Die Phantasie ist härter als die Realität

E
Wer hat auch die Erfahrung gemacht, den Schmerz noch heftiger spüren zu wollen?

Als ich zufällig erfuhr, dass meine ehemalige Partnerin, die sich eine Woche vorher von mir getrennt hatte, sich mit ihrem neuen Lover in einer Kneipe ganz in der Nähe treffen wollte, in die wir früher immer gegangen waren, konnte ich es nach einer Viertelstunde nicht aushalten und musste ihr folgen. Ich wusste, es würde furchtbar weh tun, aber irgendetwas trieb mich dorthin.

Die Kneipenraum hat große Fenster, vom Boden bis zur Decke am Fenster. Ich sah zwei direkt am Fenster sitzen. Es war dunkel und ich stand auf der anderen Straßenseite, ca. 15 Meter entfernt, der Innenraum aber war hell beleuchtet.

Er saß mit dem Rücken zum Fenster, sie parallel dazu.

Ich konnte ihr wunderbares Lachen sehen, das mich immer glücklich gemacht hatte. In den letzten Monaten hatte ich es heftig vermisst. Sie verhält sich immer sehr offen und ungehemmt auch an solchen Orten und wir hatten noch vor ein paar Monaten genau an diesem Ort mehr als einmal zusammengesessen, uns liebkost, umarmt, geschmust, waren glücklich, ohne uns um die anderen zu kümmern. Genau das tat sie jetzt nicht mit mir, sondern mit ihm. Ihre Köpfe steckten zusammen, ihre Haare vermischten sich, ihre Hände sprachen miteinander, sie schüttelten sich beim Lachen.

Der Schmerz traf mich heftig, Ohrensausen, Herzrasen, Adrenalinschock. Der Gedanke, reinzugehen, den Typ zu verprügeln, Geschrei, Tumult, die Vorstellung von zerbrochenen Gläsern, verschüttetem B., fliegenden Stühlen tat mir gut. Aber das ist nicht meine Art, es hätte die Sache auch überhaupt nicht vorangebracht. Ich hätte mich danach nicht besser gefühlt und es wäre alles noch schwieriger geworden.

Sie schaute genau in meine Richtung, hatte aber nur wunderschöne lachende Augen für ihn.

Ich war mir sicher, dass sie mich nicht wahrnehmen würde. Ich stand auf der anderen Seite der nassen dunklen Straße.

Nach zwei Zig. ging ich nach Hause.

Ich fühlte mich schmutzig bei dem Gefühl, in ihre neue Intimsphäre eingebrochen zu sein und ich fragte mich: Warum musst du dir das antun?

Der Schmerz war gar nicht schlimmer als meine Vorstellungen, die ich mir von ihrem Zusammensein in der letzten Woche gemacht hatte, sondern anders, ich hatte etwas gesehen und nicht nur schreckliche Phantasien immer schmerzlicher ausgemahlt.

Ich fühlte mich entsetzlich elend, aber in diesem Moment hatte ich kapiert: Du bist allein auf dich gestellt und es hat keinen Sinn, sich Hoffnung zu machen. Ich war ein einsamer romantischer Verlierer.

Seitdem bin ich oft wieder in die Hoffnungsfalle reingelaufen, die mich daran hindert, mich zu verändern, aber ich glaube, das ist normal. Man durchläuft nach einer Trennung diese verschiedenen Phasen des Schocks, der Hoffnung, der Unabänderlichkeit, des Schmerzes, der Wut und Aufbaus ganz schnell und immer wieder, und ich hoffe, dass sich das Karussell allmählich langsamer dreht und ich irgendwann an einer guten Stelle aussteigen kann.

Ich würde gerne wissen, was andere dazu sagen, ob andere auch solche Erfahrungen von Selbstzerstörung erlebt haben. Ist das perv.?

