@Blattgrün
Ich glaube, mit letzter Gewißheit wird sich das nie sagen lassen, wie es sein kann, daß eine Persönlichkeit emotional so instabil wird. Der Theorie nach hat es mit einer entsprechenden Kindheit zu tun, entweder dauernder Wechsel in der familiären Gefühlslage oder Überfürsorge, Verherrlichung des Kindes (dann wird nur Alles, der Höchstlevel als halbwegs genügend erlebt, sobald auch nur ein kleineres Tief daherkommt, reicht es schon nicht mehr für eine Beziehung und der kleine Prinz oder die kleine Prinzessin zieht gleich ab) oder auch mehr oder weniger gar keine Gefühle (was in dieser kindlichen Not zu einem Kompensationsverhalten führt, das versucht, doch irgendwelche Gefühle aus der Umwelt herauszuholen; passend dazu wäre das, was Du geschrieben hast: warmherzig und beschützend; in dem Fall jedoch gilt dieses Verhalten nicht eigentlich einem anderen, sondern es soll dadurch möglichst viel an Gefühl aus dem anderen herausgeholt werden). Aber auch genetische Veranlagungen mögen eine Rolle spielen.
Alle diese Erklärungen helfen letztlich aber ohnehin nichts. Ich sehe es eher so - das soll nicht despektierlich klingen - wie unterschiedliche Tierarten. Ein Hund ist eben anhänglicher als eine Katze und eine Katze anhänglicher als eine Eidechse. Das kann man nur so hinnehmen. Denn realistischerweise ist eine grundlegende Veränderung der emotionalen Situation und des entsprechenden Verhaltens nicht zu erwarten. Dazu müßte den Betreffenden schon etwas sehr Tiefgreifendes widerfahren, daß es zu einer wirklich Veränderung käme. Allein der Wille dazu, selbst wenn sie ihn hätten, wird nicht reichen.
@Minna
Ich kann nur wieder sagen: Mir ist es ebenso ergangen wir Dir! Auch ich konnte nicht einmal mehr Musik hören, konnte meinem Beruf nicht nachgehen, der mir ansonsten immer viel Erfüllung gebracht hatte, war tatsächlich in einem seelisch toten Zustand.
Allerdings erholt man sich auch wieder, so sehr man das in diesem grauenhaften Zustand nicht glauben und auch nicht hören will. Was wohl daran liegt, daß man sich nicht einmal das Unglück nehmen lassen will, um noch irgend etwas zu haben von diesem so sehr geliebten Menschen.
Aber Du wirst sehen: Wenn Du es nun so nach und nach schaffst, von diesen Hoffungen loszukommen (und damit auch von ihm - was Dich so sehr bindet derzeit, sind ja gerade diese Hoffnungen), dann wirst Du im kommenden Sommer gar nicht mehr glauben können, daß es einmal eine Zeit gab, in der Du diesen Sommer gar nicht mehr erleben wolltest.
Ich verstehe das alles zwar nur zu gut, aber ich kann Dir auch versichern, daß auch dieses Elend einmal ein Ende nimmt und die Lebensfreude in Dich zurückkehren wird. Glücklicherweise heilt sich nicht nur der Körper selber, sondern auch die Seele - wobei man diese Selbstheilung aber natürlich in beiden Fällen bewußt unterstützen und fördern kann.
Und falls Dir noch ein paar Ausrutscher passieren sollten, also daß Du ihm schreibst oder irgendwo nachschaust wegen ihm, dann sei nachsichtig Dir gegenüber! Ist doch egal, wenn Dir das noch hin und wieder passiert. In diesem Zustand, in dem man bedürftiger ist als in sonst einem Zustand, darf man sich auch Schwächen erlauben, ohne deshalb gleich das Gesicht vor sich selber zu verlieren. Geh so mit Dir selber um, wie Du Dir wünschst, daß mit Dir in diesem sehr verletzten und leidenden Zustand umgegangen wird.
Ich hoffe, daß Dir bereits der Aufenthalt in der Klinik Auftrieb geben wird und Deine Lebenskräfte wieder erwachen!
18.12.2017 03:29 •
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