2350

Der lange Weg des Scheiterns - Lernen durch Schmerz

leskine
Wiki:
' Da Identität auf Unterscheidung beruht und die Unterscheidung ein Verfahren ist, das ein Ganzes untergliedert (scheidet), kann ein Körper nur als Ganzes Identität erlangen. Daher wird verständlich, weshalb Menschen ihre Identität als bestimmte Menschen in einem Wechselspiel von Dazugehören und Abgrenzen entwickeln. So entwickelt ein Kind nach der Geburt erst im Laufe der Jahre eine Identität in Abgrenzung von der Mutter.'

Dazugehören zu einer Gruppe- Glauben/Beruf/Sport/Sozial oder was auch immer und eben Abgrenzen. Wenn du dich nie gelernt hast abzugrenzen, kann sich deine Wahre Identität nicht entwickeln, da du dich mit den falschen Gruppen identifizierst eben aus fehlendem Abgrenzungspotential.

Ich habe mich sehr intensiv mit Identitätsbildung auseinander gesetzt. Und meine Krise, das sich 'gehen' lassen, als etwas beschrieben, das alte Ego zu zerstören. Also eben auch eine falsche Identität (leskine) um die wahre zu erkennen und anzunehmen (steady). Natürlich gehören beide noch zu mir, und es unterscheidet sich von einer echten Identitätsstörung.

22.10.2021 12:37 • #1336


leskine
Zitat von Isnogud:
Entschuldigt, aggressiv wollte ich nicht wirken und so empfand ich es auch nicht...

Er meinte mich :;)


edit: doch nicht fand deinen text nich aggro alles gut

22.10.2021 12:37 • #1337


A


Der lange Weg des Scheiterns - Lernen durch Schmerz

x 3


leskine
Zitat von Jetti:
Radikale Akzeptanz und die Frage nach dem WARUM.

22.10.2021 12:41 • #1338


leskine
Zitat von Jetti:
Ich habe einfach nie die Verantwortung für mich übernommen.

Wie meinst du das?

22.10.2021 12:42 • #1339


I
Zitat von leskine:
Wenn du dich nie gelernt hast abzugrenzen, kann sich deine Wahre Identität nicht entwickeln, da du dich mit den falschen Gruppen identifizierst eben aus fehlendem Abgrenzungspotential.


Ja okay, das sind dann eben auch diese falschen Glaubenssätze, die fast alle mit sich herumtragen. Die man uns eingetrichtert hat und wir sie übernommen haben.
Das sich daraus durchaus Störungen oder sogar Krankheiten entwickeln, kann ich komplett nachvollziehen.

Mich nervte nur das mit der Diffusion, was ja irgendwie völlig durchgängig bedeutet. So als würde man schlichtweg jede Eigenschaft annehmen um anderen zu gefallen und sein Leben komplett nach dem Willen der anderen ausrichten.
Und ich hoffte einfach, Jetti diesen Zahn zu ziehen, denn sie ist (in meinen Augen) bereits ein eigenverantwortlicher, authentischer Mensch.
Klar, durch Krisen wird das Selbstbild stark verändert. Menschen, die wir lieben, können einen starken positiven oder auch negativen Einfluss auf unser Selbstverständnis/bild haben.
Aber das alles ist immer in Entwicklung, es geht mal auf und ab und fertig entwickelt werden wir sowieso nie sein...

22.10.2021 12:47 • x 2 #1340


Jetti
Zitat von leskine:
Wie meinst du das?

Ich antworte später....
In der Firma beginnt gleich eine Feier zur Verabschiedung eines Kollegen in die Rente.
Party !

22.10.2021 12:54 • x 1 #1341


leskine
Zitat von Isnogud:
Und ich hoffte einfach, Jetti diesen Zahn zu ziehen, denn sie ist (in meinen Augen) bereits ein eigenverantwortlicher, authentischer Mensch.

Ich bekomm gerade den Zusammenhang zur Identität nicht hin oder zur falsch entwickelten?

22.10.2021 14:57 • #1342


I
Zitat von leskine:
Ich bekomm gerade den Zusammenhang zur Identität nicht hin oder zur falsch entwickelten?

Hm, ja, da hast du wohl recht... Und irgendwie gehört es für mich doch zusammen...

22.10.2021 15:26 • #1343


leskine
Zitat von Isnogud:
Hm, ja, da hast du wohl recht... Und irgendwie gehört es für mich doch zusammen...

Inwiefern, ich meine das aus Interesse, auch für mich. Bin da vielleicht auf dem Holzweg oder nehme das verzerrt wahr, deswegen frage ich dich.

22.10.2021 15:52 • #1344


I
Zitat von leskine:
Inwiefern, ich meine das aus Interesse, auch für mich. Bin da vielleicht auf dem Holzweg oder nehme das verzerrt wahr, deswegen frage ich dich.


