Hallo Mick,
ich stimme dir zu, der Blues geht auch bei mir (noch) weiter, allerdings in total abgeschwächter Form. Ich für meinen Teil denke, das liegt sicherlich an der langen Zeit, die inzwischen vergangen ist. Mein Ex hatte mir nach einer 21-jährigen Beziehung zum Jahreswechsel 98/99 mitgeteilt, dass er sich in eine andere Frau verliebt hat. Wir haben danach noch weitere 18 Monate in unserer gemeinsamen Wohnung gelebt. Während dieser Zeit habe ich gekämpft bis zum Umfallen, mit teilweise sehr unschönen Szenen erlebt, an denen ich aber auch nicht unschuldig war. Aus heutiger Sicht war es einfach und schlicht vertane Zeit und das Schlimmste war, dass ich mich #8222;selbst#8220; verloren hatte. Im August 2000 bin ausgezogen und habe alle Freunde (bis auf eine einzige Freundin) aus unserer gemeinsamen Zeit zurückgelassen. Die ersten Monate, das erste Jahr nach der Trennung war einfach nur die Hölle für mich. Die Wochenenden habe ich gehasst, wie Pest und saß mehr oder weniger alleine zuhause rum. Wobei ich im ersten Jahr ja noch relativ viel Kontakt zu meinem Ex hatte, diesen damals auch wollte, immer in der die Hoffnung, das wir wieder zueinander finden. Und er hat mir das teilweise auch signalisiert und das war doppelt schlimm für mich. Mein damaliges Leben hat nur noch aus Hoffnung, Enttäuschung, Wut und unendlicher Traurigkeit bestanden. Er ist übrigens jetzt anscheinend fest mit IHR zusammen. Ich respektiere es, wenn ich allerdings mit ihr konfrontiert werde, merke ich heute noch ziemliche Wut in mir.
Der erste Schritt in mein neues Leben fand im April/Mai 2001 statt, als ich hier #8222;gestrandet#8220; bin und parallel eine Zeitungsannonce startete, mit dem Ziel neue Menschen zu treffen. Dieses Forum hier, das Schreiben meiner Geschichte und vor allen Dingen die Antworten der Teilnehmer haben mir damals geholfen, das eine oder andere etwas klarer zu sehen. Mit der Zeit entstanden hier auch telefonische Kontakte und der Wunsch sich persönlich kennen zu lernen. Tja, und Ende September 2001war ein Treffen, das ursprünglich nur mit Very und Shanna geplant war. Doch auch Jensi,, Lee, Maryleen, Bente, Christoph, Silke, Hans, Kuki, Susa, Tina, Miksi, Davidxx und Mimi nahmen an dem Treffen teil. Später lernte ich auch noch Hubi,, PatShmith, Stefan, Susa3, RS75, Anja1, Kyriel, Mirja und dich kennen. Zu den meisten habe ich auch heute noch Kontakt, der sicherlich nicht mehr ganz so intensiv wie am Anfang unseres Kennenlernens ist, der hoffentlich erhalten bleibt. Viele von euch sind mir einfach und schlicht ans Herz gewachsen. In einen dieser Teilnehmer war ich verliebt und er in mich. Doch es war einfach noch zu früh, weil wir das #8222;alte Leben#8220; noch nicht verarbeitet hatten. Wir haben uns nach kurzer Zeit wieder getrennt, aber er ist mir ein besonders wichtiger Mensch in meinem neuen Leben und der Kontakt zu ihm wird sicherlich nicht abreißen. Er und ich sind uns sicher, dass unser Verliebsein uns einen Riesenschritt nach vorne gebracht hat. Wir haben beide gemerkt, dass es noch ein Leben nach der Trennung gibt, das auch schöne Seiten haben kann.
