ich hab mir jetzt erstmal einen Krankenschein genommen. Ich bin jetzt auch noch erkältet, habe die Nacht kaum geschlafen und darf mit dem Infekt sowieso nicht arbeiten. Die Corona-Angst treibt auch in meiner Arbeit kuriose Blüten. Sollten wir früher sogar mit dem Kopf unterm Arm noch arbeiten, so sollen wir jetzt bei den geringsten Erkältungssymptomen sofort zum Arzt. Ich hab wohl nur einen schnöden Schnupfen aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.
Nun wieder zu euren Fragen. Ja, ich hab aus lauter Angst, Schuld und Scham erstmal alle Kontrolle über mich und mein Leben an meinen Mann abgegeben. Er war ja gegen die Kinder, gegen meine Arbeit und überhaupt gegen alles, was ich an Vorschlägen bzgl. unseres gemeinsamen Lebens einbrachte. Also überließ ich ihm nach der Affäre erstmal die komplette Kontrolle. Ich hatte sowieso genug mit mir zu tun und hatte keine Kraft mehr, mich stark zu machen und gegen seine Kontrollsucht zu kämpfen. Er ist ein sehr dominanter Mensch und ich glaube wir waren wirklich nur zu Anfang unserer Beziehung auf Augenhöhe. Als ich die Kinder bekam und auch noch wirtschaftlich abhängig war, verlor ich die komplett. Vielleicht tat mir auch deshalb die Affäre so gut, denn sie war endlich mal wieder mein und nur mein Ding. Es war ein Bereich, wo mein Mann nun wirklich außen vor war. Es war meine Rebellion gegen seine Übermacht vielleicht. Natürlich war das so nicht in Ordnung. Natürlich hätte ich mich lieber von ihm trennen sollen aber meine Güte, ich hatte gerade erst wieder in TZ angefangen zu arbeiten. Unsere Kinder waren noch sehr klein und sie sind es eigentlich immernoch. Sie werden in diesem Jahr eingeschult und dann geht der Stress wahrscheinlich erst richtig los, wenn man anderen erfahrenen Müttern so glauben mag. Sie sind jetzt ganztags im Kindergarten, damit ich Haushalt und Beruf schaffe. Viel Hilfe bekomme ich von meiner Schwester, die aber schon verkündet hat das sie ab der Schulzeit nicht mehr zur Verfügung steht. Wie es dann weiter gehe soll, weiß ich jetzt noch nicht. Meine Eltern sind schon zu alt und die Eltern meines Mannes wohnen zu weit weg. Sie werden auf jeden Fall in den offenen Ganztag gehen müssen. Mein Mann kümmert sich vertragsgemäß nun zwar häufiger um sie aber er hat daran keinen Spaß. Die Zwillis vergöttern ihn trotzdem oder gerade weil er so selten für sie da ist. Er hat seine Arbeitszeiten zwar etwas nach unten korrigiert, geht aber immernoch ca. 50 Stunden die Woche. Und dann hat er noch seine Dienstreisen, Tagungen und seinen Jura-Stammtisch. Da trifft er sich mit Komollitonen einmal im Monat. Außerdem spielt er noch Tennis und ist Mentor für zwei junge Rechtsreferendare in seiner Company. Trotzdem hat er noch Energie, wenn er nach Hause kommt. Wir schlafen mindestens zwei mal die Woche miteinander, was ich ehrlich gesagt nicht mehr genießen kann. Es läuft alles stereotyp ab. Ein kurzes Vorspiel, dann der Akt in Missionarsstellung und dann die Zig. danach. Trotz meiner Bitte, lässt er es sich nicht nehmen, die im Schlafzimmer zu rauchen. Früher hab ich mich dabei gerne noch an ihn gekuschelt. Jetzt gehe ich in der Zeit duschen und schlafe dann mehr schlecht als recht in dem verqualmten Zimmer ein.
Laut unseres Therapeuten musste ich all diese Zugeständnisse erstmal machen, um meinem Mann die Heilung seiner Verletzung zu ermöglichen. Ich befürchte aber das es nun bei all dem bleiben wird. Unsere Ehetherapie ist nun beendet und für meinen Mann ist jetzt auch alles wieder gut. Er erinnert mich nur noch selten an meinen Fehltritt, dann nimmt er mich aber in den Arm und sagt, ich gehöre ja jetzt wieder ihm und bräuchte mir keine Sorgen machen. Das sind die Momente, die ich dann zwar genieße, die mir aber die Luft abschnüren.
Soll das bis an unser Lebensende so weiter gehen? Ist das der Preis für meine Sünde? Ich dachte, ich komme mit all dem klar aber jetzt zweifele ich doch stark. Ich liebe meinen Mann schon noch, wenn auch natürlich längst nicht mehr so, wie früher. Das Bauchkribbeln ist schon lange vorbei und natürlich ähnelt unsere Ehe jetzt eher einer innigen Freundschaft + ! Aber ist das nicht immer so? Gibt es wirklich Leidenschaft auch nach 20 Jahren Beziehung? Ich kann mir das kaum vorstellen. Damit beruhige ich mich auch das sicher alle Paare ähnlich leben wie wir jetzt. Eigentlich kann ich vielleicht sogar dankbar sein das ich unsere Familie retten konnte. Ich lebe ja nicht schlecht. Wir haben ein Haus mit Garten, fahren regelmäßig in Urlaub, wenn auch in den letzten Jahren mein Mann häufig nur tageweise mit konnte. Ich fahre aber gerne mit den Zwillis auf einen Bauernhof an der Ostsee, wo sie den Umgang mit den Tieren sehr genießen. Es ist ein sehr luxuriöser Bauernhof mit eigenem kleinen Wellnessbereich. Wenn die Zwillis z.B. mit den Ponys beschäftigt sind, bin ich oft und gerne lange in der Sauna. Da tanke ich dann wieder auf. Vielleicht sollte ich für Ostern noch schnell etwas buchen. Ich hoffe, der Corona-Virus lässt das zu.
Euch erstmal vielen Dank für eure Hilfe. Ich komme schon wieder auf den Damm!
11.03.2020 14:21 •
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