Ein simpler Spaziergang mit dem Fellnasen und ein rot durchfluteter Himmel haben mich heute eingenordet.
Im Vorfeld gab es interessanten Schriftverkehr mit einer Freundin, die zwar deutlich jünger ist als ich, die dennoch eine absolute Bereicherung für mich ist. Gerade ihr Alter und ihre Frische in der noch Unbesorgheit machen den Mix.
Ich habe mich beschäftigt mit Fremdwahrnehmung vs. Eigenwahrnehmung (mal wieder), warum ziehe ich Menschen an, die mir nicht gut tun und was bedeutet das für meine Entscheidungen in Sachen dahinterstehen können.
Meine oben erwähnte Freundin schoss freudig, mit tollen Worten, frisch drauf los. Ich stimme nicht mit allen überein, dennoch hat sie Dinge genannt, die mich beim Spaziergang eingeholt haben, als ich den Himmel hinauf sah.
So richtig sortiert bin ich noch nicht, dennoch möchte ich es loswerden um besser darauf aufbauen zu können, wenn ich die nächsten Tage (Wochen, Monate, Jahre) mich näher darin bemühe, meine Sinnlichkeit wieder auszugraben.
Denn:
ich wünsche mir mehr männliche Freunde in meinem Leben, die souverän und selbstbewusst sind und im Leben stehen. Die wissen was sie wollen, ihre Grenzen kennen und aufzeigen, die ehrlich sind. . .
Anziehen tu ich eher das Gegenteil.
Es sind männliche Bekannte die, wie ich es empfinde, konfliktunfähig sind, kein Selbstbewusstsein ausstrahlen, wenig souverän sind, Hilfe nicht annehmen, nicht wissen was sie wollen. . .
Was strahle ich also aus, dass ich diese Menschen wie Magneten immer wieder anziehe!?
Bisher dachte ich: vielleicht strahle ich das selbst aus? Ich suchte also in meiner Eigenwarnehmung nach Fehlern bzw. Lösungen. Fragte teilweise gute Freunde was sie glauben woran es liegen könnte. Ich war alles in einem Topf, rührte es mehrmals durch und kam auf keinen Nenner. Erste, für mich verwertbare, Hinweise gab es dann durch den Kontakt mit besagter Freundin.
Feedbacks allgemein waren zum Beispiel :
- ich bin verkopft
- ich kann mich nicht fallen lassen
- ich habe kein Vertrauen
- ich kann nix auf mich zukommen lassen
- ich mache einen männermordenen Eindruck
- ich lasse niemanden an mich heran
- ich weiß was ich nicht will, aber nicht was ich will (bei Beziehungen)
usw.
Alles in allem haben sie recht.
Was hat das also mit der Fremdwahrnehmung zu tun und das ich Männer anziehe, die das nicht mitbringen was ich mir nicht wünsche!?
Mir fällt dazu als Oberbegriff ein: meine Sinnlichkeit. Eine eher typisch weibliche Eigenschaft unterteilt in vielen Attributen. Einige bringe ich mit, andere wesentliche nicht.
Punkt eins:
Das, was ich damals loswerden wollte, also meine grundlegend emotionale Handlungsweise, machte mich zu einem verkopften Menschen. Gar nicht fürchterlich verkehrt, nur meine Intuition habe ich damit zu Grabe getragen. Typisch schwarz / weiß für mich. Ganz oder gar nicht. Ja oder nein. Ich werde da jetzt einen Mittelweg finden, denn mein Bauchgefühl flammt wieder auf, was ich sehr begrüße. Ja, Männer haben auch eine Intuition, keine Frage. Ich denke allerdings, dass diese bei Frauen stärker sein kann, da wir in der Regel mehr emotional als rational unterwegs sind. Zumindest was mich selbst betrifft.
Punkt zwei:
Man sagt Frauen nach, dass diese sinnlich sind und damit meine ich nicht S. orientierte Handlungen. Sondern ich meine damit Dinge wie: bewusster Dinge wahrnehmen mit allen Sinnen. Nicht nur sich selbst, sondern auch die Umgebung. Ich erinnere mich, dass ich das früher extrem gut konnte. Ich hatte früher deutlich besseren Zugang zu mir selbst, auf emotionaler Ebene als auch auf körperlicher Ebene. Das ist alles etwas in die rationale Ebene abgeflacht.
Daher fange ich mit Kleinigkeiten an : Duschen ist kein Pflichtprogramm mehr, sondern Zweisamkeit mit mir selbst. Ich entschleunige meinen Tagesablauf. Der Tee wird halt fünf Minuten länger und bewusster gesüffelt als gestern. Gesichtsmasken dienen der Erholung und nicht der Notwendigkeit Die Rehe auf dem Feld sind keine Selbstverständlichkeit mehr. Der Wind um meine Nase ist kein Übel mehr, sondern flutet mit die Nase frei. So als Beispiele.
