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Die eigene Schuld

R
Mein lieber Schatz,

so werde ich dich nie wieder ansprechen dürfen. Das wirst du gar nicht mehr zulassen. Aber in meinem Inneren wirst du es für immer bleiben. So viele schöne Jahre des Vertrauens, der Zweisamkeit und der Freude haben mir bzw. uns so gut getan. Was hätte schon schief gehen können?

Und doch kam es anders. Ich könnte es mir einfach machen und die Schuld woanders suchen. Aber nein, mittlerweile habe ich begriffen, dass ich alleinig die Verantwortung für das Scheitern unserer Beziehung zu übernehmen habe. Ich hatte alles. Einen liebevollen Mann und Vater unserer tollen Kinder, Freiheit und berufliche Selbstverwirklichung. ich könnte unendlich fortfahren. Und trotzdem schien es mir wohl nicht genug oder ging es mir einfach zu gut?

Heute, verfluche ich jeden Tag an dem ich diesen Mann traf, der dafür sorgte, dass ich alles was mir lieb war verlor. Nicht weil er dafür verantwortlich ist, sondern weil ich es zugelassen habe, mit dem Feuer spielte und schlussendlich die Kontrolle über mich selbst verlor. Wie konnte es nur so weit kommen? Wie eine naive Pubertierende zog er mich immer mehr in seinen Bann. Seine Größe und Muskeln, die Tattoos, dieses streng riechende After Shave, seine Aufmerksamkeit, diese Leichtigkeit, der andere Humor, seine Stimme, seine Tanzaffinität. alles was ich vorab zum Teil an Männern nicht mochte zog mich auf einmal magisch an.

Während du meine Launen ausgehalten hast, der Rückhalt und die Unterstützung für unsere Familie warst und ich deine Bemühungen ablehnte, da suchte ich andere Wege. Wege bei denen du nicht dabei sein solltest obwohl du mich jederzeit unterstützt hättest auch diese Phase meines/unseres Lebens zu meistern. Ich könnte die Veranwortung auf die Wechseljahre schieben, die Zeit als du mich in den Arm genommen hast, weil ich grundlos begann zu weinen und selbst dafür keine Erklärung hatte. Aber das will ich nicht. Hormone für mein Verhalten voranzuschieben wäre feige und würde dem was ich dir angetan habe nicht gerecht werden.

Mit etwas Abstand kann ich mittlerweile soviel reflektieren, dass ich ausbrechen wollte. Ich hatte alles und doch schwangen 20 Jahre des Alltags einher, trauerte ich vergebenen Möglichkeiten und Erfahrungen nach, wollte alles im Rausch des Egoismuses und der Verliebtheit nachholen. Ganz ohne Rücksicht auf Verluste lebte ich mich aus. Monat für Monat. und verletzte dich dabei zutiefst.

Da die Kinder bereits ausgezogen waren, musste ich auch keine Bedenken haben, dass es auffliegen würde. Und du hast auch in dieser Zeit stets die Größe gezeigt die ich habe vermissen lassen. Mein vorübergehender Auszug fiel so nicht auf und im Nachgang frage ich mich täglich wie es dir ergangen sein muss. Alleine in den eigenen vier Wänden zu sitzen während ich. meinem Spaß fröhnte. *heul*

Und nun bin ich aufgewacht. Viel zu spät. Habe dich, das wichtigste in meinem Leben, für immer verloren.
Ich erwarte kein Mitleid. das habe ich nicht verdient. Und nun kreisen meine Gedanken stetig nur um dich. Tag für Tag lebe ich mit meiner Schuld, kann nicht mehr schalfen und nichts essen. Ich hasse mich dafür.

Ich wünschte es wäre nur ein Albtraum und ich würde aufwachen und die Nähe und Geborgenheit von dir spüren und beruhigt weiterschlafen. So wie wir es über 20 Jahre lang glücklich getan haben.

Bitte verzeih, du wirst für immer die Liebe meines Lebens bleiben.

Es tut mir leid!

08.07.2021 09:48 • x 25 #1


U
was mich interessiert:

hast du das mit der Affäre beendet, hat die Affäre es beendet?
Wie war der Abschluss?

08.07.2021 10:31 • x 2 #2


A


Die eigene Schuld

x 3


Simone1978
Liebe TE, wie lange ist eure Trennung nun her? Hat er eine neue Partnerin und weißt du, wie es ihm geht?

08.07.2021 10:34 • x 1 #3


R
Zitat von unwissend:
was mich interessiert:

hast du das mit der Affäre beendet, hat die Affäre es beendet?
Wie war der Abschluss?


Irgendwann wird die rosarote Brille doch wieder durchsichtig und man sieht klarer mit wem man es zu tun hat und dass man nur ein Spielball war.

