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Der lange Weg des Scheiterns - Lernen durch Schmerz

Jetti
Gerade bekam ich die Info, nun 'Erleuchtet' zu sein.
Hätte auch nichts dagegen, wenn es wirklich so wäre. Gefühlt tappe ich jedoch immer noch im Dunkeln.

03.10.2021 20:43 • x 3 #1201


B
Zitat von Jetti:
Dass Beziehung Abhängigkeit heißt.

Verstehe. Für heute Abend harter Tobak. Aber ich erkläre gerne später noch, was ich damit meine.

03.10.2021 21:13 • #1202


A


Der lange Weg des Scheiterns - Lernen durch Schmerz

x 3


Jetti
Gerade habe ich die Diskussion von heute nochmal nachgelesen, und springe deshalb nochmal an eine andere Stelle zurück.
Zitat von Bumich:
Aber Bindung gehört zu den hässlichsten Erscheinungen überhaupt.

Das kann ich nicht nachvollziehen. Nahezu jeder Mensch spürt den Wunsch nach Bindung. Das ist sogar, wie ich gelesen habe, eines der vier psychischen Grundbedürfnisse unserer Spezies.

Zitat von Bumich:
Nur um des guten Gefühlswillen, dass jemand dich braucht, du jemanden wichtig bist und jemand bei dir ist, hast du alles verloren, hast du dich selbst verloren...

Jemanden wichtig zu sein und bei sich zu haben, ist viel mehr als ein gutes Gefühl. Verbundenheit hat für mich eine höhere Bedeutung als Freiheit und Einsamkeit.

03.10.2021 21:34 • x 2 #1203


Jetti
Zitat von Bumich:
Für heute Abend harter Tobak. Aber ich erkläre gerne später noch, was ich damit meine.

Alles klar.

Für heute schalte ich auch mal das Handy aus.

Gute Nacht allerseits! allerseits!

03.10.2021 21:39 • x 2 #1204


C
@Jetti
@Bumich
@Isnogud

Ich wünsche euch einen guten Morgen.

Habe die ganze Nacht über eure letzte Postings wegen Beziehung, Abhängigkeit, Bindung und Verbundenheit gegrübelt.

In euren Beiträgen bzw in den Beiträgen von @Bumich widersprechen sich viele Aussagen.

@Bumich spricht vieles an, wirft mit Begriffen um sich aber bleibt die Erklärung schuldig. Verschiebt alles auf später. Deshalb verstehe ich nicht, was er eigentlich meint.

Grundbedürfnisse des Menschen laufen im Programm des Individuums unterbewusst ab. Die emotionale Bindung - die für die Entwicklung des Einzelnen - elementar in unserem Leben ist, wird als was abwertendes, schlechtes dargestellt.

Man verliert sich nicht, wenn man sich bindet, wenn diese Bindung an einen anderen nicht gleichzeitig die Aufgabe seines eigenen ichs bedeutet. D.h. ich binde mich mit jemanden aber bin doch immer noch ich selbst; mir gefällt, dass dieser andere mich braucht, weil ich ihn auch brauche. Ich binde mich mit jemanden, der mir wichtig ist und dem ich so wie ich bin, wichtig bin.

...und ohne Gefühle für diesen einen Menschen geht es nicht; ohne gegenseitigen Respekt, Rücksichtnahme, Vertrautheit und ja Liebe ist alles zum scheitern verurteilt. Sich binden, lieben, mit jemanden zusammen sein, bedeutet nicht sich selbst aufzugeben sondern gemeinsam mit jemanden eine neue Einheit zu bilden und in andere Richtungen zu wachsen. Es bedeutet, dass man lernt in Symbiose mit einem zu leben und im Idealfall, dass beide von dieser Lebensgemeinschaft profitieren und wachsen. Es bedeutet nicht, dass einer auf Kosten des anderen sich selbstverwirklicht, sein Leben weiterhin als Single lebt und vom anderen nimmt ohne zu geben.

Eine Beziehung, eine Partnerschaft muss eine gesunde Basis haben, um für beide Partner gut zu sein und die Bedürfnisse und Anforderungen beider Partner zu erfüllen.

Ich rede hier nicht von Entertainment und glücklich machen durch den Partner.

Sondern von einer Partnerschaft zweier Individuen, die emotional miteinander verbunden sind, sich gegenseitig achten und respektieren. Das bedeutet nicht immer ja und Amen zu allem zu sagen, was der Partner will aber auch nicht, dass man seinen Willen manipulativ dem anderen auf stülpt.