Denn. . . Diese Sinnlichkeit ist verschüttet mit Durchhalteparolen und einem Leitspruch aus meiner Kindheit verlässt du dich, bist du verlassen. Ja, ich bin taff und schaffe sehr viel alleine. Ich bringe allerdings eher mehr männliche Attribute an den Start als weibliche. Nebst einer Werkstatt, die so mancher männliche Kollege nicht hat. Ich krabbel in Höhen rum, Wechsel Autoreifen, mauer Wände hoch, kann mit Werkzeugen besser umgehen als mit Nagelfeilen und kenne mich in Baumärkten besser aus als in Schuhläden. Klamotten kaufen ist Qual, Baumaterial shoppen eine Wonne. Usw.. . . Auch nur so mal als Beispiel.
Ich sehe absolut weiblich aus, bin happy mit meinem Ausehen und Stil. . . Sicherlich habe ich weibliche Attribute die sich nicht am Äusseren festmachen lassen. . . dennoch zählt der erste, manchmal der zweite Eindruck. . . und der sagt eher aus: ich will niemanden, weil ich niemanden brauche. Man braucht nicht lange um festzustellen, dass ich eine (sogenannte) Powerfrau bin die strange und taff durchs Leben marschiert. Das ist OK! Das werde ich auch weiterhin, nur halt bestückt mit mehr weiblichen Zügen.
Ich ändere da also meinen Blickwinkel. Nicht die Fehler bei mir suchen, sondern schauen, warum ziehe ich keine Menschen an, die das mitbringen was ich mir wünsche!?
Denn. . . welcher Mann will schon gerne mit einer Frau konkurrieren, die eh alles selbst kann und macht!?
Also mehr Sinnlichkeit.
Anderes wiederum habe ich mir angeeignet, weil ich es so vorgelebt bekommen habe. Da ziehe ich also tatsächlich die Menschen an, die ein Spiegel für mich sind. Thema Hilfe annehmen oder was will ich eigentlich bei einer Beziehung?
Mir wurde gezeigt, dass man keine Hilfe braucht, weil man (Frau) alles selbst kann, sogar besser. Und wenn man (Frau) um Hilfe bittet, dann muss man sich verlassen und tut man das, dann ist man verlassen. O-Ton, gerade in Bezug auf Männer. Und das wiederum bringt das Thema Beziehung auf den Plan. Denn wenn Männer doch überflüssig sind, brauche ich keine Beziehung. Dann brauche ich auch nicht zu wissen was ich will. Logisch, oder? Nach dem meine Ehe vorbei war (nach über 20 Jahren) , hat meine Mutter mal gesagt: ich glaube du warst nur so lange mit ihm zusammen, um mir eins auszuwischen. Da sollte es mich nun wirklich nicht mehr wundern, dass ich hier und da verkorkst denke. Wie dem auch sei. . . Ich werde solange diese Spiegel mir anziehen, bis ich an meinem Denken was geändert habe. Denn anderes denken bewirkt Veränderung und die erarbeitet ich mit jetzt, weil das Spiegelbild langsam lästig wird
Punkt drei:
Entscheidungen.
Es gibt welche, da gibt es NULL was dran zu rütteln. Vor ein paar Tagen hat meine Mutter sich nach fast zweijähriger Kontaktlosigkeit (von beiden Seiten aus) super banal gemeldet. Ich hatte nicht reagiert, da schob sie noch drei smileys hinterher. Ich habe dann reagiert. Rigoros neutral und mit Nachricht, dass ich keinen Kontakt jetzt oder in naher Zukunft will. Hier habe ich mich ganz auf meine Intuition verlassen. Und ich fragte mich anschließend, warum ich nicht genauso sicher darin bin, in anderen Entscheidungsfragen zu handeln. Vielleicht höre ich dazu nicht genug auf meinen Bauch!? Und. . . Ich denke. . . Sinnlichkeit kenne ich absolut nicht aus der Erziehung. Null, niente, gar nicht. Ich wusste einfach, dass ich noch nicht soweit bin mich mit ihr persönlich auseinander zu setzen. Entsprechend fehlt mir ja was. Weit hergeholt. . . Vielleicht ist es diese sinnlichkeit die mir fehlt, um ihr gegenüber zu treten!? Warum ich mich damit beschäftige? Weil sie spüren soll, dass ich mich verändert habe. Das soll kein Schaupsiel werden, sondern gelebt sein. Ich will gefestigt, bei mir angekommen, souverän und fair in diese Aufarbeitung reingehen können. Denn, das wird kein zuckerschlecken. Sie hat deutliche narzistische Züge und ich kenne sie lange genug um zu wissen wie schnell eine Situation kippen kann. Ich will mir einfach sicher sein, dass ich dieser Begegnung standhalten kann ohne an mir zu zweifeln, mir was einreden zu lassen, ohne dass ich wieder einknicke oder normalisiere. Ja, hört sich komisch an, dass ich dafür weiblicher sein will. Aber wisst ihr. . . Weiblicher bedeutet für mich auch mehr Wärme auszustrahlen. Souveräner im. Umgang mit den eigenen Emotionen und gefestigt in mir selbst.
Uff, langer Text. Ich brauchte das um mein wirr Warr ein wenig zu sortieren.
Ladys, wie steht ihr zu eurer sinnlichkeit? Wie definiert ihr das für euch?
Ich habe hier nur am Rand des Themas gekratzt, einiges huscht mir noch durch den Bauch, aber das genannte sind die Dinge die meine Erkenntnis hält stützen bzw. begründen.
Liebe Grüße
Kerstin
03.12.2019 23:32 •
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