinlich deshalb auch dieser wahnsinnige Schmerz. Aber viele hier wissen wahrscheinlich was ich meine.
Ich bin meinen Weg weitergegangen. Anders als geplant aber nach vorne eben. . Ich habe nach der Trennung gedacht, ich muss schnell wieder unter die Leute, habe mich gedatet mit verschiedenen Leuten, alles eher ernüchternd und kontraproduktiv und zwischenzeitlich dann auch immer wieder den Ex kontaktiert. Ich war nicht bei mir, war so haltlos und labil. Ich habe dann irgendwann einen Mann kennengelernt, meinen neuen Freund, es fing zaghaft an. Ich war sehr zögerlich, immer wieder den Ex vor Augen. Also gekannt haben wir uns vom Sehen schon länger aber eben nur flüchtig.
Ein Mensch mit riesengroßem Herz. Eine Liebe begann, für mich ganz langsam, sehr unsicher. Er war da viel offener, ich nicht. Aber es ist gewachsen, jeden Tag ein Stück mehr. Wir sind zusammen gezogen. Haben auch gestritten, auch wegen meines Zögerns, mein Herz war eine ganze Zeit einfach noch nicht frei aber ich versuchte ehrlich zu sein und bin froh, dass es geklappt hat, auch wenn es emotional für mich nicht immer einfach war.
Mittlerweile sind wir mehr als zwei Jahre zusammen, ich habe die Dreißig ja auch überschritten, mir doch auch immer Familie gewünscht und bin nun schwanger. Unser Sohn kommt im Sommer. Er wird ein wundervoller Papa. Wir konnten viel voneinander lernen und harmonieren immer besser. Es läuft wirklich gut. Ich liebe ihn und möchte ihn nicht mehr missen.
Und trotzdem gibt es Momente wo ich an den Ex denke, auch etwas wehmütig. Wir hatten eine tolle Zeit, es hätte großartig werden können. Ich habe ihn letztens auf einer Veranstaltung getroffen, mein Freund war nicht dabei. Er hat mich immer wieder angesehen, wollte mit mir reden, ich bin ihm aus dem Weg gegangen und recht früh nach Hause. Mein Herz hat geklopft als ich ihn sah, es tut immer noch weh aber es ist Vergangenheit.
Er meldet sich sporadisch immer noch, hat laut eigener Aussage seitdem keine Beziehung mehr gehabt, bereut es immer noch. Er verdreht immer noch, redet es sich hin, wie es ihm passt. Schließlich habe ich ja die Beziehung beendet, nicht er usw. Er dreht alles so hin, wie es für ihn gut ist aber mittlerweile bin ich da weiter, ich bin raus au seiner Selbstlüge.
Das Ganze ist eine Geschichte, die mich immer noch berührt, die Teil von mir ist. Ich habe ihn nicht vergeben, werde es auch nie. Es freut mich irgendwie, wenn er sagt, dass er sich doch alles verbaut hat. Ja, klingt verbittert aber so schlimm ist es nicht. Ich bin mir bewusst, was ich jetzt habe. Einen Mann, ohne Liebe auf den ersten Blick aber mittlerweile mit tiefer Verbundenheit. Wir erwarten ein Baby, gestalten gemeinsam Zukunft, schauen in eine Richtung. Das ist toll und es ist richtig. Ich kann mir das mit dem Ex auch garnicht mehr vorstellen aber es ist eben Teil von mir, hat mich schon sehr geprägt alles.
Es geht also alles immer weiter, Zeit heilt Wunden, Geschichten prägen. Auf dem Weg bleiben ist wichtig und manchmal eben auch selbst etwas mitmachen und mitgestalten. Ich habe den Traum von Familie und wie ich mir das vorstelle nie aufgegeben. Auch wenn es jetzt irgendwie alles anders ist als mal gedacht, ist es gut so.
Und ich bleib dabei, mein Prinzip, dass ich Btrug nicht verzeihen kann und auch nicht möchte. Wenn mein Partner schon nicht treu sein kann, dann muss ich mir doch wenigstens treu bleiben.