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Die schlechte Kindheit ruhen lassen und weiter Leben

M
Muster werden doch auf viele verschiedene Weisen produziert. Von weitergeben will ich gar nicht unbedingt sprechen, da es ja nicht unbedingt Kopien der Muster von den Eltern sein muss. Entwicklungstrauma entstehen auf so vielen Wegen, es müssen keine Gewalttaten eine Rolle spielen. Die ersten drei Lebensjahre inkl Geburt sollen die entschiedensten Jahre sein. Besonders kniffelig, da man sich an diese Zeit nicht erinnert.

06.03.2019 11:50 • #31


E-Claire
Zitat von Selbstliebe:
Jede Menge Extreme, um es ja nur anders zu machen ?


Das wäre in meinen Augen ein springender Punkt. Extreme sind meinem Dafürhalten nach eher Symptom mangelnder Integration.
Insbesondere dann wenn zudem vom Ergebnis her gedacht wird.

06.03.2019 13:12 • x 1 #32


A


Die schlechte Kindheit ruhen lassen und weiter Leben

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F
@Kuddel


Zitat: Und sich Zeit für sich selbst zu nehmen - eine gute Idee! Aber.... wer kann sich denn heute noch mit sich selbst beschäftigen - egal wie die Lebensumstände gelagert sind? Zieht sich jemand tatsächlich in seine persönliche Oase zurück? Abschalten - persönlich abzuschalten, um tatsächlich zur Ruhe zu kommen, zu entschleunigen - fern ab allen Brassels des Alltags? Es wird sich doch viel zu viel mit Anderen und Anderem beschäftigt, als mit sich selbst! Viele Menschen wissen gar nicht (mehr), mit sich selbst etwas anzufangen..

Das finde ich einen springenden Punkt. Im Optimierungswahn finden wir oft keinen Platz mehr, an dem wir uns so betrachten können, dass wir uns tatsächlich sehen. Mit all unseren Fehlern und tollen Seiten. Es wird erwartet, fit zu sein, diszipliniert zu sein, gute Leistungen zu erbringen - wenn nicht, sind wir möglicherweise sogar existentiell in Gefahr, weil auch viele Arbeitsplätze heute so ticken.

Ich halte es für super wichtig, von Zeit zu Zeit einfach mal alleine ein paar Tage ab von allem zu verbringen, um das eigene Tempo wieder zu finden und sich klar zu werden, was man eigentlich will und welche Konzessionen möglich sind. Heute wird so oft in Defiziten gedacht, dass es schwer fällt, das Leben als einen individuellen weg zu betrachten, der einzelne Phasen hat und in dem es mal auf und mal ab geht. Es fällt uns zunehmend schwer, Gegebenheiten einfach mal hinzunehmen.

Dazu gehört dann auch das Geschehene in vorigen Lebensphasen. Sich sagen (wenn es möglich ist): Es ist passiert, und ich bin heute ein toller Mensch. Trotz oder gerade deshalb.

Ich selbst hatte eine durchwachsene Kindheit und Teenagerzeit und ich sehe Kindern und Jugendlichen in meinem Beruf Probleme häufig eher an als meine Kollegen. Ich höre anders und verstehe mehr. Das war der positive Effekt des Loslassens mit Lerneffekt.

06.03.2019 13:54 • #33


K
@freddie

das hast du gut beschrieben...

Sich Oasen zu suchen und diese zu nutzen - das ist fast ebenso tabuisiert, wie viele andere Bereiche auch, über die Frau/Mann nicht nachdenkt/nicht spricht. Das klingt sehr oft nach
Rechtfertigung...und ich frage mich dann immer - warum erfolgt Rechtfertigung für etwas, was
Frau/Mann GUT tut/gut tun soll?

Wenn ich in einen Ort komme, den ich noch nicht kenne, gehe ich in eine Kirche - egal welcher
Konfession. Ein paar Minuten Stille suchen und wahrnehmen und genießen...muss ich mich dafür
rechtfertigen? Nein. In vielen öffentlichen Institutionen gibt es einen stillen Raum....und darin ist
es WIRKLICH still. Wer kann heute noch Stille um sich haben? Die Wahrnehmung von Stille,
was Stille mit einem macht - das kann/will nicht jede/r aushalten, kann demzufolge auch nicht jede/r
wirklich genießen. Es gab Zeiten, da habe ich Anderen locker das Vögelchen gezeigt - heute ist
es mir egal, ob MIR das Vögelchen gezeigt wird.

