Hallo Danny,
ich verstehe Dich nur zu gut! Wenn ich mir so meinen letzten (ersten) Eintrag durchlese, höre ich mich an, als wäre ich ein kaltblütiges Monster. Ich hab fast nix über meine Gefühle geschrieben.
Natürlich hüpft mein Herz, wenn er kommt, um angeblich eine Schraube nachzuziehen. Aber - ich kann nicht anders - ich bin dann auch so reserviert. Er hat mir was angetan. Was Schlimmes. Soll ich wirklich jedesmal vor Glück fast in Ohnmacht fallen? Und ihn das auch noch merken lassen? Das verbietet mir irgendwie mein Stolz, aber manchmal passiert es eben doch.
Was mich auch wirklich fertig macht - bitte nicht lachen! - ist unser Kaninchen. Es lebt seit ziemlich Anbeginn unserer Beziehung mit uns. Und das arme Tier ist total fertig, dass es jetzt in einer neuen Umgebung leben muss. Ich kann kaum noch aus dem Haus gehen, ohne dass es fast hohl dreht vor Verlassensangst. Ich muss natürlich, wenn ich nicht grade Urlaub habe, jeden Morgen aus dem Haus und komme erst abends wieder. Ich hasse ihn, dass er dem alten Tier das noch antun musste.
Überhaupt, hassen ist ein ganz guter Ansatz und überhaupt nicht so zu verachten, wie immer alle tun. Man kann nämlich nur hassen, was man mal geliebt hat. Zum allerersten mal habe ich letzten Montag so eine Wut und einen Hass auf ihn empfunden. Weil mein Internet nicht ging. Ich habe Stecker gezogen und wieder reingesteckt und ungefähr 80 Mal rauf- und runtergefahren - da war ich dann irgendwann begreiflicherweise so frustriert, ich dachte, wenn er jetzt käme, ich würde ihm links und rechts an die Backe hauen, weil er mich mit so einem Schlamassel sitzen lässt.
Aber im Grund liebe ich ihn immer noch. Noch schlimmer: weil er so viel weint und mir damit erfolgreich ein schlechtes Gewissen macht (frag mich nicht warum) fühle ich mich so, als müsse ich die Beschützerrolle übernehmen. Immer, wenn er weint und nicht grade davon läuft, nehme ich ihn in den Arm und tröste ihn. Das ist doch nicht normal, oder?
Ich sage mir, das ist wahre Liebe. Aber was nützt es, wenn er nicht zu mir zurückkommt, oder zumindest seine Neue wieder aus der gemeinsamen Wohnung ausquartiert?
Verlassen werden ist schei.. Das können wir drehen und wenden, wie wir wollen. Es gibt dem nichts Gutes abzugewinnen. Außer Lebenserfahrung.
Lass den Kopf nicht hängen, Danny. Ich verstehe Deine Gefühle. Es geht hoch und runter damit, und gelegentlich fällt man längere Zeit in ein Loch, dessen Ausmaße man sich gar nicht ausmalen mag. Aber irgendwann schwimmt man auch wieder oben.
Was mir auch ganz arg geholfen hat, waren meine Kollegen. Ich war ja erst mal ein ziemlicher Ausfall; und was will man sagen, wenn man mit total verquollenen Augen auf der Arbeit auftaucht? Pollenallergie ließen zwar einige durchgehen, aber auch nur, solange ich nicht wieder losgeheult habe. Was sich leider nicht verhindern ließ. Unangenehme Aufgaben, die mein zerrüttetes Nervenkostüm zusätzlich belastet hätten, haben die Kollegen übernommen. Überhaupt waren sie alle so lieb zu mir. Es gibt keinen Menschen, der noch keinen Liebeskummer hatte. Also, vielleicht bin ich da besonders vom Glück bedacht, aber meine Kollegen haben mich zu einem guten Teil aufgefangen, ohne große Worte und ganz selbstverständlich. Das finde ich einfach toll. Denn im Gegensatz haben solche sogenannten Freunde, mit denen man ewig und gerne zusammen war, plötzlich den Funkverkehr eingestellt. Ein - ehemals - befreundetes Paar zum Beispiel. Die haben vorsichtshalber erst mal zwei Monate nix mehr von sich hören lassen. So, bis unsere Umzüge vonstatten gegangen waren etc. Und dann kommt eine SMS: Erwarten Statusbericht. Wer wohnt jetzt wo? Und Tschüss, ihr Lieben! Wer jetzt wo wohnt, hat die bestimmt nicht mehr zu interessieren.
Das - evtl. auch nur vorläufige - Ende einer Beziehung hat ein Gutes: Ausmisten, und zwar Dinge, Freunde, Ansichten.
Ich wünsche Dir alles Gute, Danny.
Gruß
Muriel