Ach ja… ️
Weil ich glaube, dass es eine schöne Geschichte ist, teile ich sie mit euch — Warnung, sie wird etwas länger.
Kennengelernt habe ich ihn und seine Clique vor fast vierzig Jahren und ich glaube, ich war von Anfang an in ihn verschossen. Blaue Augen, Poppertolle, supercool (ein bisschen älter als ich), Moped und natürlich umwerfend charmant und lustig.
Wir haben zu der Zeit ständig alle zusammengehangen, hier treffen, da zum See, Party, Grillfeste.
Nur leider hat er, was die Mädels anbetraf, in einer ganz anderen Liga gespielt — und das auch nicht zu wenig. Ich war das kleine babyspeckige Entlein, seine Holden immer schon die “erwachseneren,” die hatten Brüste (!), schminkten sich und waren auf dem ein oder anderen Gebiet halt erfahrener.
Hat ihn nicht davon abgehalten, ab und zu mal zu knutschen und eine Nacht etwas näher mit mir zu verbringen, aber sonst hat er mich und meine bedingungslose Liebe zu ihm tatsächlich verschmäht.
Was hab ich geheult wegen diesem Burschen!
Der Kontakt hielt sich dann bis Mitte unserer Zwanziger immer noch lose, wir haben uns gelegentlich beim Tanzen und auf Konzerten gesehen, auch mal telefoniert. Irgendwie war ich auch da immer noch latent in ihn verknallt, aber hatte mich inzwischen damit abgefunden, dass er mich nicht wollte.
Fast forward.
Über zwanzig Jahre kein Kontakt. Dann ein spontanes Treffen mit den alten Leuten in der alten Heimat, ich lebte seit Jahren weit weg. Ein feuchtfröhlicher Abend in einer Bar, es war für uns alle, als hätten wir uns gestern zuletzt gesehen. Wie das eben so ist, wenn man sich von früher kennt.
Es kam, wie es vielleicht kommen musste. Ich bin zum Rauchen raus, er hinterher, wir lachen und ratschen, und plötzlich knutschen wir recht lange. Und ich schwör: Er hat angefangen!
Ja, der Blitz hatte eingeschlagen, wir sehen uns nochmal auf einen Kaffee zu zweit vor meiner Abreise, schreiben uns viele, viele Nachrichten, telefonieren, ich trenne mich endlich und schnell aus meiner Beziehung (bin nicht stolz drauf, dass es dafür einen Katalysator brauchte!), ein paar kurze Treffen, ich mache für meinen Umzug Nägel mit Köpfen, eine verrückte Zeit war das, im Rückblick.
Dann bin ich wieder da, natürlich davon ausgehend, dass wir schauen, ob sich etwas zwischen uns entwickelt, Zeit zu haben, uns noch einmal neu kennenzulernen. Und vielleicht kam es auch hier, wie es kommen musste: Er meldete sich einfach nicht mehr, hat mich ganz klassisch geghostet.
Über ein Jahr später kam eine sehr ernste Entschuldigung dafür, die ich gerne angenommen habe.
Stand heute? Es ist aus verschiedenen Gründen gut so, dass im zweiten Anlauf nix aus uns geworden ist.
Wir pflegen eine unkomplizierte Männerfreundschaft, sehen uns ein paar Mal im Jahr, telefonieren regelmäßig, reden über alles, was uns bewegt. Er war derjenige, der mich am verständnisvollsten und längsten wegen meines Forengrundes aufgefangen hat, wofür ich ihm unendlich dankbar bin.
Die Verbindung zwischen uns wird immer eine spezielle und sehr nahe bleiben — und ab und zu wird es auch immer noch durchaus flirty, eine gewisse Anziehung lässt sich nicht leugnen. Er ist wirklich ein großartiger Mensch und ich hab ihn sehr lieb. Wenn FG bei mir nicht noch so akut wäre, wer weiß…
Kein Happy End also im üblichen Sinne und gleichzeitig doch wieder eines, weil etwas ganz Wunderbares zwischen uns besteht. Wobei das, so denke ich, weniger mit der Jugendliebe zu tun hat, als mit einem manchmal mehr, manchmal weniger intensiven gemeinsamen Weg, der halt vor so langer Zeit angefangen hat.
08.10.2023 07:58 •
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