Es sind nun gut drei Monate seit der Trennung vergangen und ich möchte mal beschreiben wo ich mich sehe.
Kurz: Auf einem sehr guten Weg aber noch nicht am Ziel.
Ich bin, im Nachhinein betrachtet, überrascht wie schnell es mir doch wieder relativ gut geht. Woran erkenne ich das? Ich konnte mir vor zwei Wochen nicht vorstellen, ihre neue Wohnung zu betreten. Heute wäre das zumindest in der Vorstellung kein Problem und ich könnte glaube ich sogar Komplimente über die Einrichtung machen.
Meine Wut und mein Hass haben sich fast komplett in Mitleid verwandelt. Immer noch ist da ein wenig Liebe zu ihr in mir, aber auch der Bauch sagt überwiegend nein. Ich nehme sie auch optisch anders wahr, finde sie nicht mehr so attraktiv und anziehend wie noch vor einem Monat.
Und ich habe Tage, an denen ich richtig gute Laune habe und mich darüber tatsächlich freue, endlich neu zu beginnen.
Es gibt sicher noch Tage, an denen ich nachdenke. Momente in denen ich an die schönen Erinnerungen unserer Zeit hänge oder auch die berühmten, wie wäre es gekommen, wenn Gedanken.
Aber diese Tage und Momente nehmen ab. Die Intensität der Gefühle ist geringer und die subjektive Objektivität nimmt zu.
Mich nerven jetzt die letzten Wochen, in denen meine Nochfrau unter mir wohnt und ich kann den Auszug kaum erwarten. Es ist der letzte Schritt zu meinem neuen Leben und da ich mich nun weitestgehend wieder habe, fühle ich mich durch ihre Anwesenheit fremd bestimmt. Denn auch die Kids sind ja da und so kann ich nicht anders, als mich an- und abzumelden. Die Kids sollen solange sie noch hier wohnen wissen, wann der Papa greifbar ist und wann nicht. Verlässlichkeit eben.
Was ausgeblieben ist, ist der totale Zusammenbruch. Ich war einige Male kurz davor, aber habe mich immer wieder gefunden. Jetzt glaube ich nicht mehr daran der Abstand wird zunehmend größer. Meine alte Selbstzufriedenheit nimmt zu. Ich habe in den drei Monaten so viel über mich gelernt und so viel gewonnen.
Für mich war es scheinbar der richtige Weg die Dinge sofort anzugehen. Komplett und in vielen Bereichen kompromisslos. Denn dadurch verging sehr schnell die Zukunftsangst und ich hatte recht schnell das Gefühl, etwas unter Kontrolle zu haben. Diese Kontrolle hat sich dann nach und nach auch auf meine Psyche ausgebreitet und ich konnte mehr und mehr Dinge akzeptieren wie sie sind. Allerdings gebe ich zu, dass ich stellenweise nur noch funktioniert habe. Wie ich das alles geschafft habe, weiß ich selber nicht mehr so genau.
Das Forum hat mir sehr geholfen! Den letzten Fehler den ich gemacht hätte, nachdem ich das Buch fand, wäre ein paar Zeilen an sie zu versenden. Ich habe es nicht gemacht und nicht bereut. Es war beides gut: Diese Zeilen zu schreiben, aber auch sie nicht abzuschicken. Es war so etwas wie mein letzter innerer Abschied.
Ich habe aber auch viele Fehler gemacht. Im Nachhinein ist es leicht diese zu erkennen. Ich hätte den Umgang sofort ganz klar und kompromisslos regeln sollen das war der größte Fehler von allen. Ich hätte ihr weniger entgegenkommen sollen. Wir hätten ihren Auszug auch noch schnellner hinbekommen meine Ängste waren unbegründet. Nur, sind wir eben Menschen und ich gräme mich nicht.
Unterm Strich habe ich erreicht was ich wollte und was noch zu retten war: Einen gutes Umgangsrecht mit meinen Kindern, mein Haus, einen möglichst respektvollen Umgang auf Elternebene und meine innere Überzeugung, dass ich kein schlechter Vater und Partner war und auch finanziell werde ich das gut packen. Ein Mann mit Ecken und Kanten aber keiner, der Angst vor der Zukunft haben muss.
Jetzt warte ich auf das Finale. Das kann noch mal holprig werden, da erst dann die Kinder wirklich verstehen werden, was eine Trennung bedeutet.
Etwas Sorgen mache ich mir um meine Kinder. Denn ich habe das Gefühl, dass sich die neue Beziehung schon deutlich abkühlt mein Bauch sagt zumindest, da sind Risse. Kann aber auch einfach sein, dass sie nun die ganze Arbeit des Umzugs vor sich sieht und daher nicht mehr so oft zu ihm fährt und gereizt ist. Denn ihr Neuer darf nur am Umzugs-WE ins Haus einpacken muss sie schon alleine. Soweit bin ich dann nicht, dass ich möchte, dass er in meinem Haus in unseren alten Sachen rumwühlt.
Ich hoffe wie so oft, dass es so ist - ist ist ja das zweite Mal, dass ich dieses Gefühl hatte und dann nahm die neue Beziehung wieder fahrt auf. Denn würde die neue Beziehung nun schon zerbrechen, wäre es für die Kinder sehr schlecht. Denn belastbar ist sie nicht.
Wir werden sehen, wie das letzte Kapitel ausgeht. Noch maximal 3 Wochen dann ist es fast geschafft.