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Die unerträgliche Leichtigkeit des Bleibens

Teresa-Sabina
Hallo ihr,

ich habe mich gerade eben hier angemeldet, weil ich nicht mehr weiß wohin mit mir. Bislang habe ich all meine Probleme, Empfindungen, Sorgen immer mit meinen Freund*inne besprochen. Doch nun habe ich das Gefühl, als könne ich nicht mehr mit ihnen darüber reden. Es fühlt sich so an, als sei ansonsten eine Art Erwartung daran geknüpft. Und ich habe Angst diese Erwartung nicht erfüllen oder einhalten zu können.

Es geht um meine derartige Beziehung. Oder auch um mich. Ich kann es nicht mehr auseinander halten. Es ist alles so undurchsichtig. Nun, ich möchte mich versuchen zu sortieren. Die Beziehung, in der ich momentan bin, existiert nun schon seit 5 Jahren. Als ich ihn kennenlernte, war ich gerade in einer Phase, in der ich keine Beziehung wollte - zu schmerzhaft war die letzte Trennung davor, die nicht von mir initiiert und gewollt war. Doch er hat mich gewollt und schließlich konnte ich mich auf ihn einlassen. In den ersten Jahren hatten wir eine wunderschöne Zeit zusammen, sind gemeinsam gereist, waren beide sehr aktiv.
Dann sind wir vor knapp zwei Jahren zusammen gezogen. Und er hatte zu etwa derselben Zeit einen beruflich bedingten Durchänger. Seitdem straucheln wir. Immer wieder. Und der Zweifel, der sich in jener Zeit in mir ausbreitete, mag nicht mehr verschwinden. Er wird täglich lauter und lauter. Es fühlt sich an, als wären wir uns immer wieder fremd, meilenweit voneinander entfernt. Im letzten Jahr hatten wir kaum noch S. miteinander. Ich habe das irgendwann nicht mehr aushalten können und habe in einer Phase des Schweigens zwischen uns mit einem anderen Mann geschlafen. Obwohl ich zu jenem Zeitpunkt dachte, dass das das Ende unserer Beziehung bedeuten würde, hat er darüber hinweg sehen können und wir haben uns beide bemüht und wieder zusammen gerauft.
Doch seit einigen Monaten werden diese Zweifel in mir wieder lauter. Unser S. ist wieder eingeschlafen und ich sehne mich so sehr nach anderen S.. Mit ihm darüber reden kann ich nicht. Ich weiß, dass das für ihn keine Option wäre. Also versuche ich mich zu bemühen, mich für ihn zu entscheiden. Und das gelingt mir auch immer wieder. Für Tage, Wochen, Monate. Doch dann kriechen sie wieder hinauf - die Zweifel. Schütteln mich von innen, lassen meine Sehnsüchte nach anderem groß werden und verwirren mich gleichzeitig. Manchmal wache ich morgens neben ihm auf und weiß nicht mehr wer ich bin und was ich will. Es ist, als hätte ich mich verloren.
Und das macht es mir auch so schwer zu agieren. Klar könnte ich einfach Schluß machen. Aber ich habe solche Angst, dass es falsch wäre und ich es bereuen könnte. Dass es vielleicht doch nur eine Phase ist?!


Ich weiß nicht einmal, was ich mir von diesen Worten erhoffe.

15.03.2018 19:50 • #1


M
Zitat von Teresa-Sabina:
Als ich ihn kennenlernte, war ich gerade in einer Phase, in der ich keine Beziehung wollte - zu schmerzhaft war die letzte Trennung davor, die nicht von mir initiiert und gewollt war

Du hast die Vorbeziehung noch nicht überwunden, auch wenn lange schon vorbei, holt dich dieses
Nichtaufarbeiten
ein.

Rede mit deinem Partner
ohne Vorwürfe
ohne Streit
wenn eure Beziehung deinen Fehltritt überstanden hat
übersteht sie auch dieses, zur Not begib dich zum Therapeuten

Fehlende 6uelle Bestätigung bringt leider viele Beziehungen zu Fall

15.03.2018 19:59 • x 1 #2


A


Die unerträgliche Leichtigkeit des Bleibens

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T
Kann es sein, dass du zu sehr im WIR gefangen bist und das eigene ICH vergessen hast? Gesunde Partnerschaften sollten immer ein ICH zulassen können.

Geht es dir um das rein S.? Das stellst du hier sehr stark heraus. Wie sieht es mit emotionaler Intimität und Nähe aus? Was unternimmst du für dich, was dich zufrieden macht und Selbstverwirklichung bedeutet?

15.03.2018 20:00 • x 1 #3


Teresa-Sabina
Danke an euch beiden für diese schnellen Reaktionen!

TinTin1980, du magst Recht haben. Ich kann gerade auch sehr schlecht auseinanderhalten was es eigentlich ist, das mich so belastet. Eigentlich habe ich schon das Gefühl, das ich stark darauf achte meine eigenen Dinge zu machen. Er auch.
Wenn ich so darüber nachdenke, ist es vielleicht aber doch mehr so, als wären wir zu wenig wir und beide zu sehr ich. Wir unternehmen nicht sonderlich viel zusammen und ich bin viel mit meinen Freunden zusammen. Es ist auch so, dass er acht Jahre älter ist als ich und daher manchmal lieber zuhause bleibt, während ich gerne raus gehen möchte und etwas unternehmen und erleben will. Ich denke das ist es er, was uns unterscheidet.
Und das zeigt sich dann auch im S.. Ich denke ich bin um einiges S. als er. Oft scheint es mir so, als hätte er gar nicht so ein starkes Bedürfnis danach wie ich.
Auf der geistigen Ebene Nähe sind wir uns dagegen viel näher, können gut über Dinge reden und diskutieren, teilen in vielen Bereichen dieselben Ansichten.
Weißt du, es ist verrückt: obwohl ich das Gefühl habe, als fehlte uns dieses wir habe ich das Bedürfnis mehr Raum für mich zu haben... macht das Sinn?