26.03.2002 00:03 • #1


E
Hallo Moritz,

du schreibst ja richtig fesselnd wie in einem guten Kriminalroman, alle Achtung. Ich brauche da auch nix mehr zitieren sondern kann gleich loslegen...
ob Masochismus perv. ist, weiß ich nicht. Ich hab das ähnlich erlebt wie Du, hab mich auch selbst gequält indem ich alles wissen wollte, immer in der Hoffnung, daß sie mit ihm nicht das haben kann wie mit mir. Pustekuchen. Ein Schlag folgte dem nächsten, immer wieder tief unter die Gürtellinie. Ich kann jetzt verstehen, wenn Leute nach der Trennung einen radikalen Schnitt machen, ich konnte es damals nicht. Und das ging dann noch weiter: Hab mich 7 Monate danach endlich in ein Mädel verlieben können, das mir dann den letzten Rest gab. Ich war völlig am Ende. Und dann bin ich wieder aufgestanden und fühlte eine unglaubliche Stärke in mir. Kein Frust, keine Rachegefühle, nur das herrliche Gefühl, endlich frei zu sein. Frei von kleinlichen Gedanken, frei von Eifersucht, frei vom Gefühl, ein Waschlappen zu sein, ich hatte das Gefühl, daß ich unglücklich lieben konnte ohne weiter zu leiden.
Ich kann nur hoffen, daß Du Dein Tief bald erreichst und durchschreitest. Es ist eine radikale Methode, die wir uns ausgesucht haben, aber ich würde es heute nicht anders machen wollen. Es ist allemal besser als eine solche Trennung nicht zu verarbeiten indem man ausweicht und so tut als ob nichts gewesen wäre, so tut als ob man sofort zur Tagesordnung übergehen könnte...
cu

26.03.2002 04:03 • #2


A


Die Phantasie ist härter als die Realität

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Hallo Moritz,
ja, Du schreibst sehr gut, fast könnte ich mir vorstellen, dass ich im Regen auf der anderen Seite stand. Ich kenne das Problem. Als mein Mann mir sagte, dass er nichts mehr für mich empfinden und sich von mir trennen würde, hatte ich auch nichts besseres zu tun, als immer wieder zu ihm zu gehen und es mir wieder und wieder sagen zu lassen. So, als würde ein Dolchstoss nicht ausreichen, habe ich mich erniedrigt und gedemütigt. Irgendwie wollte ich es nicht wahrhaben. Ich bin durch unsere gemeinsame Wohnung gegangen auf der Suche nach einem Zeichen von IHR (falls es eine Neue geben würde)und hätte ich eines gefunden, hätte es mich umgebracht, aber ich musste es unbedingt tun. Ich glaube, dass es damit zusammenhängt, dass man es sich vor Augen führen MUSS, damit man es endlich glaubt. Und tatsächlich ist meiner Meinung nach die Phantasie in der Tat schlimmer, als die Wirklichkeit. Ich hätte an Deiner Stelle genauso reagiert. Sieh es positiv: Du hast sie gesehen, Du musst es akzeptieren, versuche selbst einen Neuanfang. Ich wünsche Dir viel Glück dabei! Gruß Bine

26.03.2002 12:29 • #3


E
Hallo Moritz.

Deine Sprache ist so deutlich, wie ein gutes Buch, das einen nach den ersten Zeilen schon in seine Welt gezogen hat. Grade habe auch ich meine Zig. ausgedrückt und bin den schweren Weg zurück gegangen. Die Bilder im Kopf, die ich gesehen habe und die Erinnerung daran, dass ich vor einiger Zeit neben diesem Menschen in dem wunderbaren Film die 2. Hauptrolle gespielt habe. Jetzt ist die Stelle anderweitig besetzt. Jemand anders darf erfahren, was ich so sehr geliebt habe. Was ich so sehr vermisse.
Ja, ich hätte genauso reagiert. Und obwohl mein Partner immernoch bei mir ist, suche ich doch sehr oft nach diesen Dingen, die einem das Unvermeidliche vor Augen führen. In Deinem Fall ist das gut. So kannst Du glauben und dann verarbeiten. In meinem Fall ist die Komponente der Schuldgefühle wesentlich stärker. Du hast es ja angesprochen, das Eindringen in ihre neue Intimsphäre.
Ich kenne das so genau...
Ich weiß nicht, weshalb ich suche, ich weiß nicht, was ich suche. Noch nie habe ich etwas gefunden, aber die Phantasie, es könnte vielleicht, ist manchmal so hässlich und grausam, dass man einfach selbst sehen muss, was dran ist. Und wenn es dann so ist, tut es zwar weh, aber die Wunde ist sauber und kann heilen. Die Phantasie jedoch bohrt immer wieder schmutzig nach, dreht alles hin und her, bastelt sich ein eigenes Konstrukt aus Schmerzen, Hoffnungen, Enttäuschungen, enttäuschten Hoffnungen und neuen Schmerzen. So kann keine Wunde heilen.

