Ich nutze hier mal die Möglichkeit meine Gedanken zu meiner aktuellen Beziehung aufzuschreiben.
Im November letzten Jahrs hatte ich eine Frau (nennen wir sie „Ani“) kennengelernt und direkt in sie verschossen. Sie ist äußerlich voll mein Typ und wir haben viele Gemeinsamkeiten und die körperliche Anziehung war sofort da. Ani ist 6 Jahre jünger als ich und hat keine Kinder. Sie ist eher der Typ Einzelgänger. Ihr persönlicher Rucksack sind ADHS und Depressionen, für beides hat sie gute Medikamente und sie kommt damit gut zurecht.
Die Anfangsphase war etwas holprig. Sie hat nie darüber gesprochen, aber ich denke sie war in einer (oder 2) Freundschaft+ Dinger verwickelt, die sie allerdings nicht erfüllt haben. Es hat ca. 6 Wochen gedauert, bis ich das Gefühl hatte, dass sie etwas ernster mit mir meint und was „Langfristiges“ draus werden könnte.
Ich bin ja der Typ „ängstlicher Bindungsstil“ und habe zu der Zeit viel gegeben – war aufmerksam, habe „Dates“ arrangiert, sie mit Kleinigkeiten überrascht und viel Paarzeit ermöglicht. Da ich ja die Kinder im Wochenmodell habe und wir die Kinder auch erstmal rauslassen wollten, sahen wir uns selbst auch nur im Wochenwechsel und es war die typische rosarote Brille.
Das ging so 4 Monate ganz gut. Dann kamen 2 Wochen in denen es mir gesundheitlich nicht gut ging – und irgendwie entstand eine Distanz zwischen uns. Sie meinte, dass sie grade (aufgrund eines verstorbenen Familienmitglieds) nicht viel „geben kann“. Sie meinte dann später, dass sich ihre Gefühle zu mir verändert haben und sie eine Distanz spürt, sie die gemeinsame Zeit nicht genießen kann, sie sich nicht auf mich freuen kann usw. In der Zeit hatte ich auch das Gefühl, dass wir keine vertraute und liebevolle „füreinander Da sein“ Ebene mehr hatten. Der Umgang zwischen uns wurde irgendwie fremd. Sie machte plötzlich viel mit anderen Menschen und wich mir aus. Durch meine Erfahrungen mit meiner NF, hat mich das natürlich massiv getriggert. Nach dem Motto „Wenn ich nicht funktioniere, bin ich nicht gut genug. Ich reiche nicht aus. Ich kann ihr nicht geben, was sie braucht“. Wir machten im Mai einvernehmlich Schluss.
Nach einer Woche Trennung hielten wir es beide nicht mehr ohne den Anderen aus und wir haben uns gegenseitig getröstet. Dann wieder eine Nacht zusammen und noch eine und so weiter. Wir waren wieder zusammen und die Gefühle von ihr waren wieder auf 100%.
Seitdem bin ich irgendwie im Selbstschutzmodus. Ich habe mir mehr Zeit für mich eingestanden und die oben beschrieben Aufmerksamkeiten, Nähe suchen, (fast schon klammern) etwas reduziert. Ich wollte nicht in die Falle tappen, dass ich von ihr abhängig bin oder deutlich mehr für die Beziehung investiere, damit sie mit mir zusammen sein möchte. Ich wollte Vertrautheit und Alltag und so sein wie ich bin – ohne Angst vor Zurückweisung. Sie wollte das auch und so hat sie im Sommer auch meine Kinder kennengelernt. Wir waren dann mal zusammen auf dem Spielplatz – also neutraler Boden und neutrale Beziehung – für die Kinder war sie eine normale Freundin. Seitdem konnten wir uns auch in der Wechselwoche 1-2 mal sehen. Wir hatten auch mal ein gemeinsames Wochenende zusammen. Ich empfand diese Alltagssituation sehr schön und angenehm. Ani bemängelte später, dass ich in dieser Zeit keine Zeit für sie habe, sondern die Kinder im Fokus stehen, wir keine Paarzeit haben und sie sich fühlt wie das „4te Rad am Dreirad“. Meine Große akzeptiert meine Freundin erst ganz gut. Irgendwann drehte sich das (nachdem sie immer mal wieder mit ihrer Mama über Ani gesprochen hatte). Da bekam Angst hat, dass sie Papazeit verliert, mich teilen muss und auch Mama es blöd findet und traurig, wenn meine Freundin da ist.
