Hallo Alena,
ja da stimme ich Dir zu. Im übrigen haben mich auch viele Deiner Einträge sehr nachdenklich gemacht und mir sehr geholfen. Das schrieb ich Dir zwar schon in einer pn, aber ich wollte es nochmals betonen. Und die Auszüge von Osho, die finde auch sehr hilfreich. Ich habe ja ausprobiert, was Du gepostet hast und es stimmt tatsächlich. Ich denke, das wird jetzt meine nächste Lektüre sein. Ich habe gesehen, daß es von ihm auch eine Abhandlung über den Mut zur Liebe gibt. Ich habe mal kurz rein gelesen und fand das wirklich sehr, sehr interessant.
Was die Traurigkeit und das Lachen angeht, ja das ist in der Tat so. Meistens wenn ich mal lache, ist es wirklich oberflächlich, es ist sehr selten, daß ich so lachen muß, daß ich wirklich Bauchschmerzen kriege davon.
Zum Punkt Traurigkeit...
Da fällt mir ein Erlebnis ein, welches ich mit meinem Engel hatte. Eines Nachts, da schlich ich mich aus dem Schlafzimmer. Er schlief friedlich- dachte ich zumindest. Ich hingegen war tieftraurig, denn meine beste Freundin hat Krebs und ich erfuhr, daß es sehr schlecht um sie steht. Wieder ein Mensch, der sterben wird- ein Mensch, der mir sehr viel bedeutet! Auf jeden Fall fühlte ich einen unheimlichen Druck und das Bedürftnis zu weinen, wollte ihn aber nicht wecken- zumal ich sowieso schon Schwierigkeiten hatte in Gegenwart eines Anderen zu weinen. Nun ja, ich schlich mich also in den Flur Richtung Wohnzimmer, war noch nicht ganz da und kurze Zeit später, stand er mit einem Mal neben mir. Ich fragte ihn, ob ich zu laut gewesen wäre. Er meinte nein, er wäre wach geworden, weil er das Gefühl hatte, daß etwas nicht stimmt.
Wir legten uns dann ins Wohnzimmer auf die Coach und ich sagte ihm, was mich traurig macht. Und er sagte, weine laß alles raus und nahm mich in den Arm. Ich sagte Du mußt doch Morgen früh aufstehen und es ist mitten in der Nacht. Schlafe doch wieder, ich krieg das schon hin. Aber er meinte, daß ihm das egal ist und ich ihm wichtiger sei.
Aber ich konnte es einfach nicht annehmen- es ging nicht. Und ich konnte nicht weinen, da war so eine Barriere, die ich selber nicht mehr überwinden konnte. Dann stand er auf, holte seinen Notizkalender in den er eine Geschichte eingeklebt hatte und las sie mir vor. Es war:
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Die Geschichte von der Traurigkeit.
von Inge Wuthe
Es war eine kleine Frau, die den staubigen Feldweg entlang kam. Sie war wohl schon recht alt, doch ihr Gang war leicht, und ihr Lächeln hatte den frischen Glanz eines unbekümmerten Mädchens. Bei einer zusammengekauerten Gestalt blieb sie stehen und sah hinunter. Sie konnte nicht viel erkennen. Das Wesen, das da im Staub des Weges saß, schien fast körperlos. Es erinnerte an eine graue Flanelldecke mit menschlichen Konturen.
Die kleine Frau bückte sich ein wenig und fragte: Wer bist du?
Zwei fast leblose Augen blickten müde auf. Ich? Ich bin die Traurigkeit, flüsterte die Stimme stockend und so leise, dass sie kaum zu hören war.
Ach, die Traurigkeit! rief die kleine Frau erfreut aus, als würde sie eine alte Bekannte begrüßen.
Du kennst mich? fragte die Traurigkeit misstrauisch.
Natürlich kenne ich dich! Immer wieder einmal hast du mich ein Stück des Weges begleitet.
Ja, aber..., argwöhnte die Traurigkeit, warum flüchtest du dann nicht vor mir? Hast du denn keine Angst?
Warum sollte ich vor dir davonlaufen, meine Liebe? Du weißt doch selbst nur zu gut, dass du jeden Flüchtigen einholst. Aber, was ich dich fragen will: Warum siehst du so mutlos aus?
Ich... ich bin traurig, antwortete die graue Gestalt mit brüchiger Stimme.
Die kleine, alte Frau setzte sich zu ihr. Traurig bist du also, sagte sie und nickte verständnisvoll mit dem Kopf. Erzähl mir doch, was dich bedrückt.
Die Traurigkeit seufzte tief. Sollte ihr diesmal wirklich jemand zuhören wollen? Wie oft hatte sie sich das schon gewünscht.
Ach, weißt du, begann sie zögernd und äußerst verwundert, es ist so, dass mich einfach niemand mag. Es ist nun mal meine Bestimmung; unter die Menschen zu gehen und für eine gewisse Zeit bei ihnen zu verweilen. Aber wenn ich zu ihnen komme, schrecken sie zurück. Sie fürchten sich vor mir und meiden mich wie die Pest.