15.03.2018 20:18 • #4


Vitaminstoß
Finde deine Sichtweise sehr wertvoll, denn meistens haben wir hier die Seite derjenigen, die gegangen werden. Es ist auch gut für diejenigen, die verlassen werden zu sehen, wie es auf der anderen Seite aussieht. Nämlich meisten auch nicht so ganz leicht.

Ich selbst betrachte die Dynamik der Beziehungen im Moment verstärkt aus dem Blickwinkel der Balance. Mir scheint, dass hier das Gleichgewicht gestört ist. Du erscheinst mir hier die Überlegene zu sein, die Augenhöhe scheint da verloren gegangen zu sein. Das ist natürlich kein Vorwurf an dich. Es ist nur die Frage, ob du, besser gesagt ihr, es schafft, das Gleichgewicht wiederherzustellen. Daran kannst nicht du alleine arbeiten.

Was ich noch herauslese, ist deine starke Ambivalenz. Was hält dich noch bei diesem Mann? Es kann ja tatsächlich sein, dass jemand anderer besser zu dir passt.

Ich hoffe, dass durch Schreiben hier, die Dinge für dich klarer werden bzw. du die Antworten bekommst, die du suchst.

15.03.2018 20:26 • x 3 #5


T
Macht Sinn, natürlich. Dir fehlt die Selbstverwirklichung und auch Anerkennung.
Eine Partnerschaft besteht eben nach ein paar Jahren auch nicht mehr nur aus rosa Ponys, die Glitter pupsen. Es ist Arbeit- So blöde es sich anhört.
Der Mensch beugt dazu sich ganz schnell an Dinge zu gewöhnen und Veränderungen zu meiden. Ihr seid aneinander gewöhnt - was nicht schlechtes heissen soll. Ich bin der Überzeugung, das zu einer tiefen, respektvollen Liebe ein guter Schuss Gewohnheit gehört.

Du solltest dir im Klaren darüber werden, was du möchtest. Derzeit kannst du es ja schwer benennen. Aber es liegt eben nicht nur bei dir, sondern auch bei ihm. Schieb sein Alter nicht vor. Ich bin 37 und geniesse S. auf vielen Ebenen. Sicher gibt es Tage, da bin ich auch platt und möchte nur etwas TV schauen und dann ins Körbchen.

Aber.... Grade die Erfahrungen der letzten Monate haben mich gelehrt, dass es auch einen inneren Schweinehund zu überwinden gilt, auch wenn man was eigentlich schönes machen will, wie einen Barbesuch nach der Arbeit oder noch etwas essen gehen. Grade hier in meiner Stadt kann man nach der Arbeit sehr viel unternehmen.

Hast du ihn mal darauf angesprochen?

Dadurch, dass du das S. so ausgemacht hast glaube ich, dass dir Wertschätzung und Aufmerksamkeit fehlt. Du bist eine Frau und jede Frau mag es begehrt zu werden. Derzeit funktioniert ihr beide nur, von dem was ich lese.
Was machst du denn gerne? Welche Hobbys hast du? Wie sieht euer normaler Tagesablauf aus?

Du bist eben auch in einem Alter bei dem Frauen oft auf Sinnsuche gehen. Wo willst du beruflich stehen? Wie sieht es mit Familie aus? Verpasse ich etwas?

Ihr seid eine Weile zusammen. Du hast ihm einen Großteil deiner 20er Jahre geschenkt. In der Zeit leben sich viele Menschen aus, probieren sich aus, schaue wo ihr Platz im Leben sein könnte. Das hast du wohl nicht im gesunden Maße getan. Er offensichtlich schon. Er möchte nun in ruhigere Gewässer stossen. Ich vermute in dir köchelt genau das, was ich eben beschrieb, was du nicht zu Genüge ausprobieren konntest - DICH.

Ich hoffe ich trete dir nicht zu nahe, aber ich denke du willst ausbrechen und dich finden. Trotzdessen hast du davor Angst, die sichere Bank (deinen Partner) zu verlieren. Ein klassischer innerer Konflikt.

15.03.2018 20:36 • x 2 #6


Teresa-Sabina
Zitat von TinTin1980:
Ich vermute in dir köchelt genau das, was ich eben beschrieb, was du nicht zu Genüge ausprobieren konntest - DICH.

Ich hoffe ich trete dir nicht zu nahe, aber ich denke du willst ausbrechen und dich finden. Trotzdessen hast du davor Angst, die sichere Bank (deinen Partner) zu verlieren. Ein klassischer innerer Konflikt.


Lieber TinTin, danke für deine Worte! Denn es ist genau das! Ja, ich will mich finden... aber ihn dafür nicht aufgeben wollen. Es ist eine Sackgasse!

15.03.2018 20:45 • x 1 #7


M
Zitat von Teresa-Sabina:
Es ist eine Sackgasse!

Nur wenn du nicht mit ihm sprichst
es kann dir bestimmt in vielen Dingen helfen, wenn er es weiß

15.03.2018 20:46 • x 1 #8


T
Keine Ursache. Nutze das Forum, hier wird ihnen gehelft!

15.03.2018 20:47 • x 1 #9


A


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