Hallo Ingma,
ich schreibe eigentlich nur noch selten in diesem Teil des Forums, denn meine Geschichte ist schon beinahe drei Jahre alt ... ein Zeichen dass es ein Weiterleben danach gibt ...
ich habe nicht alles gelesen was in deinem Thread stand will ich zugeben, dazu ist es im Laufe der Zeit zuviel geworden ... aufmerksam darauf geworden bin ich durch deine Frage wie die momentane Haltung deiner Frau zu deuten ist, dass ich dir schreibe liegt aber eher an dieser Kontaktsperre zu welcher du von vielen Seiten Lob und Anerkennung bekommen hast ...
meine Meinung geht da in eine andere Richtung ... Meinungen bilden sich auf Grund von eigenen Erfahrungen oder aus der Beobachtung der Erfahrung anderer ... sie haben nicht unbedingt Gültigkeit für die Leben anderer, aber sie bieten Anregung für eigene Lösungswege ...
dein Grund der Kontaktsperre ist nicht der, sich für den Verlassenden dadurch interessant zu machen und die Hoffnungsfalle zu nähren, dein Grund ist der Abstand den du dadurch zu gewinnen versuchst und der den Schmerz nicht mit jedem Kontakt von neuem wieder aufleben lässt ... in deinem Fall allerdings ist das nicht wirklich so, es gibt schriftlichen Kontakt und indem deine Frau täglich ins Haus kommt hinterlässt sie auch dort ihre Spuren ...
Kontaktsperren mögen vielleicht hilfreich sein wenn es 'nur' um zwei Menschen und geht und sich diese Menschen im späteren Leben nicht oder kaum mehr sehen werden ... da wo aber Kinder beteiligt sind ist das gar nicht möglich! ... du und deine (Ex)Frau, ihr geht nur als Paar auseinander, Eltern werdet ihr immer bleiben und euch auf dieser Ebene auch immer wieder begegnen ...
vielleicht habe ich nicht alles richtig gelesen oder verstanden ... aber für mich sieht diese Kontaktsperre ein bisschen danach aus als ob du den Kopf in den Sand steckst und wartest dass es dir irgendwann besser geht ... es wird sich aber nichts ändern Ingma wenn du der Situation, und mit ihr leider auch deiner Ex, nicht ins Auge blickst und klärst was zu klären ist ...
für dich hast du erkannt, dass es mit ihr keine Zukunft mehr geben kann ... diese Entscheidung war sicher nicht leicht, ist aber nachvollziehbar und sicher auch sinnvoll bei dem was du in den letzten 1 ½ Jahren erlebt hast ... wenn du dir mit dieser Entscheidung sicher bist wirst du den nächsten Schritt gehen müssen ... du kannst nicht 'auf ewig' Abstand gewinnen, wenn du ihr nicht begegnest weißt du auch gar nicht was du schon aushalten kannst und was nicht ...
vor allem denke ich solltest du Tatsachen schaffen FÜR die Trennung wenn du diese wirklich willst ... denn deine Ex hat den Fuss sozusagen noch in der Tür, in gewisser Weise lebt ihr 'euer Leben' immer noch zusammen, verbunden über die Kinder und durch das gemeinsame Haus ... vermutlich sollte diese Lösung die ihr da gefunden habt nur ein Übergangsstadium sein in welchem vielleicht noch alles möglich ist, eventuell auch ein Weg zurück, insofern hatte sie auch ihren Sinn ... wenn du dir aber sicher bist dass es den nicht mehr gibt ist es Zeit für den nächsten Schritt ...
