Als einstige betrogene Ehefrau und gleichzeitige Betrugsgehilfin eines betrügenden Ehemannes kenne ich beide Perspektiven gut genug, um mich mit keiner davon pauschal zu solidarisieren oder die andere pauschal zu verdammen.
Zudem steckt niemand in den beteiligten Personen drin und kennt deren Einzelschicksale und individuelle Empfindungen wirklich hundertprozentig.
Und: Wir sind Menschen und keine Beziehungsautomaten, denen man vorschreiben kann, was sie wann wo wie warum gegenüber wem zu empfinden haben.
Brechen wir also mal diesen Thread auf die Fakten (die n@ckten, beknackten ) herunter, dann haben wir eine Frau, die nach langer, glücklicher Ehe verwitwet ist und durch eine neue Liebe wieder ins Leben zurückgefunden hat. Jedoch liegt jetzt, vier Jahre später, auch diese Liebe in Trümmern, verdammte Scheixxe.
Das Blöde an der Sache sind die Begleitumstände. Einen Partner durch dessen Tod zu verlieren ist was anderes als eine Trennung, bei der man weiß, dass es den verlorenen Partner noch gibt und man einander auch hinterher immer noch vor die Pupille geraten kann - noch dazu in 'ner Kleinstadt wie dem Wohnort der TE. Dieser liegt von meinem Wohnort nur etwa 70 km entfernt und ist etwa ebenso groß. Das Lebensgefühl dürfte dort also ganz ähnlich sein wie hier.
Auch deshalb kann ich dir, liebe @HeikeSylvia, nur raten, jetzt die Zähne zusammenzubeißen und dich nicht zu irgendwelchem Rachescheixx hinreißen zu lassen. In Provinzstädtchen wie den unseren bleibt letztlich nichts geheim, und es gibt immer wieder irgendwelche Leute, die es für richtig halten, über andere die Zunge zu wetzen und aus Splittern in anderer Leute Augen die Bretter zu machen, die sie sich vor ihre eigenen Köpfe hängen. Anstatt sich einfach um ihren eigenen Kram und ihre eigenen Türen und Betten zu kümmern.
Du bist die Affäre mit deinem Handwerker bestimmt nicht eingegangen, um seiner Frau eins auszuwischen, richtig? Sondern weil du dich
in ihn verliebt hast. Naiv? Vielleicht. Aber so was kommt in den besten Familien vor und ist nur allzu menschlich. Niemand kann ernsthaft von einer Witwe in ihren 50ern verlangen, ab jetzt nur noch die Stiefmütterchen auf des verblichenen Mannes Grab zu gießen und ansonsten stur die Knie zusammenzukneifen.
Kritischer sehe ich deinen Handwerker. Für den warst du mMn 'ne willkommene Gelegenheit zum Rohrverlegen, ohne Angst, dafür von einem gehörnten Ehemann was aufs Dach zu kriegen. Was er getan hat, konnte er nach außen als freundschaftlichen Trost für eine trauernde Witwe rechtfertigen, edel, hilfreich und gut.
Seine Ehefrau, die Apothekerin, hat mit alledem nichts zu tun, denn es geschah ja wohl hinter ihrem Rücken. Es weiß auch niemand, wie sie derweil gelebt hat und ob sie die Abwesenheit ihres Ehemannes nicht vielleicht ähnlich kreativ genutzt hat wie er selbst. - Was aber, liebe TE, wiederum nicht dein hopfenhaltiges Kaltgetränk ist.
Wenn jemand der Ehefrau tatsächlich was von eurer Affäre gesteckt hat, dann lässt die Phantasie jede Menge Möglichkeiten und Spekulationen über die Person und die Denkart des Verfassers jener Briefe zu. Auf jeden Fall hat jener Verfasser die Ehefrau deines Handwerkers getroffen und verletzt. Genau die Ehefrau, die du und dein Handwerker sicher nicht verletzen wolltet - denn sie war euch ganz einfach egal.
Wenn euch - konkret: dir - die Ehefrau des Handwerkers während der vier Jahre Affäre zu egal war, um sie bewusst verletzen zu wollen: Warum willst du es dann jetzt tun? Warum willst du ihr jetzt euren liebevollen WhatsApp-Chat unter die Nase halten, wo es nichts mehr bringt, weil eure Affäre aufgeflogen und am Ende ist?
Übrigens kenne ich sowohl als Geliebte als auch als Ehefrau auch die Sicht der jeweiligen anderen Frau auf mich. Und ich kann dir versichern: Keine von ihnen sah mich so, wie ich bin. Denn sie alle sahen mich nur so, wie sie mich sehen wollten. Keine von ihnen hat mich wirklich kleingekriegt.
Und deshalb bin ich sicher, dass auch deine Rache mit den WhatsApp-Chats ins Leere geht und nur eine Person schädigt: dich selbst.
Denn vergiss nicht: Du lebst wie ich in 'ner provinziellen Kleinstadt ...