Ich wünsche Dir viel Kraft und Mut und Glück!

butterfly


ps.: Mach was aus Deinem Schreibtalent !

26.03.2002 13:20 • #4


E
Hallo Moritz,

deine beschriebene Selbstzerstörung, die Gedanken an den/die Neue, was die beiden machen und das Beobachten wenn möglich (wie bei dir ) denke ich brauchen wir, die Verlassenen, da wir ja noch LIEBEN. Irgendwie versuchen wir diese Liebe in uns zu zerstören. Wie oft habe ich meinen Mann gefragt, ob er mich wirklich nicht mehr liebt. Solange habe ich nachgebohrt bis die Antwort kam. Er liebt nur noch SIE, und SIE liebt ihn mehr als ich ihn je geliebt habe. Ich habe diese Demütigungen in Gesprächen, am Telefon etc. gebraucht - um meine Liebe zu ihm Stück für Stück sterben lassen zu können. Ich denke diese Selbstzerstörung ist ein Teil der Auf- und Verarbeitung der Vergangenheit bzw. um damit abschliessen zu können. Leider tut das sehr sehr weh- aber das brauche ich keinem von euch zu sagen.

Alles Liebe und Gute
Chiara

26.03.2002 14:43 • #5


E
Hallo Moritz!

Schoen hast Du geschrieben...ich denke aber das die Realitaet doch haerter ist als die Phantasie.In der Phantasie kann man immer ausweichen,nicht zu ende denken...das reale Bild kann man nicht aendern,es ist rauh,man kann nicht fluechten...aber man braucht es wohl um die Schmerzgrenze zu spueren,um zu sehen wie sinnlos es ist weiterhin zu lieben,um die letzte moeglichkeit fuer eine Hoffnung auszuschoepfen.

Was es Selbstzerstoerung betrifft,da koennte ich auch ein Lied singen...ich konnte ein NEIN nicht akzeptieren bis ich eine Reise von 1000 km gemacht habe um mich zu versichern...
und es war auch knallhart.-(Ich hab meine Grenzen erreicht...
und die Realitaet gespuert und hab danach einen Cut gemacht aber frag mich nicht wie mein Selbstbewusstsein danach ausgesehen hat...

Ich denke das man sich ueberlegen sollte ob man solche ZUSAETZLICHE reale Bilder sehen und Worte hoeren moechte denn sie druecken maechtig auf das Selbstwertgefuehl und bleiben lange im Herz wie ein Echo das immerwieder weh tut...

Ich hoffe das das Echo in Deinem Herz bald leiser wird!
blue

26.03.2002 16:12 • #6


E
Lieber Moritz,

zuerst mal möche ich mich den Schreibern vor mir anschließen, du hast eine wunderbare Begabung dich auszudrücken und das selbst noch in der Situation des Schmerzes, oder vielleicht gerade deshalb?

Ich glaube wir brauchen diese Erfahrung den Schmerz zu spüren um zu begreifen was passiert, bzw. was passiert ist , und um für uns einen Weg zu finden damit umzugehen. Wir zwingen uns durch diese Hölle, immer und immer wieder, um irgendwann zu spüren dass der Schmerz weniger wird. Ich glaube erst wenn wir da durch sind sind wir bereit unser Leben neu in die Hand zu nehmen.

Ich für meinen Teil werde heute abend selbst wieder durch diese Hölle gehen, weil ich meinen NochEhemann bei seiner Freundin weiß. Weil ich weiß, wenn er spät nach Hause kommt wird ihr Duft, ihr Atem und werden ihre Berührungen in seinen Kleidern und an seinem Körper sein. Auch wenn ich das alles kaum ertragen kann sage ich mir, dass es mich wieder einen Schritt voran bringen wird, einen weiteren Schritt weg von Hoffnungen, Wünschen, Illusionen, Schmerz, Wut, Angst .... einen weiteren Schritt in die Zukunft ... immer weiter und weiter, viele kleine Schritte, bis ich die Vergangenheit eines Tages hinter mir lassen kann und frei sein werde.