überlege dir wie du das Zusammenleben mit deinen Kindern gestalten willst, ob deine Kinder bei dir bleiben möchten oder ob sie zu ihrer Mutter wollen ... lass ihnen die Wahl, sie sind alt genug ... denke an sie und nicht an dich! ... ich kann es mir nicht wirklich vorstellen dass du deine Frau auf Dauer in 'deinem' Haus erträgst so wie sich die Situation im Moment darstellt ... es ist dein privater Bereich in den sie eindringt und ich habe das Gefühl dass sie sich, weil sich ihre Freiheit als Irrtum erwies, mehr in dein Leben drängen könnte um dort wieder Fuss zu fassen ... die kleinen Aufmerksamkeiten, die zufälligen Begegnungen im Auto ... sie wirbt um dich ...
wenn diese Werbung keinen Sinn mehr macht setze ihr ein Ende ... das geht nicht in Briefen, dazu braucht es Worte hinter denen sie deine Entschlossenheit spüren und hören kann ... dazu braucht es auch weitere Regelungen, z.B. die, in welcher Form sie sich in dem ehemals gemeinsamen Haus bewegen kann ... vielleicht sollte sie sich dort vorerst mal auch gar nicht mehr bewegen sondern das Mittagessen in ihrer Wohnung servieren ... eine klare Trennung der Leben wäre wichtig, vor allem wenn es dir mit diesen Fäden die noch existieren nicht gut geht ...
natürlich wäre es wünscheswert wenn die ehemaligen Partner nach der Trennung einen normalen Umgang miteinander pflegen könnten, wenn es selbstverständlich wäre dass man sich wegen der Kinder bespricht, dass die Kinder mal beim einen und beim anderen sein könnten und dass die Wohnungen des jeweiligen Elternteils auch für den anderen nicht tabu sind ... aber das geht leider nicht immer, mal scheitert es daran dass einer es nicht erträgt, mal daran dass der andere kein Interesse daran hat ...
eine Trennung bringt viele Steine ins Rollen und so vieles was geregelt werden muss und worauf man eigentlich gut verzichten könnte ... es nützt aber nix, es muss einfach sein und man kommt Stück für Stück voran und lässt einiges hinter sich ... vieles davon tut sehr weh, aber doch gibt es auch die Erleichterung wenn wieder ein Stein zur Seite geräumt ist und der Weg nach vorne übersichtlicher wird ...
ich bin seit fast drei Jahren getrennt, denen gingen 22 gemeinsame Jahre voraus und ich habe ein Kind in ähnlichem Alter wie die deinen ... unser gemeinsames Haus musste verkauft werden weil keiner in der Lage war es alleine zu halten ... mein Exmann hatte die letzten beiden gemeinsamen Jahre eine Beziehung während der Ehe ... ich war es die Tatsachen geschaffen hat (nach einem gescheiterten Versuch wieder zusammenzukommen der 15 Monate gedauert hat und noch mehr Leid brachte) indem ich mit der Tochter ausgezogen bin ... drei Monate lang haben wir noch als Familie in diesem Haus zusammengelebt während ich (mit der Hilfe meines Ex und dem Antrieb seines schlechten Gewissens ) eine eigene Wohnung genommen und renoviert habe ... wir haben in dieser Zeit außer getrennten Schlafzimmern eigentlich nichts verändert, auch finanziell lief erst mal alles über das Haushaltsgeld weiter wie immer ... es war keine leichte Zeit, das darfst du mir glauben, ich war gezwungen mit anzusehen wie er immer wieder das Haus verließ um zu seiner Freundin zu gehen und danach leichten Fusses zurückkam und das Gespräch suchte um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen ...
bereut habe ich manchmal schon, dass ich ihn damals für die Übergangszeit nicht gebeten habe sich eine andere Bleibe zu suchen, es hätte mir möglicherweise manches erleichtert ...
