Liebes Forum
eigentlch würde mein Thema in verschiedene Kapitel hier passen (wann mache ich es mir denn jemals schon einfach), aber da es einen verheirateten Mann betrifft, ist mein Beitrag hier wohl am besten untergebracht.
Der Titel bezieht sich auf Martin Suters Roman Die dunkle Seite des Mondes, in welcher sich ein Manager in ein Hippiegirl (in unserem Fall in eine gestandene Punklady) verliebt, man aber nicht nur an den unterschiedlichen Lebensrealitäten und Weltanschauungen scheitert, sondern auch noch am klassischen Affärenmuster.
Von meinem Hintergrund her wäre ich prädestiniert für die Geliebtenrolle: von meiner Jugendliebe, sobald wir verheiratet und ein Kind hatten, betrogen und v.a. angelogen über ein halbes Jahr, Trennung und Scheidung eingeleitet von mir, zweites Kind mit zweitem Mann, diese Beziehung habe ich wiederum nach 10 Jahren verlassen, da auseinandergelebt (und wohl nie so richtig zusammengepasst). Die letzten Jahre meine Söhne alleine grossgezogen, seit einem Jahr sind sie flügge und haben das Nest verlassen.
Ich habe nebenbei immer gearbeitet, mein Beruf ist mir wichtig, ebenfalls meine Interessen, Hobbies und Freunde. Von daher habe ich die neugewonnene Freiheit sehr genossen, ich hatte keinerlei Interesse daran, mich wieder zu binden. Aber wie das Leben so spielt, es war wohl an der Zeit, alte, verdrängte Lebensthemen wieder hervorkriechen zu lassen.
Der Flirterei doch nicht abgeneigt, habe ich mich online verabredet und bin auf mein neurotisches Spiegelbild gestossen. Die Verkörperung des kindlichen Tochtertraumas, der Vaterwunde. Ich wusste im ersten Moment, als ich auf ihn zugegangen bin, dass durch diesen Mann nun endlich die Knoten aufgelöst werden können, er also DIE Chance ist, mich weiterzuentwickeln ... oder resigniert einsehen zu müssen, dass ich nie in der Lage sein werde, ein gesundes Nähe-Distanz-Verhältnis zu leben, da mich meine Verlustängste doch zu sehr beeinträchtigen, sobald ich getriggert werde.
Ganz abgesehen davon: was für ein schöner Mann! und die Biochemie hat so richtig reingeknallt. Hoffnungslos vom ersten Augenblick an verfallen... und ihm ging es genau gleich.
Beim zweiten Treffen rückte er damit heraus, dass er nun doch nicht in einer offenen Ehe leben würde, was eigentlich aus eigener Erfahrung heraus (auch meine Mutter wurde schon betrogen, nicht nur ich) ein absolutes No-Go für mich gewesen wäre. Aber sein Charme, seine Zurückhaltung, sein galantes Werben über Wochen hat mich dann halt doch hingerissen, es war so 19. Jahrhundert
Kurz zusammengefasst: es kam, wie es kommen musste. Ich kam und komme mit der Diskrepanz zwischen seiner Pendelei zwischen mir und seinem Zuhause nicht zurecht. Ich habe - obwohl ich ich nie und nimmer als festen Partner würde haben wollen - totale Verlustängste entwickelt, ich habe nicht die Grösse und die Toleranz, ihm sein anderes Leben zu lassen, an dem er auch hängt.
Interessanterweise fand er immer, dass ich ihn im seine besten Seiten zum Vorschein bringe, ich hingegen mutierte zeitweise zur zynischen Furie und habe im Grunde völlig unverhältnismässig ihn alle vergangenen Verletzungen ausbaden lassen. Er war - was seine häusliche Situation betrifft - immer klar und ehrlich: zufrieden, aber der emotinale Austausch fehlt, Und der S. folglich auch nur noch auf ein Minimum beschränkt und eher aus Gewohnheit. Und dass er sich aus Feigheit nicht mit seiner Frau auseinandersetzen und eine offene Ehe vorschlagen kann. Vogel Strauss-Politik halt.
Nicht, dass ich ihm somit unbegründete Fiesheiten an den Kopf geworfen hätte, ich habe ihm nur seine Ambivalenz gespiegelt. Die er selber aber verdrängen wollte und somit jeglichen Austausch über unsere, meine Situation, wie es mir mit der Lügerei geht, verweigert hat. Nicht gehört zu werden ist für mich auch ein ganz schwieriges Thema, da erst fange ich an zu überreagieren. Von sich selber und seinen Schwankungen hingegen redete er immer sehr gerne und sehr viel (Memo an mich: hallo Helfersyndrom!)
Er hat sich meine Raserei und meine Trennungen gleichzeitig aber auch gleichmütig über sich ergehen lassen, um mich nach mehreren Wochen Funkstille wieder zurückzuerobern. Ich kann mich nicht erinnern, dass seit meiner Jugend in den 80ern (ja, als es noch kein Whatsapp gab) mir jemals wieder seitenlange Briefe geschrieben hätte. Eloquent, bezaubernd, emotional, nahe.
Nur hält diese Nähe immer nur so lange an, bis er mich wieder auf sicher hat, und das Spiel beginnt von vorne. Damit wir uns richtig verstehen: ich brauche für eine solche Konstellation eine emotionale Verbindlichkeit, keine Trennung seinerseits von Frau und Kindern.
Ein weiterer Punkt - um den Bogen zu meinem Threadtitel zu schlagen - er ist Projektleiter auf höherem Niveau bei einer Grossbank, ich bin in der Punkzsene grossgeworden, habe Phil 1 studiert, lange in einer Band gespielt und bin heutigentags im Umweltbereich tätig. Mir sind Prinzipien wichtig, nicht nur im Privaten. Ich will leben und arbeiten, was mir an Werten wichtig ist. Und da stimmen wir in keinem Bereich übereinander.
Auf Dauer blieb ich für ihn die eigenwillige, starke, sinnliche Frau, die in in eine andere Welt entführte, vor der er doch zurückschreckt. Zu wenig geordnet, keine materiellen Sicherheiten, kein konservativer Rahmen. Und ich steh da und muss feststellen, dass ich zwar immer noch genau gleich vernarrt in den Mann bin wie von Anfang an.... aber dass ich ihn eigentlich völlig unsympathisch finde.
Nun gut. Somit sollte ich doch mit der aktuellen Trennung zugange kommen? Und dieses Mal bei meinem Entschluss bleiben, mich nicht wieder bezirzen zu lassen? Alle Brücken habe ich vor einer Woche gänzlich abgebrochen, wenn ich nicht bei ihm zuhause vorbei gehen möchte und damit seine Familie aufschrecke, kann ich ihn nicht mehr erreichen.
Doch bin ich zeitweise sehr traurig (wütend sowieso) - für mich fühlt es sicht trotzdem so an, als hätte ich in diesem Mann meine zweite Hälfte verloren, mit der ich heil hätte werden können (jaja, ich weiss, sollte man in sich selber finden. ich hänge da wohl einem unerreichbaren romantischen Ideal nach).
Ich fühle mich zeitweise so hilflos.
07.04.2017 18:27 •
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