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Der etwas andere Abschiedsbrief

K
Bei mir geht es weniger um die Ex-Freundin, sondern um ne gute Freundin/Ex-Mitbewohnerin.
Ich habe zum Ende hin ihren Versuch mehr oder weniger ausgeschlagen, dass Verhältnis wieder auf auf ein normales Level zu bringen, einfach weil ich es nicht konnte. und live kann ich es immer noch nicht. daher dachte ich an den folgenden Brief, der jetzt etwas länger geworden ist als geplant.
vielleicht hat ja trotzdem jemand Lust das zu lesen und mir feedback zu geben

Hallo x.,

ich hoffe du bist unproblematisch durch das ganze Corona-Chaos (mitsamt Mitbewohner-Casting unter herausfordernden Bedingungen) gekommen und es geht dir gut!
Ursprünglich wollte ich anders als mit diesem Brief reagieren, wenn der Auszug einmal tatsächlich vorbei wäre. Bedauerlicherweise war es spätestens nach meiner letzten Eskapade, gefolgt von deiner Sperre meines WhatsApp Kontakts klar, dass es nicht nur schon wieder anstrengend mit mir war, sondern ich dir das WG-Leben zunehmend zur Hölle gemacht habe... Ich war offensichtlich in der WG Umgebung nicht in der Lage auf Dauer mit der Situation umzugehen, damit du dich wirklich wohlfühlen kannst. Dass ich dich ein zweites Mal dazu gedrängt habe über einen Auszug nachzudenken, dich auch noch zum Weinen gebracht habe,

das kann ich nicht mehr wiedergutmachen gerade weil es, abgesehen von meinem Kopf-nicht-aus-bekommen, sonst echt harmonisch bei uns lief, bin ich sauer auf mich selbst!

Andererseits weißt du, wie ich dich gesehen habe. Darauf noch einmal einzugehen wirkt mittlerweile leider vollends deplatziert, also verkneif ich mir das an dieser Stelle.
Allerdings vor diesem Hintergrund immer wieder vorzugeben, ich könnte meine Zuneigung mit der Zeit vergessen oder ignorieren um bloß miteinander zu wohnen, war ehrlicherweise schon im letzten Jahr eine Lüge, die ich mir nur selbst eingeredet habe, obwohl ich es besser hätte wissen müssen. Ich war zu egoistisch (und noch manches andere) um rechtzeitig Konsequenzen zu ziehen, weil es sich mit dir angenehmer und spaßiger lebte, trotz aller Risiken einfach besser als ohne dich
(sofern ich die letzten Wochen ausklammere, aber das habe ich mir mit meiner mangelnden Konsequenz Ende 2019 auszuziehen auch selbst eingebrockt)

Ich war die ganze Zeit hin- und hergerissen... du immer nur 1 Zimmertür entfernt. Für mich eher ein ausdauernder WG-Wohnen-DatingMix. Ich wusste, dass der Zeitpunkt für dich falsch war, hatte aber trotzdem immer wieder den Hintergedanken, dass es -abgesehen von den nicht idealen Umständen- einfach zu gut passen würde zwischen uns. Allerdings war ich für die gleichzeitige Mischung aus Nähe in der WG und zwangsweiser Distanz einfach zu unentspannt und führte mich gelegentlich auf wie ein riesen Idiot. Aber das Letzte, was ich wollte, war dir weh zu tun, dich einzuengen oder unter Druck zu setzen.
Das habe ich ordentlich vermasselt.
Wenn ich dich beim Quatschen an der Kasse im Baumarkt kennen gelernt hätte, wäre das wohl leichter für mich gewesen haha.

