Gestern war er da. Es gab zuerst wieder ein Wort das andere - wieder heftigen Streit. Dann hat er plötzlich darauf gedrängt, dass wir jetzt vernünftig miteinander reden und er seine Version der Geschichte loswerden kann. Nach langem hin und her habe ich mich seinem Drängen schließlich gefügt.
Das Gespräch war wichtig und es tat dahingehend gut, dass wir uns zumindest auf die letzten Meter noch insofern in die Augen sehen können, dass wir hier einen vernünftigen Cut hinbekommen. Er nimmt jetzt wenigstens seinen Hund mit zu seinen Eltern, so dass ich zumindest eine kleine Baustelle weniger habe.
Aber das Gespräch hat meine Wunden wieder sehr aufgerissen. Ich fühle mich wie in den ersten Tagen des Kummers. Er bleibt dabei, dass er Abstand will und mich weiterhin nicht sehen und wenn ich ausgezogen bin gar keinen Kontakt mehr zu mir möchte. Ich kann das auf der einen Seite gut verstehen, weil ich weiß, was ich - durch die Emotionen gesteuert - für ein Monster war, aber ich fühle mich so schäbig. Ich schäme mich dafür, ihn so weit getrieben zu haben - das tut mir doppelt weh, weil ich weiß, wie sehr ich ihn verletzt habe - ohne dass ich das eigentlich wollte.
Die Art, wie er mich gestern im Auto so prüfend von der Seite angesehen hat... ich weiß nicht warum und habe auch jede Art des Kontaktes - auch in Form von Berührungen gar nicht erst zugelassen - konnte ich einfach nicht - aber das reißt alles wieder auf. Alles von dem ich dachte, ich hätte es halbwegs akzeptiert und könne damit umgehen.
Nach dem Gespräch bin ich nochmal losgefahren, um die Worte sacken zu lassen und mich für einen Moment zu entspannen. Er war noch hier zu Hause. Gerade als ich kam muss er gefahren sein.
Er rief mich an, und fragte mich, ob jetzt alles wieder OK sei und wir einen Schwamm darüber tun können. Ich habe ihm gesagt, dass es gut und schön war, dass wir nochmal reden konnten, aber dass es weder an der Situation als solche, noch an den vielen Verletzungen und Vorfällen von beiden Seiten etwas ändere. Er reagierte verunsichert und fragte mich, ob ich jetzt immer noch sauer auf ihn wäre. Natürlich bin ich das nicht, aber es ändert wie gesagt nichts an all dem kaputten, den vielen Scherben - das habe ich ihm auch so gesagt. So ganz bin ich da nicht schlau aus ihm geworden - muss ich aber auch nicht.
Ich bin dann ins Bett und wieder rief er mich an - hatte mein Handy aber lautlos und habe es nicht gehört. Danach eine SMS, ich hätte ihn nochmal angerufen - hatte ich aber gar nicht. Ich war müde von der vielen Fahrerei, und wollte einfach nur noch schlafen. 3 Minuten später klingelte das Festnetztelefon - auch da bin ich nicht ran gegangen - ich wollte nur schlafen. Das sind so völlig kleine und eigentlich unwichtige Dinge, aber diese kleinen unscheinbaren Dinge haben die riesige Konsequenz, dass ich wieder anfange mich zu fragen, ob er jetzt plötzlich doch wieder den Kontakt zu mir sucht, oder sich wirklich einfach nur Sorgen gemacht hat.
Wie gesagt, es reißt eben alles wieder auf und damit geht es mir überhaupt nicht gut. Wahrscheinlich muss ich mit meiner Trauerarbeit jetzt wieder von vorn anfangen... Aber die klärenden Worte sind es mir wert, auch wenn mich der Schmerz jetzt gerade wieder auffrisst und die Augen wieder mal knallrot unterlaufen sind vom vielen Weinen...
01.03.2015 10:43 •
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