Im März diesen Jahres habe ich einen Mann kennen und lieben gelernt. Ich habe gemerkt, dass ich sehr viel Angst vor neuen Verletzungen hatte, Angst davor wieder enttäuscht zu werden. Angst vor dem Loch, den psychischen und körperlichen Schmerzen aus meiner Trennung. Angst wieder so lange leiden zu müssen, falls meine neue Beziehung wieder den Bach runtergeht. Ich hatte einfach totale Schiss mich auf eine neue Beziehung voll einzulassen. Habe allerdings für mich festgestellt, dass ich mich einlassen muss, ansonsten hat die neue Beziehung keine Chance. Die Angst ist auch heute noch (sehr abgeschwächt) vorhanden. Ich kann mit meiner neuen Liebe über all das sprechen und er versucht mich zu verstehen. Vor allen Dingen respektieren wir die Meinung des anderen und sind uns im Klaren, den anderen nicht ändern zu können und auch nicht ändern zu wollen. Wir sprechen auch über unsere Exe, denn sie gehören nun mal zu unserem Leben. Ohne sie wären wir nicht so wie wir heute sind. Wir wurden auch durch unsere Exe mehr oder weniger geprägt. Fehler werden wir sicherlich beide machen, alte und neue, uns ist aber klar, dass eine Beziehung nur eine Chance hat, wenn man offen und ehrlich miteinander umgeht (auch wenn das irgendwann bedeutet sich zu trennen). Das Wichtigste aber ist, ich erhalte soviel Wärme, wie ich sie von meinem Ex nie erhalten habe und wir erleben auch die S. (über die hier sonst selten gesprochen wird) wesentlich intensiver und völlig anders als mit unseren Ex. Kennen gelernt haben wir uns übers Internet, wobei bei mir die Suche sich schon auf eine neue Beziehung konzentriert hat. Er wollte einfach nur E-Mail-Kontakt. Was daraus geworden ist, war nicht geplant, es ist einfach passiert und ich kann für mich sagen, ich liebe einen wunderbaren Mann
Das Wirrwarr meiner Gefühle habe ich im Juni zum Anlass genommen, meine Therapeutin noch mal aufzusuchen, um mich mit ihr auszutauschen. Sie ist der Meinung, dass dies völlig normal ist und das endgültige Loslassen noch nicht vollzogen ist, dies bedingt durch die langjährige Beziehung und der schmerzvollen Trennung. Es dauert halt bei dem einen mehr oder weniger lange, jeder braucht seine eigene Zeit. Drei Aussagen aus diesem Gespräch habe ich mir festgehalten. Gut, mein Ex hat sich getrennt, dies muss ich nicht akzeptieren, aber respektieren. Dies macht für mich einen sehr großen Unterschied und hilft. Und verzeihen muss ich meinem Ex auch nicht, das wünscht er sich nämlich. Tatsache ist, er hat mich betrogen und zutiefst verletzt, warum sollte ich verzeihen? Es kann auch wieder eine Trennung geben, aber aus meinem jetzigen Erleben, weiß ich, dass die Schmerzen vorüber gehen.
Zu meinem Ex habe ich den Kontakt fast völlig abgebrochen, weil ich merke, es tut mir nicht gut an die Vergangenheit erinnert zu werden. Es tut einfach immer noch weh, von dem Menschen von dem ich glaubte geliebt zu werden, so verletzt worden zu sein. Manchmal möchte ich noch mit ihm über das Alte reden, aber auch dieser Wunsch wird immer weniger und das ist auch gut so.
Mick, ich glaube es ist auch völlig normal, dass wenn sich das Leben wieder stabilisiert die alten Forumteilnehmer hier nicht mehr so oft zu Wort melden. Meiner Meinung nach das beste Zeichen, dass jemand dabei ist wieder zum Leben zurückzufinden. Andere Dinge einfach wieder wichtiger sind, als sich permanent über die Trennung auszutauschen.
Jensi, völlig richtig, zeitlicher Druck mit dem Ziel das eigene Wohlbefinden wiederzufinden funktioniert nicht. Das Wohlbefinden kommt von ganz alleine und nimmt zu je länger die Trennung zurück liegt.
Mick, auch bei dir wird die Zeit kommen wo du noch wesentlich optimistischer durch das Hessenland läufst. .
Also bis bald und ganz viele liebe Grüße
von Lindi