Hallo Emma,
die Folgen einer Trennung sind bei jeden Menschen sehr individuell ausgeprägt, auch wenn sich, wie hier in den Beiträgen, sicherlich einiges ähnlich oder gar gleich darstellt.
Unbestreitbar ist wohl, dass sich der Mensch verändert, hier meine ich vor allem die Person, die verlassen wurde. Ich kann hier aber nur für meinen Fall sprechen. Ich bin nach über 12 Jahren Ehe ersetzt/ausgetauscht worden, über Nacht, ohne Vorwarnung. Aber: Nach reichlich Zeit, Reflektionen und vielen Gesprächen habe ich erkannt: Die Ehe war schon länger eingefahren, der Alltagstrott wurde akzeptiert, vielleicht auch ignoriert, und meine Ex lernte durch die Arbeit ihren neuen Partner kennen, was zwangsläufig früher oder später passieren musste.
Ich gehe mal nicht auf Einzelheiten ein, es gab gute und schlechte Tage, aber diese Ehe, so traurig ich auch bin, dass sie scheiterte, möchte ich nicht missen.
Als Folge dieser Trennung/Scheidung habe ich mich selbst besser kennen lernen können. Ich achte mehr auf mich, meinem Körper, meine Gesundheit. Totgeglaubte Hobbies und Kontakte wurden, wenn möglich, reaktiviert (war mit der größte Fehler meinerseits). Ich bin jetzt seit 2,5 Jahren getrennt, seit 1,5 Jahren geschieden. Da ist/war einiges auf der Strecke geblieben.
Wenn man sich fragt, wen hat es besser getroffen - keine Ahnung. Über meine Ex mache ich mir absolut keine Gedanken mehr, regle nur noch das, was mit ihr zu regeln ist und gut. Ich höre durch gemeinsame Bekannte/Freunde hin und wieder etwas, aber ich frage nicht nach oder interessiere mich dafür. Sie hat ihr Leben, ich meines. Punkt. Ende. Aus.
Was hat sich seither geändert? Nun, abgesehen von vorigem werde ich anspruchsvoller sein, sollte ich nochmal eine neue Beziehung anstreben. Ich habe in meiner Ehe sehr viel erlebt und manches muss ich nicht noch mal wiederholen. Ich habe drei Kinder mit aufgezogen, nochmal würde ich das vermutlich nicht machen, es ist sehr anstrengend mit einer großen Portion Verantwortung. Sie sind groß, erwachsen, haben ihr Leben - in diesem Fall habe ich also meine Arbeit vollrichtet. Würde ich eine Frau kennen- und lieben lernen, die auch schon Kinder hat bzw. mitbringt, wäre das aber auch kein Problem, denn wichtig ist der Zusammenhalt, das Vertrauen - meine Ex brachte drei Kinder in die Ehe, gemeinsam war uns leider keines vergönnt, was aber zumindest für mich kein Problem war (eher für meine Ex). Ich liebe sie wie meine eigenen und wir haben weitestgehend ein sehr gutes Verhältnis.
Ich würde mehr darauf achten, dass eine Freundin zu mir passt, was Interessen, Hobbies, aber auch Gedanken und Zukunftspläne betreffen. Ich würde (vermutlich) nicht noch mal heiraten und befürworten, dass jeder seine Wohnung behält und man nicht zusammen zieht. Nach der Scheidung musste ich fast von Null anfangen, ist einerseits schön, aber andererseits auch sehr hart. Ich habe mich Stück für Stück ins Leben zurück gearbeitet und möchte dieses nicht wieder gefährden oder gar verlieren. Ich lebe in kleinerem bescheidenen Rahmen, bin aber zufrieden, glücklich, komme mit Haushalt, Arbeit und drei Tieren gut zurecht und finde auch Zeit für mich - ist für mich absolut okay und ausreichend.
So hart es klingt, Tiere sind die vermeintlich besseren Lebensabschnittsgefährten, sie sind (zwangsweise) bei mir, bis sie sterben. Menschen kommen und gehen, man sollte vielleicht nicht zu sehr darauf etwas geben, wenn man jemanden an seiner Seite hat - sie könnte schon morgen wieder weg sein. Beziehung heißt Arbeit, Entwicklung, Auf´s und Ab´s, niemand weiß, ob etwas ewig hält. Hier in den Foren wurde schon manches mal diskutiert, dass es keinen perfekten Partner gibt, sondern mehrere geeignete Menschen. Dem schließe ich mich nunmehr auch an.
Der Wortlaut bei der Eheschließung: ...Bis der Tod uns scheidet... hat für mich keine Bedeutung mehr, weil die Scheidung in vielen Fällen leider VORHER kommt. Man braucht nicht auf den Tod zu warten... Daher besser nicht heiraten, wenn man meint, dadurch ewig bis zum Tode mit einen Menschen zusammen zu sein - ist ein Trugschluss.
Eine neue Beziehung würde ich mir nunmehr ganz anders vorstellen als zuvor, dass ist meine größte Konsequenz aus der Scheidung. Ich werde nicht sagen, dass ich niemals mehr eine Partnerin haben werde, aber ich werde es nicht forcieren. Denn dazu gehören immer zwei Menschen. Vielleicht ergeben sich Dinge, vielleicht nicht. Da muss halt viel zusammen kommen.
Ich werde gerne und oft flirten, aber niemals einer Frau wehtun, wie mir wehgetan wurde.
Ich werde versuchen, jeden Tag zu genießen, ohne traurig zurück zu blicken. Die Vergangenheit kann ich eh nicht ändern.
Ich möchte und werde leben, denn es ist mein höchstes Gut.
Ich werde nicht zweifeln, denn Niederlagen gehören wie Siege zum Leben. Das wird sich nie ändern.
Die Altlasten, die (leider) noch immer bestehen, müssen komplett erledigt sein. Erst dann wäre ich wohl für eine etwaige neue Beziehung bereit. Keine neue Frau an meiner Seite soll auch nur ansatzweise leiden, weil ich noch was aus der Ehe bzw. der vorherigen Beziehung mitschleppe. Das wird dauern, vielleicht auch schwer werden, aber ich denke, das ist nur fair und auch gut für das eigene Seelenheil.
Ich werde weniger Kompromisse machen und meine Bedürfnisse auch kundtun. Das sollte auch meine Partnerin machen. Es wird keine Vergleiche zu meiner Ex geben, denn jeder Mensch ist individuell. Und das ist auch gut so!
Ich möchte glücklich werden und wünsche mir das auch für meine zukünftige Mrs Right. Das alles sind Punkte, die ich nach der gescheiterten Ehe heraushebe und als Folge, wie Du es nennst, definiere. Ich wünsche Dir, liebe Emma, dass auch Du eines Tages wieder glücklich wirst, nicht zurück blickst, sondern voll ins Leben durchstartest. Das hat jeder von uns hier verdient.
L.G.
Udi 74
06.07.2017 16:21 •
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