Hallo miteinander!
Ich bin neu hier, weil ich langsam nicht mehr weiß, wie ich mit dem, was passiert ist, zurechtkommen soll. Ich bin 30 Jahre alt und habe bisher in meinem Leben leider nicht das Glück eines Gefühls von zu Hause gehabt. Seit ich denken kann, fühle ich mich getrieben und nirgends angekommen. Ich habe mir immer gewünscht, jemanden zu finden, der mich kennenlernt und mag, der mit mir leben möchte. Ende 2015 traf ich diesen Mann völlig zufällig. Wir verliebten uns schnell ineinander und waren wirklich glücklich zusammen. Zwar waren wir völlig unterschiedlich - er völlig extrovertiert, voller Energie, fast schon süchtig nach Abendteuer und dem, was die Welt zu bieten hat, ich eher introvertiert, nachdenklich, sehr genau und verbindlich - doch wir schienen uns einander jeweils ein Stück der anderen Art und Weise abzugeben. Nach einem Jahr fragte er mich, ob ich zu ihm ziehen wolle und da ich meinen größten Wunsch in Erfüllung gehen sah, sagte ich nach einigen Tagen Überlegen schließlich ja. Ich gab meine Wohnung auf, verkaufte meine Möbel und zog zu ihm. Seine Familie nahm mich wirklich herzlich auf, alles lief wirklich gut. Heute weiß ich, dass schon an dieser Stelle damals alles in ihm zu rebellieren begann. Ich glaube, er begann zu denken, dass er etwas verpasse, wenn er sich auf diese eine Frau einlasse. Dass wir wohlmöglich heiraten würden und es dann kein Zurück mehr gäbe. Zu dieser Zeit planten wir ein gemeinsames halbes Jahr im Ausland. Wir wollten 6 Monate reisen und uns die Welt anschauen. Zwei Monate vor der Abreise setzte er sich eines Abends zu mir und sagte: ich habe mich verliebt. Ich will das hier zwischen uns beenden. Ich ziehe heute aus. 5 Minuten später war er aus der Tür und ging zu seinen Eltern. Ich kann mich an keine Gefühle aus dieser Zeit mehr erinnern, das ist wohl auch besser so. Ich weiß nur noch, dass er mir in 5 Minuten alles nahm, was ich hatte. Es folgten unzählige Gespräche, Briefe, Telefonate mit denen ich euch nicht langweilen will. Die Essenz daraus lautete: er hatte diese andere Frau erfunden, um mir nicht sagen zu müssen, dass er die Reise lieber alleine machen wolle, um nicht durch meine Ängste an seinen Abendteuern gehindert zu werden. Ich habe in meinem Leben nie eine bescheuertere Denkweise betrachten müssen, als diese; das nur mal am Rand. Er kam wieder, er ging, er kam wieder, ich sagte ihm, er müsse gehen, ich zog aus, er verfolgte mich, schickte Briefe und sprach immer wieder von Liebe, aber. Wen er noch mehr liebte, war er selber. Er trat die Reise an und ist bis heute auf der anderen Seite der Erde. Selbst von dort bekomme ich noch ab und zu Nachrichten, die mir durch seinen betrunkenen Kopf seine Liebe bekunden. Ich habe aufgehört, zu antworten.
All dies ist im Mai letzten Jahres passiert, im Oktober letzten Jahres flog er. Ich habe sehr lange jeden Tag geweint, mich gefragt, warum, 16 Kilo verloren und mich gefragt, wie es weitergehen soll. Dann kam die Zeit, in der das Weinen immer weniger wurde, ich mich voll in die Arbeit stürzte und jeden Tag meine 16 Stunden vollmachte. Es ging mir ok. Meine neue Wohnung war eingerichtet und ich hätte von vorne anfangen können.
Doch plötzlich ist er wieder da in meinem Kopf. All das, was wir erlebt haben, verfolgt mich überall hin. Manchmal fühlt sich der Schmerz an, als wäre gerade wieder Mai. Ich will ihn im Leben nicht zurück, das ist mir glasklar! Der Schmerz sagt nicht er ist weg und ich liebe ihn doch so sehr. Er sagt ich kann nicht vergessen, was er mir angetan hat und weiß nicht, wie ich jemals wieder einem Menschen vertrauen soll. Vielleicht hört sich das für Euch sehr lapidar an. Doch ich habe alles was ich hatte in diese Beziehung gesteckt und eine Familie bekommen, einen Partner, ein zu Hause. Ich fühlte mich das erste mal in meinem Leben geliebt und dazugehörig. Als er ging, zerbrach alles mit einem Schlag. Und obwohl ich nun wieder alleine alles neu aufgebaut habe, ist es nicht gut. Denn nichts davon habe ich mir ausgesucht und es fällt mir schwer, dies nun zu akzeptieren. Habt ihr einen Ratschlag für mich?
Ich danke Euch!
04.02.2018 19:05 •
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