Lieber Gott, (so wie ich Dich für mich verstehe)
danke, daß Du bei mir warst heute Nacht und ich schlafen konnte. Den Schlaf habe ich so dringend gebraucht. Du wußtest das und hast tröstend Deine Hand auf mein Herz gelegt.
Ich danke Dir ebenfalls dafür, daß ich F. heute Nacht nicht in meinen Träumen gesucht habe und Du mich nachdem ich um 6 Uhr aufwachte, nochmals einschlafen liest.
Ich fühle mich momentan wie taub. Ich habe einen Druck auf den Ohren, als würde ich im Flugzeug sitzen und ich empfinde momentan nichts. Nur Ruhe- Stille. Der Schockzustand hält also noch an, mir ist ein bißchen schwindelig und ich habe große Angst vor dem Schmerz, der unweigerlich kommen wird, wenn dieser Zustand nachläßt. Die Gnade dieses Schockzustandes gewährt mir im Moment jedoch ein klares Denken.
Doch gleichgültig was ich mir jetzt erdenke, gegen das was kommen wird und das sind Gefühle der Enttäuschung und des Schmerzes, kann ich mich mit meinem Kopf nicht wirklich wappnen. Wie gern würde ich diesen Schritt, der mir da jetzt bevor steht einfach überspringen. Schade, daß das nicht geht.
Es geht nicht duch einen neuen Partner, es geht nicht mit Mitteln die betäuben und es geht nicht durch kluge Sprüche oder Vorsätze.
Es fällt mir wirklich schwer zu verstehen, daß das was einmal zwischen F. und mir war, nun vorbei ist. Eigentlich ja schon lange vorbei ist. Ich wollte es nur nicht sehen.
Ich habe doch versucht, nein nicht nur versucht- ich habe wirklich ganz ernsthaft an mir gearbeitet. Ich bin durch meine Hölle gegangen. Du weißt das. Ich habe so viel in mir verändert, ich habe mich mit Partnerschaft auseinander gesetzt. Hörbücher, Onlineseminare. Ich habe mir so gewünscht, daß ich mit F. eine echte Chance habe. Und ich war bereit auch etwas dafür zu tun. Nicht nur etwas, ich habe in den letzten Wochen so viel erreicht, wie in den ganzen 31 Jahren zuvor nicht.
Ich habe gelernt wieder zu lieben, ich habe erfahren, daß es eine innere Mitte gibt, ich bin in meine Vergangenheit gereist und habe durch die Kraft der Liebe und Hoffnung ein paar Mauerstücke, oder auch Zwiebelscheiben in mir abbauen können. Ich habe den Weg zu meinem Herzen gefunden und Du gabst mir, Du hast mir die Kraft zur Selbstheilung geschenkt. Ich kann jetzt Reiki ohne je eine Einweisung, wie sie eigentlich erforderlich ist, bekommen zu haben. Auch rieche ich besser, trotzdem ich Raucher bin. Und ich fühle mich stärker, die Menschen zu mir sind netter und ich zu ihnen. Ich lerne langsam meine Nachbarn kennen, dabei wohne ich hier schon über ein Jahr. Ich habe Werkzeuge gelernt, wie ich mit negativen Gefühlen umgehen kann, insofern sie kommen. Und ich habe sie auch ausprobiert, ich war in vielen sehr heiklen Situationen, wo ich vor der Wahl stand: Mein altes destruktives Verhalten, das schnelle- aber leider keine dauerhafte Besserung verspricht oder das Neue ausprobieren- von dem ich da ja noch gar nicht wußte, ob es überhaupt hilft. Wie viele Stunden lag ich da, inmitten meiner Ängste und meines Schmerzes und zum Schluß meiner Wut. Und ich bin hindurch gegangen, habe heilen können und dadurch tiefen Frieden empfinden können. Ich habe all dies erreicht, ganz gewiß auch durch Deine Hilfe. Aber warum konnte ich F. nicht erreichen? Was habe ich übersehen, was habe ich falsch gemacht? Ich weiß es nicht, wirklich. Sag Du es mir...
Und so langsam, während ich schreibe merke ich die Trauer. Aber wenn ich mich auf sie zu konzentrieren versuche, geht sie wieder. Ich denke, nun werde ich mir kein Beziehungsrettungsbuch vornehmen und auch keines über Liebeskummer. Jetzt wird es ein Buch des trauerns und abschiednehmens werden. Denn für mich stirbt mein Traum, stirbt meine Illusion, stirbt meine Hoffnung auf ein gemeinsames Leben mit F. Ich habe ein Buch hier, es ist ein Begleiter durch die Trauer, wenn Menschen gestorben sind.
Im Grunde ist es ja auch nicht viel anders. Die Gefühle für F. lasse ich nun in meinen Gedanken sterben!
Lieber Gott, was ich Dich also heute bitte ist:
Gebe mir die Kraft, mich meinem Schmerz zu öffnen. Halte mich fest, wenn die Tränen meinen Körper schütteln und laß mich nicht los, bis auch die letzte Träne versiegt ist. Öffne nun mein Herz und laß mich anfangen, den Schmerz zu beweinen, damit er heraus fließen kann aus meiner Seele und so Platz für neue, schöne Empfindungen schafft.
Wie hieß es noch gleich? In ein volles Gefäß, kannst Du nichts mehr einfüllen. Sonst läuft es über. Bitte hilf mir in diesem Gefäß, wenigstens ein bißchen Platz darin frei zu machen. Etwas Flüssigkeit auszuschütten aus der vollen Tasse, indem ich weine- weine- weine. Und bitte laß die Hoffnung immer an meiner Seite sein, so wie in der Geschichte von der Traurigkeit!
Ich danke Dir,
Deine Waldfee