Jetzt helfen jedoch viele Worte von mir auch nicht mehr. Trotzdem will ich noch einmal sagen, wie Leid es mir tut, dass ich dir nicht nur die Nerven geraubt, sondern dir wirklich Kummer bereitet habe, obwohl du lange Zeit schon mehr als genug Probleme auch ohne mich hattest.
Dass es wegen mir, besonders zum Ende hin, in der WG noch einmal extra kompliziert und unangenehm für alle Beteiligten wurde. Auch bei mir war zum Ende hin einfach der Akku total leer und um ehrlich zu sein: so wie die letzten Wochen in der WG liefen und du dann plötzlich 1 Woche vor meinem Auszug von einem Tag auf den anderen wieder aufgetreten bist, als wäre nichts gewesen... nach deinem (absolut nachvollziehbaren) ich hasse dich gerade zu sehr um noch mit dir zu reden, hat mich 2 Wochen später ich will wegen dir ausziehen total umgehauen, um direkt am Tag darauf noch deine -mehr oder weniger- neue Entwicklung in deinem Privatleben präsentiert zu bekommen

Keine Ahnung, was du erwartet hast; wie ich nach diesem wochen-/monatelangen Drama inklusive eisigem Schweigen darauf reagiere oder reagieren sollte, wenn du plötzlich wieder freudestrahlend mit mir umgehen willst... ich bin da nun mal so, wie ich eben bin. vielleicht nicht ganz einfach. Andererseits auch ganz simpel: wenn ich happy bin, zeige ich das auch. Und wenn ich wirklich überhaupt nicht gut drauf bin, kann ich es auch nur sehr schlecht überspielen. Das kommt zum Glück fast nie vor, aber hier kam einfach viel zusammen. Und als du mir in dieser Situation wieder so strahlend begegnet bist, machte es das für mich alles, aber bestimmt nicht einfacher.
Bitte fasse das nicht als Anschuldigung auf. Ich will oder wollte ja nicht, dass du dein Leben einschränkst - oder deine Ausstrahlung Stimmung verstecken musst - normalerweise konnte ich davon ja nie genug bekommen. Aber so wie wir beide Unterschiedliches vom jeweils anderen wollten, passte aus diesem Grund unsere jeweilige Stimmung manchmal schlicht nicht zusammen, gerade wenn man nebeneinander wohnt. Die Enttäuschung für uns beide daher immer wieder vorprogrammiert. Und eins ist klar: so sehr ich gewollt hätte, dich zumindest befreundet in meinem Leben zu behalten, zu wissen was in deinem Leben passiert, so offenkundig ist, dass mich dieser friendzone Zustand gelegentlich ziemlich mitgenommen hat - und als du in den letzten Wochen ganz offen für klare Verhältnisse gesorgt hast, mich das total fertig machte. Ich war halt noch nie der Typ, der das locker übergeht - entweder ganz oder gar nicht, wenn ich wirklich interessiert bin. Dafür kannst du aber nichts! Wir waren halt nur Mitbewohner. Du hast dein Leben, ich meins. So war es vorher, und so ist es danach wieder. So schade ich diesen Gedanken auch immer fand, seit ich dich kennen gelernt habe. Allerdings kann ich mir nach all dem Hin und Her auch nicht vorstellen, dass du den Kontakt gerne gehalten hättest...
Trotzdem wollte ich dir meine Gedanken schreiben. Ich habe kurz vor meinem Auszug sehr abweisend reagiert, als du wieder versucht hast zurück zu einem normalen Umgang zu kommen. Vielleicht warst du auch einfach nur spontan wieder in der Stimmung mit mir zu reden, keine Ahnung. Aber du konntest dir sicherlich denken, warum ich das nicht konnte. Dennoch will ich nicht, dass dies das Letzte ist, was am Ende stehen bleibt.

