Jetzt wurde mein ellenlanger Beitrag nicht veröffentlicht. Argh ! Ich schreibe alles nochmal.
Wir haben gestern lange gesprochen. Nach dem Muster 30min ich / Pause / 30min du.
Sie war sehr emotional, viel Weinen und ohne irgendwelche hochgezogenen Mauern.
Sie war als zweite Person dran und es wurden 90 Minuten.
Sie hat mir erstmalig(!) erzählt, dass die Arbeitsbelastung nach der Geburt von Kind2 - 2019! - deutlich größer wurde als zuvor und die Arbeit sie vollkommen überrannt hat - und sie so kurz nach der Geburt körperlich noch nicht fit genug war um dem Herr zu werden. Sie sagt, dass sie sich manchmal erschrocken hat, dass ihr Baby plötzlich so groß ist, plötzlich laufen kann, plötzlich sprechen kann. Sie wollte mit mir nicht darüber reden, weil ich ihr bereits angekündigt hatte, dass es so kommen wird - und ich Recht behielt. Das wollte sie nie zugeben, und sie hat sich dafür sehr geschämt.
Es wurde schlimmer, als auch ihre Patienten sie auf ihre Reizbarkeit, Ausgelaugtheit, Gewichtsabnahme angesprochen haben. Sie dachte immer, dass sie es allen Beweisen muss, dass sie stärker ist, dass sie, wenn sie sich nur richtig anstrengt, dem allem Herr werden kann. Sie hat sich damit nie an jemanden gewandt, es in sich reingefressen, die Mauer immer weiter hochgezogen. Mehr geschminkt, Sport gemacht, schickere Klamotten gekauft.
Aus meiner Sicht klassisches Burnout.
Sie hat seit 3 Jahren Dauerstress, keinen Urlaub, wenig freie Wochenenden - sie hat das als Kind so gelernt, dass Ausruhen für Schwache ist - und man dann als Mensch nichts wert ist - das zieht sich durch ihr ganzes Leben. Die Aufgaben müssen erfüllt werden, jammern gibt es nicht. Die Kredite müssen getilgt werden. Der Körper hat darunter gelitten, sie meint, dass sie eigentlich nur noch mit hohen Adrenalinspiegel arbeitsfähig war. Der automatisch durch den Druck von Aussen - der immensen körperlichen und emotionalen Belastung im Job, der Notdienste, dem Erwartungsdruck ihrer Patienten, dem ständig lauerndem Tot ihrer Patienten, wenn sie nicht funktioniert. Zuhause ist der Adrenalinspiegel dann abgefallen und sie ist in ein Loch gefallen. Bis es dann am nächsten Tag weiterging.
Sie hat nicht eingesehen, dass sie da ohne fremde Hilfe nicht rauskommt. Sie hat irgendwann angefangen nur noch den Weg des geringsten Widerstands zu nehmen um die Aufgaben des Alltags zu bewältigen - sowohl beruflich als auch privat. Da war meine Führsorge und Hilfestellung natürlich willkommen, da sie viel an mich auslagern konnte. Es war gestern das erste Mal, dass sie mit mir so offen darüber gesprochen hat - ich bin immer noch schockiert und traurig.
Sie meint, die Affäre war für sie eine Ausflucht in eine Scheinwelt - in diesen Momenten gab es keine Erwartungen an sie, keine Sorgen. Nur Harmonie, sie konnte Los lassen und Ruhe spüren, es gab jemanden, der sie in den Arm nahm. Sie sagt der S. war ihr nicht wichtig, aber sie hat es um seiner Willen zugelassen, damit er ihr diese Scheinwelt aufrecht erhält. Es wurde dann wie eine Dro. - mit dem Nebeneffekt, dass der Adrenalinspiegel nach den Treffen so hoch war, dass sie gut funktioniert hat - bis es wieder alles in sich zusammenbrach, sie nach Hause kam zu ihrem verständnislosen Ehemann, den Kindern (die sie liebt, aber für die sie in den Momenten keine kraft mehr hatte) und alle Sorgen und der Stress wieder da waren. Sie sagt, sie hat die letzten Monate wie im Nebel gelebt, kann keine klaren Gedanken fassen, alles scheint ihr zu entgleiten. Die Scheinwelt war dagegen einfach zu handhaben.
Mit Aufdecken der Affäre hat sich der Stress erstmal natürlich erhöht. Dazu kamen der weitergehende Druck der Patienten, die Erwartungshaltung ihres Umfelds, dass sie funktioniert, der Ehemann, der sagt siehst du, ich hatte recht, ich habe dir ja gesagt. Der Ehemann, der Antworten wollte, für die sie sich schämt und bei denen sie Angst hat, dass ich sie verlasse. Ihr Körper hat rebelliert, Unterernährung, Magengeschwüre, kaum Immunsystem. Durch den guten S., den wir hatten, war der Adrenalinspiegel wieder hoch, das hat geholfen, die neuen Phantasien (diesmal mit mir), eine kleine Scheinwelt.
Irgendwann - an dem Tag wo es dann mit dem AM weiterging - hatte der AM sich bei ihr gemeldet. Sie wollte plötzlich dieses Gefühl der Dro. wieder - wieder zurück in die Scheinwelt, für einen kurzen Moment keine Sorgen haben. Das passt zu dem erlerntem Weg des geringsten Widerstandes.
Ich habe gestern und heute viel dazu gelesen. Es passt alles zusammen.
Es ist eine große sch..
24.11.2022 14:16 •
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