Ich bin auch der Meinung, dass es nicht stimmt, dass man sich im Partner verliert. Dazu sind sowohl Frauen als auch Männer heute nicht mehr so wie einst zu Zeiten unserer Großeltern und Urgrosseltern. Die Zeiten von Anna Karenina und Effie Briest sollten längst vorbei sein.

04.10.2021 06:00 • x 4 #1205


Jetti
@Corbian

Auch Dir einen guten Morgen und vielen Dank für Deine umfangreichen Zeilen.
Und ja, Du hast recht. Bindung ist auch in meinen Augen nicht nur Abhängigkeit, sondern sollte auch Ergänzung
und Weiterentwicklung sein.

Die emotionale Abhängigkeit wird ja deshalb als problematisch beschrieben, weil sie das Gefühl beinhaltet
einzig und allein durch den Partner glücklich zu werden. Ohne ihn/sie nichts zu sein, bzw. nicht nicht leben zu können.
Damit überfordert man den anderen zugleich.

Ich in meinem Fall glaube, dass ich sehr wohl in diese Abhängigkeit gekommen wäre. Weil ich wahrscheinlich
nahezu alles getan hätte, damit eine Beziehung entsteht und diese auch Bestand hat. Wenn ich
denn eine Chance bekommen hätte. Das ist es dann dieses Sich-Selbst-Verlieren.
Wobei ich dies vielleicht gar nicht so empfunden hätte, da ich ja überhaupt wenig
Selbstbewusstsein hatte. Mich nicht selbst definiert hatte, und so auch wenig zu verlieren war.
So sehe ich das heute mit etwas zeitlichem Abstand, aber all dies hilft mir im Moment nicht weiter.
Ich bin einfach nur tieftraurig.

@Corbian
Könntest Du Dir vorstellen noch ein wenig zu Deiner Situation zu erzählen? Du bist ja schon etwas
länger hier im Forum unterwegs. Ist der Grund, aus dem Du Dich damals angemeldet hattest, noch
präsent oder hast Du dies überwunden?

Bitte fühlte Dich nicht gedrängt, auch eine allgemeine Diskussion ist vollkommen in Ordnung.

Den Tag über kann ich heute wenig schreiben, da gerade der Arbeitstag begonnen hat. Ich muss
also ebenfalls mal auf später verschieben.

04.10.2021 07:23 • x 1 #1206


ElGatoRojo
Zitat von Corbian:
Man verliert sich nicht, wenn man sich bindet, wenn diese Bindung an einen anderen nicht gleichzeitig die Aufgabe seines eigenen ichs bedeutet. D.h. ich binde mich mit jemanden aber bin doch immer noch ich selbst; mir gefällt, dass dieser andere mich braucht, weil ich ihn auch brauche. Ich binde mich mit jemanden, der mir wichtig ist und dem ich so wie ich bin, wichtig bin.

Völlig richtig, was @Corbian hier schreibt. Zu unterscheiden ist ja, ob ich mich binde oder ob ich mich aufgebe. Binde ich mich, dann bin ich - wenngleich unter Schmerzen - fähig, auch die Bindung aufzulösen. Das spürt ein fairer Partner. Ein fieser oder auch ängstlicher Partner allerdings nutzt die Bindung so sehr zu seinen Gunsten, dass ich mich aufgeben muss, um ihn zu halten. Wenn ich mich so weit unterwefe, dann wird die Beziehung giftig und dann ist Trennung die einzige Möglichkeit, meine seelische Balance zu erhalten.
Zitat von Corbian:
Es bedeutet nicht, dass einer auf Kosten des anderen sich selbstverwirklicht, sein Leben weiterhin als Single lebt und vom anderen nimmt ohne zu geben.

Das tun die Egoisten, die die Beziehung zu jemandem nutzen um die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen - oft ohne Rücksicht auf Verluste. Gilt für Männer wie für Frauen. Wohl auch das, was heutzutage oft als toxisch beschrieben wird. Ja - da kann jemand durchaus das Gift des anderen sein. Klassiker ist er, der nur S. will oder ist sie, die ein angenehmes Leben mitnimmt.
Zitat von Corbian:
Sondern von einer Partnerschaft zweier Individuen, die emotional miteinander verbunden sind, sich gegenseitig achten und respektieren. Das bedeutet nicht immer ja und Amen zu allem zu sagen, was der Partner will aber auch nicht, dass man seinen Willen manipulativ dem anderen auf stülpt.