Abgesehen von all den aufgetretenen Wirrungen, bin ich jedoch froh, dass du dir den Aufwand ersparen konntest wegen mir umziehen zu müssen - und stattdessen im gewohnten Umfeld neu startest! Alles andere hätte sich falsch angefühlt.
Ich hoffe, du siehst die WG-Zeit nicht ausschließlich als komplette Vollkatastrophe, ich werde sie jedenfalls zu großen Teilen vermissen - schon allein, weil du nicht mehr spontan mit verschlafenem Blick in meiner Tür stehen wirst. Auch wenn es nicht lang dauerte und wiederholt voller Auf und Abs... und zumindest für mich wohl die ungewöhnlichste WG bleiben wird - jedenfalls bin ich bisher noch nie auf die Idee gekommen einer (EX) Mitbewohnerin solch einen Brief zu schreiben haha

Ich wünsche dir von ganzem Herzen nur das Beste für die neue WG, deine family und für Alles, was du dir im Studium oder -falls die eine Klausur doch nicht so läuft wie geplant- bei der Ausbildung vornimmst. Dass es für dich einfacher läuft als bisher.
Aber du rockst das ja sowieso, egal was auf dich zukommt
und natürlich weiterhin jemanden, der dich glücklich macht und dich zu schätzen weiß, so wie du bist!

Außerdem hoffe ich, du liest aus diesen Zeilen nicht heraus, dass ich dir an irgendeiner Stelle einen Vorwurf gemacht hätte. Denn das will ich keinesfalls. Die Situation gestaltete sich für dich nicht leicht; du wolltest das Beste daraus machen - hast mir gesagt, woran ich bei dir bin. Kurz: Du warst einfach du selbst - genau deswegen mochte ich dich so, genau deswegen fiel es mir so brutal schwer in dir nur eine befreundete Mitbewohnerin zu sehen - auch wenn ich mich viel zu sehr in alles hinein gesteigert habe während du meist einfach nur einen entspannten Abend ausklingen lassen wolltest...

aber sehen wir auch Mal das Positive daran: du hast jetzt einen genialen Balkon direkt an deinem Zimmer und meine neue Wohnung war auch nicht die schlechteste Wahl

Sorry für den ganzen Stress wegen mir


Fühl dich gedrückt bleib der tolle, positive Mensch, der du bist!

05.04.2020 23:29 • #1


K
Ich finde den Brief ganz toll, ich weiß nicht was alles vorgefallen ist, aber es liest sich sehr ehrlich und liebevoll.

Es hört sich ganz danach an, dass du einfach noch diese Dinge, die du im Brief beschreibst, klar stellen möchtest.
Ich lese hier keine Vorwürfe raus, kenne allerdings auch nicht die Person, die den Brief bekommen sollte.
Wenn du den Brief als Abschluss brauchst, dann sollte die Person den Brief erhalten. Ungewiss wie sie reagiert.

05.04.2020 23:39 • x 1 #2


K
Zitat von Kopfchaosmensch:
Ich finde den Brief ganz toll, ich weiß nicht was alles vorgefallen ist, aber es liest sich sehr ehrlich und liebevoll.

Es hört sich ganz danach an, dass du einfach noch diese Dinge, die du im Brief beschreibst, klar stellen möchtest.
Ich lese hier keine Vorwürfe raus, kenne allerdings auch nicht die Person, die den Brief bekommen sollte.
Wenn du den Brief als Abschluss brauchst, dann sollte die Person den Brief erhalten. Ungewiss wie sie reagiert.

danke dir!

eine großartige Antwort erwarte ich mir nicht unmittelbar. Auch nach dem ich sehr reserviert aufgetreten bin, hat sie sich daran auch angepasst, würde ich sagen..
um ehrlich zu sein, ich brauche da auch noch etwas Zeit - würde aber perspektivisch irgendwann gerne wieder den Kontakt herstellen, der nicht unter dieser WG Nähe leidet... natürlich nur falls sie das irgendwann auch will, aber vielleicht denke ich in einem halben Jahr auch anders darüber. wer weiß.

aber ein paar Sachen sagen, würde ich schon gern - schon weil ich nicht weiß, wie sie mein Abblocken auffasst, will ich da -vorerst- möglichst ausgeglichen einen Schlussstrich ziehen.

05.04.2020 23:48 • #3




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