Die Traurigkeit schluckte schwer. Sie haben Sätze erfunden, mit denen sie mich bannen wollen. Sie sagen: Papperlapapp, das Leben ist heiter. Und ihr falsches Lachen führt zu Magenkrämpfen und Atemnot. Sie sagen: Gelobt sei, was hart macht. Und dann bekommen sie Herzschmerzen. Sie sagen: Man muss sich nur zusammenreißen. Und sie spüren das Reißen in den Schultern und im Rücken. Sie sagen: Nur Schwächlinge weinen. Und die aufgestauten Tränen sprengen fast ihre Köpfe. Oder aber sie betäuben sich mit Alk. und Dro., damit sie mich nicht fühlen müssen.
Oh ja, bestätigte die alte Frau, solche Menschen sind mir schon oft begegnet.
Die Traurigkeit sank noch ein wenig mehr in sich zusammen. Und dabei will ich den Menschen doch nur helfen. Wenn ich ganz nah bei ihnen bin, können sie sich selbst begegnen. Ich helfe ihnen, ein Nest zu bauen, um ihre Wunden zu pflegen. Wer traurig ist, hat eine besonders dünne Haut. Manches Leid bricht wider auf wie eine schlecht verheilte Wunde, und das tut sehr weh. Aber nur, wer die Trauer zulässt und all die ungeweinten Tränen weint, kann seine Wunden wirklich heilen. Doch die Menschen wollen gar nicht, dass ich ihnen helfe. Statt dessen schminken sie sich ein grelles Lachen über ihre Narben. Oder sie legen sich einen dicken Panzer der Bitterkeit zu.
Die Traurigkeit schwieg. Ihr Weinen war erst schwach, dann stärker und schließlich ganz verzweifelt.
Die kleine, alte Frau nahm die zusammengesunkene Gestalt tröstend in ihre Arme. Wie weich und sanft sie sich anfühlt, dachte sie und streichelte zärtlich das zitternde Bündel.
Weine nur, Traurigkeit, flüsterte sie liebevoll, ruh dich aus, damit du wieder Kraft sammeln kannst. Du sollst von nun an nicht mehr alleine wandern. Ich werde dich begleiten, damit die Mutlosigkeit nicht noch mehr an Macht gewinnt.
Die Traurigkeit hörte auf zu weinen. Sie richtete sich auf und betrachtete erstaunt ihre neue Gefährtin.
Aber... aber - wer bist eigentlich du?
Ich? sagte die kleine, alte Frau schmunzelnd, und dann lächelte sie wieder so unbekümmert wie ein kleines Mädchen. Ich bin die Hoffnung.
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Als er fertig war mit vorlesen, rieß er einfach die Geschichte heraus (sie war in den Buchdeckel eingeklebt) und schenkte sie mir. Sein Kalender war damit futsch. Ich war so gerührt, aber wirklich weinen konnte ich noch immer nicht...
Weißt Du, er hatte in der Nacht gerade mal nur 2 Stunden Schlaf und das einzig wegen mir.
Er wollte mir gern helfen, aber ich ließ ihn nicht an mich heran. JETZT kann ich weinen, wenn ich daran denke.
Und so lief es eigentlich ständig, auch in meinen Beziehungen davor. Ich habe immer geblockt, nie jemanden wirklich an mich heran gelassen (können). Wenn mich jemand umarmen wollte, hatte ich das Gefühl keine Luft mehr zu kriegen und mußte irgendwie ganz schnell wieder Abstand herstellen. Einerseits wünschte ich mir die Nähe so, andererseits, konnte ich sie einfach nicht aushalten. (Er war übrigens der Erste, bei dem ich zumindest die Nähe wirklich zulassen konnte. Aber mehr ging trotzdem einfach nicht.)
Heute kann ich verstehen, wie verzweifelt einen das machen kann. Wenn man sein herzblut gibt und vor eine Wand läuft. Wie oft fragte man mich: Warum bist nur so kalt! Doch ich war es nicht, im Gegenteil. Ich hatte Angst vor meinen Gefühlen und wie mein Paps letztens noch ergänzte: Du hattest Angst, vor der Angst!
Es war also schon gut, so weh es auch tut, daß alles so gekommen ist, wie es kam. Das er mit mir Schluß machte. Denn sonst hätte ich das wohl alles nicht verstanden.
Und ich verzeihe mir nun auch, daß ich so war. Ich wußte es eben nicht besser. Aber jetzt, jetzt weiß ich es. Und jetzt arbeite ich daran. Ich habe viel schaffen können in den letzten Wochen. Sicherlich bin ich noch nicht am Ziel angelangt, aber ich bin zufrieden. Was mich trotzdem so traurig macht ist nach wie vor, trotz allem- daß ich nicht mehr rückgängig machen kann, was ich sagte oder (eben nicht) tat. Ich kann es jetzt anders machen, aber mmm. Ich denke Du weißt, was ich sagen will. Das eine ist halt der verstand, der sagt: Es ist gut, wie alles kam. Es mußte so kommen. Und das Andere ist das Herz, was sagt Ach schei., könntest Du doch nur Zeit zurück drehen. Mit dem Wissen was Du jetzt hast, wäre das nicht passiert- hättest Du ihn nicht verloren... Ich fühle mich echt gerade ambivalent... Aber auch das darf sein
GLG Waldfee