Ich war gestern einfach völlig übermüdet und fertig mit der Welt, sodass ich meinen Abend nach einem kräftezehrenden Gespräch mit schlafen verbracht habe. Die beste Methode, um runterzukommen.
Bereits in der Nacht auf Sonntag hatte ich mir überlegt, wie ich die Sache angehe. Habe mich derart reingesteigert in dieser schlaflosen Nacht, dass ich einen Plan schmiedete. Diesen wollte ich auch nach dem Aufstehen direkt in die Tat umzusetzen. Als wir frühstücken wollten, sagte ich ihm ganz direkt, dass ich das Gefühl habe, dass etwas zwischen uns nicht stimmt. Und, dass ich gerne einen Blick in sein Whatsapp werfen würde. Stille. Dann lehnte er ab und meinte, dass er das nicht wolle. Okay ich suggerierte, dass ich ihm dann wohl vertrauen müsste. Ein paar Minuten vergingen und kaum war er einmal kurz in der Küche, schnappte ich mir sein Handy und schloss mich damit ins Bad ein. Ab hier begann mein persönlicher Krimi. Ich wusste, es gibt nun keinen Weg mehr zurück. Ich öffnete zuerst seinen Facebook Account und tippte dort ins Feld: Ich hintergehe meinen Partner mit einem anderen Mann. Dass ich dabei die Gefühle eines Menschen verletze, der mich liebt, interessiert mich einen Sch***. Aber am Ende siegt immer die Wahrheit und eines Tages kommt der Tag, an dem unsere Lügen und Verfehlungen ans Licht treten. Wie hinterhältig von mir, aber was hatte ich noch zu verlieren? Ich war bereit, das abzuschicken, damit all seine Freunde sehen würden, wie er ist. Doch dann wollte ich erst einmal die Sprachnachrichten der beiden abhören. Im Badezimmer, wo es so schön hallt, dass er auch draußen hören kann, was ich mache. Dann der Schock: Der komplette Gesprächsverlauf war gelöscht! Er hatte den Braten gerochen und für schnelle Abhilfe gesorgt. Ich entschied mich, die Facebook-Nachricht nicht abzusenden und verließ wutentbrannt das Badezimmer. Schmetterte das Handy zu ihm aufs Sofa und es platzte direkt aus mir heraus, dass er wohl schnell Beweise vernichten musste.
Er bat mich, mich hinzusetzen und versuchte mir alles zu erklären. Dass er sich unsicher in der Beziehung fühlte und dass da dieser Mann ist, den er seit 3 Jahren kennt, attraktiv findet und er es immer wieder bei ihm versucht. Es folgte ein sehr langes Gespräch, in welchem er einsah, wie schäbig sein Verhalten ist. Ich glaube ihm zwar nicht alles, was er sagte (zumal er zwischendurch auch dem widersprach, was er so geschrieben hatte), doch im Großen und Ganzen konnte er sich öffnen. Ich sagte ihm, dass es von meiner Seite aus vorbei ist. Dass ich keine Nummer 2 sei und mich auch nicht belügen lasse. Irgendwann brach der Damm und die Tränen kamen einfach. Auf beiden Seiten (wir saßen gut zwei Meter auseinander). Ich fragte ihn, wie er sich das vorgestellt hatte und er entgegnete, dass er ohnehin mit mir reden wollte (lässt sich im Nachhinein immer leicht sagen).
Das Schlussmachen an sich nahm etwa zwei Stunden in Anspruch. Er nahm schließlich meine Hände und bat mich darum, uns nicht aufzugeben. Ihm werde jetzt grade bewusst, was da passiert. Ich glaube, als Außenstehender hätte ich das alles ziemlich platt gefunden. Es sind viel zu viele Gesprächsdetails um diese hier wiederzugeben, aber ich sagte ihm schließlich, dass ich das eben beendet habe und die Entscheidung nicht gefallen sei, um danach gleich wieder einen Rückzieher zu machen. Er wollte wissen, ob ich gar keine Chance mehr in uns sähe und wie es nun weitergehe. Ich sagte, dass ich Abstand brauche und setzte eine Woche Sendepause an, um einen freien Kopf zu bekommen. Der gesamte Nachmittag war noch sehr tränenreich bei uns, was schon vieles (aus)gelöst hat. Unsere Verabschiedung fiel im Guten aus, ich brachte ihn dann nicht mehr zum Bahnhof.
Dass er um mich kämpfen will, beeindruckt mich. Heute schrieb er mir trotz Sendepause eine Nachricht (ich hatte im Vorfeld klar gestellt, dass ich bis Samstag nichts beantworten würde), dass ihm nun klar wurde, dass ich der nahestehendste Mensch für ihn sei und er das lange nicht verstanden habe. Dass er um uns kämpfen würde und mich nicht einfach so aufgeben wolle. Ehrlicherweise habe ich das noch nie erlebt. Für mich war Schluss immer Schluss und Kampfgeist besaß keiner seiner Vorgänger. Beantworten werde ich das gemäß Abmachung ersteinmal nicht.
Aber es sind alle Optionen offen und ich werde erst einmal tief in mich gehen. Ich bin sehr gelöst, es ist viel Ballast von mir (bzw. uns beiden) gefallen und ich fühle mich momentan sehr ausgeglichen. Die Luft zum Atmen ist endlich da, auch wenn ich ihn extrem vermisse und gestern völlig neue Seiten an ihm kennenlernte. Es ging auch vieles in Richtung, wie wir uns die Zukunft vorstellen / vorgestellt hätten. Einfach unsere Beziehung in der Gesamtbetrachtung. Das war schon wichtig.
Für mich zählt gerade erst einmal nur, dass ich mein Gleichgewicht wieder gefunden habe und die Zeit des Spionierens, Grübelns und der Zweifel vorbei ist. Weiter denke ich aktuell noch nicht.
04.03.2019 18:56 •
x 1 #18