Vorweg: ich habe vorhin so zwischen Tür und Angel relativ spontan geschrieben, ohne das Thema wirklich von allen Seiten zu beleuchten. Daher bringen mich eure Antworten und Fragen evtl. jetzt schon dazu umzuschwenken und einzugestehen, dass ich wohl zu oberflächlich an der Thematik gekratzt habe. Evtl. widerspreche ich mir daher also jetzt auch. Ich versuche aber trotzdem, jetzt mal meinen Gedankenfaden fortzuführen und bin selbst gespannt, was sich beim Schreiben dann ergibt.

Vielleicht sind meine eigenen Traumata nicht schlimm genug gewesen, um das mit der falsch-entwickelten Identität wirklich nachvollziehen zu können...
Für mich bin ICH immer ICH, auch dann, wenn ich ein schlechtes Selbstbild habe..
Kurzes Beispiel: ich bin chaotisch - das ist erst mal ohne Wertung einfach nur eine Aussage über mich.

Früher (auf Grund negativer Glaubenssätze): oh Mist, wieder den Termin beim Zahnarzt vergessen, der ärgert sich jetzt, dass er mich extra anrufen muss. Ich schaffe es einfach nicht, das alles gut zu organisieren - ich bin eine schlechte Mutter, die unseren Alltag nicht gebacken bekommt. Oben drauf dann noch die Aussage von meinem Ex, dass er sich wohl um ALLES kümmern muss, da ich ja NIX auf die Reihe kriege und mich in seinen Augen nicht mal anstrenge das zu ändern (egal, dass ich vorher anstandslos 10 Termine eingehalten habe, dieses eine Versagen zählt).
Heute: oh Mist, wieder Termin beim Zahnarzt vergessen. Zum Glück hat er angerufen und wir konnten noch fix kommen und mussten nicht extra einen neuen Termin machen. Nächstes mal bitte ich, mich einen Tag vorher anzurufen. Fertig. Keine Selbstvorwürfe, kein ich bin so schlecht mehr.

Die Identität hat sich nicht verändert, Ich war und bin authentisch Ich. Aber das Mindset ist ein anderes, und führt dazu dass ich mich wohlwollend bewerte und das ausstrahle.
Ich kann gar nicht so sehr an mir arbeiten, dass ich eine andere werde. Aber ich kann an meinem eigenen Blick auf mich arbeiten und mir Menschen suchen, die ebenfalls wohlwollend und liebevoll auf mich blicken. Dann bin ich nicht mehr fehlerhaft oder falsch.

Das war auch eine der Übungen, die ich in der Krisenintervention gemacht habe - Mich nicht-wertend zu beschreiben. Fand ich gar nicht so einfach, aber ich habe tatsächlich gelernt, dass viele Begriffe wie chaotisch, strukturiert, schüchtern, egozentrisch aus verschiedenen Blickwinkeln und durch verschiedene Interpretationen ganz unterschiedliche positive oder negative Zuordnungen haben können.

Und da sehe ich Identität als großes Puzzle oder Mosaik mit ganz vielen kleinen Steinchen und Teilen. Vielleicht verabschiede ich mich mit der Zeit von dem einen oder anderen. Entwickle mich weiter und denke dann: so bin ich eigentlich gar nicht mehr oder diese Zuschreibung von außen hat eigentlich nie auf mich zugetroffen. Und vielleicht verändert sich das Mosaik-Bild mit der Zeit, wenn immer wieder Steinchen ausgetauscht, entfernt, hinzugefügt werden. Trotzdem bin ICH das Mosaik, das große Ganze...
Ich kann nicht einfach alles anzünden und von vorn mit dem Legen beginnen. Dann wäre es Auslöschung.

22.10.2021 18:47 • x 5 #1345


I
Also ich bin mir einfach sicher, dass jeder hier sich hinsetzen und ein paar Stichpunkte zu sich aufschreiben kann, wer er ist und was ihn ausmacht - und nicht nur aus Projektionen besteht, die er versucht abzubilden um anderen zu gefallen und mit ihnen eine Symbiose einzugehen.
Alleine schon die Begabung selbst, über sich nachzudenken und Dinge aktiv anzunehmen oder abzulehnen sind für mich Beweis genug, dass keine Identitätsdiffusion vorliegt (?) - eher eine Krise, und die ereilt alle mal mehr oder weniger.
Aber vielleicht hab ich euch auch einfach falsch verstanden...

22.10.2021 19:06 • x 2 #1346


Jetti
@Isnogud
Danke für diesen bemerkenswerten Text und das Bild des Mosaiks. Mit dem Begriff Identität / Identitätsdiffusion als solchen hatte ich mich bisher noch nicht auseinandergesetzt. Wie mit so vielen Dingen, die ich eher mal hätte unter die Lupe nehmen sollen. Aber dieses hätte ist auch der falsche Ansatz, und bringt mich garantiert nicht näher zu mir.

