Hallo zusammen,
gedanklich befasse ich mich gerade damit, was sich in den vielen Momenten, Monaten und alltäglichen Dingen in mir / an mir verändert hat.
Was einst der schlimmste Abschnitts meines Lebens für mich war, verblasst langsam. Ich habe einen Platz in mir selber gefunden, durfte mich neu entdecken, habe schwierige, umfangreiche oder harte Entscheidungen getroffen und habe dabei extremere Gefühlsschwankungen durchlaufen, die mich mal Schritte vorwärts, jedoch auch rückwärts vollziehen lassen haben.
Nur wozu?
Ich denke die Überschrift und Antwort wäre: um mir selbst offen und ehrlich hinter die Stirn zu gucken.
Und was ist daraus entstanden?
Eine mittlerweile gut funktionierende Freundschaft mit mir selbst.
Ich weiß was ich will und ich weiß was ich nicht will.
Ich lernte Selbst-Verständnis. Ich entdeckte neue Werte, entledigte mich auch alter Werte oder passte alte Werte an, weil ich sie mit anderen Augen sah. Ich habe meinen eigenen Wert entdeckt und einen Menschen gerade gehen lassen, wo ich nicht bereit war, diesen davon zu überzeugen, dass ich es wert bin. Und das Ganze ohne Herzschmerz. Toller Mann, wirklich, nur nicht passend für ein uns. Meine zarten Gefühle für diesen Mann sind präsent, aber ich genieße sie sogar ein Stück weit. Sie werden erwidert, er ist nur nicht bereit. Und dennoch: schön, dass ich bereit gewesen wäre.
Freundschaften haben mittlerweile eine andere Qualität. Meine Erwartungen von damals wurden geupdatet, ich bin lockerer, fahre mich da nicht fest oder klammer mich an Menschen, damit man mir hilft. Ich helfe mir selbst. Es gibt Momente, da kommen alte Muster wieder hoch, denen ich dann auch mal nachgebe. Jedoch nicht kampflos, ich registriere, dass ich mich in einem Muster befinde und entscheide mich dann wie ich damit umgehe. Das Muster digtiert mir also nicht mehr, wie ich zu handeln habe, sondern ich entscheide welchen Raum dieses Muster erhält. Ich bleibe damit handlungsfähig und Krisen (in meinen Augen) die sich anbahnen, sind keine Krisen mehr, sondern Alltagsgeschwafel. Die normalen schrägen Dinge des Lebens, wo ich den Fehler nicht im Schicksal suche, sondern in mir selbst. Finanziell zum Beispiel habe ich aktuell ein Fiasko. Was früher mir unruhigen Schlaf verursacht hätte, nebst Existenzängsten, sorgt heute für ein Schulterzucken und der Diagnose selbst schuld, Du hast es nicht im Blick gehabt und solltest in Zukunft besser planen. Also Ärmel hoch und was ändern, fertig. Mein Selbstvertrauen hat eine andere Qualität bekommen, daher denke ich gar nicht darüber nach ob ich es schaffe, sondern nur wie ich die Kuh vom Eis kriege. Eine Portion Rationalität dabei (war mir früher durch vorherschende Emotionen nicht möglich gewesen wäre) und schon sieht meine Welt wieder anders aus.
Ich freue mich über Kleinigkeiten. Ein simpel abstrahlender Sonnenschein, ein ekliger Käfer, eine verwelkte Rose oder meine tapsige Fellnase können mir ein Lächeln ins Gesicht zaubern ohne etwas wirklich zu machen. Meine tiefen Seufzer sind nicht mehr gepeinigt von Schmerz, sondern von Wohlbefinden. Ich fühle mich sattelfest wie seit Jahren nicht mehr.
Die Menschen die mich ein Stückweit fallen lassen habe und die ich nach unzähligen Versuchen dann auch gehen lassen habe, haben mir dabei geholfen, mich selbst zu retten. Und das nur durch ihre/die Ignoranz, ihre Unfähigkeit, ihre eigene Gefühlswelt oder wie immer da auch wirklich die Schwierigkeiten lagen. Ich habe da recht gut meine Frieden gefunden und kann damit mittlerweile aus unterschiedlichen Blickwinkeln mit umgehen. Ich habe also die Ego-Brille ein Stück weit absetzen können, um mein Gegenüber bewusster zu sehen.
Erst heute habe ich Karten gefunden. Schmunzel, ich dachte eigentlich, dass ich alles aus der Forengrundzeit entsorgt hatte. Dem war nicht so und ich denke, dass sollte so sein. Ich habe mir diese Karten heute durchgelesen. Vor einem Jahr hätten sie mich in Tränen ausbrechen lassen, heute saß ich fast mit liebevollen Lächeln davor, habe die Schultern gezuckt und sie wieder weggepackt (nein, wieder nicht entsorgt). Mein innerer Frieden ist damit bestätigt und das tut gut.
