Die Traurigkeit

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[glow=red,2,300]Das Märchen von der traurigen Traurigkeit
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Es war einmal eine kleine alte Frau, die den staubigen Feldweg entlang kam. Sie war wohl recht alt, doch ihr Gang war leicht und ihr Lachen hatte den frischen Glanz eines unbekümmerten Mädchens.

Bei einer zusammengekümmerten Gestalt blieb sie stehen und blickte hinunter. Sie konnte nicht viel erkennen.

Das Wesen, das da im Staub des Weges saß, schien fast körperlos. Es erinnerte an eine graue Flanelldecke mit menschlichen Konturen. Die alte Frau bückte sich ein wenig und fragte Wer bist du?

Zwei fast leblose Augen blickten müde auf Ich? Ich bin die Traurigkeit, flüsterte die Stimme stockend und so leise, dass sie kaum zu hören war.

Ach, die Traurigkeit!, rief die alte Frau erfreut aus, als würde sie eine alte Bekannte begrüßen. Du kennst mich? fragte die Traurigkeit misstrauisch.

Natürlich kenne ich dich!!! Immer wieder einmal hast du mich ein Stückchen des Weges begleitet.

Ja, aber.... argwöhnte die Traurigkeit, warum flüchtest du dann nicht vor mir? Hast du denn keine Angst?

Warum sollte ich Angst haben Warum davonlaufen? Du weißt doch selbst nur zu gut, dass du jeden Flüchtigen einholen kannst. Aber was ich dich fragen will: Warum siehst du so mutlos aus?

Ich....ich bin traurig antwortete die graue Gestalt mit brüchiger Stimme. Die kleine alte Frau setzte sich zu ihr.

Traurig bist du also? sagte sie und nickte verständnisvoll mit dem Kopf. Erzähl mir doch, was dich so bedrückt?

Die Traurigkeit seufzte tief. Sollte ihr dieses Mal wirklich jemand zuhören wollen? Wie oft hatte sie sich das schon gewünscht.

Ach, weißt du, begann sie zögernd und äußerst verwundert, es ist eben so, das mich einfach niemand mag. Es ist nun mal meine Bestimmung, unter die Menschen zu gehen und eine gewisse Zeit bei ihnen zu verweilen. Aber wenn ich zu ihnen komme, schrecken sie zurück. Sie fürchten sich vor mir und meiden mich wie die Pest.

Die Traurigkeit schluckte schwer. Sie haben Sätze erfunden mit denen sie mich bannen wollen. Sie sagen papperlapapp, das Leben ist heiter. Und ihr falsches Lachen führt zu Magenkrämpfen und Atemnot.

Sie sagen: Gelobt sei, was hart macht, und dann bekommen sie Herzschmerzen. Sie sagen: man muss sich nur zusammenreißen, und sie spüren das Reißen in den Schultern und im Rücken. Sie sagen nur Schwächlinge weinen, und die aufgestauten Tränen sprengen fast ihre Köpfe.

Oder sie betäuben sich mit Alk. und Dro., damit sie mich nicht fühlen müssen.

Ohje, bestätigte die alte Frau, solche Menschen sind mir oft begegnet.

Die Traurigkeit sank noch ein wenig mehr in sich zusammen.
Und dabei will ich den Menschen doch nur helfen. Wenn ich ganz nah bei ihnen bin, können sie sich selbst begegnen. Ich helfe ihnen, ein Nest zu bauen, um ihre Wunden zu pflegen. Wer traurig ist, hat eine besonders dünne Haut. Manches Leid bricht wieder auf, wie eine schlecht verheilte Wunde, und das tut sehr weh. Aber nur wer die Trauer zulässt und all die ungeweinten Tränen weint, kann seine Wunden wirklich heilen.

Doch die Menschen wollen gar nicht, dass ich ihnen dabei helfe.
Statt dessen schminken sie sich ein grelles Licht über ihre Narben. Oder sie legen sich einen Panzer aus Bitterkeit zu.

Die Traurigkeit schwieg. Ihr Weinen war erst schwach, dann stärker und schließlich ganz verzweifelt.

Die kleine alte Frau nahm die zusammengesunkene Gestalt tröstend in ihre Arme. Wie weich und sanft sie sich anfühlt, dachte sie, und streichelte zärtlich das zitternde Bündel.

Weine nur Traurigkeit, flüsterte sie liebevoll, und ruh dich aus, damit du wieder Kraft sammeln kannst. Du sollst von nun an nicht mehr alleine wandern. Ich werde dich begleiten, damit die Mutlosigkeit nicht noch mehr Macht gewinnt.

Die Traurigkeit hörte auf zu weinen. Sie richtete sich auf und betrachtete erstaunt ihre neue Gefährtin.
Aber....aber wer bist eigentlich du?
Ich? sagte die kleine alte Frau schmunzelnd, und dann lächelte sie wieder so unbekümmert wie ein kleines Mädchen.


Ich bin die Hoffnung!!!

:'( :D


so liebe Freunde/innen...einfach weiter gehen...hoffe diese Zeilen haben euch so gut gefallen wie mir?!

LG
Timeless

08.05.2003 12:53 • #1


L
Hey - diese Geschichte die Mut macht lag wohl irgendwo in der Luft... ;D  




08.05.2003 13:37 • #2


A


Die Traurigkeit

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E
ja mmhh wie mir zugetragen wurde, gab es den Text schon einmal im Forum. Ich lasse ihn jetzt einfach stehen. Vielleicht gibt es ja noch jemand, der ihn nicht kannte, oder genau jetzt braucht...ok..mmhh

LG

08.05.2003 15:24 • #3


E
lieber timeless,

ich finde die geschichte ziemlich klasse, heißt doch einfach: annehmen, nicht wehren.

bin gerade dabei, nach fast 1 jahr trennungsschmerz mich weiterhin anzunehmen und keine angst vor meinen abstürzen mehr zu haben. dies schreibt sich allerdings leichter, wenn der absturz vorüber und gelebt ist (mittendrin möchte man ja gerne drauf verzichten).

danke für die geschichte und gute nacht,
c-c-l

09.05.2003 23:09 • #4


E
Ich lasse ihn jetzt einfach stehen. Vielleicht gibt es ja noch jemand, der ihn nicht kannte, oder genau jetzt braucht

gut, dass ich den Thread stehen liess. Die Geschichte schafft es, wenn auch nur für Minuten, die Realität klarer zu sehen.

Lady? was ist es, dass dich noch traurig macht? Das Dein Geliebter nicht mehr mit dir einschläft? das der Kampf als verloren gilt? Ich komme nicht davon los zu glauben, wenn es endlich verstanden wird, ist man auch endlich frei. Gibt es noch Gedankengänge die wir nicht gedacht haben. Kann nur die Zeit heilen, oder gibt es eine andere Lösung?!
Ich glaube die Lösung geht nur über verstehen. Wir hatten doch fast jedes Thema schon...was bohrt da noch? Es liegt viel tiefer unser Problem, es ist da noch was anderes, als nur das Schicksal der vergangenen Beziehung.

Können wir uns selbst vielleicht nicht annehmen?! Ist es das was schmerzt? Nun keinen Kampf mehr zu führen, was doch eigentlich besser so ist?! Uns näher zu kommen als je zuvor?! :-/

Ist es das Ziel, solange zu verdrängen, bis man sich nicht mehr daran erinnert?!  :-/

man vergisst Urteil über andere, wenn man sich selbst voll von Zweifeln weiss  ???

es musste geschehen...alles..und nicht anders..die Lösung kommt....sie ist die Ganze Zeit da..reicht uns die Hand, los nehme sie...würdest du lieber die Zeit zurückdrehen? :-/

Glashaus...Land in Sicht:

Mein Mast ist gebrochen,
Mein Schiff steht still,
Noch schlimmer: Treibt schon seit Wochen
Wohin ich nicht will
Ohne jede Aussicht
Auf den kleinsten Erfolg
Ist es schwer wenn man aufbricht
Zu tun was man soll
Doch je schlechter es aussieht
Desto mehr schöpf ich Kraft
Aus dem geringsten Auftrieb
Den ich noch hab
Je auswegloser es scheint
Desto wichtiger ist
Dafür offen zu sein
Denn Zuversicht spricht:


Da ist Land in Sicht
Rettung in der Not
Niemand kann mich
Zerstören
Selbst der Tod
Übermannt mich nicht
Das oberste Gebot
Ist Land in Sicht
Rettung in der Not


Geübt mit der Meute
Wittert man schon
Wenn man leichte Beute
Ist für alles was kommt
Die Chancen sind dünn
Doch wer jetzt nicht wagt
Schafft es bestimmt
Nichtmal bis zum Tag
Zwischen Wasser und Feuer
Ist es ne schwierige Wahl
Guter Rat scheint teuer
Zum tausendsten Mal
Wenn du garnichts mehr hast
Und man dir Alles geraubt
Hat, bleibt dir nur das
Woran du glaubst


Da ist Land in Sicht
Rettung in der Not
Niemand kann mich
Zerstören
Selbst der Tod
Übermannt mich nicht
Das oberste Gebot
Ist Land in Sicht
Rettung in der Not



mmhh können wir es nur durch begreifen überwinden?!
vielleicht nur, wenn wir nicht versuchen es zu verstehen. Wie mit der Hummel. Die Hummel dürfte aufgrund ihres Körpergewichts in Relation mit Ihrer Flügelgröße nach unseren derzeitigen Gesetzte eigentlich nicht fliegen können. Aber sie tut es,

Weil sie es nicht weiss...

don´t think you are...know you are

ach, immer diese Theorien...die Praxis ist eine andere...aber wenn nur ein Funken hängenbleibt, dann schlagen wir unbewusst den richtigen Weg ein.

Ich habe vor kurzem eine Geschichte gehört. Ein Gleichnis aus der Bibel. Ein Mann wurde beauftrag Wasser aus einem Brunnen zu holen, er durfte allerdings nur einen Sieb benutzen.  Immer wenn er das Wasser aus dem Brunnen in den Eimer tragen wollte, floss das Wasser natürlich durch den Sieb hindurch und nur tropfenweise landete es im Eimer. Er war bald deprimiert und fragte: Herr, ich möchte nicht weiter mit diesem Sieb arbeiten, meine Erfolge sind zu gering, alles Wasser fliesst durch meinen Sieb, so gut wie nichts kommt im Eimer an.

Ihm wurde geantwortet: mache nur weiter, mit der Zeit wirst du immer geschickter und dazu kommt, dass sich die Löcher im Sieb immer mehr schliessen werden, weil auch im Wasser Partikel sind, die sich an den Löchern absetzen und mit der Zeit verschliessen. Die Zeit kommt, wo dein Sieb voll mit Wasser sein wird !  :-/

Ja, das waren jetzt meine wechselnden Gedanken...auf und ab, hab mich selbst wieder hochgezogen während des Schreibens...und am Ende ist Land in Sicht. Ein Strand, da sitzen sie alle...kuck mal durchs Fernglas...das musst du doch auch sehen?!  :-/

LG

Gute Nacht Lady

10.05.2003 01:07 • #5




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