Im Moment kann ich gar nicht viel schreiben, da ich ziemlich aufgeregt bin. Leider habe ich auf der Heimfahrt mein Porte­mon­naie verloren, und jetzt ist es viel zu finster um nochmal zu suchen. Ich schwöre, dass ich bei der Feier nur 2 Gläser Sekt getrunken hatte, daran lag es nicht. Eher an meiner Schusseligkeit und ein wenig Dummheit bei der Wahl der Strecke, die mich abseits der Straße führte. Morgen früh radle ich gleich nochmal los.

22.10.2021 19:52 • x 1 #1347


I
Zitat von Jetti:
Mit dem Begriff Identität / Identitätsdiffusion als solchen hatte ich mich bisher noch nicht auseinandergesetzt.


Also du, ich in dem Ausmaß eigentlich auch nicht
Außer dass mir der Gedanke mal kam: wer bin ich eigentlich? und welche Anteile, die mir an anderen gefallen, würde ich gerne auch in mein Leben integrieren/mehr ausleben?

Ich habe mir deine gepostete Seite mit den 4 Stadien nochmal näher angesehen und kann da schon einiges gut nachvollziehen.
Dass man ggf. lange diese angenommene Identität lebt - also ganz unreflektiert das, was gesellschaftlich normal ist - Ehe, Haus, Baum, Kind, Hund. Und viele sind dann auch einfach glücklich damit (es muss ja auch nicht zwingend falsch sein, so zu leben).
Aber wenn man dann durch eine Krise zurückgeschubst wird, wieder eher in diesem Suchestadium (Mela-Dingsbums, kann gerade nicht auf den Link zugreifen und nachlesen) ist.

Aber alleine, dass man sich auf die Suche begibt, legt ja schon den Grundstein zur Entwicklung hin zur selbstkonstruierten Identität.
Man hätte aber an dem Punkt auch die Möglichkeit, in die Regression zu gehen, aber es ist und bleibt ein Wende-/Ankerpunkt an dem sich ganz viele Chancen eröffnen - diese verdammte Krise...


Viel Glück mit dem Geldbeutel morgen, ich kenne sowas und bin dann auch immer tierisch nervös und aufgekratzt

22.10.2021 20:07 • x 2 #1348


C
@Isnogud

Vielen Dank für deine Beiträge.

Mit deinen letzten Beiträgen kann ich mich voll identifizieren.

Ich kann mit dem Begriff Identitätsdiffusion nichts anfangen und ich werde auch keine einschlägige Literatur lesen
Ich überlasse solche Sachen den Experten.

Du hast in einem Punkt jedoch vollkommen recht. Es kommt darauf an wie man sich selbst sieht.

@Jetti hat mich mal gefragt, wie ich es geschafft habe, dass sich meine Gefühle so geändert haben, dass ich den Mann, den ich liebte jetzt als guten oder besten Freund betrachten kann. Ich wusste die Antwort nicht genau, deshalb konnte ich nicht antworten.

Jetzt aber kenne ich die Antwort. Es war mir möglich, weil ich aufgehört habe mein Spiegelbild in seinen Augen zu suchen. Ich fing an mich zu sehen und anzunehmen. Ich war nicht mehr das, was er sehen sollte und wiederspiegelte sondern ich fing an ich zu sein, so wie ich mich sehen wollte. Ich sah mich und was ich sah gefiel mir, denn ich hörte auf mich wertend zu betrachten und die Maßstäbe der anderen auf mich anzuwenden.

Ich kann es nicht genau erklären, weil die Gedanken und Gefühle sich überschlagen und ich die Worte nicht finde, um mich auszudrücken. Vielleicht liege ich ja voll daneben ( zu dem was du geschrieben hast).

Eines ist wahr, wir entwickeln uns und wenn wir anfangen die Puzzleteilchen zu ändern und auszutauschen, bekommen wir ein ganz anderes Bild (auch von uns selbst).

Ich habe entdeckt, dass ich viele positive Eigenschaften habe und meine Fehler je nach Betrachter oder Blickwinkel manchmal gar keine Fehler sind/waren. Bedeutet das, dass ich mich selber angenommen habe? Mich akzeptiert habe mit allem was mich ausmacht, samt Ecken und Kanten?

Wenn ja, dann will ich daran festhalten, denn ich habe ein gutes Gefühl dabei.

22.10.2021 20:18 • x 6 #1349


I
Zitat von Corbian:
Es war mir möglich, weil ich aufgehört habe mein Spiegelbild in seinen Augen zu suchen. Ich fing an mich zu sehen und anzunehmen. Ich war nicht mehr das, was er sehen sollte und wiederspiegelte sondern ich fing an ich zu sein, so wie ich mich sehen wollte. Ich sah mich und was ich sah gefiel mir, denn ich hörte auf mich wertend zu betrachten und die Maßstäbe der anderen auf mich anzuwenden.

oh wow, jaaa!

Ganz oft und ganz viel ja genau!. Danke dir!

22.10.2021 20:48 • #1350


A


x 4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag