So endlich wieder klar im Kopf, na das wurde ja auch Zeit. Draußen siehts wie immer schei. aus. Diese Dauerdunklenwolken gehen mir auf die Nerven!
Ich denke über die neuen Übungen nach, die mir gestern so einfielen. Erst einmal war es sehr interessant, mir meinen Vater als Kind vorzustellen. Das hat mir einige Einsichten verschafft, die Bedrohlichkeit genommen und mich sehr gut gespiegelt. Seine Kindheit war meiner nicht unähnlich, viel Gewalt und wenig bis gar keine Liebe. Es ist immer einfach anklagend auf jemanden zu zeigen, bringt aber keine Erleichterung. Diese Übung jedoch (in Gedanken saß ich mit ihm an meinem Lieblingsplatz am Lagerfeuer) hat mir vieles aufgezeigt, was mir im Normalzustand bisher verborgen blieb. Als ich gestern dann spazieren ging und in der Ferne eine Person sah, kam mir der amüsante Gedanke, mir auch diese Person einmal als Kind vorzustellen. Ich habe manchmal große Angst vor fremden Menschen und diese Übung, hat mich nicht nur grinsen lassen, sondern auch einen Großteil der Angst genommen. Dann stellte ich mir die zeternde Frau im Supermarkt vor, die mich damals mal angemacht hat. Einfach sie als bockiges Kind, inklusive Zunge raus strecken. Ich mußte nicht nur grinsen, sondern wie gesagt, diese Person verlor dadurch ihre Bedrohlichkeit. Einfach mal kurzzeitig den Blickwinkel zu wechseln, hat mir gut getan. Natürlich stelle ich mir jetzt nicht jeden Menschen als Kind vor. Aber wenn ich merke, daß ich wieder Angst bekomme, die unbegründet ist, werde ich versuchen mir das ins Gedächtnis zu rufen.
Doch davon mal abgesehen, habe ich mir die Frage gestellt, wie ich so viele Dinge transformieren soll und die kindlichen Anteile in mir groß kriegen. Ich mußte an meine Beziehung in der Schweiz zurück denken. Die längste, die ich je geführt habe mit 5 1/2 Jahren Dauer. Und ernüchternderweise stellte ich fest, daß da zwei Kinder zusammen waren, keine Partner. Erschreckend, denn das zeigt mir auf, wie hoch meine kindlichen Anteile in mir wirklich sind. Ich denke dann an all die Einsamkeit, wie ich versuchte dieses Loch in mir mit allen möglichen Dingen zu zu stopfen. Doch natürlich klappte das nicht, tut es auch heute noch nicht. Zudecken, ablenken hilft immer nur kurz. Sei es mit materiellem Gut oder irgendwelchen Hobbys in die ich mich dann kurzzeitig herein gesteigert habe, nur um sie etwas später wieder fallen zu lassen, da ich merkte, daß auch dieses mir keine Besserung verspricht.
Dann höre ich immer wieder: Das innere Kind heilen, das geht doch gar nicht! Natürlich von Leuten, die das noch nie probiert haben oder aber solchen von der Gattung, zwei-drei Mal ausprobieren und abbrechen. Sicher ich suche auch noch nach Wegen der Heilung, aber tief in mir drin, weiß ich das es einen gibt. Und nur weil ich bisher keinen gefunden habe, der spontan funktioniert, heißt das noch lange nicht, daß es unmöglich ist. Ich habe vieles ausprobiert, einiges hat geholfen- anderes eben nicht. Aber zu behaupten es gibt keinen Weg vergangenes zu heilen und Verhaltensmuster zu ändern die einem selbst schaden, ist Unsinn. Ich habe mich deshalb kurzzeitig mit meinem besten Freund in den Haaren gehabt. Wie sagte er? Selbst wenn Du das heilst, wirst du doch eh wieder so handeln! Was soll denn die schei. bitte? Kein Mensch kann mir Hoffnung nehmen und nur weil er selber sein Leben nicht gebacken kriegt, heißt das ja nicht, daß Andere das nicht doch schaffen können. Ich habe viele Dinge hin bekommen, wo selbst meine Psychologen staunen. Mit so einer Einstellung hingegen, wäre ich trotz meiner jetzigen Schwierigkeiten sicherlich nicht an dem Punkt, an dem ich heute bin. Als ich 2006 aus der Therapie entlassen wurde, sagte mir die Psychologin, daß ich eine der wenigen bin, die das schaffen kann! Also bitte, nur weil man selber keinen Bock hat etwas an sich zu tun, nicht Andere demotivieren! Gibt es einen tollen Spruch zu, leider nicht von mir:
Alle sagten das geht nicht, da kam einer, der wußte das nicht und hats gemacht! Autor unbekannt
Okay zurück zur Übung. Das Thema war Bewußtmachung. Heute werde ich einen Tag lang bewußt versuchen in Gedanken mit meinem inneren Kind zu reden, es zu trösten, es wahr zu nehmen und mit ihm zu spielen. Was weiß ich noch nicht, aber mir wird was einfallen...