Ich habe hier im Forum einige Threads verfolgt, die nach einem wiederkehrenden Muster ablaufen:
TE: „Meine Beziehung ist kaputt, ich hab alles verkackt.“
Antworten:
A: „Sag das nicht, du bist perfekt!“
B: „Du machst alles richtig, die anderen sind schuld!“
C: „Hör auf, dich selbst zu verurteilen, du bist wunderbar!“
D: „Es ist okay, dich nicht zu verurteilen, aber bei XY könntest du vielleicht reflektieren und etwas ändern.“
Was oft passiert:
A, B, C fallen über D her: „Wie kannst du es wagen, Kritik zu äußern? Das ist nicht hilfreich!“
Und ab hier entsteht eine Dynamik, in der der TE fast ausschließlich Bestätigung erhält – ohne die Möglichkeit, sich wirklich weiterzuentwickeln.
Diese Gruppendynamik kann dazu führen, dass der TE sich irgendwann selbst einredet: „Ich mache alles richtig, andere sind schuld.“ Doch in der Realität bleibt das Problem bestehen, und die Frustration wächst. Das ist der Nährboden für eine Opferrolle: „Ich bin perfekt, aber alles um mich herum funktioniert nicht, wegen der anderen.“
Warum fördern manche diese Dynamik?
Es wirkt oft nicht wie echte Hilfe, sondern wie eine Art Selbstschutz der Antwortenden:
- Angst, sich mit den eigenen Fehlern auseinanderzusetzen.
- Bedürfnis nach Bestätigung der eigenen Sichtweise.
- Der Wunsch, lieber gemeinsam Opfer zu sein, als Verantwortung zu übernehmen.
Ich finde, es ist wichtig, dass wir uns fragen:
Helfen wir wirklich, wenn wir ausschließlich loben und alle Kritik ersticken? Oder nehmen wir der betroffenen Person die Chance, etwas zu verändern und aus der Situation herauszuwachsen?
Heute 09:55 •
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