Wünsche dir alles Gute auf diesem Weg .... lilac

26.03.2002 16:29 • #7


E
Lieber Moritz und alle anderen,

Patricia Kaas hat in einem wunderschönen Lied all das in Worte gefaßt:

JE VOUDRAIS LA CONNAÎTRE

Je voudrais la connaître
Savoir comment elle est
Est-elle ou non bien faite
Est-elle jolie, je voudrais

Oh je voudrais la voir
Longtemps, la regarder
Connaître son histoire
Et son décor et son passé

C'est étrange peut-être
Cette curiosité
Voir enfin pour admettre
Et pour ne plus imaginer

Oh je voudrais comprendre
Même si ça me casse
Puisqu'elle a su te prendre
Puisqu'elle a pris ma place

J'sais déjà son parfum
Aussi son écriture
Ce mot doux chiffoné
Oublié dans notre voiture

J'veux voir aussi l'hôtel
Si tu y as mis le prix
Si la chambre ét belle
Et si c'était un grand lit

C'est peut-être pas normal
C'est fou comme ça m'attire
Cette envie d'avoir mal
Oh jusqu'au bout, jusqu'à mourir

Oh je voudrais tout savoir
Et son âge et sa peau
Tout ce qui nous sépare
Et nous ressemble, c'est idiot

Et te surprendre avec elle
Quand t'es drôle quand t'es doux
T'écouter lui promettre
Et quand tu lui parles de nous

Je veux te voir encore
T'observer dans la glace
Et quand tu l'embrasses
Rentrer ton ventre oh matador

Je veux vos corps à corps
Tous ces gestes oubliés
Te retrouver encore
Tel que je t'avais tant aimé

Dans ce froid dans ces cendres
Je voudrais rester là
Juste voir et comprendre
Tout ce que je ne suis pas

Ce que je ne suis pas
Oh......
Ce que je ne suis pas


für alle die, die kein Französisch können hier noch die Übersetzung ... sie stammt allerdings nicht von mir :

Ich möchte sie gerne kennenlernen.
Wissen, wer sie ist.
Ob sie gut aussieht.
Ob sie gut gewachsen ist.
Ich möchte sie sehen.
Möchte sie lange sehen.
Möchte ihre Lebensgeschichte kennen,
ihre Vergangenheit, ihre Umgebung.
Ist vielleicht sonderbar, diese Neugier:
aber ich will feststellen, nicht mehr nur mir vor-stellen.
Ich will das verstehen, auch wenn es mich zerbricht.
Sie hat Dich mir weggenommen, meinen Platz eingenommen.
Ihr Parfum kenne ich schon, und auch ihre Schrift:
ein zärtliches Wort, zerknüllt, auf dem Boden unsres Autos.

Ich möchte auch das Hotel sehen.
Ob Du Dir die Sache hat was kosten lassen.
Ob das Zimmer schön war.

Vielleicht ist das nicht normal.
Aber es ist völlig wahnsinnig, wie mich das fasziniert:
diese Lust, mir weh zu tun, bis zum Ende, zum Tod.

Ich möchte alles wissen, was uns unterscheidet:
ihr Alter, ihre Haut. Idiotisch.
Will Dich mit ihr überraschen, wenn Du zärtlich bist zu ihr.
Dich hören, wie Du ihr etwas versprichst, ihr von uns erzählst.
Will Dich im Spiegel sehen, wenn Du sie küßt und dabei Deinen Bauch einziehst, Matador.
Will Eure Körper aneinander geschmiegt sehen, all die vergessenen Gebärden.
Dich noch einmal so wiederfinden, wie ich Dich unendlich geliebt habe.

In dieser Kälte, dieser Asche will ich bleiben.
Sehen.
Und verstehen.


lilac

26.03.2002 16:32 • #8


E
Hallo , Gorami, butterfly, chiara, blue und illac,

vielen Dank für eure Worte, die mir sehr geholfen haben. Ich hätte nie gedacht, dass sich jemand dafür interessiert, und dass ich Antworten bekommen würde.

Und schon gar nicht, dass auch andere solche Erfahrungen gemacht haben. Ich habe mich schon für ziemlich verrückt gehalten.

Früher war mein Verhalten in solchen Situationen völlig anders. Ich habe bei Anzeichen von Seitensprüngen eines Partners (eingebildet oder tatsächlich, wer weiß das genau) meinen Kummer runtergeschluckt und versucht, cool zu erscheinen, zu zeigen, dass mir das nichts ausmacht, dass ich stark und unabhängig bin und niemanden brauche,.... und habe mich zurückgezogen, erst innerlich, was dann auch zu einer Trennung geführt hat. (Das können wahrscheinlich nur Männer verstehen, und nur solche, die noch die Zeiten erlebt haben, als Eifersucht „out“ war.)