Nur so kann eine Beziehung länger bestehen. Dann kann sie im Zweifel auch Verrat durch S. mit anderen überstehen. Eben wichtig ist die Zuverlässigkeit, das Vertrauen, der Respekt. Das alles ist eben die Bindung jenseits der Schmetterlinge. Dazu muss man aber bereit sein, sich ohne Angst darauf einzulassen. Das erfordert ein gewisses Vertrauen in die eigenen Gefühle und Kräfte.

04.10.2021 08:35 • x 4 #1207


Jetti
Zitat von ElGatoRojo:
Ein fieser oder auch ängstlicher Partner allerdings nutzt die Bindung so sehr zu seinen Gunsten, dass ich mich aufgeben muss, um ihn zu halten. Wenn ich mich so weit unterwefe, dann wird die Beziehung giftig und dann ist Trennung die einzige Möglichkeit, meine seelische Balance zu erhalten.

Sich aufgeben, um den Partner zu halten, bedeutet ja, dass ich dann eben nicht in der Lage bin, mich zu trennen.
Kannst Du das bitte noch etwas genauer erklären?

04.10.2021 08:44 • #1208


ElGatoRojo
Zitat von Jetti:
Sich aufgeben, um den Partner zu halten, bedeutet ja, dass ich dann eben nicht in der Lage bin, mich zu trennen.
Kannst Du das bitte noch etwas genauer erklären?

Wird oft als emotionale Abhängigkeit bezeichnet. Normalerweise beruht eine Beziehung auf Augenhöhe beider Partner, die sich freiwillig aneinander binden - und von denen jeder dieses Band auch wieder lösen kann, wenn er sich mies behandelt fühlt oder auch, wenn er sich in jemand anderen verliebt.

Dieses Ideal einer Partnerschaft ist erfahrungsgemäß nicht in allen Beziehungen gegeben, sondern in einigen herrscht ein Machtgefälle und auch ein Attraktivitätsgefälle. Da ist der unterlegene Partner dann versucht nachzugeben und nachzugeben, nur um in der Beziehung zu bleiben. Das kann bis zur emotionalen Selbstaufgabe führen. Merkt man, auf einem solchen Weg zu sein, dann ist der Weg zu Heilung eben der, sich aufzuraffen, diese toxische Beziehung zu beenden.

04.10.2021 08:53 • x 3 #1209


Jetti
Zitat von ElGatoRojo:
dann ist der Weg zu Heilung eben der, sich aufzuraffen, diese toxische Beziehung zu beenden.

Aber das wird der abhängige Partner eben nicht schaffen, oder gar nicht wollen.
Denn damit beraubt man sich ja selbst seiner Dro....
Möglicherweise leidet man dann zwar in der Beziehung, aber das Leiden ohne den Partner
scheint um ein vielfaches größer.

Zitat:
Ein fieser oder auch ängstlicher Partner allerdings nutzt die Bindung so sehr zu seinen Gunsten, dass ich mich aufgeben muss,

Dass emotionale Abhängigkeit gegebenenfalls ausgenutzt werden kann, verstehe ich.
Aber wieso würde ein ängstlicher Partner, das zu seinen Gunsten ausnutzen. Hätte er nicht
ebenfalls Angst, dass es dann zu Ende geht?
Ängstlich und fies sind zwei Extreme, von denen ich nur das Letztere mit ausnutzen in Verbindung bringen würde.

04.10.2021 09:13 • #1210


ElGatoRojo
Zitat von Jetti:
Aber das wird der abhängige Partner eben nicht schaffen, oder gar nicht wollen.

@Jetti - Ja, dann wird er eben leiden. Oder um es klar zu sagen: Das Leben ist kein Ponyhof. Denn dann ist offenbar seine emotionale Abhängigkeit und seine Verlustangst größer als sein Selbsterhaltungstrieb. Was soll man dem raten? Es wäre ja ähnlich, wie jemanden von seiner Sucht nach einer D.roge zu befreien. Wenn er das nicht will, wird er zugrunde gehen.

Zitat von Jetti:
Aber wieso würde ein ängstlicher Partner, das zu seinen Gunsten ausnutzen

Manche mit Verlustangst und geringem Selbstwert versuchen dann, das gefühlte Gefälle zu kompensieren, indem sie ihrerseits den Partner zu manipulieren um seiner sicher zu sein.

04.10.2021 09:29 • x 3 #1211


Jetti
Zitat von ElGatoRojo:
Es wäre ja ähnlich, wie jemanden von seiner Sucht nach einer D.roge zu befreien. Wenn er das nicht will, wird er zugrunde gehen

Manchmal denke ich, genau dorthin auf dem Weg zu sein. Geradewegs in den Abgrund. Obwohl es gar keine
Beziehung gibt, ER jetzt vergeben und glücklich ist. Und trotzdem klebe ich fest an den Erinnerungen, Gedanken und Gefühlen. Dabei kommt es mir vor, als hätte sich das Denken schon längst verselbstständigt. Denn ER ist einfach ständig
in meinem Kopf, egal was ich tue.

