Liebe Tanja,
auch ich kontrollierte früher meinen Freund und wusste wie Du, dass das einfach nur Banane ist. Allerdings nahm das längst nicht solche Ausmaße wie bei Dir an. Auch mein Freund war sehr treu etc. Sicherheit gab es mir nie!
Meine Erfahrung ist, dass das nachlässt, je mehr Du bei Dir selbst bist und nicht versuchst, alle Sicherheit durch ihn zu gewinnen. Ich denke, das ist das A und O an dem ganzen. Und es lässt sich so leicht sagen...bei sich sein...Ja was ist das? Wie kann man das einem Menschen erklären?
Natürlich ist man verletzbar, angreifbar wenn man in einer Beziehung steckt...Untreue ist für jeden Menschen ein Schock...Nichtsdestotrotz gibt es einen Grad des bei sich selbst angekommen seins, sich selbst nahe seins, der einem Ruhe gibt. Du wirst das Vertrauen, die Sicherheit, die Du suchst, nie auf diese kontrollierende Weise bei ihm finden.
Treue ist schon wichtig aber selbst wenn ein Mann sich mal auf irgendwelchen verdächtigen Seiten umschaut :wink: , so bedeutet das noch lange nicht, dass er Dich nicht liebt oder begehrt. Treue, Verlässlichkeit bedeutet nicht absoluten Besitz, auch keine 100%ige Transparenz des Partners. Jeder Mensch geht in Gedanken mal fremd, Du sicherlich auch. Wenn nicht jetzt, dann in ein paar Jahren...Aber das wesentliche ist, dass ihr beide neben euren Kopfgeheimnissen Freude aneinander habt, dass ihr euch liebt, begehrt. DAS ist die einzige Sicherheit, die Du bekommen kannst.
Ich gehe davon aus, dass Du Dich selbst noch nicht ganz gefunden hast, denn sonst würdest Du Dich nicht in diesem Ausmaß abhängig von ihm machen. Liege ich falsch?
Höre also auf ihn zu kontrollieren...es ist auch eine Sache der Gewohnheit...eine Art erlernter Reflex: Du verspürst Unsicherheit und schnell beginnst Du in seinen Sachen zu wühlen. Mach Dir bewusst, dass dies nur EINE Möglichkeit, halt eine gewohnte Möglichkeit ist, Dir (vermeitliche) Sicherheit zu verschaffen; eine kurze Beruhigung. Genau wie bei einer Sucht: man trinkt und erlebt kurzfristig Entspannung, mehr aber nicht.
Du kannst also Umlernen. Du kannst lernen, diese Unsicherheit auszuhalten und lernen, zu spüren, ihn und Dich allein...Zu fühlen, was euch jetzt gerade in einem Moment verbindet- daraus und aus nichts anderem kannst Du Gewissheit gewinnen. Das Kontrollieren verunmöglicht ganz viel Gefühl zwischen euch denn Du bist in einem Spion-Modus und in diesem Modus lässt es sich schwer lieben :wink:
Du lebst ja mit dem Blick auf ihn gerichtet und genau das macht Dich abhängig. Stell es Dir einmal bildlich vor. Du beobachtest ihn und jeder Schritt, den er nicht in Deine Richtung tut, der verschreckt Dich! Versuche zu lernen, den Blick auf Dich selbst zu richten, denn Dich selbst kannst Du bestimmen, auf Dich selbst kannst Du Dich verlassen und Du kannst Dich selbst sogar sehr glücklich machen :D Und dann kannst Du dieses Glück oder was auch immer mit ihm teilen.
Übe es einfach mal...Wenn Du wieder kontrollieren willst, dann stelle Dich Deinen Gefühlen sofern Du allein bist...gehe hindurch...schreibe Tagebuch, weine...Du wirst daran wachsen.
Wenn er bei Dir ist, dann suche nicht nach etwas verdächtigem bei ihm, sondern nach etwas liebevollem :)
Einfach üben...lernen, zu fühlen...
Noch etwas. Du schreibst, er hat keine Freunde richtig? Das und Dein Verhalten lässt mich annehmen, dass ihr eine symbiotische Beziehung habt? Auch Du wirst wahrscheinlich die meiste Zeit mit ihm verbringen? Das kann gefährlich werden...Wahrscheinlich sucht ihr beide sehr viel Sicherheit und zieht das Interesse an der Welt ab und reduziert es auf einander? Das vergrößert natürlich nur die Abhängigkeit denn alle Liebe, alles Lebendige ist nur noch durch den Partner erlebbar und so ist man angewiesen aufeinander.
Es kann eine wunderbare Erfahrung sein, sich anderen Menschen zu öffnen, auch dem anderen Geschlecht :wink: und trotzdem zu spüren, warum der Partner einem einzigartig ist.
Wie sieht denn Dein Leben so aus? Hast Du etwas, für das Du ganz Feuer und Flamme bist? Macht Dein Leben Dir Freude? Bist Du auf Deiner Spur? Jeder Mensch hat eine Spur und je mehr Du dieser Spur folgst, desto erfüllter bist Du. Begibst Du Dich aber einzig auf seine Spur, dann bist Du natürlich ab vom Weg oder auch Schuss :D Da liegt die Lösung, nicht in ihm.
Und wie sieht denn euer S.leben aus? :wink:
Unerfüllte S.ualität kann auch dazu führen, dass man wie besessen beginnt zu kontrollieren. Irgend etwas fehlt einem (manchmal gesteht man es sich nicht einmal ein) und dann vermutet man natürlich, dass es anderweitig ausgelebt wird...Ich glaube, eine sehr erfüllende S.ualität kann da Abhilfe schaffen :D
Wenn Du also eine Fantasie hast, was er so tun könnte, was er so für Triebe hat, dann schau einfach mal, was Du selbst für Treibe hast und ob Du nicht Lust hättest, diese mit ihm auszuleben 8)
So, das war mein Senf dazu. Du siehst, ich schreibe aus Erfahrung :wink: Heute würde ich nie wieder einen Partner kontrollieren selbst wenn er sich mal umschaut.Vielleicht ist etwas für Dich dabei. Brauchst mir nicht zu antworten, es sind eher Fragen, die Du Dir selbst stellen kannst... Wenn Du so gar nicht voran kommst, such Dir eine Therapie zur Unterstützung.
wünsche Dir unkontrollierte, entfesselte Tage :wink: :trost: