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Die eigene Schuld

A
Hallo Rachel123...

Ich lese schon eine Weile in diesem Forum mit, in den letzten Tagen habe ich deinen Post verfolgt.
Es hat mich etwas Überwindung gekostet, da mein Thema noch sehr frisch ist, aber vielleicht hilft es dir, mal die einen Blick auf die andere Seite zu werfen.

Ich bin die betrogene Ehefrau. Ende letzten Jahres ging es los, aufgeflogen ist die Affäre meines Mannes im April.
Wir sind 13 Jahre zusammen, 9 verheiratet mit 2 Kindern, die noch in pflegebedürftigem Alter sind.

Ich will hier gar nicht so viele Eckdaten schreiben, natürlich hat es gekrieselt, Corona, im nachhinein die Affäre etc..
Aus einer glücklichen Beziehung steigt vermutlich keiner aus.

Nun denn, nach dem ersten auffliegen der Affäre, wo mein Mann nur zugegeben hat, dass er unglücklich verliebt ist und mir unter Tränen versichert hat, dass er ALLES TUT um diese Ehe zu retten, wollte ich ihm gern glauben. Knappe 3 Wochen später Chat offen gelassen mit klaren Inhalten. Dann kam die ganze schäbige Wahrheit ans Licht. Von wegen unglücklich verliebt.
Um es kurz zu machen. Belogen, beschissen, vor der Anderen durch den Kakao gezogen, inklusive Familienangelegenheiten.
Es folgten einige Wochen an denen ich so am Boden war, dass ich sterben wollte, nur damit dieser Schmerz aufhört. Ich habe gefleht, geflucht etc. das ganze Programm. Und irgendwann, dank meiner unendlich tollen Familie, Freunde und Arbeitskollegen, bin ich nach und nach wieder aufgestanden. Es sind jetzt ca. 4 Wochen auf einem ganz anderen Weg. Wir wohnen noch zusammen bis zum Umzug, gehen uns aber aus dem Weg. Da wir Kinder haben müssen wir uns auch einfach am Riemen reißen. Ist nicht immer einfach, klappt aber irgendwie.

Und jetzt kommt der Teil, der für dich interessant sein könnte.
Ich bin nicht nur aufgestanden, ich bin wieder ich selbst. Das ich, dass alles allein kann, das ich, dass Freunde hat. Ich fühle mich wieder so lebendig, wie lange nicht mehr. Ich merke jetzt, dass ich in dieser Ehe fast nur Mutter und Hausfrau war. Ich habe mich selbst auf diesen Teil reduziert. (Für alle die jetzt klingeln im Ohr haben! Ja, im nachhinein ist mir klar, dass diese Trennung, die ohne die Affäre nicht zustande gekommen wäre, für mich auch eine Befreiung war.)
Ich leben wieder, fühle mich und meine Bedürfnissen wieder, finde zur alten Stärke zurück. Ein tolles Haus für mich und die Kids finden, Kids auffange etc. das habe ich alles gewuppt.
Inzwischen bin ich wieder so weit, dass ich flirte, ich sehe die Männer in meinem Umfeld plötzlich wieder. Ich gehe gerade, weiß, wer ich bin, was ich kann. Körperliche Symptome, die sich Jahrelang eingeschlichen haben sind verschwunden. Jeden Tag mache ich einen kleinen Schritt und genieße es. Klar gibt es auch die schlechten Tage, aber die Abstände werden größer.
Und mein Ex? Der zerbricht gerade an diesem Zustand. Denn er hat diesen Schritt noch vor sich, auszug, allein sein, die Kids nur noch an bestimmten Tagen sehen. Mit der Next herrscht Funkstille (angeblich) ich denke das sie im Hintergrund noch existiert. Ist aber auch egal.
Manchmal tut er mir leid. Aber genau das hat er gewollt. Inzwischen ekel ich mich vor ihm, er stinkt, also ich kann ihn nicht mehr riechen. Manchmal falle ich zurück in Erinnerungen, aber das kommt nicht zurück. Zurück ist ein Ort, den es nicht gibt. Vertrauen kommt nicht zurück. Er war der Mensch, dem ich voll und ganz vertraut habe, dass ist ein Privileg, dass er zerstört hat. Ich hätte Mitleid mit ihm, aber nicht mehr, wenn er zurück wollen würde. Und nachdem er denn, wenn überhaupt tatsächlich die Next los ist, dann zurück zu wollen? Schon mal etwas von Stolz gehört! Sicherlich sind da ganz viele Faktoren am Werk. Aber meine aktuelle Sicht der Dinge sagt ganz klar: lass deinen Exmann einfach in Ruhe. Es gibt so viel Reflektion in dieser Phase, dass geht alles so schnell. Lass ihn da durch gehen, gehe selbst erste einmal diesen Weg. Denn der Tag wird kommen, an dem er bekommt, was er verdient hat. Ob du das sein wirst? Vielleicht!

LG und alles Gute für deine Zukunft

09.07.2021 06:12 • x 11 #121


unbel-Leberwurst
Zitat von Felica:
Genau. Es ist eine ganz andere Er.o.tik zwischen 2 Menschen, wenn sie nicht den Alltag 24/7 teilen.


Ja, sie ist anders.
Aber nicht zwingend besser...

Das Problem ist doch oft folgendes (Achtung Verallgemeinerung mit gleichzeitiger Überspitzung):

Wenn eine Frau bei der Wahl eines langjährigen Partners die Wahl zwischen einem netten verlässlichen Mann (Typ 1) einerseits und dem coolen Motorradtypen/Alphamännchen (Typ 2) hat, wählt sie oft Typ 1, weil der für Haus und Kinder mehr Verlässlichkeit bietet.

Am Anfang ist alles toll und schön, aber irgendwo nach Jahren auch langweilig. Das ist dann die Chance für Typ 2. Zwar nicht wirklich beziehungsfähig, steht aber für die Freiheit, die zwischendurch vermisst wird. Oder eben auch die Art von S., für die der eigene Mann zu lieb ist (oder nicht in diese Rolle soll, obwohl er das durchaus mal will. weil er in der netten Rolle bleiben soll).
Typ 1 kann in der Beziehung durchaus alles richtig gemacht haben, seine Frau immer gut behandeln, toller Papa sein, sich um vieles kümmern, sogar romantische Wochenenden planen.
Nützt ihm unter Umständen aber alles nix, wenn er den Typ 2 zu wenig bedient.
Das wäre dann der einzige Fehler, den er gemacht hat.

Es ist das altbekannte Problem, dass ein Partner nie 100% der Bedürfnisse des anderen abdecken können. Einige sind dann eben mit den zB 70% zufrieden, andere suchen sich dann auswärts eine Ergänzung, um die 100% erfüllt zu bekommen.


Im vorliegenden Fall haben wir dann ein böses Erwachen, weil die 70% nun weg sind und die paar Prozentpunkte, die der andere bedient hat, da gar nicht mithalten können.

09.07.2021 07:34 • x 8 #122


A


Die eigene Schuld

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StillerLeser
In vielen Fällen ist es wahrscheinlich einfach nur die Sehnsucht nach was Anderem, Neuem, Aufregenderem. Egal, wie gut der Partner ist.

09.07.2021 08:04 • x 2 #123


B
Zitat von Felica:
Darüber denke ich viel nach. Und ich glaube, es gibt nicht die eine richtige Antwort.

Ich bin ja für offene Beziehungen. Aber ich habe mit Eifersucht nicht viel am Hut. Es ist aber eine Lebensform die nicht vielen gelingt.
Dazu setzt es viel Vertrauen in den Partner vorraus und auch Disziplin.

09.07.2021 08:32 • #124


F
Zitat von unbel Leberwurst:
Ja, sie ist anders.
Aber nicht zwingend besser...

Richtig. Und im Nachhinein auch der totale Quatsch.

09.07.2021 08:50 • #125


unbel-Leberwurst
Zitat von Felica:
Richtig. Und im Nachhinein auch der totale Quatsch.


...aber eben erst im Nachhinein.
In dem Moment/Zeitraum überlagert es erst mal alles.

09.07.2021 08:56 • x 2 #126


B
Zitat von Felica:
Richtig. Und im Nachhinein auch der totale Quatsch.
Mit Affairen wird es immer so sein,dass man erst hinterher erkennt was man evtl für immer zerstört hat. Nicht jeder hat das Glück einen Partner zu haben der entspannt damit umgeht. Viele Betrogene verlieren für immer das Vertrauen und lassen manchmal auch neue Partner emotional nicht mehr an sich ran.
Leider kann man davor keine Prognose stellen was Betrug bei Betrogenen und auch bei manchen Betrügern auslösen kann

09.07.2021 08:56 • x 3 #127


F
Zitat von unbel Leberwurst:
...aber eben erst im Nachhinein. In dem Moment/Zeitraum überlagert es erst mal alles.

leider.....

09.07.2021 09:50 • #128


R
Zitat von unbel Leberwurst:
...aber eben erst im Nachhinein.
In dem Moment/Zeitraum überlagert es erst mal alles.

Dem muss ich leider zustimmen.

Zitat von unbel Leberwurst:
Wie lange ist das jetzt her?
Was ist danach passiert?
Hat er dich rausgeworfen?
Ist die Beziehung seinerseits endgültig beendet oder will er eine Auszeit oder eine Bedenkzeit?