Ich habe es beendet und es fiel mir nicht mehr schwer. Viel schlimmer waren bereits die Gedanken an meinen Mann.

Zitat von Simone1978:
Liebe TE, wie lange ist eure Trennung nun her? Hat er eine neue Partnerin und weißt du, wie es ihm geht?

Die Affäre begann vor 1,5 Jahren und zog sich über Monate hin.
Er hat keine neue Partnerin. Zumindest weiß ich davon nichts.
Wie es ihm geht? Vermutlich nicht gut. Ich lebe mittlerweile in einer eigenen Wohnung, sehe ihn daher seit ein paar Monaten nicht so oft bis gar nicht. Das macht es für mich umso schlimmer. Und wenn, dann ist da eine Mauer, eine Art Schutzschild welches er aufgezogen hat. Wobei er jedoch stets versucht neutral zu wirken und sich nichts anmerken zu lassen.
Ich hätte so gerne einen Grund ihn öfters zu sehen...

08.07.2021 10:44 • #4


M
Kämpfe um deinen Mann oder hast du das und er kann nicht verzeihen?

08.07.2021 10:48 • x 1 #5


U
Zitat von rachel123:
und dass man nur ein Spielball war.

du warst ein Spielball für deine Affäre?

08.07.2021 10:49 • x 1 #6


R
Zitat von unwissend:
du warst ein Spielball für deine Affäre?

Ja, du hast Recht. Ich wollte das Spiel ja.
Ich habe einfach im Hier und Jetzt gelebt, wollte dass dieses aufregende Gefühl nicht endet. Im Nachgang hat er natürlich nicht mehr in mir gesehen als eine Frau die ihm alles gibt. Aber ich trage die Verantwortung. Er war ja nur egoistisch unterwegs. Genauso wie ich. Da hast du vollkommen Recht.

Zitat von Melanie35:
Kämpfe um deinen Mann oder hast du das und er kann nicht verzeihen?

Wie soll man so etwas so schnell, wenn überhaupt jemals verzeihen können. Ich habe ihn mit meiner launischen Art zermürbt und zur Krönung auch noch gedemütigt, ihm vor Augen geführt dass er mir nicht genug ist, seine Männlichkeit begraben, wenn ich dies formulieren darf. Dazu unseren liebevollen Umgang und unsere Vertrautheit durch meinen Egoismus und meine Kälte ihm gegenüber zerstört. Was soll er denn noch in mir sehen?

08.07.2021 11:24 • #7


meineMeinung
Zitat von Melanie35:
Kämpfe um deinen Mann oder hast du das und er kann nicht verzeihen?

Zitat:
Ich habe ihn mit meiner launischen Art zermürbt und zur Krönung auch noch gedemütigt, ihm vor Augen geführt dass er mir nicht genug ist, seine Männlichkeit begraben,


Ich kann da nur sagen, lass den armen Kerl in Ruhe. Nachdem, was du da andeutest, hat Kämpfen keinen Zweck.
Da ist es meiner Meinung nach nicht mehr möglich, irgendein Vertrauen aufzubauen. Er würde sich immer wieder als Versager fühlen, einer, der einer (oder seiner) Frau nicht reicht. Ein Lückenbüßer bis zur nächsten Gelegenheit.
Vielleicht liebt er dich noch irgendwo aber die Enttäuschung und Verbitterung, vielleicht sogar Hass werden überwiegen.

Tu ihm den größten Gefallen, den du ihm noch tun kannst, lass ihn in Ruhe!

08.07.2021 11:33 • x 8 #8


U
Zitat von rachel123:
Er war ja nur egoistisch unterwegs. Genauso wie ich. Da hast du vollkommen Recht.

du weißt also, worauf ich hinaus wollte..
macht irgendwo den Eindruck, dass du nur zurück zum Mann willst/dich sehnst, weil du nur ein Spielball warst.
Bist du ehrlich zu dir selber?
Wärst du so reumütig, wenn deine Affäre bei dir geblieben wäre und alles super zwischen euch wäre?
ich denke nicht.
du willst kein Mitleid, für mich klingt das eher nach schlechtem Gewissen.
Dein loyaler Mann ist dir gegenüber jetzt nicht mehr loyal, der Spielball ist aufgeprallt und nun sitzt du platt am Boden.

Kämpf um deinen Mann, wenn es sich richtig anfühlt.
aber ich finde, dass du deinen Mann ziehen lassen solltest.

08.07.2021 11:35 • x 6 #9


MrXYZ
Der Drops ist gelutscht, da ist eine Réunion ziemlich schwierig bis unmöglich, jedenfalls, wenn der Mann sich etwas wert ist bzw. seinen neuen Wert aufbaut und ihn beibehalten möchte und ihn nicht wieder verlieren möchte.