Zitat:
Zitat:
(...) Dazu gehört dann auch das Geschehene in vorigen Lebensphasen. Sich sagen (wenn es möglich ist): Es ist passiert, und ich bin heute ein toller Mensch. Trotz oder gerade deshalb.


Dass Heftiges immer negative Konsequenzen hat.... nein. Wer Lebensbedrohliches hinter sich gebracht hat, sieht das anders...meist durchaus positiver. Die kleinste Kleinigkeit als ein Zeichen zu sehen, lässt viel mehr Gründe aufkommen, sich für viele andere Dinge zu interessieren, auch wenn sich nicht alles als hilfreich zeigt. Den eigenen Horizont erweitern, und darauf zu pfeifen, was Andere ggf. denken/sagen könnten. Oftmals wird der Horizont eingeschränkt, wird etwas regelrecht abgestoßen...mit der Folge, dass das Gründe sein könnten, WARUM es überhaupt zu Veränderungen gekommen ist.

Du schreibst es....

Zitat:
Trotz oder gerade deshalb.


....das sind oft fremde Vokabeln, dass es TROTZ, bzw. erst recht DESWEGEN zu einem menschlichen Wachsen kommt/gekommen ist. Ab und an braucht es im Leben mal so RICHTIGE Breitseiten, um aus dem persönlichen Wahn gerissen zu werden. Was eine Breitseite sein kann - das ist höchst unterschiedlich.

Friss - oder stirb! Friss - oder gehe unter!

WAS dabei gefressen werden kann/soll, ist natürlich individuell. Und... je heftiger ein Vorgang ablief, um so eher wird gefressen - im Sinne vom letzten Strohhalm. Später nivelliert sich das
eh ein bisschen, denn die GUTEN Elemente zeigen sich und werden beibehalten - zum eigenen Vorteil, aber auch oftmals mit Schwierigkeiten im Umgang mit Anderen verbunden.

Ja... eigene Veränderungen brechen mit Gewohnheiten Anderer...

06.03.2019 14:18 • #34


Y
Zitat von kuddel7591:
Sich Oasen zu suchen und diese zu nutzen - das ist fast ebenso tabuisiert, wie viele andere Bereiche auch, über die Frau/Mann nicht nachdenkt/nicht spricht. Das klingt sehr oft nach
Rechtfertigung...und ich frage mich dann immer - warum erfolgt Rechtfertigung für etwas, was
Frau/Mann GUT tut/gut tun soll?


Weiß nicht, irgendwie kann ich das nicht nachvollziehen; wer möchte denn, dass du dich rechtfertigst? Als Tabubruch habe ich das auch noch nie erlebt, davon zu sprechen , was mir gut tut als Oase. Hast du eine typische Situation zur Hand, wo dir das auffällt? Oder sprichst du von -deinen - Mustern?

06.03.2019 14:53 • #35


K
Zitat von Selbstliebe:

Weiß nicht, irgendwie kann ich das nicht nachvollziehen; wer möchte denn, dass du dich rechtfertigst? Als Tabubruch habe ich das auch noch nie erlebt, davon zu sprechen , was mir gut tut als Oase. Hast du eine typische Situation zur Hand, wo dir das auffällt? Oder sprichst du von -deinen - Mustern?


@Selbstliebe

Ungewöhnliches zu machen, wird meist hinterfragt, wenn darüber geredet wird - egal wo. Nein - ich rede nicht von meinen Mustern, die ich nicht negieren will, denn nach Mustern lebt wohl jeder in irgendeiner Weise - bewusst/unbewusst. Andere nennen Muster auch Rituale, die dann wiederum bewusst/er eingehalten/durchgeführt werden.

Ich war ein paar Mal in Seminarreihen Gesundheitstraining nach..... oder Reihen von Psychohygiene. Zuvor kein Wort darüber gesagt zu haben, ließ bei meiner Rückkehr Fragen aufkommen: Was ist DAS denn? So was machst DU? So was brauchst DU? Darauf Antworten zu geben, wurde irgendwann müßig.

Ob nun Erklärung oder Rechtfertigung für irgendetwas....Ungewöhnliches zu machen, bringt das oft mit sich. MIR erschien das oft als lästig, je mehr es sich um diese Thematik drehte, bei der oft das Innerste nach außen gekehrt wurde - im Rahmen der Seminare. Im Nachhinein solcher Seminare kann etwas zum Tragen kommen, was vorher nicht absehbar war. Ich habe auch oft schlucken müssen, was zutage trat. HEUTE bin ich froh darum....und daher sehe ich bei dieser Thematik keine Tabus mehr. Nur... nicht viele Menschen können mit derartigen Tabus brechen, bzw. wollen es auch nicht, was für mich okay ist.