Als beendet hat er die Beziehung nicht erklärt. Er hat sich zurückgezogen.
Ich lebe seit Februar in einer eigenen Wohnung. Ich habe dies von mir aus veranlasst und wollte ihn durch meine tägliche Nähe nicht noch mehr weh tun. Ob es richtig war? Ich weiß es nicht. Ich hoffe es. Er war damit auch einverstanden und wohl auch etwas erleichtert. Gleichzeitig ist die Distanz für mich schwer auszuhalten, da ich eben den direkten Kontakt zu ihm verliere. Aber nicht zähle, sondern er.
Ich habe ihm anfänglich dann viele Nachrichten geschrieben, Telefonate führen wollen und eben auch das direkte Gespräch immer wieder suchen wollen. Auch gemeinsame Unternehmungen vorgeschlagen. Etwas verzweifelt schon und... ja klar... es war ihm zu viel. Das hat er auch geäußert und somit habe ich mich zurückgehalten. Wochen für Wochen vergingen. Erst dann schrieb ich ihm nochmal diesen Brief. Dies ist nun auch schon wieder 3 Wochen her.
Wir führten im Februar ein erstes Gespräch, unter Tränen mit wenig wirklichen Erklärungen und für ihn war es schwer auszuhalten, somit wenig effektiv. Aber jetzt würde ich doch nochmal das Gespräch suchen, in der Hoffnung dass er mich anhört. Ist es zu früh oder längst zu spät dafür?

09.07.2021 13:21 • #129


F
Zitat von rachel123:
Ist es zu früh oder längst zu spät dafür?

Das entscheidet er.

Er wird viele Fragen haben. Sei für ihn da.

09.07.2021 13:23 • x 2 #130


R
Zitat von Felica:
Wenn Du nicht verliebt in den anderen warst, wird es aber so gewesen sein.

Meinst Du, er käme besser klar mit seiner Männlichkeit, wenn Du verliebt gewesen wärst!?

Es wäre doch um so viel einfacher, wenn es z.B. einen anderen Grund geben würde. Aber ich finde keinen. Vielleicht noch dass ich zu dumm war in unserer langjährigen Beziehung mit ihm darüber sprechen zu können bzw. zu wollen. Und ich in dem Bereich eine absolute Dilletantin bin.

09.07.2021 13:34 • #131


coraSu
auf jeden Fall solltest du ihm die Zeit lassen die er braucht.
Auf keinen Fall bedrängen oder übertexten.
Du hast ihm deine aktuelle Lage in diesem Brief mitgeteilt.
Wenn er noch Potential in eurer Sache sieht, wird er sich irgendwann zurückmelden.
Leider kann es auch passieren, das er das nicht macht...
sei es, weil er dir das alles nicht verzeihen kann,
oder er sich jetzt erstmal selber mit anderen Frauen beschäftigt.
Auch das hast du dann zu akzeptieren.

Eine schnelle Lösung ist nicht in SIcht... du musst dich wohl etwas gedulden

LG

09.07.2021 13:44 • x 3 #132


B
Rachel, ich verstehe auf der einen Seite deine Verzweiflung. Auf der anderen Seite ist sehr viel Egoismus deinerseits im Spiel. Du hast ihm die Affäre aufgenötigt,warst eiskalt,erst sehr spät hast du zu deinem Betrug gestanden..und nun willst DU das Gespräch.
Es heißt nicht umsonst:

Ein Mensch fragt soviel wie er ertragen kann!

Warte bis dein Mann gesprächsbereit ist. Wenn nicht musst du seine Entscheidung akzeptieren. Es gibt Dinge im Leben die unverzeihbar für den Einzelnen sein können.
Auch,wenn er dir die Chance des Gespräch einräumt heißt dies nicht,dass die Ehe überlebt.

09.07.2021 13:50 • x 3 #133


F
Zitat von rachel123:
Aber ich finde keinen.

Dann ist es so. Oft ist es gar kein handfester Grund. Erfinde bloß keinen!

Langeweile, G.e.ilheit, Abenteuer....

Wie hast Du ihn kennengelernt? Wer hat die Affäre gestartet?

09.07.2021 13:57 • x 2 #134


unbel-Leberwurst
Zitat von rachel123:
Ist es zu früh oder längst zu spät dafür?


Also eine räumliche Trennung schon über 5 Monate...
Ich finde das eine ausreichend lange Zeit dafür, in der Lage zu sein, sich vernünftig zusammenzusetzen und zu schauen, ob man es versuchen will oder nicht.

In der Anfangsphase gibt es tägliche, wenn nicht stündliche Stimmungsschwankungen.
Aber das müsste sich nach der langen Zeit doch zu einem stabileren Meinungsbild geändert haben.

Dieser Schwebezustand hilft auch niemandem wirklich weiter.

09.07.2021 13:58 • x 2 #135


A


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