Die Chemie der Liebe

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Wie unser Körper die Leidenschaft steuert

Chemie der Liebe

Wenn zwei Menschen verliebt sind, genügt manchmal ein flüchtiger Augenblick, eine Geste, eine besondere Stimmung - und die Leidenschaft erwacht. Die positiven Sinnessignale bringen die Biochemie der Liebe in Schwung, der Puls steigt. Das eng mit dem Gehirn verbundene »limbische System« stellt die für Traurigkeit und Depression zuständigen Hirnareale ab. Dafür setzen die Lustzentren den Botenstoff Dopamin und Endorphine frei. Die körpereigenen Dro. sorgen für Euphorie, mobilisieren Energie, und lösen tiefes Wohlbefinden aus.


Auch das Liebesspiel löst eine Reihe biochemischer und elektrischer Ereignisse aus. Die sensiblen Rezeptoren in Lippen und Zunge sind besonders empfänglich für s.uelle Reize. Beim Küssen produziert der Körper Neuropeptide, Chemikalien die das Immunsystem stärken. Eine Extradosis Adrenalin sorgt für positiven Stress. Volle Aktionsbereitschaft, ausgelöst durch einen Dro., den die Hormonzentralen des Gehirns ins Blut schütten.

Duftstoffe verdrehen dem Partner den Kopf

Streicheleinheiten werden ausgetauscht, und das Rückenmark meldet weiteren Hautkontakt. Sofort befielt das Gehirn den Muskeln in den Arterien sich zu entspannen. Die Durchblutung steigt, die Bronchien weiten sich, die Atmung wird flach, das Herz schlägt schneller. Jetzt wäre eine Abkühlung willkommen - und schon sorgen Schweiß- und Talgdrüsen für kleine Perlen auf der Haut. Dabei setzen sie weitere s.uelle Duftstoffe frei, die dem Partner erst recht den Kopf verdrehen.

Wird das Liebesspiel intensiver, putscht die Nebennierenrinde den Körper mit noch mehr Adrenalin auf. Die Reaktionsabläufe sind ganz ähnlich wie bei Angst oder Stress, zum Beispiel in Angriffs- oder Fluchtsituationen. Hoden und Eierstöcke produzieren das luststeigernde Hormon Testosteron. Das parasympatische Nervensystem lässt P. und Kli. erigieren. Der gesamte Organismus ist jetzt hellwach.

Beim Höhepunkt setzt der Körper Opiate, bei Frauen vor allem das Hormon Oxycotin frei - ein kurzer, aber heftiger Dro.. Was genau beim Orga. im Gehirn abläuft, wissen wir nicht. Ungarische Forscher wollen das s.uelle Kontrollzentrum in der rechten Gehirnhälfte, in einem Areal namens Amygdala entdeckt haben. Zu diesem Ergebnis kamen die Wissenschaftler durch Untersuchungen an Epilepsie-Patienten, die von orgasmusähnlichen Gefühlen kurz vor ihren Anfällen berichtet haben.

Liebe macht krank

Und noch etwas haben Untersuchungen gezeigt: Verliebte sind - zumindest biochemisch gesehen, und zumindest ein bisschen - krank: Sie leiden an einem Mangel des Glücksbotenstoffes Serotonin. Italienische Wissenschaftler, die das Blut verliebter Paare untersucht haben, fanden heraus, dass deren Serotonin-Spiegel auf einen Wert sinkt, der stark dem von Zwangsneurotikern ähnelt. Die Erklärung der Wissenschaftler: Ähnlich wie Zwangsneurotiker beschäftigen sich auch Verliebte gedanklich stundenlang mit nur einer einzigen Sache.

Ist der erste Liebestaumel schließlich vorbei, besteht die Chance zu einer tieferen Bindung. In den Gehirnen beginnt ein Wandel, Gedanken und Gefühle synchronisieren sich, greifen ineinander. Liebe ist wichtig für das emotionale und körperliche Gleichgewicht, deshalb ist das Gehirn so programmiert, dass Alleinsein schmerzt. Selbst unglückliche Beziehungen haben daher oft lange Bestand.

Bei einer Trennung reagiert der Körper mit heftigen Nebenwirkungen. Um den Liebeskummer zu betäuben, braucht das Gehirn eine Ersatzbefriedigung: Eine Affäre, Dro., Alk.. Nach einer gewissen Zeit bleiben zwei Möglichkeiten: Ein gebrochenes Herz und tiefe Einsamkeit, oder aber unser Grundbedürfnis nach Nähe und Geborgenheit setzt sich durch - und die Chemie der Liebe mixt einen neuen Cocktail.

Quelle
.swr.de/wiesoweshalbwarum/archiv/2003/05/15/beitrag.html

20.04.2004 12:44 • #1




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