Was diese Dinge angeht, mache ich das, was mir sinnvoll erscheint. Mir ist egal, was gedacht/gesagt wird. Bei Fragen - muss ich alles beantworten? Nein.

Seit 2001 nehme ich an meditativen Tanzveranstaltungen teil - den SINN zu erklären...das ist
unmöglich. Was macht ihr denn da? Tanzen Was geschieht dabei? Schon wird es problematisch mit Antworten. Meditativer Tanz wird oft als Hokus-Pokus bezeichnet - Urwald-Tanz
...dabei ist der Tanz lediglich ein Tanz, ohne Taktgefühl haben zu müssen. Gefühle und Emotionen zeigen, wie sich der Körper bewegt....und Geist und Seele machen mit. Dass dabei die emotionale Post abgeht, dass etwas RAUS will - egal was - am Ende eines Tages mental wie körperlich total ausgepowert zu sein....Teilnehmer/innen dieser Tanzform sind begeistert....
...und ich bin im Rahmen einer onkologischen Reha-Maßnahme darauf gestoßen. 18 Jahre werden es im Oktober werden....2 mal im Jahr ein ganzes Wochenende....

Übrigens - auch Vergangenes spielt dabei eine Rolle...mit dem Versuch, das BESTE aus dem Vergangenen zu machen, was ggf. durch Dinge, Situationen und/oder Menschen ausgelöst wurde.

06.03.2019 15:46 • #36


V
@Gwenwhyfar

Zitat:
Mit der Bitte um weitere Infos, falls Deine Zeit und Lust es zulässt. Danke schön



Ein Aspekt bei der Übertragung von Muster von Eltern auf Kinder ist sicherlich der Bindungsstil in der Kinheit und der spätere eigene Bindungsstil in Partnerschaften.
Auch wenn diese Überlegungen von Ainsworth und auch Winnicot schon etwas älter sind, ist nach wie vor richtig, dass der Bindungsstil zu den Eltern sehr stark unseren eigenen späteren Bindungsstil in Beziehungen definiert. Wenn man das als Muster auffassen will, setzt sich da (unabhängig vom weiteren Kontakt zu den Eltern) etwas fort, für das sehr früh bereits der Grundstein gelegt wurde. Jemand mit einem sicheren Bindungsstil wird dabei als autonome Person die wenigsten Probleme im späteren Leben und in seinen Partnerschaften haben. Menschen mit unsicherem Bindungsstil neigen zu abweisendem oder abhängigem Bindungs-Verhalten. Menschen deren Eltern z.B. aufgrund eigener nicht verarbeiteter Traumata einen desorganisierten Bindungsstil hatten, entwickeln häufig größere Schwierigkeiten in der Nähe-Distanz- sowie der Emotionsregulation. Im Extremfall entwickelt sich eine Borderline-PS.

Bei vielen Threads, die ich hier gelesen habe, fällt mir das spontan immer wieder auf, dass es diese Entsprechungen gibt.

Ein Ausbrechen ist möglich, wenn man/frau sich dieser Muster bewusst wird und ein Umlernen ermöglicht wird. Es ist bspw. möglich, dass unsicher gebundene Menschen durch ausreichend positive Bindungserfahrungen einen positiven Bindungsstil (nach-)entwickeln können.

06.03.2019 15:56 • x 3 #37


Y
Zitat von kuddel7591:
Was diese Dinge angeht, mache ich das, was mir sinnvoll erscheint. Mir ist egal, was gedacht/gesagt wird. Bei Fragen - muss ich alles beantworten? Nein.


Eben, man muss gar nichts... es unterliegt der freien Entscheidung , wem man was weshalb erzählt oder auch nicht.
Zitat von kuddel7591:
Seit 2001 nehme ich an meditativen Tanzveranstaltungen teil - den SINN zu erklären...das ist
unmöglich. Was macht ihr denn da? Tanzen Was geschieht dabei? Schon wird es problematisch mit Antworten. Meditativer Tanz wird oft als Hokus-Pokus bezeichnet - Urwald-Tanz
...dabei ist der Tanz lediglich ein Tanz, ohne Taktgefühl haben zu müssen.