Wenn man mit dem Feuer spielt, weiß man, dass es zu eine Verbrennung kommen kann und eine anschließende Narbe verbleiben kann und in diesem Falle ist es eine recht große Narbe und wir wissen ebenso alle, dass diese Narbe niemals vollständig verheilen wird und man sie einem immer vor Augen bleiben wird.

Ich persönlich würde damit abschließen und dem Weg des Lebens weitergehen, oder aber ordentlich Zeit vergehen lassen und schauen, was die Zeit bringt, oder auch nicht.

Alles gute

08.07.2021 11:44 • x 4 #10


R
Zitat von meineMeinung:
Ein Lückenbüßer bis zur nächsten Gelegenheit.

Er wäre garantiert kein Lückenbüßer bis zur nächsten Gelegenheit. Davon bin ich geheilt.
Aber klar. Warum sollte er mir das überhaupt glauben. Ich würde dies wahrscheinlich auch nicht.

Zitat von unwissend:
Wärst du so reumütig, wenn deine Affäre bei dir geblieben wäre und alles super zwischen euch wäre?

Ich stelle mir selbst viele Fragen und versuche zu erarbeiten wie es soweit kommen konnte. Bin hierbei auch noch nicht am Ende angelangt.
Ich suchte nicht nach einer anderen Beziehung. Ich wollte einfach, ja wie nennt man es am besten, den Kick bzw. meinen Rappel ausleben und egoistisch mal ausbrechen. Vielleicht einfach mal was Dummes und Unvernünftiges tun. Das ist mir ja auch gelungen.

08.07.2021 11:50 • x 2 #11


S
Hallo rahel,

Du schreibst sehr ehrlich, das imponiert mir.

Fehler machen wir alle. Wichtig ist nMm erst einmal, dass Du Dir selbst verzeihst.

Dein Ehemann muss Dich wirklich über alle Maßen geliebt haben. Wenn Du nun diese Liebe zu würdigen weißt, annehmen könntest und Dir nichts mehr bei ihm fehlen würde, könnte ich mir vorstellen, dass auf Dauer doch noch eine gereifte Wiederannäherung Deines Mannes und Dir möglich wäre. Aber das ist leider nur mein Empfinden, nicht unbedingt die Realität.

Ich wünsche Dir ganz, ganz viel Kraft!

08.07.2021 11:53 • x 2 #12


A
Was ich nicht ganz verstehe. Du schreibst, du warst kalt zu deinem Mann und hast seine Männlichkeit untergraben.
Hast du ihm deine Affäre unter die Nase gerieben? Ich verstehe den Rappel nach einem Kick oder Ausbruch ein wenig, aber wie hat dein Mann davon erfahren und wie hast du dich in dieser Zeit ihm gegenüber verhalten - offen gemein und gehässig oder hast du deine Affäre still genossen und es ist irgendwie herausgekommen?

08.07.2021 12:03 • #13


B
Hallo, ich möchte dir ein bisschen von deinem Schuldkomplex nehmen. Zum scheitern einer Beziehung gehören 2 Menschen, 50 50 tragen beide dazu bei. Ich an deiner Stelle würde mit meinem Mann sprechen. Oder einen Brief schreiben?

08.07.2021 12:08 • #14


R
Zitat von AllesBestens:
Was ich nicht ganz verstehe. Du schreibst, du warst kalt zu deinem Mann und hast seine Männlichkeit untergraben.
Hast du ihm deine Affäre unter die Nase gerieben? Ich verstehe den Rappel nach einem Kick oder Ausbruch ein wenig, aber wie hat dein Mann davon erfahren und wie hast du dich in dieser Zeit ihm gegenüber verhalten - offen gemein und gehässig oder hast du deine Affäre still genossen und es ist irgendwie herausgekommen?

Seine Männlichkeit habe ich durch die Affäre an sich untergraben. Hierdurch habe ich ihm doch gezeigt, dass er mir nicht mehr genügt. Zumindest doch wohl aus männlicher Sicht.
Mit Kälte meine ich meinen Egoismus. Mit mir war nicht zu reden. Ich hatte die rosarote Brille auf.

Mein Mann hat gespürt dass ich mich verändert habe und Fragen gestellt. Am Anfang habe ich alles abgeblockt. Aber irgendwann war es dann zu erdrückend. Ich traf den anderen ja dauernd. Ich habe herumgeiert, gesagt dass ich selbst nicht wüsste was mit mir los sei aber ich nichts dagegen machen könnte. Das entsprach ja auch der Realität. Unter die Nase gerieben habe es ber so wie es du verstehst nicht.

08.07.2021 12:11 • #15


A


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