Hallo Zusammen,
okay, ich versuche es und schütze mich so gut es geht.
Also jedenfalls war es dann so, dass wir uns immer an den Wochenenden trafen. Er sagte mir irgendwann, er sei Mediziner, was mich etwas misstrauisch machte, da ich kein Versuchsobjekt sein wollte. Aber er versprach mir, dass er alles nur freundschaftlich betrachtet.
Unsere Freundschaft wurde durch meine Umstände irgendwann sehr vertraut. Es schien so, als hätte ich einen Seelenverwandten in ihm gefunden. Er spiegelte mich enorm. Ich erzählte ihm von der Musik, die ich höre, dass ich vegetarisch esse, keinen Alk. trinke, dies und jenes mag und anderes nicht. Wie durch einen Zufall waren all diese Dinge bei ihm gleich. Das trug dazu bei, dass sich mein Vertrauen zu ihm nach und nach festigte.
Ich lebte damals noch in dem Umfeld des Täters und er wirkte immer wieder auf mich ein, dass es mir nur besser gehen könne, wenn ich dort weg gehe. Also organisierte er mir erstmal einen stationären Klinikaufenthalt an seinem Wohnort. Ich war ihm dankbar und wusste nie, womit ich das verdient hatte.
Ich begann dort dann eine Trauma Intervall Therapie und er besuchte mich jeden Tag. Nun wollte er immer unbedingt alles mitbekommen... Er wollte mit auf mein Zimmer, was natürlich nicht ging und was ich auch gar nicht wollte. Da wurde es zum ersten Mal komisch. Er unterstellte mir mangelndes Vertrauen, was mir Schuldgefühle machte. Aber irgendwann war das Thema dann auch vom Tisch.
Ich hatte zu diesem Zeitpunkt große Schwierigkeiten mit Hautkontakt, trug oft leichte Baumwoll Handschuhe, weil ich mich sehr ekelte. Eines Tages gingen wir durch die Klinikgebäude spazieren, es war der scheinbare Arbeitsort von ihm und er kannte sich dort aus. Wir gingen in die oberen Stockwerke zu den Notausgangstreppen. Er sagte mir, dort hätte man einen super Ausblick über die Stadt. Dort oben fing er an mir sehr nahe zu kommen und er sagte, ich könne nur gesund werden, wenn ich meine Ängste überwinde und Nähe wieder zulasse. Er berührte mich, zuerst an den Armen, Beinen, dann unter meinem Hemd. Ich war wie paralysiert... In mir drin herrschte ein regelrechtes Chaos. Ich ließ das alles zu, weil ich ihm als Mediziner vertraut habe, auch wenn sich das schrecklich anfühlte. Ich vertraute ihm mehr als mir selbst. Zum Glück blieb es dabei und wir gingen dann einfach wieder weiter.
Wenige Wochen nachdem ich dort in dieser Klinik war, kam die Pandemie. Es wurden Besuchsverbote ausgesprochen und die Patienten durften das Klinikgelände nicht verlassen. Das war der Moment, wo es nur noch den Kontakt zu ihm gab, wir waren völlig isoliert.
Ich hatte zu diesem Zeitpunkt jedoch telefonisch noch sehr engen Kontakt zu meiner besten Freundin aus meinem Herkunftsort. Wir telefonierten oft. Irgendwann fragte mich der Mediziner, wer von ihnen beiden in meinem Leben die Nummer 1 sei... Ich sagte ihm ehrlich, dass das natürlich meine beste Freundin sei, schließlich kenne ich sie schon sehr lange und ihn ja quasi kaum, obwohl wir zu dieser Zeit sehr viel Zeit miteinander verbrachten. Das schien ihm zu missfallen... Jedenfalls gab er mir dies subtil zu verstehen. Er betonte, wie viel er für mich tue und wurde in seiner Kommunikation dann immer sehr kühl...
Ich hatte das Gefühl, es verletzt ihn, dass er nicht den Stellenwert in meinem Leben hat, wie meine beste Freundin.
Er wusste von mir, dass ich es nur schwer aushalten kann andere Menschen zu verletzen. Eine solche Situation macht mir Angst, da ich damals glaubte, dass genau eine solche Verletzung die damalige Gewalterfahrung provozierte. Er wusste, dass ich damit nicht umgehen kann, wenn er mir das Gefühl gibt, ich sei nicht dankbar genug und würde ihn verletzen.
Wenn ich offen ansprach, dass ich das Gefühl habe, dass er da komisch ist, bekam ich immer nur die Antwort, ich solle nicht so viel denken, ich missverstehe das aufgrund meiner Traumatisierung. Natürlich zweifelte ich keines seiner Worte an, schließlich war er ja vom Fach...
(und jetzt brauche ich wieder eine Pause, entschuldigung )