So ähnlich war das vor gar nicht allzu langer Zeit mit Schweige Retreats in Klostern.. .. wenn man gefragt wurde ...und was macht man da so....? ja, schweigen halt... wurde man mit vielen Fragezeichen angeschaut. Bis dann mal irgendwelche Promis es für sich entdeckten, ihre Erfahrungen publizierten und mittlerweile ist es vollkommen gesellschaftstauglich. Leider irgendwie, sind mittlerweile total überteuert und so derart hip, als sei es eine angesagte Mode....

06.03.2019 16:25 • #38


Y
ich glaube ich las von dieser Studie bei Alice Miller: man machte Videoaufnahmen von Müttern mit ihren Kindern direkt nach der Geburt. Wie verhalten sie sich? Wie berühren sie das Kind? usw.
Dann so etwa 2O.-3O. Jahre später das gleiche als die ehemaligen Babys selbst Kinder bekamen.
Angeblich fast identische Verhaltensweisen, wenn ich nichts durcheinander gebracht habe.

06.03.2019 17:14 • #39


M
Meines Wissens nach gibt es keine Langzeitstudien mit Babies/Kleinkindern und diesen dann späteren Erwachsenen. Ich sah kürzlich einen Vortrag, in welchem dies so gesagt wurde. Es gibt Untersuchungen mit Erwachsenen, bei denen der Bindungsstil anhand Vergangenheitsforschung und aktuellem Verhalten untersucht wurde.
In diesem Vortrag wurde ein Projekt vorgestellt, in welchem Präventivprogramme auf ihre Wirksamkeit untersucht wurden. Es wurden anhand diverser Tests der aktuelle Bindungsstil von Kindergartenkindern in sozialkritischen Gegenden untersucht und nach dem Einsatz der Präventivprogramme nochmals. Es ergaben sich positive Einflüsse. Man kann also das Bindungsmuster noch ändern im Kleinkindalter, gezielt und unter Einbeziehung der Eltern.
Total interesssnt.

06.03.2019 17:41 • x 1 #40


V
Die Gruppe um Prof. Karl-Heinz Brisch an der Uniklinik München bietet gezielt solche Trainings für Eltern an.
Nennt sich SAFE - Sichere Ausbildung für Eltern.

06.03.2019 18:00 • x 1 #41


B
Ich finde die Ansätze von Dami Charf sehr stimmig weil wir überwiegend in den ersten 6 Lebensjahren geprägt werden von den Erfahrungen, die wir machen - aber oft nicht in der Lage sind diese zu verarbeiten.

06.03.2019 18:15 • #42


M
Zitat von Benita:
Ich finde die Ansätze von Dami Charf sehr stimmig weil wir überwiegend in den ersten 6 Lebensjahren geprägt werden von den Erfahrungen, die wir machen - aber oft nicht in der Lage sind diese zu verarbeiten.




Dami Charf ist super. Hab mir grad ihr Buch gekauft.
@Megeas darf sich das auch mal anschauen

06.03.2019 18:18 • x 2 #43


M
Zitat von mitsubi:
darf sich das auch mal anschauen

Wenn ich daheim bin gerne .. *noch auf arbeit*

06.03.2019 18:49 • x 1 #44


S
Wieso kann ich meine Eltern, meine Kinder und meine Geschwister nicht so lieben wie sie sind? Ich habe mir meine Familie nicht ausgesucht, wie mein Mann oder meine Freunde, beim Kollegen und Nachbarn bisschen anders. Da haben wir oder ich manchmal keine große Wahl oder Entscheidung.

Villeicht wegen meine Vergangenheit habe ich oder kann ich nicht mit jemandem mit fühlen, wenn er oder sie von seinem Ehepartner/in schlecht behandelt wird und noch sagt dazu , dass er/sie liebt. Für mich ist das keine Liebe.
Wieso können wir fremden Menschen oft und mehr verzahnen als unsere eigene Fleisch und Blut?

Meine Eltern haben bei mir nicht versagt. Ein mal meine Mutter sagte zu mir.
Das alles was sie sich in ihrer Leben gewünscht hatte, habe ich. Ich glaube, ich habe ihre Träume und Wünsche erfüllt.

Nur eine von meiner Geschwister kommt nicht klar mit ihr eigenes Leben
( inklusive selbstmordversuche) und dass ist das Lieblings Kind meine Mutter,
Obwohl sie lebt nicht schlecht und hat alles.
Ich glaube Einzeln und Lieblings Kinder haben viel gemeinsames.

07.03.2019 00:01 • #45


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