Das Ergebnis waren viele unerledigten, unbewältigten, offenen Verknüpfungen in meinem Kopf, die mich in der Zukunft nur belastet haben.

Die Worte von Euch allen haben mich darin bestärkt, mein jetziges Leiden als ein Zeichen der Reife zu verstehen. Ich lasse mich jetzt auf diese Gefühle ein, ohne davor wegzulaufen, oder zur Tagesordnung überzugehen, wie schreibt. Und nur durch diese Durchleiden kann ich aus dieser Krise erneuert hervorgehen, auch wenn es unendlich schmerzlich ist.. (Ach Gott, hört sich das schwülstig an, ist aber so!)

Oh illac,
dein Satz „Auch wenn ich das alles kaum ertragen kann sage ich mir, dass es mich wieder einen Schritt voran bringen wird,..“ hat mir Tränen in die Augen getrieben. Du hast es auf den Punkt gebracht. Und der Text von Patricia Kaas ist großartig. Vielen Dank.

Auch ich wohne noch mit meiner ehemaligen Partnerin H. zusammen. Auch sie geht abends zu ihrem neuen Freund und ich weiß, sie wird in der Nacht nicht zurückkehren. Wir gehen nicht zerstörerisch miteinander um, ich mache ihr keine Vorwürfe, weil ich weiß, dass ich sie in den letzten Monaten wegen meines Jobs vernachlässigt habe. Ich habe Schuldgefühle, weiß, dass mein Verhalten teilweise zu der jetzigen Situation geführt hat, aber jetzt ist es eben zu spät. (Meinst Du auch solche Schuldgefühle, Butterfly?)

Heute hat H. mir gesagt, sie vermisse mich, sie ist auf mich zugegangen und fragte, ob sie mich umarmen kann. Weil ich mich so danach sehnte, habe ich eingewilligt. Wir standen kurz eng aneinander geschmiegt, sie weinte. Ich war hin und hergerissen: Sollte ich mich auf die Gefühle einlassen? Ich wusste: Das ist keine Wiedervereinigung!, denn sie hatte mir noch 10 Minuten vorher gesagt, dass sie IHN liebt, dass es viel mehr als nur ein kurzes Verliebtsein ist.

Ich habe ihren Satz mit dem Vermissen trotzdem geglaubt. Auch für den Verlassenden ist es schwer, er ist sich über seine Entscheidung unsicher, hat auch Schuldgefühle, besonders, wenn er den Verlassenen täglich sieht und sein Leiden mitbekommt. (das habe ich in einem schlauen Buch gelesen, kommt mir aber einleuchtend vor)

Gibt es noch andere Leute, die nach einer Trennung erst mal noch zusammenwohnen und diese Wechselbad erleben?

Vielen Dank für eure Bemerkungen über meinen „Krimi“. Na, ja, ich habe ihn nicht gleich reingehackt, sondern ein bisschen an den Formulierung gefeilt, aber das hat mir geholfen, diese Erlebnis zu bewältigen, meine Gefühle auf den Punkt zu bringen. Es war aber wirklich alles so, nichts erfunden. (Ich lese gerade das allertraurigste Buch, dass es überhaupt gibt, und das ist wohl auch nicht erfunden: „Angelas Ashes“ von Frank McCourt)

Überhaupt finde ich dieses Forum, das ich gestern erst entdeckt habe, wirklich großartig. Genau danach habe ich ein paar Stunden gesucht, in den Suchmaschinen ist es nicht gut angemeldet, da müsste verbessert werden. Es tut unheimlich gut, zu sehen, dass man nicht allein betroffen ist, von anderen Leuten andere Sichtweisen zu erhalten oder andersrum, zu hören, dass man nicht verrückt ist. Ich glaube, ich werde mich hier öfters rumtreiben. Auch wenn es mir heute gut geht, bin ich vielleicht morgen wieder am Boden zerstört, und es dauert bestimmt noch ein paar Monate, bis das kein Thema mehr für mich ist.

Noch mal Vielen, Vielen Dank für Eure Hilfe!

See You!

Moritz

PS:
Wenn ich nicht selber betroffen wäre, würde ich sagen:
Irgendwie ist es hier aber auch wie in einer Reality Soap. Und wir sind die Helden!

Bis dann, vielleicht mal im Chat

27.03.2002 01:07 • #9


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