andererseits haben wir uns dadurch irgendwie der anstehenden Situation gestellt und wenigstens in manchen Dingen versucht alles dahingehend zu klären dass unsere Tochter nicht allzu viel Schaden davontragen sollte ... ob es uns gelungen ist weiß ich natürlich nicht ... und diese letzten gemeinsamen drei Monate waren dann auch die Vorbereitung der Trennung, haben auf beiden Seiten die Tatsachen geschaffen sie zu begreifen und zu akzeptieren, vor allem in ihrer Endgültigkeit ... alleine das wirklich harmonische gemeinsame Verlegen des Laminats bei welcher wir wie früher Hand in Hand gearbeitet haben machte klar dass in der Hauptsache nur noch einer von uns auf diesem Laminat leben würde ... es war eine Art Vorbereitung fürs getrennte Leben danach ... das anschließende Weihnachtsfest feierten wir in Teilen zusammen in meiner Wohnung unterm üblichen Weihnachtsbaum, den bisher gewohnten Ablauf hatten wir verändert, es war eigenartig, aber es war völlig okay und auszuhalten ...
ich für mich habe die Erfahrung gemacht es hilft wenn man die Dinge anfasst wenn sie auf einen zukommen ... manches sieht aus der Entfernung viel gefährlicher aus als wenn man dem gegenübersteht ...
vielleicht hätte ich anders reagiert wenn da nicht meine Tochter gewesen wäre ... man weiß nie was und wie Kinder aufnehmen und bewerten, manchmal bekommt man Rückmeldungen gleich, manchmal Jahre später und manchmal auch nie ... ich denke ich habe von allem etwas bekommen ... und ich habe immer wieder gestaunt WIEVIEL und WAS meine Tochter in dieser Zeit registriert hat ... ein Satz von ihr kam schon in der Trennungsphase und der war sinngemäß so, dass sie es natürlich furchtbar findet dass ihre Eltern sich trennen, dass sie aber froh ist dass wir mit ihr darüber so offen als möglich geredet haben und vor allem auch noch miteinander so dass sie das Gefühl haben konnte beide behalten und ein bisschen mitplanen zu dürfen, sie fühlte sich nicht ganz so ausgeliefert ... damals war sie 12 ...
das haben wir versucht bis heute so zu halten ... die einzige Verbindung die es noch gibt ist unsere Tochter und die wird uns immer verbinden, ein Leben lang! ...
und es gab/gibt auch immer wieder Streit und Meinungsverschiedenheiten, das gehört dazu ...
versuche dich den Gegebenheiten zu stellen, gestalte dein Leben für dich und auch für deine kids ... wage Veränderungen ... überlege dir was dir wichtig ist, wie du leben möchtest und formuliere das gegenüber deiner Frau ... das wird nicht leicht werden, das ist richtig, aber im Moment scheint es mir als ob du etwas in der Schwebe belässt und ich kann mir nicht vorstellen dass du dich damit wohl fühlst ... du hast sinngemäss irgendwo geschrieben dass du dir kein Leben ohne sie aber auch keines mehr mit ihr vorstellen kannst ... für eines von beiden musst du dich aber entscheiden ... und glaube mir, nach dieser Entscheidung wird es dir ganz langsam besser gehen ... du hast damit die Tatsachen und Möglichkeiten geschaffen für ein Leben danach ... dann kannst du weitergehen, der Weg liegt vor dir ...
überlege wie deine Kinder die momentane Situation sehen und verstehen könnten und was sie für Schlüsse daraus ziehen ... sie sehen, dass ihr nicht mehr miteinander redet, sie wissen ihre Mutter noch täglich zu ihrer Versorgung im Haus (geht es eigentlich nur um das Mittagessen oder übernimmt sie noch andere Aufgaben im Haushalt?), sie haben sicher auch schon die Aufmerksamkeiten registriert die sie dir hinterlässt, sie spüren dass es dir damit nicht gut geht ... die Situation ist zu offen, sie hat zuviel Spielraum, nährt damit Hoffnungen und zeigt gleichzeitig Widersprüche auf ... und das seit 1 ½ Jahren?! ...
man hat immer so viel Kraft wie man braucht ... ich wünsche dir alles Gute ...
lilac