Wir haben aktuell die Situation (die Ani mir auch immer wieder vorhält), dass Ani in der neuen Konstellation eine Distanz zwischen uns spürt. Dass ich damals aufmerksamer war, mehr bei ihr, mehr Nähe und dass sie sich in unserer Beziehung oft alleine fühlt. Sie möchte mehr „Wir“, mehr „Nähe, mehr „Vertrautheit“ und nicht das 4te Rad am Wagen sein. Gleichzeitig hat sie das Gefühl, dass die Kinder sie ablehnen und sie nicht dazugehört. Dafür gab es aber tatsächlich auch noch nicht die Zeit, dass es sich einspielen konnte. Entweder ist sie zu ungeduldig, oder ich zu zögerlich. Sie sagt, dass sie sich plötzlich zuhause alleine fühlt wenn wir zu Dritt in der Umgangswoche zusammen sind. Und wenn sie bei uns ist, fühlt sie sich abgelehnt.
Ich muss dazu sagen, dass wir meistens bei mir sind – ich habe eine Katze, die kann ich zwar auch alleine lassen, aber nicht mehrere Tage. Sie sagt, dass sie es bei mir auch schöner findet als bei ihr. Dabei erledige ich bei mir nebenbei auch mal irgendwas wenn sie da ist – also wie im Alltag. Ich glaube auch dann fühlt sie sich nicht richtig gesehen oder sie hat das Gefühl es geht mehr um mich als um sie. Allgemein ist es so, dass ich quasi wie ein offenes Buch bin, ihr alles erzähle was ich so erlebe und was passiert – auch in den Wechselwochen. Bei ihr habe ich das Gefühl, dass sie mich da viel raushält. Sie sagt immer, sie möchte mir nicht zu viel sein, und dass sie das Gefühl hat, dass ich ihr nicht zuhöre, wenn sie mir was aus ihren Leben erzählt. Was so nicht stimmt. Es kommt einfach wenig. Ich kenne ihre engsten Freunde nicht persönlich und weiß oft nicht was sie grade im Kopf hat.
Für mich kommt es so an, als erwartet sie, dass ich mir mehr Zeit für sie nehme, versuche mehr mit ihr und den Kindern zu machen (was sie dann aber, sobald es stattfinden, auch wieder blöd findet) und sie mehr einbeziehe, schöne Sachen plane, Zeit zu Zweit plane usw. Sie hat selbst mal gesagt, dass sie nicht gut darin ist Pläne zu machen oder sich zu Zweit was vorzunehmen. Ich denke das hängt mit ihrer ADHS zusammen.
Es ist ihr nicht genug und sie sagt, sie weiß ja, dass es klappt – so wir am Anfang. Das kann und möchte ich aber emotional nicht leisten. Zum einen, da es ja auch im Sommer zur Trennung führte und auch, weil ich mich dabei nicht wie ich selbst fühle.
Ich hingegen versuche ihr immer wieder zu sagen, dass ich ihr aktuell nur das Wechselmodell anbieten kann und ich mich für sie nicht verbiegen kann, damit sie wieder diese Nähe spürt und sich nicht alleine fühlt.
Ich weiß natürlich, dass man in einer Partnerschaft Kompromisse machen muss. Aber ich habe Probleme damit, dass es so scheint, als würden wir die Kompromisse zulasten der Kinder und meiner eigenen Bedürfnisse machen, zu dem Zwecke dass sie sich nicht allein und abgelehnt fühlt.
Wie seht ihr das? Ist das eine typische Dynamik für eine Beziehung im Wechselmodell? Bin ich zu zögerlich was die Einbeziehung der Kinder angeht? Oder am Ende doch zu eigensinnig oder zeige zu wenig Verständnis für die Person auf der Gegenseite?
PS: Ich hatte überlegt einen eigenen Forumsbeitrag für das Thema zu eröffnen um mehrere Leute zu erreichen. kann man das machen, oder ist das von der @Forenleitung nicht erwünscht ?
25.10.2024 18:41 •
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