Ja, ich habe noch Baustellen. Aber hey. . . . das sind Dinge die standen auf meiner Prioritäten-Liste so weit unten, dass ich bis vor ein paar Monaten nicht im Traum daran geglaubt hätte, dass ich überhaupt noch mal in der Lage sein werde, mich mit diesen auseinander zu setzen. Für Ausstehende Kinkerlitzen, für mich Dinge, die mich seit Jahren negativ begleiten. Nur, auch hier nehme ich was grandios Positives aus meiner Zeit mit: es gibt nicht nur ja oder nein, schwarz oder weiß. . . ein gut oder schlecht, ein ganz oder gar nicht. Nein, ich nutze mittlerweile für mich die Grauzone dazwischen. Ich handel also teilweise ein untentschieden aus, bis ich mich selbst klarer positionieren kann. Vielleicht kennt ihr das: man will es anders, weiß aber nicht wie oder wie die Umsetzung gehen soll. Ich schaue heute, wieso es mir dann Probleme bereitet und finde darüber erst mal einen Waffenstillstand, bis ich soweit bin mit klarem Kopf und freiem Herzen noch mal näher zu schauen.
Und ich schütze mich mehr als früher. Ein nein kommt aus Überzeugung, wenn ich erkenne, dass es mir nicht gut tut. Ich fange an kein Blatt mehr vor den Mund zunehmen und Dinge klar positioniert anzusprechen. Hübsch, freundlich, nett durch die Blume gibt es in den meisten Fällen nicht mehr. Meine Nerven, Seele und mein Herz sind mir da wichtiger geworden. Ich renne nicht mit der Brechstange durch die Gegend und haue wild drauf los, jedoch schaue ich im Vorfeld, was ist es mir persönlich wert bzw. wie wichtig ist mir das wirklich. Dann gibt es einen Mittelweg womit ich bisher zurecht komme. Ich lege auch nicht merh viel wert darauf, was andere Menschen dann von mir denken könnten. Ich mache mich nicht mehr davon abhängig wie es früher war, wie andere meine Leistungen beurteilen könnten. Ich möchte mit mir zufrieden sein und will nicht, dass ich mein Wohlbefinden davon abhängig mache, wie zufrieden andere mit mir sind. Denn, wenn sie es nicht sind, dann können sie den Mund aufmachen. Tun sie es nicht, mache ich das nicht mehr zu meinem Problem.
Man hat mir einmal vorgeworfen, dass ich nicht verzeihen könnte. Es sind viele Gedankenspiele dabei zu Tage gekommen, weil mir dieser Vorwurf keine Ruhe lies. Denn ich war ein Mensch, der einem Menschen lieber hundert Mal eine Chance gegeben hat, als dass ich daraus Konsequenzen ziehe und die Grenzen zeige. Das widersprach sich für mich. Aber auch hier kam dann irgendwann meine Position hoch und ich kann es so zusammen fassen: ich kann und werde verzeihen, jedoch vergesse ich nicht. Und wieder ein Stück mehr Frieden gefunden.
Ich bin noch immer ein emotionaler Mensch und möchte das auch sein. Es gibt mir die Möglichkeit emphatisch zu sein und andere Menschen damit zu verstehen und , wenn sie möchten, ihnen zu helfen. Was bis vor wenigen Monaten sich für mich zu einem Fluch entpuppte, weil ich mir damit selbst im Weg stand, ist mittlerweile ein Kompromiss geworden. Hirn und Herz pendeln sich ein. Sie hören auf einander, spielen miteinander, hören sich gegenseitig zu und sie entscheiden zusammen. Manchmal kommt das Bauchgefühl dazu, wenn die Beiden sich noch nicht ganz enig sind. Es ist mehr Symbiose geworden, als gegenseitiges Zerhacken. Ich habe gelernt, dass meine Gedanken auch mal für meine Emotionen verantworlich sind und ich es damit selbst in der Hand habe, wie ich emotional auf etwas reagiere oder agiere. Klappt nicht immer, jedoch immer öfter und vorallem besser unbewusster
Man sagt ja gerne vom leichten zu schwerem. Also um zu lernen fängt man klein an.
Ich galube mittlerweile, dass das in der eigenen Seelenwelt gar nicht immer möglich ist. Weil mich gerade das schwere geprägt hat und der Schlüssel in der Änderung in dieser Prägung lag. Das Leichte provitiert jetzt davon, weil es augenscheinlich nicht mehr das Problem widerspiegelt, was es vor Monaten für mich noch war.
Wenn ich mir das hier noch mal querlese, stelle ich fest: wo ist der Forengrund?
Genau, nicht wirklich da und das war mein Schlüssel zu mir selbst. Nicht er war damals der Schlüssel, sondern ganz allein ich selbst. Er war nur das Tor, wo mein Schlüssel passte, welches ich mir dann aufgestossen habe.
Und heute?
Behalte ich meinen Schlüssel fest in der Hand und entscheide dann, wie weit die mittlerweile kleine Tür aufgemacht wird
Was habt Ihr gelernt? Was konntet Ihr so mitnehmen? Wie hat es Euch verändert und wie ruhend seid ihr dadurch in Euch selbst? Was macht Euch heute noch Probleme oder was für Randerscheinungen sind aus der Ex-Zeit geblieben?
Liebe Grüße
Kerstin
17.09.2018 14:08 •
x 36 #1