04.10.2021 09:55 • #1212


ElGatoRojo
@Jetti - Du bist ja schon lange in diesem thread mit der Erinnering an ihn. Als Frau von 47 Jahren hast du dich da irgendwie in einem Labyrinth verloren und ob du allein den Weg zum Ausgang findest? Offenbar ist er dir auf Dauer verloren gegengen und insofern ist jeder Gedanke an ihn eben einfach nur eine weitere Schleife im vergeblichen Umkreisen. Das kannst du endlos so weiter machen und vielleicht dich langsam lösen oder eben nicht - aber auf Dauer macht es dich kaputt.

Realistisch gesehen solltest du ernstlich einen Cut machen. Von Familie oder Freunden helfen lassen? Oder den Ort wechseln? Oder - ganz verwegen - jemand anderen? Jedenfalls irgend etwas. Dir nützen Gedanken und Überlegungen jetzt nicht mehr viel - das ist alles durchdacht, erwogen, erinnert, bedauert. Es bringt nichts mehr. Jetzt hilft dir nur, etwas zu tun.

04.10.2021 10:06 • x 2 #1213


leskine
Zitat von Jetti:
Denn ER ist einfach ständig
in meinem Kopf, egal was ich tue.

Es sind Gedanken. Nicht mehr. Es ist deine Entscheidung ob du diese zulassen möchtest oder nicht. Das es schwer ist, die Gedanken nicht zuzulassen, ohne Zweifel.
Vielleicht ist nicht zulassen oder verdrängen auch nicht zielführend. Der Gedanke kommt, man lässt diesen zu, nimmt ihn wahr, akzeptiert, fühlt das Gefühl welches er hervorruft und akzeptiert dies.
Über die Atmung, ruhe reinbringen und die Gedanken nun auf etwas anderes richten. Dich selbst zb. deinen Körper, dein Geruch, ist zb auch voll ok sich in der Situation einfach zu 'streicheln/Berühren'.
Das Beherrschen der Gedanken ist eine Kunst, mit viel Übung, geht das allerdings.
Denn das da;

Zitat von Jetti:
als hätte sich das Denken schon längst verselbstständigt

ist ein Zustand den du aktiv ändern kannst. Du bist die Herrin über deine Gedanken. Du hast die Kraft und die Stärke deine Gedanken zu bestimmen. Das einzige was du dafür tun musst, ist dich dafür zu entscheiden, dass du ab nun über deine Gedanken bestimmst.

Das Gefängnis in dem du sich zu sehen glaubst, mit diesen schweren Eisengittern und dem mächtigen Schloss; du bist gleichzeitig der Wärter dieses Gefängnisses und hast den Schlüssel in der Hand.
Die Angst davor dich selbst zu befreien kannst du durch Neugier ersetzen, Neugier darauf, welch Leben dich erwartet, wenn du die ersten Schritte aus dem Gefängnis heraustrittts.
Das schöne ist, da draußen warten ganz viele liebe Menschen auf dich, mit offenen Armen, um dir bei deiner Erkundungstour beizustehen.

04.10.2021 10:13 • x 4 #1214


leskine
Zitat von leskine:
Es sind Gedanken. Nicht mehr. Es ist deine Entscheidung ob du diese zulassen möchtest oder nicht. Das es schwer ist, die Gedanken nicht zuzulassen, ohne Zweifel. Vielleicht ist nicht zulassen oder verdrängen auch nicht zielführend. Der Gedanke kommt, man lässt diesen zu, nimmt ihn wahr, akzeptiert, fühlt das ...

Ich sitze übrigens in der Zelle neben dir, und noch ganz viele andere sitzen in ihren Zellen.
Mein Gefängnis habe ich geöffnet und war auch schon ein paar Schritte draußen, bin nun doch schnell wieder zurück, ins gewohnte Dunkel, weiß aber, dass es nur die Gewohnheit ist, dich mich zurück bracht. Die Tür ist auf, und sie bleibt auch auf, und ich spüre wieder die Neugier, die mich nach draußen zieht.
Stück für Stück, Schritt für Schritt.
Die Gewohnheit, mach ich mir zu Nutze, diesmal jedoch anders herum.

Und du kannst das auch!

04.10.2021 10:17 • x 2 #1215


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